Viele
Male habe ich an dieser Stelle den Religiotenkurs der ZEIT beklagt.
Nun ist
meine Geduld am Ende.
Mein Abo
ist mit diesem Brief an den Chefredakteur gekündigt.
Sehr
geehrter Herr di Lorenzo!
Meine Eltern, meine Tanten, mein Onkel, meine Cousins und ich natürlich auch; wir sind die typischen Hamburger ZEIT-Leser. So lange ich zurückdenken kann: Die ZEIT-Abonnements bestehen in der Regel über 50 Jahre und werden erst mit dem eigenen Tod beendet.
Meine Eltern, meine Tanten, mein Onkel, meine Cousins und ich natürlich auch; wir sind die typischen Hamburger ZEIT-Leser. So lange ich zurückdenken kann: Die ZEIT-Abonnements bestehen in der Regel über 50 Jahre und werden erst mit dem eigenen Tod beendet.
Meine
Mutter nabelte sich allerdings in ihren letzten Jahren schon ab; wollte aber
Helmut Schmidt zu Liebe nicht ihr Abonnement kündigen.
Mich
aber haben Sie zermürbt, Herr di Lorenzo.
Es tut mir
weh, das zu sagen, aber hiermit möchte ich mein ZEIT-Abonnement zum nächst
möglichen Zeitpunkt kündigen!
Wie ich
annehme, ist das eine Angelegenheit für die Vertriebsabteilung und so möchte
ich auch das allerletzte kleine Tröpflein erwähnen, welches das Faß zum
Überlaufen brachte.
Die mit
der heutigen Ausgabe zwangsumgestellte Zustellung auf Postweg.
Es wäre
anständig gewesen den alten Abonnenten wenigstens persönlich mitzuteilen, daß
Sie sich mit dem Vertrieb des Hamburger Abendblattes überworfen haben und von
eben auf jetzt die Zustellung durch einen Boten beendet wird.
Für mich
ist das nicht ganz unwichtig, da die Postzustellung deutlich später erfolgt.
Vor allem aber ist mein Briefkasten, wie so viele, deutlich zu klein für die
ZEIT. Nun bekomme ich nur noch ein zerknülltes Etwas, statt einer ordentlich
auf meine Fußmatte gelegte Zeitung.
Aber
seit der 2010 erfolgten Übernahme des stramm konservativ-katholischen
„Rheinischen Merkurs“ (Christ und Welt) und Ihrem Versuch dieses antiliberale
Blatt aus dem Besitz der deutschen Bischofskonferenz den ZEIT-Lesern aufs Auge
zu drücken erwarte ich nicht mehr viel Anstand der ZEIT-Geschäftsführung.
Und bei
der Gelegenheit möchte ich auch sagen, daß ich nicht bereit bin dafür zu
bezahlen, daß ich monatlich durch die ZEIT
das unsäglich dümmliche EKD-Blatt „Chrismon“ ins Haus geliefert bekomme.
Dabei
handelt es sich um einen journalistischen Alptraum. Mit Grausen erinnere ich
mich an ein Interview mit Gerhard Wegner, dem
Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der evangelischen Kirche, zur
Frage weswegen die Kirchen in Deutschland ihren Bediensteten immer noch
Hungerlöhne zahlen.
Die
Kirche mit ihrem Knebel-Arbeitsrecht ohne Kündigungsschutz,
Antidiskriminierungsrichtlinien und ohne Streikrecht, die Lohndumping betreibt
und eine „Juden unerwünscht“-Einstellungspraxis betreibt, maßt sich hier
Arbeitnehmerwohlwollen an.
chrismon:
Arbeit als „heiligste Sache, durch die
Gott erfreut wird und durch die er dir seinen Segen schenkt“ – beim Knochenjob
des Straßenbauers mag das noch passen. Aber auch bei der Klofrau?
Gerhard
Wegner: Das gilt gerade für eine Klofrau.
Sie tut etwas Wichtiges für andere. Gerade solche Tätigkeiten haben ihre eigene
Würde. [….] Die urevangelische Idee ist: Jeder Mensch sollte arbeiten, weil er
dadurch ein wenig an Gottes Schöpfung mitwirkt. Deshalb entfaltet sich in der
Arbeit die Berufung des Menschen.
Sie
ahnen es vielleicht, geehrter Herr di Lorenzo, die bisher genannten Ärgernisse
hätten für sich genommen nie zu meiner Kündigung geführt.
Schwerer
wogen redaktionelle Gründe, von denen ich Ihnen nunmehr einige nennen möchte.
Sie
scheinen mir seit ihrem Totalreinfall mit dem Guttenberg-Propaganda-Buch mehr
und mehr auf die schiefe Bahn zu geraten und nun auch noch missionieren zu
wollen.
Zu Ihrem
Katholentum verkünden Sie als ZEIT-Chef in der eigenen Beilage.
Kirche ist allerdings von meinem Leben nicht zu trennen,
zu stark ist meine christliche, genauer gesagt: meine katholische Prägung
gewesen. Insofern fühle ich mich durch ein Wort von Heinrich Böll, das er einst
an seine Kollegin Christa Wolf richtete, besonders gut getroffen: „Wer einmal
Katholik war und wer einmal Kommunist war, der wird das nie wieder los.“ […]
(Giovanni
die Lorenzo in Christund Welt 18/12)
Natürlich
dürfen Sie gerne überzeugter Katholik sein.
Aber als
Leser einer einstmals liberalen Qualitätszeitung möchte ich über den Mann, der
sich persönlich für die schlimmsten Kinderschänder der Welt einsetzte und dafür
sorgte, daß die Massen-Kindervergewaltiger Murphy und Marcial weiter Jungs
missbrauchen konnten, nicht so etwas lesen:
Ein ähnlich emotionales Bedürfnis spürte ich an dem Tag, als Johannes Paul II. starb. Diese Szene schildere ich ebenfalls in unserem Buch: „Wenige Stunden vor (dem Tod des Papstes) machte ich mich mit meiner späteren Frau auf den Weg zur St.-Hedwigs-Kathedrale in der Nähe des Berliner Gendarmenmarkts. Es war schon spät, und in der Kirche waren viele junge Leute, die nicht so aussahen, als seien sie geübte Besucher von Gottesdiensten. In diesem Moment fühlte ich mich ganz und gar eins mit meiner Kirche. Das Gefühl war: Nicht wir waren ihm, dem Papst, im Sterben nahe, sondern der Papst war sterbend bei uns. Er hatte am Ende vorgelebt, was fast jeder Mensch früher oder später erfährt: Dass es nichts Wichtigeres gibt, als in der Stunde des Leids für einen anderen Menschen da zu sein – oder selbst nicht allein zu bleiben.“
(Giovanni die Lorenzo in Christund Welt 18/12)
Der Priester Maciel
Marcial Degollado, (1920–2008), Chef der LC und Multimillionär
war der erklärte Liebling des Papstes Johannes-Paul II. und missbrauchte mit
Wissen des Vatikans Dutzende kleine Jungs.
