Montag, 26. August 2013

Neues von TVE - Teil II



Der schönste und bescheidenste Bischof Deutschlands ist natürlich mein Lieblingsbischof; der hier schon viel zitierte Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst.



Er liebt Prunk und Protz, er hat keine Skrupel zu lügen oder gar falsche Eidesstattliche Erklärungen abzugeben und ist zudem auch noch stramm konservativ.


Das Bistum Limburg, welches unter seinem äußerst beliebten Vorgänger Franz Kamphaus als liberal galt, brachte er wieder auf strammen Vatikankurs.
Der notorisch unprätentiöse Kamphaus, der so gar keine persönlichen Bedürfnisse hatte, sein Geld spendete, in einer kleinen Zelle des Priesterseminars wohnte, während er seinen Bischofssitz einer tamilischen Flüchtlingsfamilie überließ, ist in Vergessenheit geraten.
 Heute steht das kleine Limburg, welches Teile der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz beinhaltet mit seinen 650.000 Katholiken und gut 300 Pfarreien für das diametrale Gegenteil: Uralte kirchliche Titel, teuren Tand, Luxusverliebtheit und Karrieredenken.
Es ist kein Geheimnis, daß Franz-Peter Tebartz-van Elst auf den Job Meisners guckt. 
Limburg gehört zur Kirchenprovinz Köln und das dortige Bistum gilt nach Mailand und Rom als das reichste und bedeutendste in ganz Europa.
Bis vor einem halben Jahr standen TVEs Chancen für diesen entscheidenden Karriereschritt auch sehr gut.
Blöd nur, daß im Himmel unter der Heiligen Dreifaltigkeit ein Kompetenzwirrwarr ausgebrochen ist. Der allwissende Heilige Geist war ja 2005 in das Konklave gefahren, um Ratzinger zum Stellvertreter Gottes, also seinem Vize zu machen. (Nicht vergessen: Jesulein = Gott = HeiGei) 2013 machte er sich erneut auf nach Rom, um diesmal in seiner Gestalt als Gott dem Vizegott mitzuteilen, daß das 2005 ein Irrtum war und Ratzi nun zurücktreten müsse

Der frühere Papst Benedikt XVI. hat sich nun erstmals gegenüber engen Vertrauten dazu geäußert, was ihn zum Verzicht auf das Amt des katholischen Kirchenoberhaupts bewogen hat. Er habe die schwierige Entscheidung nach einer „mystischen Erfahrung“ getroffen: „Gott hat es mir gesagt“, vertraute Joseph Ratzinger seinem Besucher in seiner vatikanischen Residenz „Mater Ecclesiae“ an. […]  Je mehr er das „Charisma“ von Franziskus beobachte, desto mehr verstehe er, dass es „göttlicher Wille“ gewesen sei.

Das Meinungsbild über den Neuen, Franziskus, ist noch nicht ganz einheitlich. Die unkritische Presse von Matussek bis taz bejubelt ihn, genau wie die Politiker von ganz links bis ganz rechts.
Einige Witzbolde sehen ihn als Spaßvogel und posten fröhlich Franzi-Videos, wie er seine eigenen Nasenpopel frisst oder anderen Leuten an den Zehen lutscht.
Ich gehöre zu einer dritten Gruppe, die den Pontifex Maximus nach wie vor extrem kritisch sehen, seine Haltung zu den Menschenrechten, seine Junta-freundliche Haltung im Faschismus, sein Festhalten an der Frauendiskriminierung und seine menschenfeindlichen politischen Aussagen anprangern, obwohl er persönlich durchaus weniger unsympathisch als sein Vorgänger wirkt.
Eine vierte Gruppe sieht den neuen Papst mindestens genauso kritisch wie ich – nur von der diametral anderen Perspektive aus.
Die Tradiszene, die homophoben Fundis, die erzkonservativen Dunkelkatholiken vom rechten Rand sind ebenfalls entsetzt von Bergoglio, weil er ihnen viel zu liberal erscheint.
Zu dieser Gruppe gehört auch der Limburger Bischof TVE.
Er setzt ganz auf eine streng hierarchische Kirche, in der mit Autorität und Drohungen regiert wird.
Für ihn bedeutet eine Karriere in der RKK ein ständiger Zuwachs von Reichtum und Annehmlichkeiten. Während er sich bei Erste-Klasse Flügen von der Suche nach Edelsteinen in Indien mit Champagner und Kaviar entspannt, gilt für seine Schäfchen zu Hause in Limburg nur eins: Unbedingter Gehorsam.
In seinem kleinen Königreich duldet Tebartz-van-Elst keinen Widerspruch und verfolgt gnadenlos diejenigen, die es wagen aufzumucken.
Da dieses Amtsverständnis – eine Kombination aus Prachtentfaltung und antidemokratischer Härte zufälligerweise genau dem eines gewissen Joseph Ratzinger entspricht, hatte TVE beim letzten Papst beste Karten.
Wer mit eisernen Besen beim aufmüpfigen Kirchenvolk auskehrte, genoss im Vatikan des Benedikt XVI Wohlwollen und wurde schnell befördert.
Die Schäfchen wußten um diese Personalpolitik des Heiligen Stuhls und waren dementsprechend desillusioniert.
Ohne daß Franziskus irgendwelche wegweisenden Personalentscheidungen getroffen hätte, die eine Änderung des ultrakonservativen Kurses seines Vorgängers bestätigten, gibt aber schon sein persönlicher Stil dem Kirchenvolk Auftrieb. Sie mucken auf und wehren sich gegen den zutiefst verhassten Tebartz-van-Elst, der am 28. November 2007 von Papst Benedikt XVI ernannt wurde.
Sie wollen nichts weniger, als den der Lüge und der Prasserei überführten Kirchenfürsten loswerden.

