Dienstag, 27. Juni 2023

Medial nicht repräsentiert.

Heute schraubte sich der immerwährende Woelki-Pädosexskandal eine weitere Umdrehung um seinen Hals zu.

Natürlich bin ich über so ein Vorgehen gegen den Lügenkardinal latent besorgt, weil ich befürchte, er könnte irgendwann so weit der Lächerlichkeit ausgesetzt sein, daß er es sogar selbst merkt und zurücktritt.

Das wäre aber ein schrecklicher Verlust für den Atheismus, da niemand unter den deutschsprachigen Christen so effektiv darin ist, die Mitglieder zum Austritt zu bewegen.

In meiner speziellen atheistischen Social-Media-Blase wird das inzwischen von einigen auch so gesehen und gefeiert.

Obwohl inzwischen die Mehrheit der Deutschen konfessionsfrei ist, wird meine Ansicht zum Thema interessanterweise in den klassischen Medien überhaupt nicht wiedergegeben; nicht einmal erwähnt, daß es solche Ansichten gibt.

In Presseberichten gibt es nur zwei andere Denkschulen:

Die sehr viel Kleinere (AfD, Dunkelkatholiken, Urinduscher, Piusbrüder, Vatikan, Kuby/Beverfoerde/Kelle) steht auf der Seite Woelkis und verteidigt seinen Kurs gegen die angebliche „Beliebigkeit“ und Protestantisierung der katholischen Kirche.

Die sehr viel Größere (Boulevard, seriöse Zeitungen, öffentlich-rechtliche Medien, alle Parteien außer AfD) ergeht sich in Larmoyanz, bedauert wie sehr Woelki der Kirche schade und den engagierten Gläubigen das Leben schwer mache und betrachtet ganz selbstverständlich Kirchenaustritte als negativ, weil man die Kinderfi**erorganisation unbedingt erhalten müsse.

Natürlich lehne ich jede Gängelung der Presse ab; jeder soll das schreiben, was er möchte. Ich halte es nur für nicht sorgfältig, die Sicht der Humanisten auf das Thema komplett zu unterschlagen.

Vermutlich fühlen sich die vielen Putinfreunde in Deutschland ähnlich, weil sie den Eindruck haben, die gesamte Presse stehe auf der Seite der Ukraine.

Das kann frustrieren. Der Vergleich hinkt aber insofern, daß die Weidelknechte durchaus in den „Mainstreammedien“ vorkommen. Entweder als Talkshowgäste oder zumindest als Faktor, den Leitartikler mit ganz anderen Meinungen immerhin auch darstellen.

Öffentliche Meinung und VERöffentlichte Meinungen divergieren traditionell sehr stark beim Thema Sport. Insbesondere Sportgroßveranstaltungen.

Obwohl bei der Fußball-WM in Katar eine große Mehrheit der Bevölkerung angab, kein Interesse daran zu haben, wurde die Meinung, sich die mutmaßlich 300 Millionen Euro für die Übertragungsrechte an die hochkorrupte und zutiefst antihumanistische FIFA zu sparen, so gut wie nicht vertreten. Keine Bundestagspartei sprach sich gegen Fußball-Übertragungen auf Kosten der Beitragszahler aus.

Selbst wenn die divergierende Ansicht der Bürger zur einhelligen Medienmeinung wie bei den gescheiterten Olympia-Bewerbungen durch Volksentscheide belegt ist, ärgern sich so gut wie alle Parteien und Presseorgane und Vereine kollektiv über die Mehrheitsansicht, weil gar nicht erst gedacht wird, der Urnenpöbel könnte sich auch mal NICHT irren.

Da ich konservativ, alt und langweilig bin, lebe ich seit 35 Jahren in demselben Stadtteil. Er liegt relativ zentral und ist daher schwer von Eventisierung betroffen. Fast jedes Sommerwochenende findet irgendein „Event“ statt. Die Anlässe – CSD, Schlagermove, Harleydays, Marathon, Triathlon, Halbmarathon, Weinfest, Alstervergnügen, Dom, Japanisches Kirschblütenfest, Stadtteilfest, Weihnachtsmarkt Hafengeburtstag, Elbfest.Hamburg, Maskenzauber, Osterstraßenfest,  Holsten Brauereifest, Discomove,  Stadtfest St. Georg,  Eppendorfer Landstraßenfest, Harburger Binnenhafenfest, 48h Wilhelmsburg, STAMP - The Street Art Melting Pot, altonale, Wedeler Hafenfest, Musikfest am Jungfernstieg, Barmbek schwingt, Außenmühlenfest, Weißes Dinner, Winzerfest St. Pauli, Alafia Afrikafestival, Kreativnacht St. Pauli, Oktoberfeste, Weltkinderfest, Norddeutsche Apfeltage – sind austauschbar; das Bild ist immer gleich: Fressen und Saufen, sehr laute Musik, Rumgrölen.

Zweifelsfrei gibt es diese Menschen, die sich gerne in Massen zusammenballen, sich zusammengedrängt wie Ölsardinen kollektiv besaufen und das zu einem aberwitzig überteuerten Bier/Wein/Glühwein-Preis.

In den letzten 35 Jahren hatte ich natürlich genügend Gelegenheit mit Nachbarn darüber zu sprechen und erlebe dabei ein nahezu homogenes Meinungsbild, welches diametral der veröffentlichen Meinung entgegensteht.

Jeder hasst diese Veranstaltungen, niemand geht dahin, jeder fühlt sich belästigt.

