I am sorry, aber da immer noch die Zeitungen voll sind
mit minder oder noch minderen Stellungnahmen zum Thema „Sterbehilfe“,
muß ich noch einmal darauf zurückkommen.
Es ist wirklich immer wieder erstaunlich welchen
Unsinn Theologen in ihren Hirnen ausbrüten können und umso erstaunlicher, daß
diese Typen ob ihres angeblichen moralischen Expertentums in Kommissionen für
ethische Fragen berufen werden.
Aktuelles Beispiel ist der evangelische Theologe und
Professor für Systematische Theologie mit dem Schwerpunkt Ethik an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Peter Dabrock (* 1964), der
auch seit 2012 stellvertretender Vorsitzende des „Deutschen Ethikrats“ ist.
Er bekam am 25.08.2014 eine Drittel-Seite in der
Süddeutschen Zeitung, vorn auf Seite 2 freigeräumt, um seine Expertenmeinung
zum Suizid auszubreiten.
Würde der Gesetzgeber seinen Untertanen die
juristische Möglichkeit einräumen, sich frei für einen assistierten Suizid zu
entscheiden, läge dem ein „falsches Verständnis von Autonomie zugrunde“,
erklärt der Herr Professor Theologe.
Wahre Autonomie erhielte der Mensch demnach nur, wenn
man ihm die autonome Entscheidungsfreiheit nimmt.
Und nein, ich wundere mich keineswegs, daß solche
Typen die maßgeblichen Ethikberater unserer Bundesregierung sind.
Ich erspare dem gequälten Blog-Leser weitere Zitate
aus dem Dabrock-Aufsatz und gebe stattdessen zwei Leserbriefe wider, welche
heute dankenswerterweise in der SZ veröffentlicht wurden.
Es ist immer wieder
erstaunlich, mit welchem rhetorischen Aufwand ein einfacher Vorgang abgewehrt
und für illegitim erklärt werden soll: Ein Mensch beschließt nach reiflicher
Überlegung und aus Gründen, die nur ihn angehen, dass er sein Leben beenden will
und braucht dafür die Hilfe von medizinisch Fachkundigen. Solcher rhetorischer
Schwulst bestimmt auch den Beitrag von Peter Dabrock, dessen Titel bereits
heuchlerisch und verlogen ist: Natürlich kann man den (eigenen) Tod
kontrollieren, wenn man nur dürfte.
Das Wissen darum macht
es so unerträglich, dass einflussreiche Moralapostel vom Schlage Dabrocks
(seines Zeichens immerhin stellvertretender Vorsitzender des Deutschen
Ethikrates – und nicht umsonst zugleich Theologieprofessor) sich Entwicklungen
und Bestrebungen in den Weg stellen, die, wie die medizinisch assistierte
Selbsttötung, die Autonomie des Individuums auch in der Selbstbestimmung über
den eigenen Tod ermöglichen, obwohl solche Bestrebungen gesellschaftlich breit
akzeptiert sind. Mit hohlem Pathos behauptet er, deren Verbot diene dem „Schutz
der Schwächsten in der Gesellschaft“ und verkauft Autonomie als die Einsicht
der Notwendigkeit der Fremdbestimmung, die Einbindung in „tragende Beziehungs-
und Fürsorgestrukturen“. Anders gesagt: Wer „schwach“ ist, soll einsehen, dass
seine Autonomie in der Preisgabe der Selbstbestimmung liegt – und auf jeden
Fall weiterleben, egal, wie unerträglich ihm dieses Leben ist.
(Prof.
Hartmut Stenzel, Gießen)
Die Äußerungen von
Peter Dabrock in der „Außenansicht“ sollen zwar rational klingen, sind jedoch
offensichtlich von seiner persönlichen Glaubensüberzeugung geprägt. Eben diese
Überzeugung dürfte rational kaum zu erschüttern sein. Sie führt die Tradition
des Ethikrates fort, der sich schon bei der Kodifizierung der
Patientenverfügung – glücklicherweise vergeblich – zu großen Teilen abgeneigt
zeigte, seine religiös-ethisch gewonnenen Grundsätze gegenüber der
Selbstbestimmung des Menschen rational abzuwägen.