Im Bistum Limburg proben Katholiken offen den Aufstand gegen Bischof Tebartz-van Elst. Der Geistliche steht wegen seines Führungsstils und angeblicher Verschwendung in der Kritik. Jeder Tag im Amt macht den Schaden größer.
Wenn Rebellion dieser Tage einen Ort in Deutschland kennt, dann ist es Limburg. Selbst die frommsten Katholiken gehen dort auf die Barrikaden gegen ihren obersten Geistlichen, den Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.
Tebartz, der Verschwender, Tebartz, der Selbstverliebte, Tebartz, der Lügner: Fast wöchentlich werden neue Vorwürfe gegen ihn laut und selbst altgediente Priester aus dem Limburger Priesterrat haben von ihrem Chef die Nase voll. "Auch wenn ich die katholische Kirche mit den vielen wunderbaren Menschen, die sich in ihr engagieren, liebe," sagt einer von ihnen am Montagmorgen, "bin ich doch entsetzt, enttäuscht und angewidert über das, was wir zurzeit erleben. Es liegt aber nicht nur an einer Person, sondern auch an den verkommenen Strukturen der katholischen Kirche. Die müssen endlich verändert werden, und vielleicht sind ja die traurigen Vorfälle in unserem Bistum ein Anlass dafür, dies zu tun."
Die Tage des Tebartz-van Elst scheinen gezählt. Kaum einer glaubt noch daran, dass der Bistumschef die nächsten Wochen übersteht. Das Problem ist nur: Er muss seinen Rücktritt selbst vollziehen. Gegenüber Ratschlägen anderer Bischöfe hat er sich als beratungsresistent gezeigt, ein Alternativ-Posten in Rom für ihn wird zwar fieberhaft gesucht, ist aber noch nicht gefunden. Solange fügt der einstige Hoffnungsträger der konservativen Katholiken mit jedem Tag, den er länger im Amt bleibt, seiner Kirche weiter Schaden zu.
[….] Die Vorwürfe gegenüber Tebartz-van Elst sind zahlreich. […]
An seiner Glaubwürdigkeit (ver-)zweifeln die Limburger Katholiken vor allem wegen eines pompösen Bischofssitzes, den er bauen ließ, aber auch wegen seiner übertriebenen Goldbrokat- und weihrauchorientierten Messen. […] Tebartz-van Elst hat sich im Gestrüpp der Millionen-Finanzierung seines Bischofshauses verfangen. Obwohl er den Gebäudekomplex neben dem Limburger Dom bereits bezogen hat, fehlt bis heute von ihm eine klare Angabe, was der Bau nun wirklich gekostet hat. Vor einiger Zeit rechnete er den Betrag für seine Wohnung auf Nachfrage der Presse noch auf 200.000 Euro runter. Inzwischen musste er zugeben, dass der Gesamtbau wesentlich mehr als 10 Millionen kosten würde.  Wie viel nun genau? 15 Millionen Euro? Oder gar 20 Millionen, wie einige im Ordinariat vermuten? Das Kirchenvolk jedenfalls wartet vergeblich auf eine Antwort, auch dazu, wer die Rechnung am Ende bezahlen soll. [….] In den nächsten Wochen, vermutlich noch vor der nächsten Vollversammlung aller deutschen Bischöfe, wird es ein Ermittlungsergebnis der Hamburger Staatsanwaltschaft geben. Und da sieht es für Tebartz-van Elst nicht gut aus. Seine Anwälte verfassen Papiere über Papiere, um das Schlimmste abzuwehren. […]

