Montag, 25. Januar 2016

Burka-Klöckner.



Einst war sie nur die proppere Weinkönigin mit rosigen Wangen und Kurven:
Julia Klöckner (* 16. Dezember 1972 in Bad Kreuznach), CDU-Vizechefin und Möchtegern-Kanzleraspirantin.

Streng katholische Tochter einer Winzerfamilie, Religionslehrerin, Studium der katholischen Theologie und Magisterarbeit mit dem Thema „Struktur und Entwicklung der europäischen Weinmarktpolitik“ – anschließend Redakteurin eines Weinmagazins.

Es passte auch so gut zu dem behäbigsten Bundesland Deutschlands.
Rheinland-Pfalz ist die Inkarnation der Provinz, kein Akzent klingt provinzieller als pfälzisch.
Wenn jemand pfälzisch redet, mag man nicht an einen dreistelligen IQ glauben.
Pfälzer sind Langsam-Sprecher wie Scharping, bärtige Pykniker wie Kurt Beck, Saumagen-Fresser wie Helmut Kohl, weinselige Dampfplauderer wie Rainer Brüderle, die man mit Untertiteln versehen muß, wenn sie im Bundestag sprechen.
Es gibt Pfälzer, die 20 Jahre in Hamburg oder Berlin leben und immer noch darunter leiden für minderbemittelt gehalten zu werden, sobald ihr Provinzidiom durchkommt.
Wer sollte diese Bundesländchen mit seinen noch nicht mal vier Millionen Einwohnern überhaupt ernst nehmen?

Aber weit gefehlt.
Helmut Kohl war sieben Jahre Pfälzer Ministerpräsident, unfassbare sechzehn Jahre Bundeskanzler und 25 Jahre CDU-Bundesvorsitzender.
Der Pfälzer Heiner Geißler gilt als einer der klügsten Köpfe der CDU.
Die ehemaligen SPD-Ministerpräsidenten Beck und Scharping brachten es jeweils zum Bundesvorsitzenden, Scharping 1994 gar zum Kanzlerkandidaten.
Karl Lehmann, seit 1983 Bischof von Mainz, war 21 Jahre Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und wurde 2001 von Woytila zum Kardinal kreiert.

Offensichtlich werden Pfälzer auch gewaltig unterschätzt und bringen es weit.

Anna Seghers, Karl Marx, Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich, Carl Zuckmayer, Curt Goetz, Stefan George, Clemens Brentano, Johannes Gutenberg, Hildegard von Bingen, Ernst Bloch, Charles Bukowski, Valéry Giscard d’Estaing, Joseph Kardinal Höffner und Guildo Horn – sie alle wurden in Rheinland-Pfalz geboren.

Julia Klöckner, die bereits nach zwei Jahren mit dem nicht eben anspruchsvollen Job als parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz genug von der Bundespolitik hatte und freiwillig den Rücksturz nach Mainz einlegte, dachte sich offensichtlich, es sollte in dem katholischen Flächenland nicht allzu schwer sein Ministerpräsidentin zu werden.
2013 hatte Kurt Beck 19 Jahre am Stück als Ministerpräsident regiert. Da war es Zeit für was Neues.
Natürlich blöd, daß er dann doch noch zurücktrat und eine junge Frau das Amt übernehmen ließ.
Ganz so leicht würde die Amtsübernahme doch nicht werden.
Klöckner reagierte in Ermangelung von politischer Substanz mit einer Generalüberholung ihres Körpers.
Nach der Amtsübernahme Malu Dreyers 2013, hungerte sich Klöckner fast 20 Kilo Gewicht ab und verkündete diese politische Großtat standesgemäß in der Bunten.

Schaut man sich ein Bild von Julia Klöckner (41) aus dem Vorjahr an und vergleicht es mit einem aktuellen Foto der CDU-Vizechefin, kann man kaum glauben, was man sieht. Fast unglaublich, dass es sich um ein und dieselbe Frau handelt!
Denn nicht nur 17 Kilo hat die Politikerin in den letzten sechs Monaten verloren, auch mindestens zehn Lebensjahre scheinen wie weggeblasen. Wie der ehemaligen Weinkönigin das gelungen ist? Die 41-Jährige zählt Punkte mit dem Ernährungsprogramm des Diät-Unternehmens Weight Watchers.

