Samstag, 30. Januar 2021

Komplizenschaft

Die meisten Wahlbezirke für den US-Kongress sind durch Gerrymandering so zugeschnitten, daß die Amtsinhaber ohnehin immer wiedergewählt werden.

Eine der vielen Schwachstellen im US-Wahlsystem. Wenn das Ergebnis vor Ort ohnehin feststeht, hat man gar nicht erst Lust sich ins Wahllokal zu schleppen. Das Mehrheitswahlrecht sorgt außerdem dafür, daß anders als in Deutschland die Stimmen für den unterlegenen Kandidaten gleich in den Müll geworfen werden.

Der 14. Congressional district in Georgia ist so ein Fall. Der eigentliche Wahltag für das US-House of Representives ist irrelevant, weil ohnehin automatisch der republikanischen Kandidat gewinnt.

Die spannende Frage wurde schon Monate vorher geklärt: Wer setzt sich bei den parteiinternen Vorwahlen durch? Tritt der Amtsinhaber wieder an? Wird er einfach wieder gesetzt, oder gibt es Partei-interne Konkurrenz?

Von den rechtsradikalen Hetzsendern und Social Media angestachelt, tickt die Basis immer extremer und neigt mehr und mehr dazu gemäßigte, kompromissfähige Angeordnete abzustrafen.

Zur Blütezeit der Teebeutel vor gut zehn Jahren, blockierte sich die GOP damit gelegentlich selbst.  

Tea Party-Aktivisten ließen sich massenhaft für die GOP-Vorwahlen eintragen, kegelten die halbwegs vernünftigen Konservativen aus dem Rennen, erhoben eine batshit-crazy-Person zum Kandidaten.

Ein berühmter Fall war die damals neben Michele Bachmann und Sarah Palin prominenteste Teebeutlerin Christine Therese O'Donnell.

Die wollte konservative US-Senatorin von Delaware werden und fuhr damit Michael Castle, dem früheren Gouverneur des Staates in die Parade. Er hatte 2010 beste Chancen den Senatoren-Sitz von den Demokraten zurückzuerobern.

Christine O'Donnell zeichnete sich durch drei Dinge aus: Hass auf Barack Obama, Kampf gegen die Todsünde der Onanie und gewaltige Unkenntnis des politischen Systems.

(……) Die von den Republikanern in Delaware auserkorene Kandidaten für den US-Senat, Chrissi O’Donnell staunte nicht schlecht, als sie kürzlich auf einer Podiumsdiskussion von der US-Verfassung hörte.
Als klassische Teebeutlerin agiert sie stets im Intellekt-freien Räumen, lügt ungeniert das Blaue vom Himmel runter und hat keinerlei Scheu ihre Bildungslücken stolz jedermann zu präsentieren.
Wozu sollte auch eine US-Senatorin von Petitessen wie der US-Verfassung gehört haben?
Ihren Hauptanliegen (Ächtung von Masturbation, Anti-Obama Pogrome, fundamental asoziale Politik zugunsten der Evangelikalen und Reichen) werden von der lästigen Bill Of Rights ohnehin nur behindert.

“Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the Government for a redress of grievances.”
(1. Zusatzes zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika)

Deutsche missverstehen diese Teebeutler und Christen-Fundis, wenn sie annehmen, daß derart extremistische und realitätsferne Positionen den Kandidaten diskreditieren müßten.

Für eine Mehrheit der amerikanischen Wähler sind drastische Wissenslücken und intellektuelle Blamagen keine Gründe, die einen Politiker für Top-Ämter disqualifizieren. (….)

(Gott schütze Deutschland. 24.10.2010)

2010 machten ihre Auftritte weltweit Furore. Man staunte, wie es eine derart bornierte Person, die nicht nur mit abenteuerlichen Wissenslücken und Fantasie-Ansichten auftrat, sondern deswegen auch keinerlei Scham empfand, zu einer Kandidatin für die GRAND OLD PARTY Reagans und Bushs werden konnte.