Pater Murphy, der trotz seines bei
Ratzinger in Rom wohlbekannten Fehlverhaltens in allen Ehren in seiner Soutane
begraben wurde, hatte 200 gehörlose Jungs in ihren Schlafsälen vergewaltigt.
Passend
zu dem neuen völlig distanzlosen Christenkurs der ZEIT
Die „ZEIT-Akademie“ wirbt für Ethik-Aufklärung.
Die „ZEIT-Akademie“ wirbt für Ethik-Aufklärung.
Dazu
soll man für schlappe € 149,- eine Aufklärungs-DVD des notorischen Lügners und Faktenverdrehers Wolfgang Huber
erstehen.
Da haben
Sie, Herr di Lorenzo mit dem Ex-EKD-Vorsitzenden, der gegen Ungläubige hetzt
und dafür sorgt, daß kirchliche Mitarbeiter keine normalen Arbeitnehmerrechte
genießen dürfen, genau den Richtigen gefunden.
Sein Eintreten für das Berliner Volksbegehren „Pro Reli“ ist
Legende.
Huber log, daß sich die Balken bogen.
Huber log, daß sich die Balken bogen.
Dass Huber, der es immerhin fertigbrachte, als
EKD-Ratsvorsitzender in einem Schreiben für „Pro Reli“ in 11 Sätzen 6 mal
die Unwahrheit zu sagen,
heute als Redner und Berater (Hubers Homepage: „Vordenker“) zum Thema „Ethik“
unterwegs ist und sich „vor allem der
Wertevermittlung in Wirtschaft und Gesellschaft“ widmet, erinnert in seiner
Dreistigkeit ebenfalls an den Verteidigungsminister.)
(Skydaddy 25.02.2011)
(Skydaddy 25.02.2011)
Evelyn
Fingers Rubrik „Glauben und Zweifeln“ entwickelte sich zu einem immerwährenden
Ärgernis.
Es ist
nicht neu, daß in der einst so vorbildlichen Qualitätszeitung konservative
Leitartikel und schwer religiotische Kirchenhuldigungen stattfinden.
Ich bin
übrigens sehr an konservativen Klerikern interessiert. Ich weiß nur nicht wieso
sie nur von ihresgleichen interviewt werden, so daß Unwahrheiten journalistisch
unentdeckt bleiben
Im Mai 2012 druckte die ZEIT ein peinliches Interview mit der Harvard- und Oxford-
Professorin Monica Toft.
Monica Duffy
Toft is Associate Professor of Public Policy and Director of the Initiative on
Religion in International Affairs at Harvard’s Kennedy School of Government.
She is the author of most recently Securing the Peace: The Durable Settlement
of Civil Wars (Princeton, 2010) and God’s Century: Resurgent Religion and
Global Politics, with Daniel Philpott and Timothy Shah (Norton, forthcoming,
2011).
Miss
Toft ist für den ZEIT-Leser keine Unbekannte.
So
erschien 2006 eine Rezension ihres Artikels in der Juli/August-Ausgabe der
amerikanischen Foreign Policy unter dem schönen Titel Why God is winning.
In Indien wuchsen die religiös-basierten
Hindu-Nationalisten zum wichtigsten Herausforderer der säkularen
Kongress-Partei heran. In Amerika wurden die Evangelikalen zur
wahlentscheidenden Kraft.
Das seien keine Ausrutscher. Vielmehr: Gott ist in,
Säkularismus out Die Demokratie gibt Menschen eine Stimme, und immer mehr
wollen von Gott sprechen. Die mächtigen Schübe von Modernisierung und
Globalisierung in den letzten drei Jahrzehnten fielen zusammen mit einer
sprunghaften Zunahme an religiösem Erwachen. Gerade 50 Prozent der Menschheit
gehörten vor hundert Jahren den großen Religionsgemeinschaften Christentum,
Islam und Hinduismus an, heute seien es 64 Prozent, es könnten bald nahezu 70
Prozent sein.
Ihre Anhänger seien nicht nur frömmer als früher,
sondern darüber hinaus bereit, religiösen Führern mehr Mitwirkung an
politischen Entscheidungen zuzubilligen.
Genau an
diesem Thema hat sich die Direktorin der "Initiative Religion in
International Affairs" inzwischen weiter breit gemacht und veröffentlichte
das oben schon genannte Buch
„Gottes Jahrhundert. Wiederkehr der Religion
und globale Politik“
Darin
stellt die Dame die steile These auf, daß sich nun erst die Religion richtig
entfalte und damit Freiheit und Demokratie gefördert würden.
Eine
gute Diskussionsgrundlage, wie ich meine.
Für die
ZEIT interviewte Manuel Hartung, der Chefredakteur von „Zeit Campus“ und
künftige Geschäftsführer der ZEIT-Tochter „Tempus Corporate“.
Frau
Toft haut dabei Thesen und angebliche „diskriptive Aussagen“ raus, die wenig
bis nichts mit der Realität zu tun haben.
Das
hätte ein gutes Streitgespräch werden können. Leider muß ich diesen Satz im
Konjunktiv schreiben, da der überzeugte und engagierte Katholik Hartung die
überzeugte Katholikin Toft ganz im Sinne seines katholischen Chefs di Lorenzo
einfach reden ließ und nicht ein einziges mal widersprach.
Hartung,
30, engagierte sich schon in der Schule in der „Schüler-Union“ und der
Katholischen Kirche.
Toft: Neue
Studien zeigen, dass Agnostiker und Atheisten weniger werden, während die Zahl
der Gläubigen wächst. Religion boomt in Afrika, Lateinamerika, Asien. In
Staaten wie Nigeria und Indien finden Menschen, dass ein Politiker gläubig sein
sollte. In den USA hieß es früher, dass ein Katholik niemals Präsident werden
könne. Heute kann ein Atheist niemals Präsident werden.
(Die ZEIT 31.05.12)
Das freut Frau Toft.
In der
ZEIT vom 14.06.12 durfte Ihre ressort-Chefin Evelyn Finger nicht
nur ihre Rubrik „Glauben und Zweifeln“ auf eine
Doppelseite aufblasen, sondern sie schrieb auch noch den Leitartikel der
Titelseite: „Rettet den Papst.“
Bis
hierhin habe ich immer noch keinerlei Einwände. Es interessiert mich sogar in
besonderem Maße, was eine so klar prokatholisch positionierte Redaktion zum
kalten Bürgerkrieg im Vatikan zu vermelden haben.
