Mittwoch, 9. März 2022

Sehr kleine Politiker.

Krieg ist scheiße.
Putin ist der Böse.

Selenskyj ist der Gute. Da heißt es in jedem möglichen Sinne „Flagge zeigen.“

Die üblichen Sanktionen, die Putin seit 2014 kennt, wird er locker aussitzen können. Auf SWIFT- und Nordstream2-Aus war er eingestellt, hatte Reserven angehäuft.
Aber ich bezweifele, daß der Kreml mit der nahezu endlosen Liste von Privatfirmen rechnete, die ihre Geschäfte mit Russland einstellen. Es werden also auch die ganz normalen 144 Millionen Russen massiv betroffen.

Wenn McDonald's, Starbucks, Coca-Cola, PepsiCo, Danone, Heineken, Volkswagen, Daimler Truck, Mercedes-Benz Group, ehemals Daimler und früher Mutterkonzern der Daimler-Lkw-Sparte, BMW, Volvo Cars, General Motors (GM),Ford Motor, Mitsubishi, Toyota, Harley Davidson, Jaguar Land Rover und Aston Martin, Ferrari und die Volkswagen-Tochter Lamborghini, Continental, BP, Shell, Exxon Mobil, der französische Ölriese Total, Uniper, die weltweit tätige Bank HSBC, Union Investment, Visa, Mastercard und American Express, PayPal, KPMG und PwC, Fitch, Ikea, REWE, deren Tochter Penny, Aldi und der Discounter Netto, Obi, Siemens Energy, Siemens, Knorr-Bremse, Adidas, Nike, Puma, Electrolux, Hennes und Mauritz (H&M), Hermès, LVMH, Kering, Prada, Procter & Gamble (P&G), Levi Strauss & Co., UPS und FedEx, Maersk, Hapag Lloyd, Kühne + Nagel, Lufthansa, Airbus und Boeing, Bombardier, Warner Brothers, Disney und Sony Pictures,  Universal Music Group, Netflix, TikTok, Apple, Google, Intel, Microsoft, Dell, Samsung, Airbnb, SAP und sein US-Rivale Oracle, General Elecric (GE), Ericsson und Nokia ihre Filialen in Russland schließen und nicht mehr nach Russland liefern wird ihnen das zwar finanziell sehr weh tun, aber für die Russen, insbesondere auch die Reichen, die Luxusgüter kaufen, wird sich das Leben massiv verändern.

Das sind gar keine guten Nachrichten für Putin. Die westliche Welt, die er zu Trumps Zeiten so mustergültig auseinanderdividieren konnte, steht erstaunlich geschlossen zusammen, nimmt drastische Gewinneinbußen in Kauf, um einen bisher beispiellosen ökomischen Druck auf Putins Reich zu entfalten.

Ursula von der Leyen ruft schon zum Energiesparen auf. Kommen wir nicht vielleicht jetzt schon mit weniger Gas und Öl aus, wenn die Deutschen ihre Wohnungen um ein paar Grad runterkühlen und weniger Auto fahren?

Wäre das nicht ein wirklich geringer Preis für den Frieden?

Zwei Dinge sprechen aber dagegen.

Mir fehlt nach wie vor die Phantasie dafür, daß Putin ohne sein Gesicht zu wahren einlenkt und in der UN erklärt:

  „Sorry Leute, ich habe da echt was völlig falsch kalkuliert, es tut mir Leid, wir ziehen uns aus der Ukraine zurück und in Russland gilt ab sofort völlige Presse- und Meinungsfreiheit. Ich trete zurück, ziehe mich in eine bescheidene Zwei-Zimmer-Datsche zurück und hoffe, daß mein demokratisch gewählter Nachfolger es besser macht.“

Ich denke, ein in die Enge getriebener Putin, der frustriert über den Kriegsverlauf ist und massiven Druck von den unter Sanktionen leidenden Russen steht, wird eher zum Äußersten greifen und mit brachialer (Atom-)Gewalt einen militärischen Sieg erzwingen wollen.

Zweitens sind wir Westler viel größere Jammerlappen, als die Russen. Allein die Vorstellung, Benzin könnte teurer werden, läßt hinterwäldlerische Wahlkämpfer in deutschen Zwerg-Bundesländern zu parteipopulistischen Pseudo-AfD-Figuren anschwellen.


Die Deutschen mögen keinen Krieg und sind gegen Putin, aber es gibt Dinge, die sind ihnen so heilig, daß dafür schon mal ein Krieg mit drastischen Menschenrechtsverletzungen - wie im Haupt-Öllieferland Saudi Arabien (Scharia, Raketenkrieg gegen den Jemen) – in Kauf genommen werden: Rasen auf der Autobahn und billiges Benzin.

[….] Mit einem selbst aufgenommenen Video zu den Rekord-Spritpreisen hat Ministerpräsident Hans (CDU) viel Kritik geerntet. [….] Darin nennt er den Preis von 2,12 Euro für einen Liter Diesel „wirklich irre“. Gleichzeitig wirft er der Bundesregierung vor, sich an den hohen Kraftstoffpreisen zu bereichern. [….] Besonders viel Kritik erntet Hans auf Twitter für den Satz: „Das trifft jetzt nicht nur Geringverdiener, sondern das trifft wirklich die vielen fleißigen Leute, die tanken müssen, die ihre Dieselfahrzeuge tanken, die zur Arbeit fahren, die die Kinder zum Sport bringen.“ [….]

(SR, 08.03.2022)

Wenn schon zwei Euro für den Liter Superbenzin einen CDU-Ministerpräsidenten so frei drehen lassen, möchte ich nicht wissen, wie sympathisch uns allen Putin und Nordstream II werden, wenn man erst in der eigenen Wohnung frösteln muss und nicht mehr nach alter Gewohnheit einfach alle Heizkörper auf 5 drehen kann.