Donnerstag, 31. August 2017

Bayern-Chuzpe



Hat KT zu Guttenberg eigentlich irgendetwas geleistet für Deutschland?
Akademisch ist er ein Totalausfall; vor seiner bundespolitischen Kurzkarriere war er beruflich nur eine kurze Zeit pro forma mit der Verwaltung von Papis 600 Mio-Euro-Vermögen beschäftigt.
Als Wirtschaftsminister blieb er ein unbeschriebenes Blatt.
Es sind keine Weichenstellungen aus seiner Zeit in Erinnerung.
Die einzige Großtat, die ihm einen beispiellosen Popularitäts-Boost bei den Demoskopen bescherte war seine freche Anti-Merkel-Attacke, als er verkündete mit ihm werde es keine Staatshilfen für OPEL geben; sonst träte er zurück.

Wow, das fanden seine Fans mutig. Als dann doch die Staatshilfen kamen, klebte er natürlich weiter an seinem Amt. Wenn unangenehme Fragen auftauchten, setzte er sich ab.

Dafür hat der CSU-Star aber auch eine beeindruckende Taktik gefunden:
Er schwänzt!
Stehen unangenehme Sitzungen an, bei denen es um konkrete Planungen geht, ist Guttenberg immer zufällig gerade unpässlich.

Dazu berichtete Thorsten Denkler gestern:

Er wäre ja gekommen, gerne sogar, halt nur nicht so lang und doch auch recht früh. Um acht Uhr an diesem Dienstagmorgen hätte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ein halbes Stündchen erübrigen können, um den Parlamentariern im Wirtschaftsausschuss des Bundestages drängende Fragen zu Opel, Magna und GM zu beantworten. Das war vor allem der Opposition zu wenig, die die Sondersitzung des Ausschusses beantragt hatte. Es geht um 4,5 Milliarden Euro, die der Bund für die Rettung Opels bereitstellt. Und es geht um Tausende Arbeitsplätze.
Nach jüngsten Medienberichten sollen europaweit 11.000 Stellen wegfallen. Betroffen werden vor allem die Standorte Bochum und Rüsselheim sein. Statt Fragen zu beantworten, besucht Minister Guttenberg lieber eine Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer in Heilbronn. Guttenberg "kneift", moniert der Grünen-Politiker Alexander Bonde kurz vor Beginn der Sitzung. Das sei "nah an der Missachtung des Parlamentes".

Bei der elenden Opel-causa, die Milliardeninvestitionen verursacht und Myriaden Arbeitsplätze betrifft, gibt es einfach zu viele offene Fragen.
Da taucht der Minister lieber ab. Schwänzen hat Methode bei dem Kabinettstar:

Aber Wirtschaftsminister Guttenberg hat in jüngster Zeit schon ganz andere sitzengelassen. Am Montagmorgen fehlt er, als die CSU-Spitze ihr 100-Tage-Sofortprogramm für die Zeit nach der Bundestagswahl vorstellt. Ein dringender Arzttermin sei dazwischengekommen, hieß es. Dabei machte der Wirtschaftsminister am Vorabend in der ARD-Talksendung "Anne Will" noch einen recht fitten Eindruck. Später, nach der Show, soll er noch genüsslich am Wein genippt haben, meldet die Financial Times Deutschland. Und am Montagnachmittag sei er schon wieder Bier trinkend in einem Festzelt gesichtet worden.

Es folgte das Verteidigungsministerium, welches er mit seiner völlig planlosen
Abschaffung der Wehrpflicht in ein solches Chaos stürzte, daß es bis heute nicht funktioniert.

Zum Gegelten No. 1 fiel mir dieser Tage ein, daß er in der Zeit seines steilen politischen Aufstiegs kaum zu einem Sachthema Stellung bezog.
Er hielt es wie die wachsweiche Kanzlerin: Wolkig daherreden und bloß niemals konkret werden.

Ich behaupte aber auch: Der Mann, der seinen Lebenslauf frisiert hat war ein sehr schlechter Minister, weil er inhaltlich versagt hat. Er hat stets jede Positionierung vermieden und in den seltenen Fällen, in denen er seine Meinung Kund tat, wurde sie anschließend ins Gegenteil verkehrt.

Beispiele:

„Opel soll in die Insolvenz, sonst trete ich zurück.“
Opel ging nicht in Insolvenz, Guttenberg blieb. Als mit Quelle ein zweiter Fall Opel anstand, knickte Guttenberg wieder ein und sorgte dafür, daß Quelle staatliche Unterstützung bekam. Der Unterschied zu Opel: Quelle sitzt in Bayern.

„Kurt Becks Idee mit den Taliban zu verhandeln, zeigt wie wenig Ahnung er von internationaler Politik hat“
Zwei Jahre später läßt sich Guttenberg für die Idee feiern auch mit Taliban verhandeln zu wollen.

„Mit mir wird es keine Aufhebung der Wehrpflicht geben!“
Ein Jahr später schafft Guttenberg die Wehrpflicht ab.

„Der Luftangriff auf den Tanklastzug in Kundus war angemessen.“
Drei Wochen später war er plötzlich nicht angemessen.

„Kapitän Schatz darf nicht vorverurteilt werden.“
Zwölf Stunden später schasst Guttenberg ihn - ohne ihn persönlich angehört zu haben. Basis sind Gerüchte, die ihm die BILD zugeflüstert hat.

