Also, ich bin tatsächlich zufrieden mit der heutigen Vorsitzendenwahl der CDU.
Mir ist es ein Rätsel wieso Grüne sich einen CDU-Chef wünschen, der möglichst grün ist oder wieso sich die braunen AfDler einen möglichst rechts-stehenden CDU-Chef wünschen und nun unzufrieden mit dem vermeidlich liberaleren Armin Laschet sind.
Das ist ähnlich dämlich wie der Wunsch einiger Atheisten nach einem freundlicheren und liberalerem Kölner Erzbischof oder Papst.
So ein strategischer Unsinn! Wir sind schließlich Konkurrenten und sollten und freuen wenn der politische Gegner oder der ideologische Widerpart sich selbst ein Bein stellt, indem er auf abschreckendes Personal setzt!
Ich denke viel perfider-taktisch und freue mich sehr, wenn die Ideologie, die ich für hochgefährlich halte durch abstoßende Führungsfiguren wie Mixa, Müller, Meisner, TVE, Ratzinger oder Woelki aus eigener Kraft ihre Anhänger vertreiben.
Also überlege ich als Sozialdemokrat, gegen wen Olaf Scholz
die besten Chancen als Kanzlerkandidat hat, wer der schwächste Gegenspieler für
die SPD-Chefs wäre.
Aus dieser Perspektive wäre Friedrich Merz mein Wunschkandidat; gegen ihn kann
man am besten Wahlkampf machen. Er elektrisiert die Menschen, die ohnehin
sicher CDU/rechts wählen und wildert nicht im Wählerpotential linkerer
Parteien.
Merz wird von seinen rechten Fanboys, beispielsweise in der stramm konservativen Hamburger CDU chronisch überschätzt.
Der Mann hat nicht einen Tag Regierungserfahrung, lag bisher mit jeder einzelnen ökonomischen Prognose falsch und hat zudem auch noch jede Wahl verloren.
Nun konnte ihm nicht mal mehr die geballte Macht der konservativen Presse helfen.
Es gibt keinen Merz-Auftritt, kein Merz-Interview, indem er nicht durch eigene Blödheit Kopfschütteln auslöst.
Nachdem im letzten Jahr die Superreichen extrem viel superreicher geworden sind, während die unteren 90% der Bevölkerung darben, nennt Millionär und Jet-Besitzer Merz die inzwischen sehr populäre Vermögenssteuer polemisch „Neidsteuer“ und leistet sich auch wieder gesellschaftspolitische Peinlichkeiten.
[……] Zwei [ernten von der Twittergemeinde] deutlich weniger Verständnis.
[……] Einer davon: Friedrich Merz. Auslöser ist sein Statement, er könne gar kein Frauenproblem haben, sonst hätte ihn seine Frau nicht geheiratet und seine Tochter ihm längst die gelbe Karte gezeigt. Das geht prompt nach hinten los: Die Häme ist groß. "Gestrig", "peinlich", "genau das ist das Problem", urteilen die Twitter-Richterinnen und Richter. Und seine vermeintliche weibliche Fan-Base, die "Frauen für Friedrich Merz"? Schweigt, der Hashtag ist längst von Merz-Verhinderern gekapert. [……]
(Viktoria Spinrad, SZ, 16.01.2021)
Daß er vor 40 Jahren geheiratete hat, soll Ausweis für seine Frauenfreundlichkeit sein?
Wer sich so konsequent durch die Öffentlichkeit tölpelt, sollte der Wunschgegner für jeden Sozialdemokraten sein.
Allerdings ist in einem so strukturkonservativen Land wie Deutschland, in dem auch der weit überwiegende Teil der Journalisten CDU-freundlich tickt, die Wahrscheinlichkeit eines CDU-Kanzlers immer noch sehr hoch.
Der Atlantiker Merz, der in konservativen Kreisen auch anerkennend als „der deutsche Trump“ gelobt wird, wäre als Kanzler allerdings sehr gefährlich; zumal der Sauerländer nicht vorm Sprechen nachdenkt und immer wieder in Pöbel-Tiraden verfällt. Man denke nur an seine wundersamen Attacken gegen das angebliche „CDU-Establishment“, daß in finsteren Kellern gegen ihn intrigieren würde.
Das sind durchaus schon protopsychotische Züge, die in Richtung Trump-Persönlichkeit gehen. Ich mag mir nicht vorstellen, was er als Regierungschef ohne jede Erfahrung auf EU- oder UN-Ebene verzapfen würde.