Während SPIEGEL-Autor Wensierski als profunder Kirchenkritiker bekannt ist, schreibt für die SZ stets der fromme Katholik Drobinski.
Aber selbst bei den katholischen Schreiberlingen senkt man die Daumen über die Causa TVE.

 [….] Man kann mit ihm kontrovers, aber nicht unfreundlich über Ehe und Familie diskutieren, in der deutschen Bischofskonferenz ist er für das Thema zuständig. Dann verteidigt er zum Beispiel das Betreuungsgeld oder kritisiert, dass schwule und lesbische Lebenspartnerschaften rechtlich immer mehr der Ehe angeglichen würden. Man kann das alles anders sehen, doch das wäre kein Anlass, in Tebartz-van Elst den derzeit größten Schadensfall innerhalb des katholischen Deutschlands zu sehen, wie das nun viele Katholiken inner- und außerhalb des Bistums Limburg tun.
Am Sonntag erst haben mehr als 500 Kirchgänger nach dem Hochamt im Frankfurter Dom einen offenen Brief an den Bischof unterschrieben: Die Zukunft des Bistums sei "in hohem Maß gefährdet", heißt es da; die Leitung müsse "umgehend einen anderen Weg einschlagen", wenn sie die katholische Kirche "glaubhaft und glaubwürdig vertreten" wolle.
Anlass des Briefs ist, dass Stadtdekan Johannes zu Eltz sich vom Bischof durch Äußerungen in einer internen Konferenz zum Rücktritt gedrängt sieht. Der Bischof bestreitet das und wirft seinerseits dem Stadtdekan vor, der habe ihn in einem Interview mit dem Heute-Journal indirekt zum Rücktritt aufgefordert, als der dem Bischof Papst Benedikts Resignation als "vorbildliches Handeln in einer Krise" empfahl.
[….]  2007 war das Limburger Domkapitel noch überzeugt, in Tebartz-van Elst, dem Weihbischof von Münster, den richtigen Nachfolger für den langjährigen Bischof Franz Kamphaus gefunden zu haben. Kamphaus hatte im Priesterseminar zwei schlichte Zimmer bewohnt und war auch mal selber mit dem VW Golf zu Terminen gefahren.
Das Bistum hatte einen bescheidenen Gewissensmenschen an der Spitze, der manchen aber auch nervte mit dem Unwillen zu verwalten und Macht auszuüben. Der Neue nun hatte Verwaltungserfahrung und sich über "Gemeinde in mobiler Gesellschaft habilitiert". Dass schon die Leute in Münster die Wohnung des Weihbischofs das "Kronprinzenpalais" nannten, schien nicht ins Gewicht zu fallen.
Ob es der Stil des neuen Bischofs war, mit dem die Entfremdung begann? Auf einmal wurde der Gottesdienst im Dom mit Prunk und ziemlich viel Weihrauchdampf gefeiert, die Ministranten trugen weiße Handschuhe. Oder führten die Konflikte dazu, dass viele Leute in Limburg sich über den Pomp ärgerten? 2008 berief Tebartz-van Elst den Wetzlarer Stadtdekan ab, weil der an einem Segnungsgottesdienst für ein schwules Paar mitgewirkt hatte. Auch sonst profilierte sich der neue Limburger Bischof als Konservativer; gerade im liberalen Rhein-Main-Gebiet sahen das viele Katholiken mit Befremden.
[….] Der Schaden für den Mann, der einmal als Talent seiner Kirche galt, ist aber kaum zu reparieren. Das Bistum Limburg hat auf die Kritik reagiert - und ihre vier Abos der FAZ gekündigt, die kritisch über den Bischof berichtet hat. Das Blatt werde nun "bei Bedarf im Einzelhandel bezogen", hieß es.