So bleibt Herr Dabrock
bei der Überzeugung, er wisse besser, was dem Menschen dient, als dieser
selbst. […]
Besonders merkwürdig
ist in der Diskussion um Sterbehilfe meines Erachtens das gerade von
kirchlichen Religionsdienern immer wieder zu hörende Argument, das Leben sei
ein Geschenk, das der Mensch nicht zurückweisen dürfe – als müsse man auch ein
aufgedrängtes Geschenk annehmen.
(Ekkehard
Habel, Medebach)
Wir
befinden uns in der klassischen Situation, die immer auftritt, wenn es um „civil
rights movements“ geht. Sklaverei, gemischtrassige Ehen, Frauenwahlrecht,
Kinderarbeit, Homoehe, Abtreibung usw, usf – es sind immer die Theologen, die
sich Arm in Arm mit Reaktionären und Konservativen am meisten gegen solche
Entwicklungen auflehnen.
Und die Macht der Theo-Trottel ist groß genug um bis heute – wir schreiben das Jahr
2014 nach Christi Tod – den Menschen ihre Ansichten aufzuoktroyieren.
Bis heute
dürfen Menschen nicht frei über ihr eigenes Leben entscheiden, weil
vorzugsweise alte Männer in bunten Kleidern, die einem imaginären Freund
verfallen sind, das nicht wünschen.
Die SZ
läßt aber nicht locker und interviewt die Palliativmedizinerin Petra Anwar, die
ernsthaft verkündet: „Sterben ist nicht schrecklich.“
Wie alle
organisierten Palliativmediziner lehnt sie Sterbehilfe kategorisch ab und taugt
daher nur sehr bedingt als Expertin, weil sie ja eben NICHT den freien Willen
der Menschen gelten läßt, sondern ihre „Alternative“ propagiert.
Eine
Absurdität, aus der sie sich versucht heraus zu ziehen, indem sie die oftmals
suboptimalen Umstände des Sterbens beklagt.
Das Sterben ist nicht
schrecklich, wenn ich Zugang zu Palliativmedizin habe, wenn ich also
eingebettet bin in ein sicheres Netzwerk, das mir auch Nestwärme geben kann mit
Ärzten und Seelsorgern als Ansprechpartnern. Leider ist das nicht überall so,
und dann kann es schon schlimm werden. Dabei will ich jetzt auch nicht so tun,
als wäre ich Mrs. Perfekt, und alle können bei mir superselig sterben. Aber wir
können schon viel tun.
(Petra
Anwar, 25.08.14, SZ)
Am Ende
des Interviews gibt sie eine Antwort auf die Frage wann denn der richtige
Moment sei, um zum Palliativmediziner zu gehen
Wenn man aus
irgendwelchen Gründen mit der Situation nicht mehr zurechtkommt. Das kann
psychisch, sozial oder körperlich sein.
(Petra
Anwar, 25.08.14, SZ)
Klingt
gut; ist aber rein theoretisches Brimborium.
Ich habe
seit 2011 in Hamburg allein drei Mal für solche Situationen einen
Palliativmediziner gesucht und bin immer gescheitert. Zuletzt hörte ich von einem
solchen Arzt, er mache nur bei TUMPORPATIENTEN Hausbesuche. Alle anderen müssten
in die Praxis kommen.
SEHR
WITZIG - wenn der Betroffene das noch könnte, bräuchte ich keinen
Palliativmediziner!
Ich
traue mir zu dieses spezielle Thema recht gut beurteilen zu können, weil ich
sehr viel Zeit auf Intensivstationen und Pflegeheimen verbracht habe.
Außerdem
kenne ich privat Fälle, in denen sich ein Sterbender sehr gut in einem Hospiz
versorgt fühlte.
Aber das
sind keine Erfahrungen, die man verallgemeinern könnte.
Mal ganz
abgesehen, von der Tatsache, daß Deutschland weit davon entfernt ist
flächendeckend mit Hospizen und Palliativmedizinern versorgt zu sein, spielt
die eigene Veranlagung eine große Rolle. Viele Menschen möchten eben
keinesfalls ihre letzten Lebenswochen in einem Hospiz in Abhängigkeit
verbringen.
Es gilt
einige falsche Vorstellungen von Suizidwilligen auszuräumen.
Die
meisten sind eben KEINE Krebspatienten, sondern solche, die um den Verlust
ihrer Selbstständigkeit fürchten, oder diese lange verloren haben, weil sie
beispielsweise querschnittsgelähmt sind.
