Mittwoch, 11. Juli 2012

Gewissheiten.




Es gibt Phänomene, über die in der öffentlichen Darstellung fast Konsens herrscht.

Volksbefragungen = GUT!

Geburtenrückgang = SCHLECHT!

Patriotismus und Fahnenschwenken = GUT!

Hohe Scheidungsrate = SCHLECHT!

Hitze und Sonnenschein = GUT!

Hohe Benzinpreise = SCHLECHT!

Fußball-WM = GUT!

Mitgliederschwund bei den Kirchen = SCHLECHT!

Gewaltige Exportüberschüsse = GUT!

Großstädte werden zu Single-Hochburgen = SCHLECHT!

Superbillge Flugtickets = GUT!

Man könnte die Liste fortführen. Viele Themen haben eine entweder rein positive oder rein negative Berichterstattung.
Entweder ist das ein Zeichen von miesem Journalismus oder ich bin ein Außenseiter in gewaltiger Potenz! Zu allen Punkten vertrete ich die diametral entgegengesetzte Meinung!

Das Hauptproblem des Planeten Erde ist meiner Ansicht nach die massive homo-sapiens-Infektion. 7,056 Milliarden Stück gibt es davon augenblicklich. Tendenz stark steigend. Mit am dichtesten besiedelt ist Deutschland. Daß dieses Land eines Tages nur noch die Hälfte der Einwohner haben könnte, halte ich für eine feine Sache.
 Andere Nationen sind mit viel kleinerer Bevölkerungszahl hochzufrieden. 
Oder sind Schweden und Norweger deprimiert, weil sie so wenige sind?

Die Möglichkeit der Ehescheidung halte ich auch für eine grandiose Angelegenheit. Was für ein Fortschritt, daß insbesondere Frauen nicht mehr in einer Ehehölle ausharren müssen, in der sie verprügelt und unterdrückt werden.
 Über Jahrhunderte war das so, weil es gar keine Alternative gab.
Ich behaupte auch, daß es für Kinder viel besser ist, wenn sich die Eltern trennen, statt ständig Streit zu Hause erleben zu müssen. 

Es ist auch im Sinne der Ökologie und Nachhaltigkeit zu begrüßen, wenn Benzin- und Kerosinpreise so exorbitant hoch sind, daß die Menschen tatsächlich deutlich weniger Auto fahren und nicht andauernd Flugreisen unternehmen, um die Ozonschicht zu ruinieren und mit Hotelhochhäusern zugeballerte Orte wie Lloret de Mar zu generieren.

Und nun sprudeln mal wieder alarmistische Meldungen über die immer höhere Quote der Singlewohnungen durch die Presse.
Wie furchtbar!!
2011 lebte nur jeder siebte Kleinstädter allein, aber fast jeder dritte Großstädter. Je mehr Menschen sich also für das Stadtleben entscheiden, desto mehr Single-Haushalte gibt es. Sie sind unter anderem eine Begleiterscheinung des zunehmend urbanen Lebensstils.   […] So stieg die Zahl der großstädtischen Single-Haushalte bei den 35- bis 65-Jährigen im erhobenen Zeitraum sogar um 61 Prozent. Anders als bei den jungen Leuten ist dies kein urbanes Phänomen. Obwohl die Zahl und Quote der Single-Haushalte in den Kleinstädten insgesamt niedriger ausfällt als in den großen Städten, steigt sie dort in diesem Alterssegment ganz besonders rapide - um 73 Prozent in 20 Jahren. […]  Die Zahl der Ehen ist rückläufig, dafür hat sich die Zahl der allein lebenden Verheirateten innerhalb von 20 Jahren verdoppelt. […]  Nicht nur Verheiratete leben öfter allein als früher, auch die Zahl der Haushalte mit ledigen Singles ist von 1991 bis 2011 um 67 Prozent gestiegen; die Zahl der geschiedenen Singles stieg um 81 Prozent - nur die Zahl der Witwen sinkt beständig. Das neue Alleinsein ist keine Frage des Alters.