Pikantes Detail: Der BILD-„Chef vom Dienst“ heißt Karl Ludwig Johann Nepomuk Gotthelf Hubertus Maximilian von und zu Guttenberg und ist ein Onkel des Verteidigungsministers.

Guttenberg ist ein Gigant in der Disziplin „Realitätsverleugnung“, aber er ist ganz schwach in Jura.
Sein Examen war so schlecht, daß es einer Sondergenehmigung eines "CSU-nahen Professors" bedurfte, um überhaupt promovieren zu können. Das zweite Staatsexamen legte er gar nicht ab.
Was ihm noch für gerichtlicher Ärger ins Haus steht, konnte er selbst also nicht ahnen.

Im diametralen Gegensatz dazu ist Gerd Schröder tatsächlich ein guter Jurist, der seine akademischen Leistungen allein erbrachte und zum Examen zugelassen wurde, ohne daß Papi Großspenden an die Uni überweisen mußte.

Er war acht Jahre Ministerpräsident eines großen Bundeslandes, sieben Jahre Bundeskanzler und tauchte niemals ab, wenn es Gegenwind gab; im Gegenteil; er zog sogar Reformen durch, von denen er wußte, daß er dafür abgewählt wird.

Unbestreitbar hat Schröder viel erreicht; von der Zwangsarbeiterentschädigung über die ökologische Steuerreform, von der Homoehe bis zu seinem internationalen Glanzstück, der Formung einer breiten Koalition gegen den GB-IT-USA-Kriegskurs.
Nach sieben Jahren Schröderkanzlerschaft waren die außenpolitischen Beziehungen zu wichtigen Nachbarn so exzellent, daß Chirac Deutschland auf internationalen Konferenzen vertrat und Schröder einmal für Frankreich stimmte. Die ausgezeichneten Beziehungen zu Moskau waren ein Segen und führten zu Stabilität und Sicherheit.

Nach Guttenbergs Non-Performance ging er zum Abkassieren bei rechten Thinktanks in die USA, lebt bis heute im rassistischen Trump-Amerika.
Qualifikationen hat er nicht, aber er macht gnadenlos seinen Status als deutsches Ex-Regierungsmitglied zu Geld.
Was er bei den kriegstreiberischen Amis eigentlich tut, weiß niemand so genau.
Und das in einem Alter, in dem er sich vorbehält bald wieder Deutschland zu regieren.

Schröder ist hingegen schon 12 Jahre aus der Politik ausgeschieden, wird mit Sicherheit nicht noch mal Kanzler werden und nimmt sich heraus mit seinen 73 Jahren doch bitte selbst bestimmen zu dürfen wo er arbeitet.

Statt daß man stolz auf den Ex-Kanzler ist, der offenbar so geschickt und versiert arbeitet, daß er weltweit gefragt ist, kritisiert man ihn.
Sozis dürfen kein Geld verdienen.

[….] „Ich kann die Aufregung nicht verstehen“, sagt Ex-Bahn-Chef Mehdorn, der Aufsichtsrat bei der russischen Staatsbahn ist, dem „Spiegel“. „Deutschland sollte stolz sein, dass ein ehemaliger Bundeskanzler in Russland für seine Expertise so gefragt ist.“
Mehdorn erklärt Schröders Moskau-Nähe auch mit dem Image des Altkanzlers in Deutschland: „Würde man Schröder hierzulande mehr wertschätzen, würde er seine Kompetenz sicher gern auch in Deutschland noch mehr zur Verfügung stellen.“ [….]
(dts Nachrichtenagentur, 26.08.2017)

Der gegelte Freiherr, nun 45-jährig verkündete gestern theatralisch, man dürfe nun, nach sechs Jahren, nicht mehr über seine jahrelangen systematischen Betrügereien sprechen.

[….] "Ich habe alle Konsequenzen ertragen", sagte der 45-Jährige bei seinem ersten Wahlkampfauftritt für die CSU im oberfränkischen Kulmbach. "Aber ich darf auch nach so langer Zeit für mich sagen, jetzt ist auch mal irgendwann gut." […]

Wenn allerdings ein 73-Jähriger nach 12 Jahren aus dem Amt einen Job annimmt, zieht Googleberg über ihn her.
Mit einem „lustigen Spruch“, der  - nomen et omen – natürlich auch plagiiert war.

[….] Guttenberg nannte den Altkanzler "Gazprom-Gerd" und sagte: "Alte Liebe Rosneft nicht."
Das klang nach einem originellen Wortwitz - und kam manchem doch sehr bekannt vor. Am 17. August druckte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" auf ihrer Titelseite einen Artikel über das Dreiecksverhältnis von Schröder, der SPD und Russlands Präsident Wladimir Putin. Überschrift: "Alte Liebe rosneft nicht."
Unklar ist, ob Guttenberg selbst auf den Wortwitz kam, oder ob er die "FAZ"-Titelseite kannte. Sebastian Reuter, Redakteur vom Dienst bei Faz.net, schrieb dazu via Twitter: "Einmal Plagiator, immer Plagiator." [….]

Die CSU ist begeistert vom notorischen Betrüger-Baron und twitterte schon wieder Guttenberg-Bilder ins Supermann-Pose.

getwittert vom offiziellen CSU-Account am 30.08.2017