Rund um das Jahr 2002 lachte man über „Bushs Pudel“ Tony Blair.
Britische
Labor-Wähler rieben sich die Augen, ob der Kriegsbegeisterung ihres Premiers.
Wie konnte der sich nur so derartig von der intellektuellen Witzfigur George W.
Bush einwickeln lassen?
Wie konnte Blair, die Ikone des „New Labors“, der fast im Alleingang die Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament bestückte, sich so extrem gegen Deutschland, Frankreich, Belgien und Russland - und auch gegen seine eigene Bevölkerung stellen, nur weil Washington das wollte? Wie konnte er sich nur so von seiner aus der USA-Exklusivpartnerschaft gespeisten Eitelkeit leiten lassen?
Wie konnte Blair, die Ikone des „New Labors“, der fast im Alleingang die Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament bestückte, sich so extrem gegen Deutschland, Frankreich, Belgien und Russland - und auch gegen seine eigene Bevölkerung stellen, nur weil Washington das wollte? Wie konnte er sich nur so von seiner aus der USA-Exklusivpartnerschaft gespeisten Eitelkeit leiten lassen?
Ich
halte das für eine falsche Deutung.
Anthony
„Tony“ Charles Lynton Blair ist in Wahrheit viel intelligenter als Bush und
hatte im Jahr 2001 auch schon vier Jahre mehr Erfahrung als Regierungschef als
das Greenhorn GWB.
Blair
war schon vor seiner politischen Karriere regelmäßig in Frankreich, wo er in
intellektuellen Kreisen verkehrte und in geschliffenem Französisch über
komplexe Kulturelle Themen diskutierte.
Ganz
anders als Bush, der offensichtlich gar keine intellektuelle Ader und keine
kulturellen Interessen hat, ist Blairs Horizont recht weit.
Unterschätzt
wird auch Blairs Religiosität, die bei ihm echte messianische Ausmaße erreicht.
Er ist ein glühender Katholik, der sich schon heimlich im Jahr 2003 von Papst
Johannes Paul II segnen ließ, obwohl er als britischer Regierungschef der
anglikanischen Kirche angehören mußte. Nach seinem Rücktritt 2007 konvertierte
er zum römisch-katholischen Glauben und offenbarte wie außerordentlich streng
katholisch er seine vier Kinder erzogen hatte.
GWB
hingegen ist als wiedergeborener Christ jemand, der Religion als Methode nutzte,
um seine nicht-präsidentielle Vergangenheit als Kokser und Säufer zu
vertuschen.
Der
Blair’sche Messiaskomplex wird auch in seiner innenpolitischen Tatkraft
deutlich. Während GWB gar keine politischen Interessen hatte, lediglich den
Lobbyisten nachgab und auch in seiner Partei keine Rolle spielte – schon gar
keine konzeptionelle – warf Blair schon mit seinem Amtsantritt als
Parteivorsitzender 1994 mit gerade mal 41 Jahren die Programmatik völlig um.
Noch
heftiger wirkte sich sein Tatendrang als Regierungschef (1997-2007) aus.
Gegen die Bush's poodle–Theorie spricht auch,
daß Blair gleich nach seiner Demission als Premierminister im Juni 2007 zum
Sondergesandten des Nahost-Quartetts ernannt wurde uns bis heute politisch rund
um den Irak involviert ist.
Der Mann
ist immer noch umtriebig, verdient viele Millionen als Bankberater und Autor,
während GWB seiner geistigen Faulheit entsprechend tumb auf seiner Ranch hockt
und fürchterliche Ölbilder malt.
Das
alles macht Blairs Politik nicht viel besser als die seines amerikanischen
Kollegen, aber er handelte sicher bewußter und aus eigenem Antrieb.
Heute
hört man erstaunliches von Blair.
Selbstkritik.
Sogar Entschuldigungen. Auch das wäre von
GWB niemals zu hören.
Aber der
Brite erkennt immerhin, daß der von ihm maßgeblich mit angezettelte und
durchkämpfte Irakkrieg katastrophale Folgen hatte.
[….]
Der ehemalige britische Premierminister
Tony Blair sieht eine Mitschuld der US-geführten Invasion im Irak an der
Entstehung der Terrormiliz Islamischer Staat. Es gebe "Elemente der
Wahrheit" in der Behauptung, dass der Irakkrieg den Aufstieg des IS
verursacht habe, sagte Blair dem Fernsehsender CNN. "Natürlich kann man
nicht sagen, dass diejenigen von uns, die Saddam (Hussein) 2003 entfernt haben,
keine Verantwortung für die Situation 2015 tragen", sagte er. Der
Arabische Frühling habe aber auch eine Rolle gespielt. […]
Kurioserweise
befand sich die glühendste Unterstützerin des Blair-Bush’schen Kriegskurses
2003 in der Berliner Opposition.
[….]
Den Irakkrieg der Amerikaner hat Angela Merkel verteidigt. „Man hatte einen
Punkt erreicht, an dem Krieg unvermeidbar geworden war“, sagte sie, „bei einem
Nichthandeln wäre der Schaden noch größer gewesen.“ Außerdem veröffentlichte
sie unter der Überschrift „Schröder spricht nicht für alle Deutschen“ einen
Gastbeitrag in der „Washington Post“, in dem sie das kategorische Nein der
rot-grünen Bundesregierung hart kritisierte. Diese Haltung war falsch. Das
dürfte heute unstrittig sein, obwohl die Union das nie wirklich aufgearbeitet
hat. [….]
