Zugegeben,
ich bin auch überrascht von dem demoskopischen Durchmarsch der SPD unter Schulz.
Dabei
gibt es inhaltlich bisher gar keine Änderungen in den Parteien. Die Probleme
sind auch noch dieselben.
Aber
offensichtlich war der Frust über immer die gleichen Nasen in Berlin größer als
gedacht.
Einfach
mal ein anderes Gesicht auf der Bühne und die Meinungsforscher registrieren
Verschiebungen in nicht gekanntem Maße.
Schulz
wird nicht nur ein ernst zu nehmender Gegner für Merkel; der SPIEGEL sieht sie
in seiner morgigen Ausgabe schon ihr Amt verlieren.
Seine
Fans im Internet sind schon einen Schritt weiter und rufen den neuen Chef-Sozen zum Gottkanzler aus.
Fast
noch verblüffender als die
Stimmungsaufhellung bei den Sozis ist aber die gleichzeitige mentale
Malaise der C-Parteien.
Sie sind
ganz umgänglich gegenüber politischen Mitbewerbern, solange diese im
Zwergenstand befindlich keinerlei Gefahr für die C-Herrschaft darstellen.
Eine SPD
an der 30%-Marke führt aber auch dazu, daß sich die Konservativen kollektiv
einnässen.
Die
Hamburger Morgenpost berichtet in der heutigen Ausgabe, daß insbesondere
Unionsabgeordnete der Bundesversammlung aus dem Süden bei der
Bundespräsidentenwahl demonstrativ Steinmeier die Stimme verweigern wollen – „aus
Rache wegen der Euphorie um Martin Schulz“.
Der
Frust über das Versagen der eigenen Parteiführung, die bekanntlich daran scheiterte
überhaupt einen eigenen Kandidaten aufzustellen, war gerade verflogen, da
werden die 539 CDU/CSU-Mitglieder der Bundesversammlung mit einer glücklichen
und optimistischen SPD konfrontiert.
Das geht
ihnen zu weit. Einer SPD, die ernsthaft wieder um das Kanzleramt mitspielt,
gönnen sie nicht das Schwarze unter den Fingernägeln.
Die
Nemesis der EU, Bundesfinanzminister Schäuble, ist so geschockt von der
Aussicht womöglich seinen Job zu verlieren, daß er in die unterste
Vergleichsschublade greift, die derzeit zur Verfügung steht.
Wie groß
muß die Not in der CDU-Spitze sein, daß sie derartig in den Panikmodus
verfallen?
Sieben Monate vor der
Bundestagswahl schießt sich die Union offenbar auf SPD-Kanzlerkandidat Schulz
ein. Dieser folge der "postfaktischen Methode" des US-Wahlkampfs,
sagte Finanzminister Schäuble - und zog Parallelen zwischen Schulz und Trump.
Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) sieht Gemeinsamkeiten zwischen SPD-Kanzlerkandidat
Martin Schulz und US-Präsident Donald Trump. "Wenn Schulz seine
Unterstützer 'Make Europe great again' rufen lässt, dann ist das fast
wortwörtlich Trump", sagte Schäuble dem "Spiegel".
Die Art, wie Schulz
eine vermeintliche Spaltung der Gesellschaft beschwöre, folge der
"postfaktischen Methode" des US-Wahlkampfs. Es würde Schulz gut tun,
wenn er "mal ein bisschen nachdenken" würde statt auf
"Dampfplauderei" zu setzen, meinte Schäuble. "In einer Zeit, in
der weltweit die Versuchung durch den Populismus zugenommen hat, dürfen
Politiker nicht so reden wie Herr Schulz." [….]
Politik
kann schon lustig sein. Ausgerechnet der gewohnheitsmäßige Lügner Schäuble
orakelt über Postfaktizismus anderer Politiker.
Das ist
die pure Panik vor Super-Schulz.