Die
folgende Geschichte ist langweilig, unspektakulär und alltäglich. Das kennt
jeder.
Leider
muß ich mir das aus selbsttherapeutischen Gründen doch einmal von der Seele schreiben.
Es trug
sich an einem kalten, feuchten Oktobertag zu, Tammox benötigte für eine neue
Wohnung im ehemaligen Arbeiterstadtteil Barmbek, der zwar immer noch leicht
schmuddelig, aber doch zentral gelegen und somit gentrifiziert-aufstrebend
erwacht, für eine neue Wohnung etwas so Exotisches wie einen Internetanschluss.
Internet
kennt Ihr nicht?
Macht nichts, erklär‘ ich Euch:
Macht nichts, erklär‘ ich Euch:
Das ist
dieses Zeug, das junge Leute benutzen, um wie durch Zauberhand miteinander
Schmuddelbilder und Katzenvideos auszutauschen. In Deutschland ist das freilich
noch Neuland, aber als viertgrößte Industrienation der Erde soll man sich auch nicht
immer allen modernen Erfindungen verweigern. Daher wollte ich Dinosaurier auch
mal sowas haben.
Es geht
um eine Wohnung in einem 1970 erbauten fünfstöckigen Mietshaus in einer
lückenlos bebauten Straße.
Menschen
dicht an dicht. Gut möglich also, daß ich gar nicht der erste bin, der dieses www-Zeug
auch mal ausprobieren will.
Aber ich
gebe zu, dieses Anliegen ist technisch anspruchsvoll.
An wen
wendet man sich, wenn man einen ganz neuen Vertrag abschließen will?
Sich im
Bekanntenkreis nach Erfahrungen umhören ist wegen des Paketdienste-Prinzips leider
zum Scheitern verurteilt: Jeder hat schlechte Erfahrungen gemacht und jeder
verflucht den Dienst, über den er sich zuletzt grün und blau ärgerte.
So ging
ich dann letztlich auch vor. Nach dem Ausschlussprinzip.
Telekom und
O2 kamen nicht in Frage, weil mich beide mit ihrem ungenügenden
Service und der schlechten Qualität zur Weißglut gebracht hatten.
Mir
gefiel die Idee einen kleinen, regionalen Anbieter zu nehmen, der auch Steuern
zahlt und die Gewinne nicht an der Börse verzockt.
So fiel
meine Wahl zunächst auf „Wilhelm
Tel“, welches der kleinen Schleswig Holsteinischen Stadt
Norderstedt gehört und mit einem Jahresumsätzchen von 50 Millionen Euro von den
Titanen der Branche gar nicht wahrgenommen wird.
Willy
Tel prüfte meinen Antrag eine Woche und teilte mir dann mit, in der Straße
leider nicht aktiv zu sein; ich solle mir einen anderen Anbieter suchen.
DAS GEHT
NICHT – da war er schon, dieser deutsche Satz.
Andere
Kleine schieden auch aus. Also zurück zu den Großen. Widerwillig rief ich
1&1 an und fragte nach einem reinen Internetanschluss.
Auch
hier die Antwort DAS GEHT NICHT!
So einen
Tarif bietet 1&1 nicht, man muß immer mindestens ein Paket mit einem
Festnetzanschluss und diversen Flatrates nehmen.
Also
wendete ich mich nach Telekom, O2, Willytel und 1&1 an Vodafone –
einfach, weil ich mit denen noch nie etwas zu tun hatte.
Auch
dort gibt es kein reines Internet.
DAS GEHT
NICHT bei Vodafone.
Am
29.10.2016 bestellte ich dann bei Vodafone das Paket RedInternet&Phone16DSL – von dem man mir versprach, es könne in
5 bis 6 Werktagen geschaltet werden. Prima. Geht ja flott.
Es
verstrich aber erst der gesamte November, bevor ich einen Brief mit der
Aufforderung bekam mich bis spätestens 05.01.2017 telefonisch bei der
Vodafone-Hotline zu melden, anderenfalls zöge Vodafone das Angebot zurück.
Ach so
verstehen die also ihre Kundenbeziehung.
Das ist
scheinbar wie damals mit den Trabbis in der DDR. Man muß auf Knien rutschend
voller Dankbarkeit buckeln, wenn man überhaupt so gnädig behandelt wird von
ihnen etwas kaufen zu dürfen.
