Dort entstanden die drei monotheistischen abrahamitischen Weltreligionen; also Ideologien, die fast sicher immer zu Krieg und Brutalität führen, weil alle Drei ein „wir sind besser als die“-Weltbild propagieren, welches die anderen zumindest herabwürdigt. Oft zur Missionierung und/oder Tötung der Anders/Nicht-Gläubigen aufruft.
Auf Ratzingerisch heißt das „Extra Ecclesiam Nulla Salus“; übersetzt: Nur wir machen alles richtig; ihr anderen seid scheiße.
Die Herabsetzung von Menschen, Sklaverei, entrechtete Frauen, Intoleranz gegenüber Homosexuellen, findet sich in alle drei abrahamitischen Zweigen gleichermaßen.
Bibel, Koran und Thora lassen sich keinesfalls mit humanistischen Werten in Einklang bringen. Den Juden muss man zu Gute halten, wenigstens nicht zu missionieren. Den Muslimen muss man zu Gute halten, wenigstens im Kalifat der Abbasiden und dem Emirat von Córdoba Jahrhundertelang religiöse Toleranz praktiziert zu haben und der Wissenschaft zur Blüte verholfen zu haben. Den Christen muss man zu Gute halten, im 21.Jahrhundert nicht mehr die mordenden Bestien des Mittelalters zu sein.
Aber alle Abrahamiten schleppen einen derartigen Rucksack von Vergangenheit und Ideologie mit sich herum, daß sie den Frieden im Heiligen Land unmöglich machen.
Radikale jüdische Siedler, religiöse Fanatiker im Netanyahu-Kabinett, Ajatollahs in der Iranischen Staatsführung, zeigen im Großen, was die mit der Betreuung der im Jahr 335 geweihten Grabeskirche in Jerusalem beauftragten Christen, jedes Jahr aufführen. Das größte Heiligtum des Christentums wird als Simultankirche von der Armenischen Apostolischen Kirche, der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche, dem Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Jerusalem, der Koptisch-Orthodoxen Kirche, der Römisch-katholischen Kirche und der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien betreut. Sechs christliche Kirchen, die an denselben Gott und dieselbe Bibel glauben und sich als „Religionen der Liebe“ gegenseitig so sehr hassen, daß sich deren Priester und Ordensleute auch im 21. Jahrhundert verprügeln.
In der Bethlehmer Geburtskirche Jesu läuft es nicht anders, auch hier liefern sich die Priester Schlägereien untereinander.
Das ist der Mindset des Heiligen Landes.
Daher gibt es im Nahen Osten zur Vorgeschichte immer eine Vorgeschichte und dazu eine Vorgeschichte.
[…..] Die Vorgeschichte: Am 1. April hatte es einen mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus gegeben. Dabei kamen die Brigadegeneräle Mohammad Reza Zahedi und Mohammad Hadi Hadschi sowie fünf weitere Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden ums Leben. Irans Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Chamenei sendete daraufhin Drohungen gen Israel. Der Angriff sei wie eine Attacke auf iranisches Territorium gewesen und müsse bestraft werden, sagte der Religionsführer. Der iranische Präsident Ebrahim Raisi rief ebenfalls nach Vergeltung. Und der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian betonte, es handle sich bei dem Angriff um einen Bruch aller internationalen Vereinbarungen. [….]
Wäre ein besonnener Atheist, wie Olaf Scholz jetzt iranischer Regierungschef, würde er die Situation analysieren, danach trachten zu deeskalieren und die Weichen so stellen, daß so gefährliche Situationen zukünftig nicht mehr eintreten, keine Menschenleben unnötig gefährdet werden.
Ein Ajatollah hingegen weiß sich grundsätzlich im Recht und will Allah gefallen. Menschenleben sind ihm weitgehend egal, da sie nur das zu vernachlässigende Diesseits betreffen.
Also wurden gestern Nacht 300 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert.
Der Angriff könnte das Ergebnis eines Machtkampfes gewesen sein, in dem sich die ideologisch getriebenen Geistlichen durchgesetzt haben. Strategisch scheint es irrational. Israel ist weniger isoliert. Ein Großteil der iranischen Bevölkerung stellt sich gegen das eigene Regime.
Erschreckend sind neben den militärischen Nachrichten und den Verlautbarungen offizieller Stellungnahmen aus der Region, insbesondere die Ahnungs- und Hilflosigkeit der internationalen Gemeinschaft.
Der fromme Katholik Armin Laschet, immerhin letzter Kanzlerkandidat der CDUCSU, mokiert sich darüber, daß der österreichische Bundeskanzler Nehammer schneller öffentlich den Angriff kommentierte, als der sich im Flugzeug nach China befindliche Bundeskanzler Scholz.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer hetzt ganz im Gaulandstil gegen die SPD-Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz, nachdem sie "Zu viel Kriege, zu viele Menschen gefährdet, Geiseln nicht befreit, Menschen in Hungerkatastrophe." ge-xt hatte. Hauer möchte die Sozialdemokratin wohl auch „nach Anatolien entsorgen“ und pöbelte, sie habe "einen in höchstem Maße schäbigen Tweet" verfasst; "Nehmen Sie Ihren Hut, Frau Özoğuz!"
