Die deutschen Wähler sind nicht mit Humanität zu überzeugen.
Nicht mit Moral.
Nicht mit Rechtlichkeit.
Nicht mit Verantwortung.
Man braucht gar nicht erst versuchen, so zu argumentieren.
Daher verwende ich seit Jahren, unter Bauchschmerzen, das ökonomische Argument. Deutschland profitiert nicht nur finanziell massiv von der Zuwanderung, sondern kann, wegen des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels, ohnehin final die Bürgersteige hochklappen, wenn es nicht jedes Jahr massive Zuwanderung von mindestens 400.000 Menschen gibt.
[…] Der Wirtschaftsweise Martin Werding hat den Nutzen von Migration für Deutschland berechnet. Er liefert damit neue Munition für die hitzige Debatte um die Auswirkungen der Zuwanderung. […] Dass Zuwanderung Geld kostet, ist offensichtlich. Bund und Länder gaben vergangenes Jahr etwa 28 Milliarden Euro allein für Asylbewerber und Integration aus. […] Das wird kritisiert als „Zuwanderung in die Sozialsysteme“. Aber es gibt auch die andere Seite, eine, die dem Land und den Menschen nützt: Die vielen Migrantinnen und Migranten, die in Deutschlands Pflegeheimen und Krankenhäusern den Betrieb am Laufen halten, Paketausfahrer aus der Türkei, IT-Experten aus Indien. Rein materiell betrachtet: Lohnt sich Zuwanderung? Oder ist sie ein Verlustgeschäft?
Der Sozialstaatsexperte Martin Werding hat nun eine Bilanz vorgelegt, die früheren einschlägigen Studien widerspricht. „Eine um 200 000 Personen höhere jährliche Netto-Zuwanderung nach Deutschland bedeutet langfristig ein Plus von 100 Milliarden Euro im Jahr – es ist ein massiver Effekt“, sagte Werding am Freitag bei der Präsentation der Ergebnisse in Berlin. Werding ist Professor an der Ruhr-Universität Bochum und berät als einer der sogenannten Wirtschaftsweisen die Bundesregierung. Jede Person, die im Zuge einer solchen anhaltend hohen Zuwanderung nach Deutschland kommt, entlastet den Staatshaushalt demnach um 7100 Euro im Jahr. […] Neben Werding betonen auch andere Ökonomen die Vorteile, insbesondere durch die Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften. Diese werden weniger durch die Alterung der Menschen in Deutschland. Jedes Jahr seien unter dem Strich etwa 400 000 qualifizierte Zuwanderer nötig, um diesen Schwund auszugleichen, urteilt etwa das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sagte in der Debatte, Migranten würden zwar kurzfristig eine erhebliche wirtschaftliche und finanzielle Belastung für Deutschland bedeuten, langfristig jedoch einen großen Nutzen auch für die Wirtschaft schaffen, ohne den viele Unternehmen nicht überleben könnten und viele Bürger empfindliche Einschnitte hinnehmen müssten. […]
Der Urnenpöbel und weite Teile der Presse sind taub für finanzielle und ökonomischen Argumente. Sie präferieren, propagieren und votieren für Parteien und Politik, die Deutschland schwer schaden, indem sie uns alle arm machen.
[…] Die harte Grenzpolitik der Merz-Regierung ist nicht nur inhuman. Sie schadet auch der Wirtschaft. Die Bundesrepublik sollte sich sogar mehr um Zuwanderer bemühen.
Wer noch überzeugt werden muss, dass es etwas Gutes ist, ein Einwanderungsland zu sein, sollte einmal eine Nacht in einer deutschen Notaufnahme verbringen. Da stammt der Internist aus Tunesien. Er spricht fast perfekt Deutsch. Die Pflegerin hat einen russischen Akzent. Und der Sanitäter, der den nächsten Patienten auf der Trage hineinschiebt, kommt ebenfalls aus einem afrikanischen Land.
Menschen mit Migrationsgeschichte halten das deutsche Gesundheitssystem am Laufen. Und nicht nur das. Sie sind ein Wachstumsmotor für das Land. Doch die Zuwanderungspolitik der neuen Bundesregierung spricht eine Sprache der Abwehr, Abschottung, Abweisung, Abschiebung. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) setzen auf Symbolpolitik und ignorieren die Forderungen der Wirtschaft. Zuwanderung ist nötig – ökonomisch, demografisch, gesellschaftlich. Es ist Aufgabe der Politik, den Menschen das zu erklären. […] Viele Migranten sind dynamische Menschen, andernfalls hätten sie sich nicht getraut, ihre Heimat zu verlassen. Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund sind besonders innovativ, hat kürzlich eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben. Inzwischen hat jedes fünfte Start-up in Deutschland eine Gründerperson, deren Wurzeln außerhalb Deutschlands liegen.
Gleichzeitig leidet Deutschland unter einem dramatischen Fachkräftemangel – in der Pflege, im Handwerk, in der Logistik. Jedes Jahr gehen mehr Menschen in Rente als junge nachkommen. Ein schrumpfender Anteil von Erwerbstätigen muss die Sozialleistungen für immer mehr Ältere finanzieren. Das Rentensystem steht vor dem Kollaps. […] Deutschland muss sich international als attraktives Einwanderungsland positionieren, denn auch andere Länder sind Jahr für Jahr mehr auf Zuwanderer angewiesen, nicht nur auf hoch qualifizierte, sondern auf nahezu jede und jeden, auch auf Asylbewerber.
Am Ende ist Zuwanderung vor allem ein Thema der Menschlichkeit. Wer sich auf den beschwerlichen Weg nach Deutschland macht, verdient Respekt und ein wohlwollendes Prüfverfahren. […] Wer glaubt, Deutschland könne sich durch Abschottung retten, verkennt die Werte, auf denen diese Gesellschaft ruht: Offenheit, Freiheit, Chancengleichheit, Humanität, europäische Gemeinschaft. Diese Werte gehören verteidigt. Nicht nur für die Wirtschaft – aber auch. [….]
Die Hoffnung auf Einsicht bei Volk und Parteien, habe ich lange aufgegeben.
Es wird wohl so laufen, wie in den USA: Daß die vom Urnenpöbel gewünschte menschenfeindliche Ausländer-Raus-Politik und massive Kapital-Umverteilung von unten nach oben, die eigene Wirtschaft so völlig zerstört, bis man endlich so weit im Dreck steckt, um umzudenken. Es ist ein bißchen, wie die früheren Holzhammer-Chemotherapien: Es wird alles vergiftet und man hofft, der Körper möge länger überleben, als der Tumor. Trumps Zerstörungswerk ist im vollen Gang.
Die einzigen Möglichkeiten, ein solches Szenario in Deutschland zu verhindern, sind a) die SPD in der Regierung, die den größten rechten Wahn bremst und b) ein migrantischer Generalstreik.
Jeder arbeitende Mensch in Deutschland, der einen nicht deutschen Pass besitzt, sollte für einen Monat zu Hause bleiben. Oder am besten in Urlaub fahren. Als erstes würden der gesamte medizinische und Pflege-Bereich zusammenbrechen. Gastro, Einzelhandel und Dienstleistungen folgten. Müllabfuhr, ÖPNV, Reinigungsgewerbe.
Die AfD- und CDUCSU-Fans sollten das mal für ein paar Wochen erleben.