Kürzlich
hatte lernte ich über zwei Wochen einen Schlaganfallpatienten kennen, der seit
sieben Jahren in einem winzigen Heim lebte und unfähig war sich zu artikulieren
und zu bewegen.
Ich
konnte nicht feststellen, ob er noch klar im Kopf ist oder nicht. Es wirkte
fast so, weil er mich immer interessiert beobachtete, als ich am Nachbarbett
arbeitete.
Schließlich
besuchte ihn seine Frau und ich nutze die Gelegenheit zu fragen, ob ihr Mann
noch mitbekomme, was um ihn herum passiere.
Es
stellte sie raus, daß das genau die Frage war, welche seine Frau auch umtrieb.
Niemand konnte das mit Sicherheit sagen.
Mir
liegt es fern für solche Situationen Ratschläge zu erteilen. Aber es steht
fest, daß mir dieser Fall Angst macht.
Im
US-Bundesstaat ist aktive Sterbehilfe möglich. Inzwischen gibt es Erkenntnisse
darüber WER sie in Anspruch nimmt. Es wurde eine direkte Korrelation zum Bildungsstand
festgestellt.
Es sind Hochgebildete,
die in erster Linie Sterbehilfe wollen, weil ihnen der Verlust der
Selbstständigkeit viel mehr zu schaffen macht, als Ungebildeten.
Anders
als es Theologen wie Prof Dabrock behaupten, hängt die Entscheidung zum Suizid
also weniger von der Art der Krankheit und den palliativmedizinischen
Möglichkeiten zusammen, sondern ist von der Persönlichkeit des Kranken
abhängig.
Kann und
will er die Situation aushalten 100% pflegebedürftig zu sein?
Auch
diesen Befund kann ich aus eigener Beobachtung bestätigen.
Für
einige Bettlägerige wird es völlig normal gewaschen zu werden; sie verlieren
die Scham immer wieder die Genitalien zu entblößen und von fremden Menschen
beim Urinieren und Koten angefasst zu werden.
Bei
anderen Patienten bleibt das aber bis zur letzten Minute extrem unangenehm; sie
quälen sich auch noch bei der 100. Bettpfanne damit sich den Hintern abwischen
lassen zu müssen, genau wie beim ersten mal.
Zeit auf
den Blog-Titel zu sprechen zu kommen.
Ein der
wirklich ärgerlich naiven Sozis, die sich ungeniert mit dem Thema vor die
Kameras drängen ist die Bundestagsabgeordnete Griese.
Griese
kennt Ihr nicht?
Macht nichts, erklär‘ Ich Euch:
Macht nichts, erklär‘ Ich Euch:
Kerstin
Griese, 47, ist Pfarrerstochter aus Münster und offenbar nicht gerade beliebt
bei ihren Wählern. Die verlor einmal ihr Direktmandat und rückte später über
die NRW-Landesliste nach, als Angelica Schwall-Düren zur Ministerin für
Bundesangelegenheiten, Europa und Medien in die NRW-Landesregierung berufen
wurde.
Wie alle
Politiker, die sich gern zu ethischen Fragen verbreiten, ist sie schwere Religiotin.
Von 1979 bis 1989 war
Griese in der Jugendarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde
Düsseldorf-Urdenbach und im Kirchenkreis Düsseldorf aktiv. Von 1987 bis 1989
war sie Jugenddelegierte zur Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) und der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Seit 2001 ist sie
stellvertretendes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland,
seit 2003 Mitglied der EKD-Synode, der sie zuvor sechs Jahre lang als stellvertretendes
Mitglied angehörte.
Von 2009 bis 2010 war
sie als hauptamtliches Bundesvorstandsmitglied des Diakonischen Werks der EKD
zuständig für den Arbeitsbereich Sozialpolitik.
Griese ist
Landes-Vizepräsidentin des Arbeiter-Samariter-Bundes NRW (2006–09 und seit
2011)
Als
Hardcore-Kirchistin erklärt sie den Menschen, wie die ihr Lebensende zu
gestalten haben.
Dabei
offenbart sie so heftige Wissenslücken und geradezu Käßmannsche Naivität, daß
sich der langjährige Zeit-Feuilletonist Prof. Fritz Raddatz nur schütten kann.