Nach nur
etwa 30 Minuten in einer Warteschleife, wollte ein entfernt klingender Mann mit
starkem sächsischen Akzent, den ich auch ob der lauten Hintergrundmusik kaum
verstand, von mir die Telefonnummer des Vormieters wissen.
?
Von dem
habe ich nur eine Handynummer? Muss der etwa zustimmen?
Nein,
aber Vodafone mit seiner enormen IT-Power und dem Wissen eines Telekommunikationsriesen
hatte in nur fünf Wochen festgestellt, daß in der betreffenden Wohnung früher
einmal ein Telekomanschluss lag.
Die
Telefonnummer bräuchte man, um die entsprechende Leitung im Haus identifizieren
zu können.
Das
kostete mich einige Mühe, den vorherigen Bewohner der Wohnung zu erreichen und
dann erfuhr ich doch nur, er habe gar keinen Festnetzanschluss gehabt, da die
Wohnung nur als Zweitwohnsitz genutzt worden war.
Aha.
Wieder in die Warteschleife, wieder gräßliche Musik und debile Menuführung, um
von dem nächsten Berater zu hören. DAS GEHT NICHT.
So könne
er den Anschluß nicht schalten, wenn er gar nicht wisse in welche Wohnung er
gelange.
Aha. Man
nenne mich pingelig, aber ich hätte es schon gern, wenn mein Festnetzanschluß
und mein Internetanschluß auch in meiner Wohnung wäre und nicht zwei Stock
höher.
Der gute
Mann versprach dann einen Technikertermin zu organisieren, aber keine Sorge, es
dauere ja ohnehin bis die Hardware – der Router – angekommen wäre.
Der
würde per Post in die neue Wohnung geschickt.
Mir
gefiel das nicht, weil die Wohnung noch leer steht und/oder renoviert wird.
Außerdem kenne ich da noch niemand, der ein Paket annehmen könne. Ob sie das
Paket an eine DHL-Packstation schicken könnten? Die Antwort war, wenig
überraschend: DAS GEHT NICHT!
Ich
legte allen Honig auf meine Zunge und schaffte es schließlich die Hardware an
meine alte Adresse schicken zu lassen, da ich sie als Rechnungsadresse ausgab.
Da würde ich zwar auch tagsüber kaum anzutreffen sein, aber anders als bei der
Lieferadresse, würde das Paket dann beim zweiten Zustellversuch zur Packstation
geschickt werden.
Es
verging auch der Dezember, bis ich draußen vor der Haustür einen zerschlissenen
GLS-Zettel fand; ich möge mich beim „Friseur Oberschlesische Str.“ einfinden.
? Wat
dat denn? Hatte ich noch nie gehört. Ist ca acht Kilometer von mir entfernt.
Dauert im Berufsverkehr recht lange. Dort angekommen, konnte ich mich schlecht
verständlich machen, da in diesem Friseurladen zwar keine Kunden, aber doch ein
türkisches Radio auf 120 Dezibel rumlief.
Ich
staunte nicht schlecht – auch wenn man von außen nichts erkennt, im Keller des
Friseurladens befindet sich ein GLS-Lager, aus dem mir ein freunldicher junger
Mann mit Uppercut und sehr viel Metall im Gesicht ein Vodafone-Paket
heraussuchte.
Ein
Wunder. Mein Router. Nur acht Wochen nachdem man mir versprochen hatte der
Anschluss sei in sechs Tagen gelegt.
Nun hieß
es wieder warten bis Vodafone einen Technikertermin ansetzt.
Schließlich
nahte der große Tag.
Am 16.01.2016
kam eine Vodafone-Email:
Ihr Anschluss wird am
17.01.2017 zwischen 12 und 17 Uhr geschaltet. Seien Sie dann bitte zuhause.
Und bereiten Sie sich
mit der Videoanleitung auf vodafone.de/dsl-anschaltung schon mal für Ihren
Anschalttermin vor.
Freundliche Grüße
Ihr Vodafone-Team
Unser GigaVersprechen
Schnell. Vernetzt. Für
Sie da.
Toll, mit Video.
Neben
einigen Informationen, auf die ich mit sehr viel Grübeln womöglich selbst
gekommen wäre, zB am Tag des Termins da zu sein, erfuhr ich auch
Überraschendes.
