Mehrheiten
sind wichtig in der Demokratie.
Nur mit
Mehrheiten kann man sich durchsetzen; in einer pluralistischen Demokratie ist
das Organisieren von Mehrheiten das mühsame, aber notwendige Handwerkszeug.
Unglücklicherweise
sind Mehrheiten durchaus manipulierbar und generierbar. Man kann ein Volk durch
Propaganda und Agitation dazu bringen mehrheitlich bestimmte Dinge zu denken.
Schon
vor 80 Jahren brachten es Leni Riefenstahl und Joseph Goebbels in dieser Disziplin
zu wahrer Meisterschaft.
Inzwischen
sind die Möglichkeiten zur Mehrheiten-Herstellung unermesslich, weil wir alle
an unseren Klugtelefonen hängen und Algorithmen dafür sorgen was wir dort sehen.
Es gibt
weit verbreitete Überzeugungen, die sich unterschiedlich schnell verändern
lassen.
Es
dauerte 200 Jahre, um die Menschen in Westeuropa davon zu überzeugen, daß
Schwule und Lesben gleichberechtigt sind, daß Frauen eben so viel zu sagen
haben wie Männer.
Das
Ansehen einzelner Politiker kann damit verglichen im Rekordtempo von Null auf
Hundert und auch wieder zurück auf Null gehen.
Es gab
Zeiten, da war Karl-Theodor Baron von und Freiherr zu Guttenberg von einer
derartigen Welle der Sympathie getragen, genoss 90%ige Unterstützung von ganz
links bis ganz rechts, daß er sich fast per Akklamation zum Kanzler und Parteichef
aufgeschwungen hätte.
Wie wir
alle heute (und wenige schon damals) wissen, resultierte die KTG-Begeisterung
auf Massenwahn, Betrug und Manipulation.
Manchmal
denkt das deutsche Wahlvolk mit großen Mehrheiten das Richtige, wenn es zum
Beispiel den Einfluss der Pharma- und KfZ-Lobby beklagt, sich ein liberales
Sterbehilfegesetz wünscht oder Donald Trump den Stinkefinger zeigen will.
Manchmal
liegt eine ebenso große Majorität auch irregeleitet und falsch. In den Fällen
geht es zum Beispiel um Überfremdungsängste, doppelte Staatsbürgerschaft und
die Einschätzungen von Gefahren.
Enorme Mehrheiten sind gegen alles Ausländische und mutmaßen nicht existente
Privilegien Nichtdeutscher herbei.
So gut
wie kein Deutscher kennt das Staatsbürgerschaftsrecht, aber 70% sind dagegen. Unwissenheit
schützt vor Meinung nicht.
Etwas
politisch Richtiges zu wollen und zu tun, kann also hart mit der tumben
Mehrheitsmeinung kollidieren und für ein abruptes vorzeitiges Ende der Amtszeit
sorgen; siehe Helmut Schmidt und Gerd Schröder.
Politisch
gar nichts zu wollen und auch bereit zu sein dem Volk schweren Schaden zuzufügen,
wenn man sich dafür strikt an Umfragen orientiert, kann hingegen zu endlosen
Amtszeiten wie bei Merkel führen.
Es ist
natürlich angenehmer große Mehrheiten auf seiner Seite zu wissen, als im
Einzelkämpfermodus scheinbar gegen Windmühlen zu kämpfen.
Lieber
habe ich wie in der Sterbehilfefrage 80% der Mitbürger hinter mir, als ebenso
viele gegen mich, wenn es um Migration geht.
Ich
freue mich, wenn wie heute in Berlin geschehen beim lange geplanten
dumpfdeutschen xenophoben AfD-Marsch die fünffache Menge von Gegendemonstranten
sichtbar wird.
[….]
Die AfD ist am Sonntagmittag vom
Washingtonplatz zum Brandenburger Tor gezogen.
Ursprünglich waren
10.000 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei sprach von rund 5000 Demonstranten.