Auf die
Argumente bin ich gespannt.
Manchmal muss man fast Mitleid haben mit dem
mächtigsten Mann der Welt. Der kleine alte Herr in Weiß und Purpur, der auf dem
Kirchenthron oft so verloren wirkt und der über seine Wahl zum Heiligen Vater
von mehr als einer Milliarde Katholiken nie besonders glücklich schien, muss
jetzt ganz allein die Kirche retten. […]
Man möchte rufen: Rettet den Papst!
1.)
Mitleid mit dem Mann, der 30 Jahre lang systematisch dafür sorgte, daß Myriaden Kinder weiterhin von ihren
Priestern sexuell belästigt wurden konnten, indem er alle Ermittlungen an sich zog
und die Strafverfolgung blockierte? Nein, Mitleid muss man gar nicht haben.
2.)
Die mächtigsten Männer der Erde sind vielleicht Herr Obama oder Herr Hú Jǐntāo
oder Herr Gates oder Herr Zuckerberg. Das kann man verschieden definieren. Aber
Ratzinger hat nicht nur keine Armeen, sondern es hören nicht mal seine eigenen
Anhänger auf ihn. 98% der katholischen Frauen
praktizieren Verhütungsmethoden, die der Papst streng verbietet.
3.)
Insbesondere dieser Papst praktiziert einen Faible für Prachtentfaltung
wie es ihn hunderte Jahre nicht mehr gab. Seine Kostüme sind eher goldbeladen,
mit Perlen bestickt.
4.)
Wenn Ratzinger so verloren wirkte, würde er nicht ständig massiv auf Treue zum Papstamt
und Gehorsam bestehen.
5.)
Selbstverständlich war Ratzinger glücklich, als er Papst wurde. Darauf hatte er
systematisch hingearbeitet und gleich bei seinem ersten großen Auftritt beim
Weltjugendtag von Köln sah man ihn, wie er sich strahlend feiern ließ. Als
Vorgänger JP-II starb, brachte sich der Panzerkardinal mit einer
„Bewerbungsrede“ in Stellung. Das haben damals alle so beurteilt,
als sich Ratzi mit Macht in das Sedivakanz-Vakuum gedrängt hat. Er war Dekan
der Kurie, also der formal höchste Kardinal außerhalb der Regierung
(Kardinalstaatssekretär) und normalerweise sitzt der zwar dem ganzen
Prä-Konklave-Ablauf vor, verhält sich aber traditionell ganz neutral. Davon ist
Ratzinger stark abgewichen, indem er bei der Beerdigung diese lange und
programmatische Rede hielt, die in der Tat allen Kardinälen signalisierte „So
würde ICH das machen.“
6.)
Natürlich muss Benedikt nicht die Kirche retten. Im Gegenteil. Er ist doch
offenbar schwer damit beschäftigt die Gläubigen zu Millionen zu vertreiben und
sich massiv unbeliebt zu machen, indem er seinen Verein politisch nach
rechtsaußen und gesellschaftlich in finstere Mittelalter führt.
Und wer hilft ihm künftig, die Glaubensgemeinschaft der
Christen zu führen, die ihn zwar nicht alle lieben (Reformkatholiken) und auch
nicht alle brauchen (Protestanten), aber deren Religion er nun mal
personifiziert?
1.)
Hat Frau Finger noch nie etwas von schweren Religionskriegen gehört? Im 30-Jährigen Krieg wurde halb Europa
entvölkert und der gesamte Kontinent ein Jahrhundert zurück geworfen.
Katholiken haben regelrechte Genozide vollführt, beispielsweise unter Tilly
Magdeburg inklusive Kinder und Frauen ausgerottet. Die Protestanten möchten
sicherlich nicht ausgerechnet vom Papst symbolisiert werden. Im Gegenteil - der
Papst ist ja gerade das Symbol der Kirchenspaltung. Die Gehorsamspflicht
gegenüber Rom ist DAS Hindernis für jede Ökumene.
Finger
fährt fort, der Papst sei „sehr verärgert […] über sein Staatssekretariat,
weil es sich nur noch mit VatiLeaks beschäftigt, aber kaum etwas zu den
jüngsten Massakern an nigerianischen Christen gesagt hat. Er ärgert sich auch
über die Untätigkeit der päpstlichen Nuntiaturen.“
1.)
Es stimmt zwar - wenn man den Vikileaks-Quellen glaubt - daß sich der Papst
über die Nuntiatur in Berlin ärgerte. Aber es ging dabei wieder einmal um den
unbedingten Gehorsam, den er einfordert. Sein Nuntius hat sich nicht massiv
gegen Angela Merkel gestellt, als sie es wagte die Holocaustleugnerentscheidung
des Papstes zu kritisieren.
2.)
Ratzinger mag sich über Massaker an Christen ärgern. Ich kann das nicht
beurteilen. Aber bevor die ZEIT das einfach so widergibt, sollte sie lieber
daran erinnern, daß die Christen keinen Deut besser sind. Wieso sagt der Papst
nichts dazu?
Nach den tödlichen Anschlägen auf zwei christliche
Kirchen in Nigeria haben christliche Jugendliche Rache geübt. Mindestens fünf
Muslime wurden getötet. Dies bestätigte der Sprecher der Spezialeinheit der
nigerianischen Armee (STF), Markus Mdahyelya, am Montag. Bei den Opfern der
Vergeltungsaktion handele es sich um Motorrad-Taxifahrer aus der Stadt Jos,
hieß es. Die Attentäter reagierten mit dem Racheakt auf zwei Attacken auf
Kirchen, bei denen am Wochenende mehrere Menschen getötet und Dutzende verletzt
worden waren.
Schließlich
holt Finger zum Rundumschlag gegen die Papstkritiker aus, die ihrer Meinung
nach alle Unrecht hätten.
Viele Kommentatoren finden, der Professor Joseph
Ratzinger sei selbst schuld, weil er kein Politiker werden, sondern ein
Intellektueller bleiben wolle. Er komme von seinen theologischen Steckenpferden
nicht herunter. Er könne und wolle nicht führen. Fahrlässig vergrabe er sich in
die Bücher. Glaubensfragen interessierten ihn allemal mehr als Macht. Und
deshalb sei er unfähig zur Politik. Ja, er ruiniere sein Amt. Wer aber das
Papstamt ruiniert, der muss sich nicht wundern, wenn ihm die Geheimakten um die
Ohren fliegen und ihn die Denunzianten überrennen. So geht die Logik der
aktuellen Papstkritik.
