Montag, 7. August 2023

Bleibt wie es war

Bevor Ratzi mit 78 Jahren Papst wurde, war er schon sehr lange sehr mächtig.

1982 wurde er Kardinalpräfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und blieb 23 Jahre oberster Glaubenswächter der 1,3 Milliarden Katholiken. Außerdem stieg er auch in der formalen Hierarchie zum Dekan des Kardinalskollegiums auf und war damit offiziell der Mächtigste der Purpurträger.

Der größte Machtfaktor war aber ein zunächst meistens auf Weltreisen abwesender und schließlich schwer kranker Papst Woytila, der sich überhaupt nicht für die Kurie interessierte und alle Entscheidungen seinem Glaubenspräfekten überließ.

Ratzi konnte die Weltkirche also schon seit den frühen 1980ern nach seinen erzkonservativen Pädotäter-freundlichen Vorstellungen prägen.

 Unzufrieden und undankbar war er aber trotzdem, weil er ob seiner recht abstoßenden Persönlichkeit von niemanden gemocht wurde und außerdem auch immer nur ein rotes oder schwarzer Kleid tragen durfte, während er in Wahrheit auf die ganz pompösen güldenen CSD-Traumroben stand. Aber nicht nur, daß er sich selbst nicht wie bei Ru Pauls Dragrace aufbrezeln konnte, schmerzte ihn. Es empörte die Katholische Nummer Zwei auch, daß sein irdischer Chef so schrecklich hetero war und gar keine Freude an Gold- und Juwelen-besetzten Prunkkleidchen empfand. Der nur sieben Jahre ältere Karol Józef Wojtyła verzichtete demonstrativ auf jeden Pomp und galt dennoch als sehr charismatisch, hatte ständig Gäste aus allen Teilen der Welt zum gemeinsamen Essen und benahm sich dabei, wie ein ganz normaler Priester. Afrikaner, Inuit, Japaner oder Kreolen, zu allem Übel auch noch Juden, Buddhisten und Muslime – jeder durfte ihm offen sein Herz ausschütten. Und dafür liebten sie ihn. Wie das an Ratzi genagt haben musste! Da war dieser Papst vor seiner Nase, mit dem er rein theologisch auf der gleichen ultrakonservativen Wellen schwang, der aber so sehr die Prachtentfaltung vernachlässigte, sich unpäpstlich mit gewöhnlichen Plebs abgab und dennoch so verehrt wurde.

Am Schlimmsten waren die 1986 von Wojtyła erfundenen „Weltjugendtage“, zu denen bis zu vier Millionen junge Menschen erschienen, um dem ollen Polen im schlichten Weiß, ganz ohne eingestickte Perlen und Diamanten zuzujubeln. Eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen Ratzi öffentlich seine Contenance verlor, indem er seine ganze Eifersucht, seinen Neid und seine Missgunst zeigte, indem er 2000 laut gegen seinen Chef ätzte: „Die brauchen wir nicht, diese Jugendlichen“, ließ der Glaubenspräfekt wissen - angesichts einer Vielzahl gebrauchter Kondome, die auf einer Wiese beim Weltjungendtag hinterlassen wurden. Pfui, womöglich waren beim Sex auch noch Frauen involviert – das konnte Ratzi, der sich immer nur mit Geschlechtsverkehr zwischen Priestern und kleinen Jungs beschäftigt hatte, ohnehin nicht leiden.

Nachdem Wojtyła am 02.04.2005 endlich die Hühner gesattelt hatte, ging Ratzi aus dem Konklave am 18. und 19. April 2005 wenig überraschend als Sieger hervor. Kunststück; er selbst hatte 23 Jahren in der Kurie die Fäden gezogen, fast alle wahlberechtigten Kardinäle verdankten ihm ihr Amt. Zudem sprach sein fortgeschrittenes Alter für ihn. Noch mal wollte niemand ein 27-Jahre Rekord-Pontifikat. Nur der antisemitische Unfehlbarkeits-Ferretti (Papst Pio Nono von 1846 bis 1878) hatte noch länger regiert. Das will aber keiner in der Kurie, denn schließlich trachtet jeder danach, selbst Papst zu werden. So herrscht schon mal ganz miese Stimmung, wenn gesunde Typen wie Ferretti mit 54 Jahren oder Wojtyła mit 58 Jahren auf den Thron springen und die Tiara aufstülpen.