Es ist schändlich,
Tränen zu vergießen bei Michael Hanekes Film "L'Amour" oder Klaus
Maria Brandauer in "Die Auslöschung" aufregend-genial zu finden; sich
erschüttert zu zeigen darüber, dass der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf sich
erschoss (Beihilfe durch Verkauf der Pistole?) oder dass Helmut Kohls Frau
Hannelore sich umbrachte (Beihilfe durch Verkauf des Medikaments?) – und dann
wie die Talkshow-Mamsell Kerstin Griese, sie nennt sich "Sozialpolitikerin",
über "Rechtssicherheit und Freiheit für Abwägungen" zu perorieren.
Den Quatsch, Dame, begehr ich nicht. Da reimt sich infam auf inhuman. Das ist
genau jene Spezies Staatsbeamte, die uns mit ihrer menschenfremden Stumpfheit
weit wegtreiben von der Politik; der wir nicht zu dienen haben.
Ich weiß
nicht, ob der arme Herr Raddatz auch die SPD-Mitgliederzeitung „Vorwärts“
liest. Ich wünsche es ihm nicht, denn dann würde er wie ich diese Woche das
Missvergnügen gehabt haben einen ganzen Griese-Aufsatz zum Thema lesen zu
müssen.
Es gibt in Deutschland
Vereine, deren Zweck der Tod ist. Sie bieten die Dienstleistung
"Sterbehilfe" nicht nur unheilbar Kranken an, sondern auch Menschen,
die den Mut zum Leben verloren haben, weil sie schwer depressiv oder einsam,
behindert und alt sind. Bei einigen Vereinen bekommt man den Tod schneller,
wenn man mehr zahlt. Ist das mit Menschenwürde und mit Humanität vereinbar? Ich
meine Nein.
Was wir statt solcher
"Sterbehilfevereine" brauchen, ist eine bessere Versorgung mit
Palliativmedizin. Wir brauchen mehr Hospize, in denen Sterbende mit berührender
Fürsorge begleitet werden. Wenn Jeder die spezialisierte ambulante
Palliativversorgung kennen und in Anspruch nehmen könnte, wäre der Ruf nach dem
angeblich so schönen Tod in der Schweiz überflüssig.
Um nicht
wieder unflätig zu werden, kontere ich diesen Unsinn mit zwei Professoren.
1.)
(noch einmal Stenzel, s.o.)
Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchem rhetorischen Aufwand ein einfacher Vorgang abgewehrt und für illegitim erklärt werden soll: Ein Mensch beschließt nach reiflicher Überlegung und aus Gründen, die nur ihn angehen, dass er sein Leben beenden will und braucht dafür die Hilfe von medizinisch Fachkundigen
Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchem rhetorischen Aufwand ein einfacher Vorgang abgewehrt und für illegitim erklärt werden soll: Ein Mensch beschließt nach reiflicher Überlegung und aus Gründen, die nur ihn angehen, dass er sein Leben beenden will und braucht dafür die Hilfe von medizinisch Fachkundigen
(Prof.
Hartmut Stenzel, Gießen)
2.)
(noch einmal Raddatz)
Das wirft neben den
ethischen auch einige andere Fragen auf, die zu beantworten fast alle
kommentierenden Journalisten zu faul waren. Die nämlich – leider auch das
Ehepaar Schneider – tun so, als gebe es da einen mühelosen Sterbetourismus in
die Schweiz, als könne man dorthin einfach den ICE nehmen und das berüchtigte
"Glas" bestellen wie einen Drink an der Bar des Baur au Lac. Das
stimmt schlichtweg so nicht. Wieder einmal hat die Publizistik (mit Ausnahme
des "Welt"-Kollegen Matthias Kamann) geschluchzt, gedroht, geschimpft
und von der Möglichkeit "der Reichen" gefaselt – aber nicht recherchiert.
Es gibt in der Schweiz
überhaupt nur eine einzige Institution, die deutschen Staatsbürgern Hilfe beim
Suizid anbietet. Im Gegensatz zu meinen fahrlässig insinuierenden Kollegen habe
ich mich ausgiebig mit deren Leiter Ludwig Minelli und seinen Mitarbeitern
unterhalten und kann Auskunft geben: geradezu bürokratische, jedenfalls
ausgefeilt penible Prozeduren müssen absolviert, mehrere Gutachten deutscher,
dann schweizerischer Ärzte müssen eingeholt werden, der "Preis" ist
geringer als die Kosten für einen Flachbildfernseher. Minellis Organisation ist
so seriös wie hochprofessionell.