Ich mache mir seit Jahren systematisch einen Spaß daraus, anschließend jeden zu fragen „Na, und waren Sie beim Straßenfest?“ Darauf gibt es zwei Antworten. Entweder „nein, das ist nichts für mich“, oder „ich war vor Jahren einmal da und nie wieder“. (Ich gehöre zu letzterer Kategorie)

Solche Events ziehen Touristen und eine bestimmte Saufklientel an. Ich verstehe, daß dadurch Umsatz generiert wird und Geld in die Hamburger Kassen kommt. Ich verstehe auch, daß ich mir selbst ausgesucht habe, in der Innenstadt zu leben.  Um lediglich zu hören, wie sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, bin ich am falschen Ort. Daher fordere ich auch keine Einschränkungen oder Verbote solcher Veranstaltungen.

Aber die mediale Begleitung treibt mich um. Es ist wie bei Woelki, Katar oder Olympiabewerbungen: Es gibt in den Hamburger Zeitungen und Fernsehsendern und in der Kommunalpolitik zu 100% nur Event-Freunde.

Selbst wenn es offensichtlich ist, daß das gemeine Volk kein Interesse daran hat, wird diese Tatsache ignoriert.

Das 2023er „Uhlenfest“, das  hiesige Stadtteilfest, wurde gestern mangels Interesse abgesagt. Genau wie schon 2022. Die Veranstalter können keine Fress- und Saufbudenbetreiber mehr finden, die den Unsinn mitmachen wollen.

Das kann man bedauern, man kann aber auch froh sein, ein Wochenende Ruhe zu haben und damit die Umwelt zu schonen. Letzteres wird aber noch nicht einmal erwähnt. Kollektiv bedauern alle Medien den Ausfall des „so beliebten Stadtteilfestes“.

[…] Beliebtes Hamburger Stadtteilfest findet wieder nicht statt […] Erneut gucken Uhlenhorster in diesem Jahr in Sachen Straßenfest in die Röhre: Das beliebte Fest auf dem Hofweg und der Papenhuder Straße fällt ins Wasser. Schon im vergangenen Jahr fand auf der Uhlenhorst nichts statt. […] Auf dem Facebook-Kanal des Uhlenhorster Stadtteilfest teilten die Veranstalter:innen mit, dass die beliebte Veranstaltung im Alster-Stadtteil auch diesen Sommer gecancelt ist. Dort schreiben sie: „Leider müssen wir euch mitteilen, dass das Uhlenhorster Stadtteilfest in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Wir haben uns alle auf das tolle Stadtteilfest gefreut.“ […] Schon im vergangenen Jahr hatten sich viele Menschen auf das beliebte Stadtteilfest gefreut – vor allem nach der coronabedingten Zwangspause. […]

(MoPo, 27.06.2023)

Es liegt offenbar aber nicht an meinem speziellen Stadtteil, sondern die „besonders beliebten Stadtteilfeste“ sind offenbar unbeliebt.

[….] Volksdorfer Stadtteilfest vor dem Aus – eine Spendenaktion soll helfen

Seit vielen Jahren ist das Volksdorfer Stadtteilfest ein wichtiges Ereignis für Hamburger am nordöstlichen Rand der Stadt. Coronabedingt musste es in den vergangenen beiden Jahre ausfallen und auch dieses Jahr steht das für Anfang September geplante Stadtteilfest nun auf der Kippe – denn es fehlt an finanziellen Ressourcen. […] Zuletzt wurden das Osterstraßenfest (Eimsbüttel) und das Außenmühlenfest (Harburg) abgesagt. […]

(MoPo, 21.07.2022)

Obwohl es wie bei den Volksbefragungen zu Olympiabewerbungen ganz offensichtlich keine Begeisterung für diese Vorhaben in der Bevölkerung gibt, plappern alle Journalisten Pawlowsch mit Tränen in den Augen von den „beliebten“ Festen und bedauernd die Absagen gar fürchterlich.

Genau wie bei den Kirchenausstritten.

[…] Weiteres beliebtes Hamburger Straßenfest fällt aus

Eigentlich hätte es dieses Jahr endlich ein Comeback nach zwei Pandemie-bedingten Absagen geben sollen. Doch jetzt ist klar: Das Osterstraßenfest in Eimsbüttel kehrt auch in diesem Jahr noch nicht zurück. „Aus logistischen und organisatorischen Gründen“, wie es von den Veranstalter:innen heißt. Zuletzt war schon der Ausfall des Außenmühlenfests bekanntgeworden. […]

(MoPo, 02.07.2022)

Beliebt, beliebt, beliebt – SO beliebt ja offenbar auch nicht, wenn keiner dahin will.

Ich möchte wenigsten einmal einen einzigen Artikel erleben, in dem steht „Zum Glück wurde das abgesagt, das ist kein Verlust!“

[….] Feiern an der Außenalster Uhlenhorster Stadtteilfest

Abgesagt: Das Stadtteilfest wird leider auch 2023 nicht stattfinden! Am Ostufer der Außenalster heißt es: Feiern, Tanzen, Stöbern und Genießen beim Uhlenhorster Stadtteilfest! Das Straßenfest verwandelt den Hofweg und die Papenhuder Straße in eine Kunst-, Kultur-, Gourmet- und Unterhaltungsmeile.

Leider musste das Stadteilfest auch für 2023 abgesagt werden!

[…] Das Uhlenhorster Stadtteilfest […] gehört nicht umsonst zu den beliebtesten und stilvollsten Straßenfesten Hamburgs. […]

(Hamburg.de)

Zumindest ich bin glücklich.