1.)
Jein, Frau Finger. Solche Papstbeschreibungen sind in der Tat immer gleich und
wenig überzeugend. Daß sich der kometenhaft in der vatikanischen Hierarchie
Aufgestiegene gar nicht für Macht interessiere, halte ich ebenfalls für
ausgemachten Blödsinn. Vielmehr hatte sich der jetzige Papst systematisch die
Macht im Vatikan erobert. Er ist schon 30 Jahre de facto am Drücker, weil JP-II
entweder verreist oder senil war, daß er vermutlich sämtliche
Kardinalserhebungen zu verantworten hatte. Er wußte also genau was das für ein
Konklave ist, wie sich das zusammensetzt und vermutlich hatten die auch fast alle
Grund ihm dankbar zu sein. Daß der oberste Glaubenswächter
von 1,2 Milliarden Christen so naiv war, um nicht zu wissen, wie diese
Bewerbungsrede ankommt und wie das seine Chancen steigert, ist wenig
wahrscheinlich. Außerdem hatte er ein gutes Alter. Nach einem solchen
Mammut-Potifikat wird immer ein ziemlich alter Kardinal gewählt, weil man nicht
wieder so lange mit einem Typ alles blockiert haben will. So wird Ratzi
gegenüber den Kollegen in der Sixtina argumentiert haben:
„Ey
Leute, ich bin schon fast 80, aber noch einigermaßen fit. Also kann ich hier
mal ein paar Jahre einhüten. Verdient hätte ich es ja nach all der Zeit. Ihr
könnt sicher sein, daß ich hier keine Revolutionen vom Zaun breche, die Euch
verwirren oder zum neu Nachdenken zwingen. Ich schreibe nur ein paar
hochgeistige Texte und ihr könnt Euch derweil sortieren, in welche Richtung es
dann nach mir weitergehen soll…“
Das hat
er ja auch eingehalten. Keine Reformen! Dafür aber den doofen Säkularen mal
gezeigt was eine Harke ist und diese eigenartigen Ökumene-Bestrebungen vom
ollen Karol zurück genommen.
Evelyn
Finger spricht den Katholischen Papstkritikern aber sogar ab in Sinne ihrer
Kirchen handeln zu wollen:
So ist es aber nicht. Denn Geheimnisverrat wird nicht
unbedingt von den Guten begangen. Und Datenklau ist zunächst einmal kriminell.
Das Problem von VatiLeaks ist das Problem von WikiLeaks: Die Enthüller haben
nicht unbedingt das moralische Recht auf ihrer Seite. Und Leaken führt nicht
automatisch zu mehr Demokratie. »Die Lüge hat sich als Wahrheit verkleidet«,
schimpft jetzt der Papst und nennt den Abdruck der Geheimakten in der Presse
teuflisch. Tatsächlich sind die Papiere für Uneingeweihte kaum verständlich.
1.)
Das soll offensichtlich heißen nur der Papst und seine Getreuen hätten das
moralische Recht auf ihrer Seite.
2.)
Die Wahrheit ans Licht zu bringen sei also amoralisch.
3.)
Das ist eine steile These angesichts der Tatsache, daß im siebten Jahr des
Pontifikats Ratzingers und nach einem Vierteljahrhundert Ratzinger an der
Spitze der Glaubenskongregation Kirchenleitungen immer noch verheimlichen und
vermauscheln, wenn ihre Leute Kinder ficken. Allein die US-amerikanische
Bischofskonferenz räumte in ihrem euphemistischen Bericht zehn Jahre nach
dem Hochkochen der Missbrauchsfälle ein, daß in den USA 1500 Kinder PRO JAHR
von Priestern befummelt werden.
Wie Medien unter Berufung auf den Report berichteten,
erhoben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 15.000 Personen Vorwürfe
sexuellen Missbrauchs gegen Kirchenmitarbeiter. Bis 2004 seien 4.392 Kleriker
sexueller Vergehen beschuldigt worden; seitdem seien 1.723 hinzugekommen. Die
Vorfälle, auf die sich die Anschuldigungen bezogen, seien in den 1960er-Jahren
angestiegen. In den 1970er-Jahren hätten sie ihren Höhepunkt erreicht. In den
1980er-Jahren sei die Zahl der Übergriffe zurückgegangen.
Das "National Review Board", eine 2002
eingerichtete kirchliche Laienkommission zur Aufarbeitung des
Missbrauchsskandals, bemängelte den Berichten zufolge die Kommunikation
zwischen Diözesen und Orden über Missbrauchsverdächtige. So würden Diözesen von
Ordensleitungen teils noch immer nicht über pädophile Mitglieder informiert,
die in der Diözese tätig seien.
Die
Autorin der ZEIT-Titelgeschichte steht gegen Transparenz und Ehrlichkeit im
Vatikan. Das hülfe nämlich nicht. Reformen, wie sie aufmüpfige Priester und die
Gläubigen wollten, wären ein Weg in die Sackgasse.
Wie kommt man da raus? Gar nicht. Wenn man den
Vatikan reformiert, und davor hat Benedikt Angst, dann ist der hinterher
vielleicht kein Vatikan mehr. Aber wenn man ihn nicht reformiert, dann geht er
an falschem Traditionalismus zugrunde oder zerstört sich in kurialen Richtungskämpfen
selbst. Kurzum: Wer den Vatikan reformiert, schafft ihn ab. Wer den Vatikan
nicht reformiert, leistet seinem Zusammenbruch Vorschub. Wie rettet man also
den Papst? Indem man sagt: Der Papst ist nicht an allem schuld.
Geheimniskrämerei gehört zur absolutistischen Struktur der katholischen Kirche.
Am besten, sie schafft den Vatikan ab und behält nur den Papst.
Vielen
Dank für diesen bahnbrechenden Vorschlag auf Seite Eins von Deutschlands
renommiertes Qualitätszeitung!
Wir kennen das schon von Frau Finger.
Wir kennen das schon von Frau Finger.
Als Joseph Ratzinger noch Chef der Glaubenskongregation
war, erklärte er, warum Rom keine innerbetriebliche Demokratisierung braucht:
»Wir wissen ja, dass die Demokratie selbst ein gewagter Versuch ist, dass das
Entscheiden nach dem Mehrheitsprinzip nur einen bestimmten Rahmen menschlicher
Dinge regulieren kann. Es wird zum Unding, wenn es auf Fragen der Wahrheit, des
Guten selbst ausgedehnt würde.« Was wahr und gut ist, ist nicht diskutierbar?