Mehr als 20.000
Teilnehmer waren für ein Dutzend Aufzüge und Kundgebungen gegen die AfD
angekündigt. Die Polizei sprach von insgesamt etwa 25.000 Gegendemonstranten. [….]
[…] Es
ist Politik-Sonntag in der Hauptstadt - wie sollte man sonst diesen etwas
eigenwilligen Tag in Berlin nennen, der damit begonnen hat, dass die AfD ihn
für sich zu beanspruchen versuchte. Sie hatte in Berlin zur bundesweiten
Kundgebung aufgerufen, sie wollte den Sonntag zum Tag der Abrechnung mit
Merkels Politik machen, samt Marsch durchs Zentrum und Rede vor dem
Brandenburger Tor. Am Sonntag stellt sich die Zahl der zunächst angemeldeten
Teilnehmer von 10 000 als etwas großspurig heraus, von 5000 war bald nur noch
die Rede. Aber immerhin.
Die AfD mobilisiert -
und wenn nicht die eigenen Leute, dann sehr zuverlässig doch deren Gegner. Auch
die sind an diesem Sonntag in Berlin auf den Beinen, und zwar so zahlreich,
dass bald selbst auf den Wegen im Tiergarten Rechtsverkehr gilt. So verstopft
sind die Wege im Park, weil die großen Straßen gesperrt sind und die Polizei im
Zickzackkurs durchs Zentrum umleitet. Sie spricht von 25 000
Gegendemonstranten. Ein von der Berliner Clubszene organisierter Umzug von etwa
30 Musikwagen zieht über die Siegessäule zur Straße des 17. Juni, gerade so,
als wäre mal wieder Loveparade. Schon lange war der Übergang von der Clubnacht
in den Tag nicht mehr so fließend - und so politisch; begleitet vom "Hass
ist krass, Liebe ist krasser"-Sticker auf gebräunter Sommerhaut.
"AfD
wegbassen" lautet das Motto der Protestkarawane, die sich teils entlang
der Strecke der einstigen Berliner Loveparade bewegt. […] AfD-Vorstandsmitglied Beatrix
von Storch sagt: "Die Herrschaft dieses Islam in Deutschland ist nichts
anderes als die Herrschaft des Bösen." Über den Fußball-Nationalspieler
Mesut Özil sagt sie: Er sei "trotz seines deutschen Passes kein Deutscher".
[….]
Aber was
machen schon Mehrheitsverhältnisse in dieser Angelegenheit?
Martialisch
und militärisch ejakuliert
der islamophobe Hetzer David Berger seine
entstellte Sicht der Dinge in die Welt.
Für ihn
und seine braun-nationalen Epigonen war es ein AfD-Heer, welches den linksgrünversifften Bahnhofsklatschern
vielfach überlegen war.
Alle,
die etwas anderes sahen – SZ, Tagesschau, Spiegel (im AfD-Srech „Spargel“),
Tagesspiegel – gehören ja zur linken,
Soros-gesteuerten Systempresse Merkels.
Trump
hat es vorgemacht.
Die
Realität existiert nicht mehr, die Xenophoben glauben nur noch ihrer eigenen
Propaganda.
Pipi-Blog 27.05.2018 |
Tagesschau 27.05.2018 |
Pipi-Blog 27.05.2018 |
SPON 27.05.2018 |
Berger im Pipi-Blog |
Kommentare zu Bergers Demoberichterstattung 27.05.2018 |
Man
streitet über Fakten, also über eine gar nicht zu bestreitende Realität.
Werden
Fakten nicht von allen anerkannt, erübrigt sich das Gespräch.
Dabei
geht es uns allen nur um das wohlige Gefühl mit der Mehrheit zu schwimmen.
Selbst
wenn die erneut brutal gegen Dunkelhäutige hetzende Trixi Storch und ihr
knitterig-katholischer Kumpan Berger recht hätten und die Zahl der
AfD-Marschierer die der Gegner weit überträfe, wären sie trotzdem im Unrecht.