Diese Zahlen ergeben sich übrigens aus dem Mikrozensus, dessen Ergebnisse Patalong gerne so interpretieren würde, daß Singles unfreiwillig Singles sind, daß sie diesen Zustand gerne beenden würden und daß man sie bedauernd sollte.

Statistische Daten sind gar nicht so leicht zu deuten. 
Und man sollte ihnen bekanntlich nur trauen, wenn man sie persönlich gefälscht hat.

Bei der Datenerhebung haben die deutschen Behörden übrigens wie beim Meldegesetz oder der NSU-Analyse ihr großes Können gezeigt.

Ich zum Beispiel wurde gleich mehrfach gezählt. 
Hat mir aber nichts ausgemacht, da der „freiwillige Helfer“ mir die Fragebögen immer zugeschickt hat und ich allein nach Herzenslust dies und das ankreuzen konnte.
Dadurch war ich so geübt, daß ich auch noch die weiteren beiden Bögen ausfüllte und zurückschickte - sozusagen als Kompensation, weil bei anderen Gezählten gar keine Fragebögen ankamen. 

Briefe an verstorbene Hausbesitzer, leere Bescheide ohne Fragebogen: Die Antwort der schleswig-holsteinischen Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Werner Kalinka zeigt eine Reihe von Pannen bei der Volkszählung 2011 im Norden auf. […] Das Statistikamt Nord hatte für Hamburg und Schleswig-Holstein 50.000 Bescheide für die Gebäude- und Wohnungszählung verschickt. Allein in Schleswig-Holstein seien jedoch 26.000 von 32.000 nichtig, weil Fragebogen fehlten. Der Grund: menschliches Versagen beim Druckdienstleister.   Außerdem wurden Tote angeschrieben, weil die Anschriften der Hauseigentümer veraltet waren. Viele, die ihre Fragebögen online ausfüllten, bekamen erneut Post. Sie hatten ihre Bogen aus Versehen nicht verschickt, weil allein ein Ausdruck schon als Sendebeleg gewertet wurde.

Die Datengier hatte sich aber schon Monate vorher angekündigt, als das Statistikamt Nord massenhaft Menschen abmahnte endlich die Fragebögen auszufüllen, obwohl sie schon längst gezählt worden waren.
 Doppelt und dreifach hält eben besser.

Seit Tagen erreichen etwa sogenannte Erinnerungsschreiben ungerechtfertigt Gebäude- und Wohnungseigentümer, die ihre Daten bereits übermittelt hatten. Das Statistikamt Nord selbst meldete zuvor, dass schon 158 000 von 288 000 angeschriebene Hamburger Immobilienbesitzer ihrer Auskunftspflicht gegenüber dem Zensus nachgekommen waren. Dennoch verschickten die Erhebungsstellen 350 000 Mahnschreiben in Hamburg und Schleswig-Holstein. "Der Fehler lag im System", sagt Annette Olbrisch, Referatsleiterin der Hamburger Zensusstelle. […]Beispielsweise hatte der Hamburger Herbert Lühmann laut ausgedrucktem Internetprotokoll seine Daten bereits am 23. Mai um 14.52 Uhr erfolgreich übermittelt. Jetzt erhielt er trotzdem die Aufforderung, seine Angaben baldmöglichst zu machen. "Ich halte diese Arbeitsweise für absolut unglaublich", sagt er und mache sich ernsthaft Sorgen um seine Daten, "wenn das Statistikamt nicht mal in der Lage ist, die internen Vorgänge vernünftig zu koordinieren."
Diese Sorge treibe seit der vergangenen Woche viele Hamburger um, bestätigt Datenschützer Johannes Caspar. "Bei uns haben sich vor allem diejenigen gemeldet, die mehrere Fragebögen in einen Umschlag gesteckt haben und nun Mahnschreiben bekommen. Das war schon eine Menge, und hier muss man sagen, dass das nicht gut gelaufen ist."

„Nicht gut gelaufen“ - diese euphemistische Formulierung könnte man durchaus zum Motto erheben.