Während Dreyer regierte, reagierte Klöckner auf dem Boulevard.
Sie wurde CDU-Bundesvize und drängte mit eher substanzlosen Sprüchen in die Talkshows.
Inhaltliche Arbeit ist nicht ihre Domäne; dafür hat sie lockere Sprüche drauf, präsentiert ihren superschlanken Körper und handelt stets nach der Devise volksnah.

Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner hat noch keine Wahl gewonnen und gilt schon als Alternative zur Kanzlerin. Was sagt das über den Zustand der Konservativen?
 [….] "Fleischwurst, jemand?", fragt Julia Klöckner, die vorn im Bus sitzt. Hunger macht schlechte Laune, das weiß sie. "Ein Glas Wein?" Die Fleischwurst findet Abnehmer, für den Wein ist es zu früh. "Weintrinker sind anständige Leut'", sagt Klöckner aufmunternd. Sie hat viele Sätze im Repertoire, die gut in einen Schlagerrefrain passten.
[….] "Menschen, die nicht gern essen und trinken, sind echt suspekt", sagt Klöckner. Sie ist jetzt sehr fröhlich. Wo Klöckner ist, muss Spaß herrschen. [….]  Sie ist eine Art Helene Fischer der deutschen Politik. Gnadenlos volksnah, dabei aber doch so diszipliniert, dass sie in eng geschnittene Hosenanzüge passt.
[….] Klöckner kann sich zu einem Standpunkt bekennen und dann das Gegenteil vertreten. Das hat sie in der Flüchtlingskrise zur Perfektion gebracht. Bei einem Frühstück in Berlin lobt sie Angela Merkel. Noch gilt es als Auszeichnung für einen CDU-Politiker, ganz nah bei der Kanzlerin zu sein. Ganz beiläufig erwähnt Klöckner eine SMS, die sie von Merkel bekommen habe. Offenbar stehen die Frauen in einem permanenten Austausch über die großen Fragen der Politik.
Natürlich unterstütze sie Angela Merkel in der Flüchtlingspolitik voll, sagt Klöckner. Doch sie sagt dauernd Sätze, die Merkel nie sagen würde: dass die Probleme mit den Flüchtlingen "mit Malkästen und Luftballons allein" nicht gelöst würden. Oder dass es um die Kapazitäten gehe, "die wir haben, und um die, die wir nicht haben. Es gibt eine faktische Belastungsgrenze". Das ist ziemlich nah dran an der Obergrenze, die Merkel seit Monaten entschieden ablehnt.
[….] An einem regnerischen Novembernachmittag ist Klöckner zu Gast bei der Kreisschülervertretung Bitburg-Prüm. Es ist die Woche nach den Terroranschlägen von Paris. Die Schüler haben konkrete Fragen. "Warum sollte Frankreich mehr Flüchtlinge aufnehmen, wenn Deutschland nicht beim Kampf gegen den IS hilft?", will ein Schüler wissen.
[….]Klar sei, sagt sie: "Der IS ist nicht mit der Yogamatte zu besiegen."
Das gibt einige Lacher im Publikum. Es ist eine Methode, auf die Klöckner häufig zurückgreift, wenn es schwierig wird. Ein Witzchen machen, gern auf Kosten des Gegenübers. Als Markus Lanz sie in seiner Talkshow fragt: "Sind Sie eher Merkel oder eher Seehofer?", antwortet sie, das sei ja wohl "eher die schlichte Variante von Fragen". Dabei ist das eine interessante Frage. Aber wer bohrt schon nach, wenn ihm gerade journalistische Einfältigkeit attestiert worden ist?
Der schnelle Spruch ist Klöckners bevorzugte Methode, unangenehmen Fragen auszuweichen. Gern empfiehlt sie ihrem Gesprächspartner, sich "locker zu machen". Dem Pianisten und früheren Fifa-Schiedsrichter Herbert Fandel riet sie bei einem Gespräch im Bitburger Kulturhaus, "mal ganz entspannt zu bleiben". Dabei wirkte Fandel deutlich entspannter als Klöckner selbst.[….]