(Malte Lehming 23.08.2015)
(Malte Lehming 23.08.2015)
Jene
Merkel ist heute bekanntlich deutsche Regierungschefin und löffelt die Suppe
mit aus, die der von ihr damals bewunderte GWB eingebrockt hatte.
Vermutlich
über eine Million Flüchtlinge aus dem IS-Gebiet und Afghanistan (und anderen
Ländern) kommen 2015 nach Deutschland – dem Land, das 2003 am heftigsten der
Politik, die das Chaos überhaupt verursacht hat, widersprach.
Um
Missverständnissen vorzubeugen: Ich glaube immer noch, daß sich die neuen Zuwanderer als Segen für Deutschland
erweisen werden.
Herr
Cameron, konservativer Kollege Merkels in London, spielt eine extrem
schändliche Rolle in dieser Angelegenheit.
Kein
Wort zur Verantwortung gerade seines Landes für die Zustände im Irak hört man
von ihm.
Er zieht
die Zugbrücken zu seiner Insel hoch und liefert Grenzschutzanlagen nach Calais,
damit die Franzosen bloß keinen einzige Asylbewerber durch den Tunnel nach
England lassen.
Erbärmlich.
Erst auf
massiven Druck der EU gab Cameron nach und willigte ein 4.000 Syrische
Bürgerkriegsflüchtlinge im Jahr nach England zu lassen.
Zum
Vergleich: Allein die Stadt Hamburg nimmt dieses Jahr 40.000 Flüchtlinge auf.
Noch
schlimmer verhält sich allerdings Obama, der im riesigen Amerika (320 Millionen
Menschen; 30-fache Fläche Deutschlands), das die Hauptverantwortung für das
Nahost-Chaos trägt, auf Tauchstation geht.
[….]
Ein Land versteckt sich bislang, ist aber
ebenso gefragt wie Deutschland, wie Großbritannien oder Frankreich: die USA.
Wenn die Zahlen stimmen, die in diesen Tagen der englische "Guardian"
veröffentlichte, dann haben die Vereinigten Staaten seit 2011 lediglich 1500
syrische Flüchtlinge aufgenommen. 1500! Das ist ein Witz für ein klassisches
Einwanderungsland. [….]
Noch
mehr Verantwortung als Obama, der gegen den Irakkrieg gestimmt hatte, tragen
zweifellos die Kriegslüsternen Republikaner.
Was
haben die zum Thema beizutragen?
[….]
Das Einwanderungsland USA will nur wenige
Tausend Syrer aufnehmen. Aber den Republikanern, allen voran Donald Trump, ist
selbst das zu viel.
[….]
Seit Präsident Obama auf Druck der unter
einer beispiellosen Flüchtlingswelle leidenden Europäischen Union angekündigt
hat, im nächsten Jahr die überschaubare Menge von 10.000 Menschen aus dem
Bürgerkriegsland aufzunehmen, regt sich Widerstand, dessen Tonlage den
radikalen Populismus der Pegida-Bewegung in Deutschland teilweise noch
übertrifft. "Ich kann keine Politik unterstützen, die eine
dschihadistische Pipeline in die USA legt", sagt der Kongressabgeordnete
Michael McCaul.
Was der texanische
Vorsitzende des Ausschusses für Heimatschutz verklausuliert umschreibt, hat der
in Meinungsumfragen führende republikanische Kandidat für die
Präsidentschaftswahl 2016, Donald Trump, in krassere Worte gefasst. Aus seiner
Sicht ist es "unverantwortlich, Tausende junge, starke Männer aus Syrien
einreisen zu lassen." Trumps Begründung ist: Es könnte sich um Terroristen
des Netzwerks "Islamischer Staat" handeln. Trump: "Das ist
vielleicht das größte Trojanische Pferd aller Zeiten." Im Fall seiner Wahl
will der Bauunternehmer rigoros durchgreifen: "Ich schicke sie
zurück."
[….]
Mit Senator Ted Cruz, Gouverneur Bobby
Jindal, dem früheren Gehirnchirurgen Ben Carson und Gouverneur Chris Christie
haben sich weitere Möchtegern-Präsidentschaftskandidaten offensiv gegen die
humanitäre Aufnahme von syrischen Flüchtlingen gestellt. Christie: "Die
Leute können wirklich gefährlich sein."
[….]
Bevor grünes Licht gegeben wird, schauen
weitere Sicherheitsbehörden intensiv auf den Fall und gleichen alle
Informationen mit Antiterrordatenbanken ab. Die Prozedur dauert heute bei
Flüchtlingen aus Syrien 18 bis 24 Monate. Erst danach winkt die Einreise in die
USA. "Wer als Terrorist zu uns kommen will, ist schlecht beraten, es über
den offiziellen Weg als Flüchtling zu versuchen", sagen Mitarbeiter der
Grenzkontrollbehörde hinter vorgehaltener Hand. Derzeit stecken über 10.000
Syrer aus früheren Jahren in der Warteschleife.
[….]
Während die Türkei über zwei Millionen
und Deutschland Hunderttausende Menschen aus Syrien aufgenommen hat, ließen die
Vereinigten Staaten seit dem Kriegsbeginn in Syrien im Jahr 2011 insgesamt nur
1900 Menschen einreisen, die dem Assad-Regime den Rücken gekehrt haben.
Obama,
der Friedensnobelpreisträger….