Der letzte im Amt, der mutmaßlich von seinen Brüdern umgebracht wurde, war 1978 Albino Luciani im Alter von 65 Jahren. Aber solche Aktionen erfordern natürliche das blitzartige Verschwindenlassen der Leiche ohne Obduktion und das wird heutzutage mit der garstigen Presse auch immer schwieriger. Also lieber gleiche einen greisen Wackelkopp zum Chef machen. Am besten mit nur einem Lungenflügel, wie Bergoglio.

Als Ratzi selbst den Thron bestieg, war natürlich Schluß mit der Bescheidenheit. Endlich. Er gab Millionen Euro für edelsteinbesetzte und golddurchwirkte Kostüme aus, zog rote Prada-Slipper an, ließ Hermelin-besetzte Hütchen anfertigen.

Seine Kritik an den Weltjugendtagen vergaß er auch ganz schnell; schließlich stand kurz nach seiner Machtergreifung der Weltjugendtag in Köln an. Das war geniales Timing. Deutschland war noch im Rausch über den ersten deutschen Papst nach einem halben Jahrtausend; der alte Ratzi war noch „der Neue“ und viele Durchschnittskatholiken hatten keine Ahnung, was für ein fieser Charakter er ist.

Da er beim XX. Giornata mondiale della gioventù Colonia nun selbst bejubelt wurde, fand Ratzi die Aktion auf einmal ganz toll und konnte sich auch nicht weiter an dem Attentat, das am ersten Tag auf Frère Roger am 16. August 2005 in Taizé verübt wurde, stören.

Weltjugendtage sind bis heute reine PR-Shows zu RKK-Werbezwecken, bei denen es darum geht, Nachwuchs zu rekrutieren und nicht etwa darum, das Richtige zu tun.

Das hält Kinderfi**erfreund Bergoglio ganz genauso und ärgert sich über renitente Portugiesen, die ihm die Stimmung verderben.

[…..] Der Besuch des Papstes und der Weltjugendtag führten in Lissabon auch zu zahlreichen Protesten. Zum einen wurde gegen die hohen Kosten protestiert, die der portugiesische Staat für die katholische Massenveranstaltung aufbringt. Zum anderen wurde an Missbrauchsfälle erinnert, für die katholische Priester verantwortlich sind.  [….]

(SPON, 07.08.2023)

Dabei zeigen gerade das Beispiel Portugal und die Anwesenheit des Pontifex Maximus, wie die katholische Kirche des Jahres 2023 mit dem massenhaften sexuellen Übergriffen durch Geistliche auf kleine Jungs umzugehen gedenkt:

Das Leid der Opfer verdrängen, die Aufklärung nach Kräften verhindern und ausschließlich das Wohl der Kirche im Auge haben.

Täterschutz vor Opferschutz; immer die Arme weit ausgebreitet für pädosexuell und sadistisch Veranlagte, um ihnen in den Priesterseminaren Raum zur freien Entfaltung zu geben. Demut und das Verhindern zukünftiger Taten will Bergoglio gar nicht erst anfangen. Einen Gottesdienst für die Betroffenen sexueller Gewalt durch Priester, ließ Bergoglio absagen.

[….] Beim Weltjugendtag trifft sich Papst Franziskus zwar mit Betroffenen, doch dabei bleibt es auch. Offensichtlich stört das Thema. [….] Dafür ließ ein Satz des Papstes aus einer Ansprache vor Kirchenvertretern aufhorchen: Die Skandale hätten das Antlitz der Kirche entstellt, sagte Franziskus, deshalb müsse sie sich nun in Demut läutern und dabei den "Schmerzensschreien der Opfer" zuhören. Da ist sie wieder, die eigentümliche Prioritätensetzung, die schon Benedikt XVI. vertreten hat: Worum geht es denn in erster Linie bei der Aufklärung sexueller Gewalt - um das Antlitz der Institution Kirche? Oder um Gerechtigkeit für die Opfer? Ohne Letzteres ist das Erste nur Fassadenmalerei.

Den Opfern solle die Kirche zuhören, hat Franziskus gefordert. Doch gerade die portugiesischen Bischöfe haben in diesem Jahr gezeigt, dass sie daran nicht interessiert sind. Der Untersuchungsbericht einer Expertenkommission unter Leitung des renommierten Kinderpsychiaters Pedro Strecht wurde im März zwar dankend angenommen. Gefolgt ist daraus bislang nichts.

Mehr noch: Die Bischöfe haben erklärt, keine Geldentschädigungen zahlen zu wollen. [….]  

(Annette Zoch, 04.08.2023)