Den
Router sollte ich also selbst anschließen (klar, wenn schon ein Techniker extra
ins Haus kommt, ist es logischerweise so, daß man die technischen Dinge vorher
selbst erledigt haben soll) und außerdem wurde dieser ominöse Brief mit all den
Zugangsdaten erwähnt, den ich natürlich nicht
bekommen hatte.
Also
wieder Hotline, Musik und schließlich die Aufforderung meine Telefonnummer
einzutippen, damit man wisse um was es ginge.
Deswegen
rufe ich ja an, weil ich den Brief mit den Nummern und Zugangsdaten nie
bekommen habe.
Nach
einer Flasche Baldrian und einigen Schreianfällen gelang es mir tatsächlich
diesen Brief noch einmal per Email geschickt zu bekommen und auszudrucken. In
die Mappe für morgen.
Heute
der große Tag.
Ich fuhr
zeitig los, um schon eine Stunde vorher vor Ort zu sein. Bei Technikern weiß
man ja nie. Und ob des im Video offenbarten Vodafonschen Klingelschild-Fetischismus
hatte ich mir zusätzlich ein Schild gedruckt und es an die Haustür geklebt.
Sicher ist sicher.
Lieber Vodafone-Mann – sollte die
Klingel nicht funktionieren,
wählen Sie bitte 01xxxx, damit ich
Sie reinlassen kann.
Es wurde
12.00 Uhr, 13.00 Uhr, 14.00 Uhr, 16.00 Uhr, 17.00 Uhr und mir dämmerte langsam
erneut verarscht worden zu sein.
Um 18.00
Uhr, nach sechs Stunden des sinnlosen Wartens in einer leeren und eiskalten
Wohnung, zog ich zeternd und Vodafone verfluchend ab.
Später
am heimischen Schreibtisch entdeckte ich eine weitere Email von Vodafone –
abgeschickt um 16.50 Uhr:
Lieber Kunde,
Ihren
Vodafone-Anschluss konnten wir heute leider nicht für Sie anschalten.
Wählen Sie bitte einen
neuen Termin auf dsl.vodafone.de/termin. Oder rufen Sie uns dazu kostenlos an
unter 08001721212.
Vielen Dank.
Freundliche Grüße
Ihr Vodafone-Team
Unser
GigaVersprechen
Schnell.
Vernetzt. Für Sie da.
Noch mal
Hotline würde ich nicht überleben – also klickte ich auf den Terminlink, um zu
erfahren, daß dieses der persönliche Bereich wäre, der nur mit Login-Daten
zugänglich sei.
Also die
Daten, die ich gestern in einer Zweitschrift bekommen hatte, frohlockte ich
schon, um dann beim genaueren Lesen festzustellen, daß bei den entsprechenden
Codes nur „xxxxxxx“ stand.
Also
wieder Hotline.
30
Minuten Warteschleife, etc pp.
Ja, die
Einlogdaten würden immer nur einmal rausgeben. In der Zweitschrift wären die
Angaben immer geschwärzt.
Ach so,
das trifft sich ja gut. Wenn ein Kunde keine Einlogdaten bekommen hat, schickt
man ihm auch keine mehr.
Aber das
kann mir ja egal sein, da der Techniker ohnehin nicht kam.
Ein
neuer Termin käme frühestens am 26.01.2017 in Frage. Es wäre ja schließlich ein
Zweittermin und da brauche man mindestens sechs Werktage Vorlaufzeit sagte die
leicht entnervte Frauenstimme vorwurfsvoll.
Können
Sie da nicht eine Ausnahme machen? Es ist schließlich nicht meine Schuld, daß
der Termin platzte. Ich habe dort volle sechs Stunden ausgeharrt, hatte dadurch
einen Verdienstausfall und benötigte den Internetanschluß allerspätestens ab
dem 21.01.2017 – nachdem mir am 29.10. versprochen worden war, das ginge
innerhalb von sechs Tagen.
Antwort:
Nein, DAS GEHT NICHT.
Nein, DAS GEHT NICHT.
Ich gebe
auf. Dieses Internet ist wohl doch zu exotisch und zu neumodisch.
Das
kriegen sie hier offensichtlich nicht hin.