Außer der pfälzischen Volkstümlichkeit fehlte Klöckner noch ein bißchen klare Kante, um die CDU-Basis zu überzeugen.
So ersann sie ihr Leib-und Magenthema „Burka-Verbot“, das sie bei jeder Gelegenheit lautstark forderte.
Es hat zwar noch niemand eine Frau mit Burka in Deutschland gesehen – angeblich sollen es insgesamt unter einem Dutzend sein - aber es klingt so schön zackig. Also versteift sich Klöckner auf dieses Pseudo-Thema – auch wenn die Münchner Boutiquenbetreiber schwer genervt sind, daß von solchen Überlegungen auch die schwerreichen Scheich-Ehefrauen, die im Niqab zum Shoppen einfliegen, verschreckt werden könnten.

In ihrem Übereifer Ministerpräsidenten zu werden, versucht Klöckner nun einen interessanten Spagat.
Sie will ihre mächtige Förderin Merkel nicht vergraulen, aber andererseits dem AfD-affinen Wahlvolk genügend xenpophob erscheinen.

Zu diesem Zweck ersann sie ihr Plan-A2-Projekt zur Eindämmung der Flüchtlingsbewegungen.

Klöckners Vorschläge sind so unausgegoren, daß sie nicht mal in der eigenen Partei ernst genommen werden, also auch keine Rolle in der GroKo spielen, aber so schafft sie es wieder in die Medien.

Julia Klöckner, rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin, gerät in der Flüchtlingskrise zunehmend in Bedrängnis. Ihre eigene Partei ist zerstritten und verliert vor den Landtagswahlen im März in Umfragen, gleichzeitig legt die AfD zu. Klöckner versucht nun mit einem "Plan A2" zur Flüchtlingspolitik in die Offensive zu kommen. Er wirkt bei genauerem Lesen wie ein Unions-Befriedungsmodell - Klöckner erntet dafür bislang nur verhaltene Unterstützung.

Da die Welt ungerecht ist und die AfD mutmaßlich eine rotgrüne Mehrheit am 13.März 2016 in Mainz verhindern wird, könnte Klöckner tatsächlich Ministerpräsidentin werden.
Schön für sie.

Sie muß allerdings darauf hoffen die SPD als Juniorpartner zu gewinnen, um einen Vorwand zu haben ihren unsinnigen „A2-Plan“ wieder einzustampfen.
Denn das ist natürlich schlicht gaga, was Klöckner da vorträgt. Genauso sinnlos wie ihr Burkaverbot für nicht vorhandene Burkas.

[….] Eins kann man schon jetzt über die Vorschläge der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner zur Begrenzung der Flüchtlingszahlen sagen: Sie haben keine Chance auf baldige Umsetzung. [….] Ausgerechnet das Nein der Sozialdemokraten schützt sie vor einem Realitätstest, der sie schlecht aussehen ließe. So aber hat sie es mit ihrem für die SPD nachgerade perfiden Vorschlag geschafft, die Kritiker von Angela Merkel - seien sie nun in der CDU oder nicht - plötzlich mit ein paar Vorschlägen zu beschäftigen, die deren Bedürfnisse zu befriedigen scheinen. In Klöckners Papier steht zwar nichts von einer Obergrenze. Sie meidet das Wort, das Merkel ablehnt.   Aber Klöckner empfiehlt, dass sich die Zahl der Flüchtlinge, die künftig in Deutschland auf Länder und Kommunen verteilt würden, nicht mehr an der Zahl der Ankommenden orientieren sollte, sondern an den Möglichkeiten der Gemeinden. Das würde die Verhältnisse umdrehen: Nicht das Asylrecht wäre mehr der Maßstab, sondern eine wie auch immer geartete Kapazitätsgrenze. Man muss das nicht Obergrenze nennen, um es für eine Obergrenze zu halten. [….] Klöckner dagegen muss hoffen, dass die Kanzlerin trotzdem die Probleme löst - und niemand ihre Ideen testet. Andernfalls würde schnell klar, wie sie mit einem schwachen Konzept Wählertäuschung betreibt. Bleiben die Flüchtlingszahlen wie vorausgesagt, hätte man binnen Tagen Zigtausende, die in Klöckners Grenzzentren untergebracht werden müssten. Im Voralpenland würden mittelgroße Flüchtlingsstädte aus dem Boden schießen.    Das hat sie dann doch lieber verschwiegen.