Das ist der Kern einer despotischen Theologie.
[…] Benedikt fürchtet die Demokratie. Seine Kirche soll so autokratisch werden, wie sie angeblich immer war.
(Evelyn Finger 25.9.2011)
[…] Benedikt fürchtet die Demokratie. Seine Kirche soll so autokratisch werden, wie sie angeblich immer war.
(Evelyn Finger 25.9.2011)
Das
nächste mal positionierte sich die ZEIT stramm auf Kirchenlinie bezüglich
der Genitalverstümmelung bei kleinen Jungen.
Eine
grausame Praxis, bei der es jedes Jahr auch in westlichen Ländern zu tausenden
Fällen von Impotenz, Penisamputationen und sogar Todesfällen kommt.
„Die aktuelle Debatte zum Verbot von Beschneidungen in
Norwegen wurde beispielsweise dadurch ausgelöst, dass in Oslo ein zwei Wochen
altes Baby nach einer ordnungsgemäß von einem Arzt durchgeführten Beschneidung
verblutete. Auch in Großbritannien verblutete Anfang 2012 ein Säugling im Alter
von nur einem Monat.
In den USA gingen in den letzten Wochen wieder einmal Herpesinfektionen von Neugeborenen durch das jüdisch-orthodoxe Ritual metzizah bi peh (Saugen des Blutes vom Penis des Babys mit dem Mund) durch die Presse, die zum Tod bzw. zu Hirnschäden bei mehreren Säuglingen führten (eine solche Praxis würde bei Fehlen des religiösen Hintergrundes im Übrigen als schwerer sexueller Missbrauch bestraft). Und in Israel wurde wenige Wochen vor dem Kölner Beschneidungsurteil einem Jungen versehentlich der Penis abgetrennt.
Dies sind nur einige wenige herausgegriffene Beispiele aus den letzten Monaten.
Stellt man alle bekanntgewordenen schweren Komplikationen und Todesfälle zusammen, kommt man auf ein erschreckendes Ausmaß an gravierenden "Kollateralschäden" von Jungenbeschneidung. Und dabei wird ein Großteil der Komplikationen erst gar nicht bekannt, da sowohl Ärzte / traditionelle Beschneider als auch Familien ein Interesse haben, diese Geschehnisse nicht an die große Glocke zu hängen.“
In den USA gingen in den letzten Wochen wieder einmal Herpesinfektionen von Neugeborenen durch das jüdisch-orthodoxe Ritual metzizah bi peh (Saugen des Blutes vom Penis des Babys mit dem Mund) durch die Presse, die zum Tod bzw. zu Hirnschäden bei mehreren Säuglingen führten (eine solche Praxis würde bei Fehlen des religiösen Hintergrundes im Übrigen als schwerer sexueller Missbrauch bestraft). Und in Israel wurde wenige Wochen vor dem Kölner Beschneidungsurteil einem Jungen versehentlich der Penis abgetrennt.
Dies sind nur einige wenige herausgegriffene Beispiele aus den letzten Monaten.
Stellt man alle bekanntgewordenen schweren Komplikationen und Todesfälle zusammen, kommt man auf ein erschreckendes Ausmaß an gravierenden "Kollateralschäden" von Jungenbeschneidung. Und dabei wird ein Großteil der Komplikationen erst gar nicht bekannt, da sowohl Ärzte / traditionelle Beschneider als auch Familien ein Interesse haben, diese Geschehnisse nicht an die große Glocke zu hängen.“
Prominent
auf der Titelseite schreibt Leitartikler Ross gegen die Fakten an.
Für die Beschneidung wird in Deutschland rechtliche
Sicherheit geschaffen werden; wahrscheinlich durch ein neues Gesetz. Das ist
gut so. […]
[Es]
lässt sich beobachten, dass bei den religionskritischen Maßregeln der Geist des
Misstrauens und des Verdachts am Werk ist. Statt das Kreuz als Zeichen einer
reichen, zum Nachdenken anregenden Überlieferung zu verstehen, sahen die
Verfassungsrichter darin ein Missions- und Propagandawerkzeug, das auf
andersgläubige Schüler geistigen Druck ausübt.
[…]
Und die Beschneidung, die man auch als physisch harmlosen Eingriff von
großer ritueller Ehrwürdigkeit betrachten könnte,
erscheint aus der Verbotsperspektive als Quälerei, die einem Wehrlosen angetan
wird.
[….] Was eine religiös tendenziell
unmusikalische Gesellschaft leicht vergisst, wofür ihr oft einfach der Sinn
fehlt, ist die Tiefe der Verletzung, die mit Eingriffen in die Religionsfreiheit
verbunden ist.
(DIE
ZEIT, s.1, 19.07.12)
Ebenfalls lästig:
Mindestens einmal pro Woche fallen mir aus irgendwelchen Zeitungen Briefe mit Giovanni di Lorenzo-Konterfei entgegen.
Mindestens einmal pro Woche fallen mir aus irgendwelchen Zeitungen Briefe mit Giovanni di Lorenzo-Konterfei entgegen.
Plump
getarnt als „Die große Umfrage der ZEIT“ wollen Sie mir natürlich ein Abo
aufschwatzen.
Vier
Wochen „ZEIT“ gratis und - schwupps,
wenn man dann nicht rechtzeitig schriftlich interveniert, hat man ein
Jahres-Abo an der Backe.
Das Abo
will ich natürlich schon deswegen nicht, weil ich diese Art der
Abonnentenwerbung für Leserverdummung halte.
Nein,
ein Abo will ich natürlich nicht - was vor allem damit zusammenhängt, daß
ich schon seit tausend Jahren Zeit-Abonnent bin!
Die
Gelegenheit nutze ich aber immer, um höflich aber bestimmt darauf hin zu
weisen, daß die ZEIT auf dem besten Wege ist, statt einen neuen Abonnenten zu
gewinnen, einen Alten zu verlieren, wenn sie weiterhin den stramm religiotischen pro-Kirchenkurs
fährt.
In der
Ausgabe vom 27.09.2012 ist es mal wieder so weit.
Redaktionsleiterin
Finger läßt „Glauben und Zweifeln“ vollständig von einer überzeugten Katholikin
füllen.
Esther
Maria Magnis darf aus ihrem neuen Buch zitieren.