Griese
vollführt im Vorwärts dann aber noch einen regelrechten Parforce-Ritt durch sämtliche
billigen Klischees der Religioten.
Die
bösen Sterbehilfevereine wollten die gar nicht so Kranken einfach „wegspritzen“,
obwohl diese doch eigentlich nur Zuwendung und Liebe ihrer Angehörigen
brauchten. Außerdem wären die meisten Sterbewilligen einfach nur depressiv und
das könne man ja schließlich gut behandeln.
Ja, Menschen wollen
über ihr Lebensende selbst bestimmen. Wir alle wollen möglichst schmerzfrei
sterben können. Unsere Verwandten und Liebsten wollen und sollten wissen, wie
wir über unser Lebensende denken, wenn wir nicht mehr selbst entscheiden
können. Das kann kein anonymer "Sterbehilfeverein" ersetzen. Deshalb
plädiere ich dafür, die Tätigkeit dieser Vereine zu unterbinden.
Diese
Religiotin lebt ich weiß nicht wo, jedenfalls NICHT in der realen Welt.
Abgesehen
davon, daß es Frau Griese einen feuchten Kehricht angeht wie krank jemand ist
und ob er überhaupt krank ist, wenn er sich selbst zum Suizid entscheidet, scheint
diese Person offenbar nicht zu wissen, daß es Millionen Pflegebedürftige gibt,
die in Alters- und Pflegeheime abgeschoben worden sind, weil sie eben nicht dieses
liebliche 50er Jahre Heile-Welt-Netzwerk haben.
Das ist
noch nicht einmal unbedingt eine beklagenswerte Tatsache, denn der Verlust der
früheren Großfamilienstruktur zeigt eben auch, daß es heute Wahlfreiheit gibt.
Man DARF sich scheiden lassen, Frauen brauchen keine Erlaubnis mehr, um
arbeiten zu gehen, Männer dürfen ihre Frauen nicht mehr in der Ehe
vergewaltigen, Kinder dürfen nicht geschlagen werden.
In
Hamburg sind deutlich über 50% der Haushalte Singlewohnungen – und das ist auch
gut so.
Als
Großstadtkind bin ich beispielsweise in einer Familie aufgewachsen, die aus
lauter Single-Haushalten besteht.
Ich behaupte,
daß wir uns dadurch sogar besonders nahe stehen, weil alle Zusammenkünfte
freiwillig und gewollt sind. Aber jeder schätzt umso mehr seine Privatsphäre,
die Konflikte verhindert.
Klar, wer
eine schwere Grippe hat, muß sich dann lästigerweise dennoch allein versorgen,
aber ich zum Beispiel bin längst so sozialisiert, daß ich in solchen
Situationen auch hartnäckig angebotene Hilfe ausschlage.
Ich will
niemanden um mich haben, wenn ich Fieber habe und Schleim aus meinen
Körperöffnungen tritt.
Das muß
Frau Griese nicht verstehen. Sie kann sehr gerne, wenn sie einmal so weit ist,
in einem Hospiz liegen und sich für Wochen oder Monate rund um die Uhr pflegen,
beatmen, medikamentieren, waschen und umbetten lassen.
ICH will
das aber nicht und offenbar bin ich damit nicht allein.
Griese
wäre aber keine richtige Religiotin, wenn nicht zum Schluß noch ein besonders wischiwaschi-waberiger
Schwall käme:
Jeder Fall ist individuell und kann nur in Beziehung zum Betroffenen beurteilt werden. Es gibt in dieser ethischen Frage kein Schwarz und kein Weiß. Die Würde des Menschen gilt auch dann weiter, wenn er schwer krank und hilfsbedürftig ist. Und ein würdiger Tod gehört zum Leben.
Was ein „würdiger
Tod“ ist, sehen wir offenbar völlig unterschiedlich.
Griese
will mit dem von ihr angeregten totalen Verbot von Sterbehilfevereinen aber
vielen Menschen die Würde nehmen sich selbst zu entscheiden. Insbesondere dann,
wenn er in ihren Augen nicht schwer krank ist.
Was für
eine inhumane Sicht auf den Menschen.
Typisch
für Christen.
Christen,
wie sie in der Politik nichts zu suchen haben.