Der Merkel-Mann und deutsche Botschafter in Israel Seibert kennt nicht den Unterschied zwischen dem Iran und dem iranischen Regime.
Bettina Stark-Watzinger, die Blitzbirne der Bundesregierung, erkannte nun urplötzlich das wahre Gesicht des Teheraner Regimes. Soll man lachen oder weinen über so viel Doofheit bei einer Hepatitisgelben?
Was für ein Jammer, denn es gibt genügend Kenner des Iranischen Regimes, die in deutscher Sprache als Wissenschaftler und Journalisten ununterbrochen aufklären. Natalie Amiri und Gilda Sahebi zum Beispiel.
Auf Elon Musks Faschistenplattform trendete gestern Abend der Hashtag #worldwariii, aber ganz so weit kam es – noch – nicht.
Auf der Positiv-Liste stehen:
· Biden und nicht der irre Trump ist Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte.
· Israel hatte, auch dank Biden, effektive Hilfe, die iranischen Geschosse vom Himmel zu holen: Briten, Franzosen, Jordanier und Amerikaner griffen ein, so daß nur ein israelisches Mädchen durch Schrapnelle verletzt wurde.
· Chamenei ist (zumindest noch nicht) auf Selbstmordkurs und schickte eine begrenzte Angriffswelle, von der er annehmen konnte, sie würde von Israel abgewehrt.
· Im Gegensatz zu den europäischen und insbesondere den total unfähigen deutschen Diensten, funktionieren wenigstens die US-Geheimdienste. Biden wußte, wie schon in den Tagen vor dem 24.02.2022, genau was kommen würde und warnte vor.
Die Iranische Regierung zeigt einen Weg auf, den Konflikt einzustellen:
[…..] Die iranische UN-Vertretung erklärte mit Blick auf den Angriff auf das Konsulargebäude, der iranische Militäreinsatz gegen Israel beruhe auf dem in Artikel 51 der UN-Charta festgeschriebenen Recht auf Selbstverteidigung. Damit könne der "Fall als abgeschlossen betrachtet werden". "Sollte das israelische Regime einen weiteren Fehler machen, wird die Reaktion Irans deutlich härter ausfallen", hieß es in der Erklärung weiter. […..]
Offensichtlich keine leere Drohung. Chamenei könnte nach vielen Jahren der Aufrüstung noch ganz anders. Ein riesiges Arsenal an Drohnen und Raketen – und Hunderttausende Mann unter Waffen.
Auf der Negativ-Liste stehen:
· Die Tatsache, daß Iran überhaupt so weit ging, Israel direkt anzugreifen.
· Bibi Netanyahu und seine Ultraradikalen, die bereits öffentlich Vergeltung ankündigten.
Wir wissen aus geleakten Gesprächen zu Obamas Regierungszeiten, daß selbst Israels engste Verbündete, wie Frankreich und die USA, Benjamin Netanyahu kein bißchen über den Weg trauen, weil er immer lügt und alle hintergeht. Auf die Fragen, wie denn wohl eine halbwegs friedliche Lösung in und um Israel aussehen könnte, sagen die Korrespondenten des Nahen Ostens fast unisono, daß Israels Nachbarstaaten zwar grundsätzlich bereit wären, sich wieder anzunähern und mäßigend auf Hisbollah, Hamas und den Iran einzuwirken. Aber das ginge nur nach Netanyahu. Der Mann ist die Inkarnation des Problems. Mit ihm kann es keine Lösung geben.
Immerhin sind sich darin Israels Gegner mit dem Israelischen Volk inzwischen einig. Nach dem Desaster des 07.10.2023 und insbesondere dem mangelnden Engagements der Jerusalemer Regierung bei der Geiselbefreiung, scheint die Wut auf den eigenen Regierungschef grenzenlos. Er würde Neuwahlen haushoch verlieren. Es wird allerdings im Krieg nicht gewählt und auch deswegen kommt ein endloser Krieg Bibi sehr gelegen; er will nicht in den Knast.
[…..] Viele Experten in den USA habe es überrascht, dass sich Irans Angriff direkt an Israel richtet, berichtet ARD-Korrespondentin Marion Schmickler. Darauf habe man sich offenbar nicht eingestellt.
Doch das große Problem seien nicht die Drohnen, denn man gehe davon aus, sie gut abfangen zu können. Die große Sorge sei: wie reagiert Israel? Wenn Israel den Iran direkt angreife, wäre das ein Szenario, welches Präsident Joe Biden immer verhindern wollte. [….]
Wir befinden uns bereits in einer Logik der Vergeltung und Rache, die mit dem Israelischen Schlag auf die iranische Botschaft in Damaskus und damit ein diplomatisch besonders geschütztes iranisches Hoheitsgebiet, losgetreten wurde.