Die
redaktionelle „Arbeit“ der Evelyn-Finger-Truppe beschränkt sich auf die
folgenden 50 Worte:
„Esther Maria Magnis Jahrgang 1980, katholisch, ist in
Ostwestfalen aufgewachsen. Sie hat Vergleichende Religionswissenschaft und
Geschichte studiert. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin, hat mit »Gott
braucht dich nicht. Eine Bekehrung« gerade ihr erstes Buch geschrieben (aus dem
dieser Vorabdruck stammt), und erwartet in wenigen Wochen ihr erstes Kind.“
(ZEIT, 27.09.12., s.70.)
(ZEIT, 27.09.12., s.70.)
(Das
Spannendste ist eigentlich der Druckfehler beim Datum. Dort steht nämlich in
der Druckversion „20. September 2012 DIE ZEIT No 40“, obwohl es korrekt „27. September 2012 DIE ZEIT No 40“ heißen
müßte. Alle anderen Seiten der ZEIT haben das richtige Datum.)
Der
Magnis-Auszug ist also nichts anderes als eine Werbung für den Rowohlt-Verlag,
der allerdings ein 15-Seiten-Exposee des religiösen Geschwurbels über
Gottesdienste ohnehin online gestellt hat.
Warum
macht die ZEIT sowas?
Vielleicht gibt ein Blick auf die Eigentümerverhältnisse Aufschluss:
Seit 1982 gehören die Rowohlt Verlage zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, der - SO EIN ZUFALL - auch „DIE ZEIT“ gehört.
Gottesdienste
sind eine todernste Sache, bei der man sich bei Vergegenwärtigung „der Leiden
Jesu“ zumindest ganz heftig die Knie kaputt machen soll, indem man dauernd auf
den harten Kirchenbänken niederfällt.
Gottesdienst ist harte psychische Arbeit - wie schon Jürgen Becker über seine Erfahrungen als Kind beim lateinischen Hochamt sagte -
Gottesdienst ist harte psychische Arbeit - wie schon Jürgen Becker über seine Erfahrungen als Kind beim lateinischen Hochamt sagte -
„das war so ungeheuer
öde! Wer das überstanden hat, langweilt sich nie wieder im Leben. Ich kann
jetzt stundenlang eine weiße Wand ansehen und finde es spannend!“
Magnis‘
Stil erinnert ein bißchen an
Agota-Kristof für Arme. Blutleer und trocken.
nur daß dadurch kein Effekt erzielt wird - es ist einfach banal:
nur daß dadurch kein Effekt erzielt wird - es ist einfach banal:
Auf meinem Tier- und Naturkalender entdeckte ich in
giftgrünen Blättern einen roten Frosch. Ich konnte nicht glauben, dass er echt
war. Ich fragte Mama, und sie sagte ja. Es gäbe tolle Farben in der Natur, und
sie las mir vor, was da hinten auf dem Kalenderblatt stand, und erzählte mir
von den Krebsen in Afrika, die in roten Panzerkolonien über die Straßen wanderten,
als sie meinen Vater kennenlernte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es große
rote Dinge in der Natur gibt. Blutbäder, wenn Wale im Wasser mit weißen Bäuchen
oben schwimmen, aber das will ich nicht Natur nennen.
Man
findet Empfehlungen für dieses Holtzbrinck-Rowohlt-Zeit-Werk
auf beinahe allen christlichen Webseiten.
Und zwar in genau der Sprache, die es mir a
priori unmöglich macht die Autorin ernst zu nehmen:
Doch dieser schweigende Gott, den sie nicht kennen
wollte, dieser Gott "kennt auch dich". Diese drei Wörter veränderten
ihr Leben und waren der Beginn eines neuen Glaubens.
Weswegen
ich für mein ZEIT-Abo bezahle ist mir allerdings noch ein Stück unklarer
geworden.
Wenige Monate später holt sich die ZEIT als Experten für das Thema Religion
ausgerechnet den schwersten Religioten der gesamten deutschen Politik.
Wolfgang
Thierse, der eine Woche zuvor angesichts von zwei neuerlich publik gemachten Todesfällen bei
Säuglingsbeschneidungen massiv für Penis-Verstümmelung im
Bundestag eintrat.
Ein
„Religiot“ wird eigentlich durch eine „partielle Denkschwäche“ oder eine „Inselverarmung bezüglich
religiöser Dogmen“ gekennzeichnet.
Der „Atheist-Media-Blog“ gab für das
Thierse-Interview in der Zeit dementsprechend auch ein
„Eternal Facepalm.“
Dem kann
ich mich nur anschließen.
Eine
Auswahl aus dem Thierse-Interview mit Evelyn Finger und Karsten Polke-Majewski:
Thierse: Daran müssen sich die Europäer gewöhnen,
Religion verliert nicht an Bedeutung. Sie führt keine bloße Restexistenz im
privaten Raum. […] Ich staune darüber. Religion ist heute
vitaler, als die Religionskritiker vorhergesehen haben.
[…]
Es gibt aber nicht nur Fundamentalismus im Islam oder bei den Evangelikalen, es
gibt auch eine Art atheistischen Fundamentalismus. Der gegenwärtige Streit über
die Beschneidung bringt jedenfalls eine beträchtliche antireligiöse Militanz an
den Tag. […]In der DDR gab es
keinen Religionsunterricht an den Schulen, keine Militärseelsorge, keine
öffentlichen Bekenntnisse. Und siehe da, das Ding ging unter! Tatsache ist,
Religionslosigkeit kann gefährlich sein. Denken Sie nur an die schlimmsten
religionslosen Verbrecher des 20. Jahrhunderts: Stalin, Hitler, Mao Zedong, Pol
Pot.
[…]
Wenn er alle Werte selber formulierte, würde er ein allmächtiger,
allzuständiger, totalitärer Staat. Den missglückten Versuch habe ich in der DDR
erlebt.
Das ist
konzentrierter, historisch falscher Blödsinn, den die ZEIT-Interviewer nicht
einmal minimal in Frage stellten.
Zur
inhaltlichen Kritik verweise ich auf einen Kommentar von Thomas Hummitzsch im Diesseitsmagazin.
Auch
nach der Abdankung Ratzingers bleibt die ZEIT stramm auf Papst-Kurs
und verurteilt regelrecht diejenigen, die es wagen auch mal kritische Fragen zu
stellen.
In der
Sendung vom 27.03.2013 thematisierten die NDR-Jungs die schwierige Recherche zu
Bergoglios Verhältnis zur faschistoiden
Militär-Junta in Argentinien.
Die
Fragen sind nämlich tatsächlich tabuisiert.
Wer es
wagt überhaupt Fragen zu stellen, wird vom Vatikan scharf abgebügelt.
Der
besonnene Journalist Horacio Verbitsky forscht seit vielen Jahren zu dem Thema.