Glücklicherweise machte sich Herr Merz, wie üblich, auch nach seiner heutigen Wahlniederlage gleich noch unbeliebter, indem er wie 2018 gegenüber AKK garstig schmollte, sich nicht ins CDU-Präsidium wählen lassen wollte und als erstes Armin Laschet in den Rücken fiel, indem er verkündete Bundeswirtschaftsminister werden zu wollen.
Wohlwissend, daß Angela Merkel das niemals zuließe und damit die Autorität des neuen Chefs Laschet gleich attackiert wird.Ich mutmaße, Merz wird sich von dieser neuen Niederlage CDU-intern nicht mehr erholen. Zu sehr verfestigt sich das Bild, daß er nur im Hinterzimmer das Maul aufreißt, aber nie liefern kann, wenn es drauf ankommt.
Merz leidet nun wie sein Freund Trump.
Von den drei CDU-Chef-Kandidaten halte ich Norbert Röttgen mit Abstand für den Intelligentesten. Es ist schon erstaunlich, daß er nahezu ohne mediale Unterstützung, ohne einen Regierungsapparat und ohne finanzielle Mittel – anders als Merz, konnte er sich nicht einmal ein Büro mit professionellen Wahlkampf-Mitarbeitern in Berlin leisten – auf Augenhöhe mit den beiden Großzampanos Laschet und Merz kam.
Als CDU-Chef hätte er automatisch eine enorme Medienpräsenz generiert und wenn man nicht ganz so unfähig wie Nahles, Walter-Borjans oder Esken ist, steigt man damit automatisch auf der demoskopischen Leiter in die Top10.
Röttgen könnte die CDU mutmaßlich von den drei Kandidaten am besten führen, weil er nicht so ein unüberlegter Hitzkopf wie Merz ist, nicht ständig Fehler produziert wie Laschet in Düsseldorf und darüber hinaus auch noch recht gut aussieht und sympathisch wirkt. In der TV-Demokratie Deutschland könnte das auch zum entscheidenden Vorteil im Kanzlerkandidatenrennen mit Markus Söder sein.
Der Bayer verfügt derzeit über sensationelle Zustimmungswerte, aber in weiten Teilen Norddeutschlands gelten Bayern nach wie vor als unwählbar und zudem trägt Söder schwere Hypotheken aus seiner Vergangenheit mit sich herum.
Über Dekaden mischte er mit rechtsradikal-absurden Sprüchen Bayern auf.
Norbert Röttgen hat nicht solche Leichen im Keller und daß er sich nicht mit Merkel versteht, könnte auch ein Vorteil im Wahlkampf sein, weil er sich als „Neustarter“ verkaufen könnte und schwerlich für die Fehler in der Pandemiebekämpfung verantwortlich zu machen ist.
Ein CDU-Chef und möglicher Kanzlerkandidat Röttgen wäre der härteste Gegner für die SPD. Er schreckt urbane Liberale nicht ab und all die ehemaligen SPD-Wähler, die seit Jahren ihr Kreuz bei der Merkel-CDU machen, könnten das mit Röttgen weiterhin tun.
Laschet, der heute durchaus ernst gemeint als „Armin Kohl“ gelobt wird, weil er so viele Probleme einfach aussitze und sich nicht durch seine eigenen Eseleien verunsichern ließe, ist ein intellektuelles Leichtgewicht.
Mit Sicherheit steht er nicht für Fachkompetenz. Olaf Scholz ist sehr viel intelligenter und gewiefter als der Aachener Möchtegern-Verwandte Kaiser Karl, des Großen.
Seine Pleiten in der Coronakrise sind jetzt schon legendär.
Sofern Laschet tatsächlich auch Kanzlerkandidat werden sollte, wird auch seine Familie in den Fokus der Öffentlichkeit rutschen.
Das verspricht jede Menge Ärger, da sowohl sein selbstverliebter Model-Sohn Joe, als auch seine Ehefrau und sein Bruder immer für öffentliche Peinlichkeiten gut sind.
Der Vergleich mit Kohl hinkt insofern, als es zur Kohl-Zeit keine sozialen Medien und kein Internet gab.
Da konnten seinen düsteren Familiengeheimnisse im Dunkeln bleiben. Keiner der Kohl-Söhne drängte von selbst an die Öffentlichkeit; das passierte erst, nachdem sich Hannelore Kohl umgebracht hatte und dann stellten sich sowohl Walter als auch Peter trotz der enormen physiognomischen Ähnlichkeit zu ihrem Vater als recht vernünftig und sympathisch heraus.
Der neue CDU-Bundesvorsitzende lebt da weitaus gefährlicher.