Einer zutiefst inhumanen, aber abrahamitischen Denkweise, die kaum gut enden kann.
[….] Es war der gefährlichste Schlag gegen Iran, seit die USA unter Donald Trump im Januar 2020 den iranischen General Qasem Soleimani töten ließen. Der israelische Angriff auf ein Botschaftsgelände, das nach internationalem Verständnis ein besonders geschütztes Objekt ist, war provokant und kritikwürdig. Iran fühlte sich öffentlich gedemütigt. Israel musste damit rechnen, dass Iran massiv antworten würde. Und so kam es zum iranischen Gegenschlag der vergangenen Nacht. Er ist eine Zäsur: der erste direkte Angriff aus Iran auf Israel.
Dem Schlag war das Bemühen anzumerken, einerseits eindrucksvoll und groß zu erscheinen, als ernst zu nehmender Vergeltungsangriff, gleichzeitig aber eine totale Eskalation zu vermeiden. Es war eine Attacke mit Hunderten Drohnen und Raketen von iranischem Staatsgebiet aus. Dadurch war der Angriff aber Stunden im Voraus angekündigt, sodass Israel und die US-Verbündeten ihn fast vollständig abwehren konnten. [….] Dies ist aber noch immer ein hochgefährlicher Moment. Erstmals hat Iran Israel direkt angegriffen, der Schattenkrieg ist kein Schattenkrieg mehr. Die Logik der Vergeltung würde nun eigentlich einen erneuten massiven israelischen Gegenschlag erzwingen, direkt auf iranischem Staatsgebiet. Zu diesem Schlag darf es nicht kommen, wenn die Region nicht im Strudel eines großen Kriegs versinken soll. [….]
(Mathieu von Rohr, 14.04.2024)
Teheran hat deeskalierend eskaliert.
[….] Doch die Operation war in Wahrheit relativ klein und moderat. Teheran kündigte sie vorher an, indem sie in der ersten Phase Drohnen einsetzten, die relativ langsam fliegen. Wahrscheinlich taten sie das, um sicherzustellen, dass Israel Zeit hat, sich vorzubereiten und den Schaden für ihr Land und die Menschen zu begrenzen. Das ist die optimistische Interpretation. [….] Offensichtlich sollte der iranische Angriff Israel nicht so blutig treffen, dass es gezwungen wäre, Vergeltung zu üben. Die Entscheidung, wie das fortgesetzt wird, muss Netanyahu treffen. [….]
(Nahost-Experte Rouzbeh Parsi, 14.04.2024)
Nun heißt es all eyes on Bibi. Er entscheidet, ob ein Weltkrieg beginnt, oder nicht.
[….] Der Ball liegt aktuell bei Israel. Ein israelischer Angriff gegen hochrangige Personen oder gegen einen Stützpunkt mit Todesopfern wäre eine rote Linie. Wenn das in Iran geschieht, ist es eine Kriegserklärung. Wenn es in Syrien oder im Libanon geschieht, hat Teheran etwas mehr Spielraum, wie es reagieren kann. [….] Sowohl die USA als auch Iran wünschen eigentlich, die Situation einzufrieren und im Wesentlichen zu deeskalieren. Im Moment stellt sich die Frage, ob Netanyahu und die israelische Regierung in gleicher Weise reagieren werden wie Iran und wie sich die Krise dadurch weiter verschlimmern wird. Wie gesagt, der Ball liegt gerade in Israels Ecke. [….]
(Nahost-Experte Rouzbeh Parsi, 14.04.2024)
Das Problem in unserer Welt ist, daß überhaupt solche religiösen Arschlöcher wie Trump, Netanhahu, Chamenei, Putin, MBS oder Erdoğan die Bälle bekommen.
[….] Iran und Israel bekriegen sich seit mehr als vier Jahrzehnten.
[….] Jetzt ist es an Israel zu antworten. Theoretisch könnte Jerusalem die Schmach zwar hinnehmen: Der iranische Angriff war alles andere als ein Erfolg. [….] Aber wenn Jerusalem nicht reagiert, hätte der jüdische Staat sich als schwach erwiesen. Eine Atommacht mit der stärksten Armee in Nah- und Mittelost, trotz allem bis heute ziemlich bester Freund der USA und Europas: Israel kann sich vom Ayatollah und seinen Raketen nicht einschüchtern lassen. [….] Es geht jetzt nicht um militärische Erfolge im Sinne zerstörter Flughäfen, Militärbasen oder ziviler Infrastruktur. Nein, es geht zuallererst um das psychologische Kernelement jeder Abschreckung: Wenn der Gegner eine ihm bekannte Grenze überschreitet, ist die Antwort garantiert. Teheran hat in dieser Denke auf den Luftangriff auf seine Damaszener Botschaft reagiert, Jerusalem wird so auf den iranischen Raketenschwarm antworten. [….]