Veröffentlichte mehrere Bücher, in denen er keineswegs als reiner
Kirchenkritiker auftritt, sondern alle Seiten ausführlich zu Wort kommen läßt.
Der konservative Ex-Kardinal Bergolio, heute
Franziskus, soll eine größere Nähe zur argentinischen Militärjunta gehabt
haben, als offiziell zugegeben.
[…] Ist der Papst also ein Komplize der Diktatur? Nach seiner Wahl zum
obersten Hirten Gottes wurde Verbitskys Recherche wieder zum Thema.
Argentinische Medien unterstellen dem Journalisten jetzt eine linke Kampagne
und tun sich mit der Aufarbeitung der Rolle der Kirche in Zeiten der Junta
schwer.
Die
wenigen Priester, die nicht auf Seiten der Junta standen, lebten sehr
gefährlich. Myriaden Regimekritiker wurden verschleppt, gefoltert und getötet.
Horacio
Verbitsky: Einige von diesen Pastoren wurden verschleppt, und sie
beschuldigten später [Bergoglio], sie den Militärs ausgeliefert zu
haben, insbesondere Orlando Yorio und Francisco Jálics. Beide waren verschleppt
und fünf Monate in der Esma gefoltert worden. Yorio äußerte später sogar den
Verdacht, dass bei einem Verhör, als er mit verbundenen Augen auf ein Bett
gefesselt war, Bergoglio selbst anwesend war. Das hat er mir so gesagt. […]
(taz-Interview 15.03.13)
Wie sehr
die Frage nach Bergoglios Vergangenheit
unterdrückt wird, ist in der Tat erstaunlich.
Es geht
immerhin um keine Kleinigkeit, sondern um die Unterstützung einer brutalen
menschenrechtsfeindlichen Killertruppe, die zigtausende Menschen ermorden ließ.
Evelyn
Finger widmet sich in einem Meinungsartikel nämlich nicht etwa den Fragen nach
Bergoglios Vergangenheit, sondern nach den Motiven derjenigen wenigen, die
nicht a priori devot schweigen.
Was
die Kritik am Papst über die Kritiker verrät.
Misstrauen ist manchmal ein Zeichen von Klugheit, aber
meistens ein Zeichen von Schwäche. Vielleicht kommt das Wort deshalb in der
Bibel nicht vor, weil gegen das Gift des unbegründeten Argwohns sogar der Papst
machtlos ist. Schon am ersten Abend des Pontifikats, als der Neue sich
weigerte, ein protziges Kreuz umzuhängen, gifteten die Kommentatoren, nun
beginne das große Bescheidenheitstheater. […] Je bescheidener er auftritt, desto weniger wird
man ihm glauben. Das ist die Schizophrenie unserer Zeit. […] Wir sind
eine misstrauische Gesellschaft, und das Misstrauen ausgerechnet gegen den
neuen Papst wirft kein gutes Licht auf uns. […] Das Misstrauen gegen den
neuen Papststil ist auch Missgunst. […] Dass aus der Liste der Päpste
nun der seit Langem glaubwürdigste besonders beargwöhnt wird, enthüllt einen
destruktiven Charakterzug unserer Gesellschaft: Offenbar misstrauen wir uns
selbst. […] Nun aber kommt ein
Papst und zeigt uns, dass man nicht feige sein muss, sondern mal etwas
Aufrichtigkeit riskieren kann.
(Evelyn
Finger, 4. APRIL 2013, DIE ZEIT No 15)
Im September 2013 war dann wieder der notorische Lügner
Bischof
Huber dran in der ZEIT.
Es war,
wieder einmal die ohne irgendeine Kritik oder Richtigstellung hingenommene
geistig leichtgewichtige The-Grütze, die es nicht wert ist zitiert zu werden.
[…]
Grenzen der Freiheit […]
Indem wir handeln,
müssen wir damit rechnen, dass wir auch an Personen schuldig werden. In dieser
Erfahrung tritt uns vor Augen, was grundlegend das Gottesverhältnis des
Menschen prägt. Vor Gott kann sich kein Mensch der Bedingtheit seiner Freiheit
entziehen. Gott gegenüber nimmt der Mensch sich als ein Empfangender wahr, weil
er Leben und Freiheit als Gaben Gottes empfängt. In der Dankbarkeit dafür macht
er sich bewusst, dass sein Leben endlich ist und seine Freiheit bedingt. Wenn
die Gabe der Freiheit den Ausgangspunkt bildet, liegt die entscheidende
ethische Aufgabe darin, die geschenkte Freiheit zu bewahren und zu bewähren.
Also nur
die Angst vor der Strafe Gottes bringt uns laut des führenden Ethikers
Deutschlands dazu uns nicht so zu verhalten, daß wir anderen schweren Schaden
zu führen! Was für ein Bullshit! Die individuellen Freiheitsrechte und der
Schutz von Schwachen sind Errungenschaften, die Humanisten mühsam den Kirchen
mit ihrer Gotteslehre ABTROTZEN mußten!
You think you’re a good person because you have Christian values? Do you
want to know what Christian values are? Christian values are a load of shit.
What are Christian values? The Ten Commandments. What are the Ten Commandments?
Very sensible values to live your life by. Do you know what’s a load of shit
about them? The fact that you had to have them written down! The fact that you
couldn’t figure out internally not to kill people, don’t steal… really? You
should just know these. These should be internal in you. The Bible is too
wordy. All the stories are too wordy. The Ten Commandments are a load of shit.
You don’t need all these things. The Bible should be just one sheet of paper
and on that sheet of paper it should say just one thing “Try not to be a
cunt."
Heißt: Benimm Dich.
Daß man
nicht morden und vergewaltigen soll, müßte einem klar sein, ohne daß es
umständlich aufgezählt wird. Und man sollte sich daran halten, weil man davon
überzeugt ist und nicht bloß, weil Gott einem dann mit der Hölle droht.
[…]
Religion und Ethik […]
Wie können
universalistische Normen für die Einzelnen verbindliche Bedeutung gewinnen? […] Vielmehr gehört es zu [den] Aufgaben [der theologischen Ethik], dieses Ethos zu anderen ethischen Haltungen
ins Verhältnis zu setzen. Im christlichen Ethos geht es stets auch um die
Ordnung der Gesellschaft im Ganzen. Es beschränkt sich nicht auf die Menschen,
die zu einer christlichen Gemeinschaft gehören, sondern tritt für die Achtung
der Würde aller und die Wahrung ihrer Rechte ein.
Das ist
der Nukleolus des religiösen Übels:
Sie kümmern sich nicht um ihren eigenen Mist, sondern fühlen sich allgemein zu ständig. Sie wollen auch das Leben von Humanisten und Agnostikern diktieren, weil sie von einer tiefen „Wir-sind-besser-als-die“-Ideologie durchdrungen sind. Darin liegt die Ursache von 16.000 religiös begründeten Kriegen, die seit dem Auftritt von Jesus geführt wurden.
Sie kümmern sich nicht um ihren eigenen Mist, sondern fühlen sich allgemein zu ständig. Sie wollen auch das Leben von Humanisten und Agnostikern diktieren, weil sie von einer tiefen „Wir-sind-besser-als-die“-Ideologie durchdrungen sind. Darin liegt die Ursache von 16.000 religiös begründeten Kriegen, die seit dem Auftritt von Jesus geführt wurden.
[…]
Richtige Liebe […]
Die Geschichte des
christlichen Glaubens enthält beeindruckende Beispiele dafür, dass der Geist
der Liebe sogar die Vorordnung des Richtigen vor das Gute infrage stellt. Wenn
das Mitleid mit den Leidenden zu eigenem Opfer führt oder die Missachtung
elementarer Menschenrechte einen Widerstand auslöst, der mit dem bewussten
Einsatz des eigenen Lebens verbunden ist, gerät die Vorordnung des Richtigen
vor das Gute ins Wanken. Solche Beispiele ermutigen dazu, nicht nur danach zu
fragen, was wir anderen schulden, sondern uns über das Geschuldete hinaus für
das einzusetzen, was uns wichtig ist. Sie schaffen eine Atmosphäre der
Empathie, die dem schwachen und verletzlichen Nächsten besondere Aufmerksamkeit
schenkt. […]
Theologische Ethik ist deshalb nicht nur für die Sphäre des Guten von
Bedeutung, sondern auch für die des Richtigen. Die Reflexion menschlichen
Verhaltens muss beides umfassen: das moralisch Richtige und das ethisch Gute.
Dazu
fehlen mir die Worte. Theologen, die sich noch heute auf eine Schrift stützen,
die Sklaverei, Prügelstrafe, Entrechtung von Frauen, Todesstrafe, Verdammung
Homosexueller und das Verbot von Schalentieren-Speisen propagiert, wollen
wissen was „richtig“ ist.
Das Beispiel
Sexualethik […]
Moralisch richtig
erscheinen Beziehungen, die durch Verlässlichkeit und Verantwortung geprägt
sind, in denen keiner die oder den anderen zum bloßen Mittel macht, in denen
sich Vertrauen und Treue entwickeln können.
Es geht nicht darum,
bestimmte sexuelle Orientierungen zu diskriminieren.
Diese
modifizierte Schwulenethik finde ich fast noch schlimmer als die alte
Höllendrohung. Neuerdings akzeptieren die Evangelen also homosexuellen Sex –
WENN ER DENN möglichst weit an die
monogame eheliche Form der Partnerschaft angepasst ist.
Wer ist
Huber eigentlich, daß er Menschen die Moral abspricht, die nicht monogam
(„verlässlich“) leben? Wer in einer Dreierbeziehung lebt oder jede Woche einen
anderen Sexualpartner hat, wer gerne in einen Dark Room geht oder drei Mal am
Tag masturbiert, ist verdammt noch mal genauso moralisch wie alle anderen auch.
Auch
Huber kann es nicht lassen seine unmaßgebliche Nase unter andere Bettdecken zu
stecken.
Shame on
you ZEIT für den wieder einmal vollkommen unkritischen Abdruck dieses Alt-Bischofs!
In der darauffolgenden ZEIT-Ausgabe vom 12.09.13 wird die Rubrik „Glauben und Zweifeln“ mit einem ganzseitigen Kardinal-Marx-Interview gefüllt.
In der darauffolgenden ZEIT-Ausgabe vom 12.09.13 wird die Rubrik „Glauben und Zweifeln“ mit einem ganzseitigen Kardinal-Marx-Interview gefüllt.
Wurde
auch ZEIT, daß die ZEIT mal wieder Kardinal Marx interviewt.
Zuletzt füllte er 2012 eine ganze Seite und die anderen Kardinäle sind auch
schon alle einmal durchgenudelt und gelobhudelt worden.
Und nun
der Hamburg-Teil.
In der
Tat fehlt ja in Hamburg eine seriöse Nicht-Springer-Regionalzeitung.
Ich war
gespannt.
Aber was
muß ich gleich in der zweiten Ausgabe lesen?
Wieder
eine ganze Seite christlicher Erweckungsjournalismus.
Es läuft gut mit Gott
Erst die Qual, dann
die Erlösung: Wie ein früherer Lifestyle-Journalist beim Marathon das
Himmelreich entdeckte.
[….] Hofmann schwebt auf einer Wolke von
Adrenalin durch den Park. Manchmal hört er Bach-Choräle durch die Kopfhörer,
manchmal spricht er im Geiste das Vaterunser. Er wartet auf Antwort. Dann
bilden sich Gewissheiten in ihm, sagt er. Er fühle sich erhört, beseelt.
Gläubig sein heißt für
Hofmann: in Bewegung sein. Wer sich bewegt, von dem fallen Angst und Stress ab.
Und er begegnet Menschen. Den Hörern im Herrensaal von St. Petri erzählt
Hofmann nun von der Bibel als einem Buch der Bewegung: "Abraham lief 2500
Kilometer." Das Volk Israel war nach seinem Auszug aus Ägypten ganze 40
Jahre ins Gelobte Land Kanaan unterwegs, und Gott ging mit und führte den Zug
an, als Wolke bei Tag, als Feuersäule bei Nacht. So steht es geschrieben: Ein
Gott des Weges. "Heimat ist nicht da, wo wir herkommen", sagt
Hofmann, "sondern da, wo wir hingehen." Immer geht es ums Ziel.
Damit
Sie mich nicht falsch verstehen, Herr di Lorenzo:
Religion ist mein Leib- und Magenthema.
Religion ist mein Leib- und Magenthema.
Darüber
würde ich gerne mehr und ausführlicher lesen.
Aber wenn es so penetrant frömmelnd und noch dazu völlig unkritisch daher kommt, kann ich genauso gut Bibel-TV gucken.
Aber wenn es so penetrant frömmelnd und noch dazu völlig unkritisch daher kommt, kann ich genauso gut Bibel-TV gucken.
Sie
nennen eine Rubrik Glauben und Zweifeln und dann kommen aber ausschließlich
Gläubige zu Wort und bis heute kein einziger Zweifler.
Mir
reicht es jetzt.
Ich will
kein Missionsblatt finanziell unterstützen.
Ich
kündige mein Abonnement.
Mit
freundlichen Grüßen…