Sie wurde Millionen Dollar aus dem Teebeutel-FOX-Universum unterstützt, erhielt enthusiastische Lobpreisungen vom Family Research Council, der National Rifle Association, Sarah Palin, Rush Limbaugh, Sean Hannity und Mark Levin.

O’Donnell griff zu jeder Schmutzigkeit, indem sie beispielsweise ihrem konservativen Gegenkandidaten Castle während der GOP-Vorwahlen schwule Affären andichtete. Sie gewann die Vorwahl mit sechs Prozent Vorsprung.

Ein Vorwahlsieg zur großen Freude der Demokraten, denn 2010 war das gesamte Land noch nicht derarti in Schieflage geraten, um so eine Irre tatsächlich in den Kongress zu schicken. Bei den eigentlichen Wahlen verlor sie haushoch mit 40 zu 57 Prozent gegen den Demokraten Chris Coons.

Eine feine Sache für die Dems, die den Sieg geschenkt bekamen und unter den Umständen auch farblose Kandidaten durchsetzen konnten. Ein böses taktisches Versagen für die GOP, die nicht rechtzeitig einschritt, um die Teebeutel aus den Kandidatenlisten zu streichen.

Mit Trump wurde der absolute Wahnsinn, die demonstrative Borniertheit, der offensive Hass allerdings innerhalb der GOP mehrheitsfähig.

Heute sitzen 150 Republikaner im Kapitol, die noch radikaler und wahnsinniger als O’Donnell sind.

Eine der prominentesten Vertreterinnen ist die zutiefst bösartige Marjorie Taylor Greene, die sich im am 03.11.2020 spielend im oben genannten 14. Wahlkreis durchsetzte.

Die Frau ist nicht nur eine QAnon-Verschwörungstheoretikerin, sondern in einem Maße gewalttätig, daß sich demokratische Abgeordnete vor der bewaffneten Wahnsinnigen fürchten.

[….]  Die Republikanerin Marjorie Taylor Greene hat mit ihrer bedingungslosen Loyalität zum ehemaligen Präsidenten Donald Trump und ihren Verschwörungserzählungen in den USA bereits Aufsehen erregt. [….]  Nun hat offenbar eine demokratische Abgeordnete aus St. Louis ihr Büro »wegen Sicherheitsbedenken« verlassen. Cori Bushs Amtszimmer ist ihr zufolge ganz in der Nähe von Greenes Räumlichkeiten. Doch Greene und ihre Mitarbeiter würden sich weigern, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. [….]  Nach ihrem wiederholten Hinweis, das Gesicht mit einer Maske zu bedecken, sei Bush von Greene beschimpft worden, und einer von Greenes Mitarbeitern habe ihr zugerufen: »Hört auf, mit Black Lives Matter Gewalt anzustiften.« [….]  Auch Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, hatte bei einer Pressekonferenz die Republikaner dafür kritisiert, dass diese Greenes Aussagen ignorierten. [….]  Greene hatte gemeinsam mit einigen anderen Republikanern auch damit für Aufsehen gesorgt, dass sie im Parlamentsgebäude eine Waffe tragen will. »Der Feind ist im Repräsentantenhaus«, warnte Pelosi. »Wir haben Mitglieder des Kongresses, die ihre Schusswaffen mit in den Sitzungssaal bringen wollen und die anderen Mitgliedern Gewalt angedroht haben.« […..]

(SPON, 30.01.2021)

Die GOP, die längst vor Donald Trump kapituliert hat und auch drastische Gewaltverbrechen mit Toten nicht ahnden will, schreitet noch nicht einmal gegen solche Extremisten und Verfassungsfeinde des Schlages Greene ein.

(…..)  Morris „Mo“ Brooks, Lauren Boebert, Paul Gosar, Marjorie Taylor Greene, Roger Stone, Julio Gonzalez, Rudy Giuliani, der hochgradig wahnsinnige Senator Tommy Tuberville, „stop the steel“-Gründer Ali Alexander, Trump adviser Peter Navarro und Co wirken politisch genauso irre wie die zuvor Beschriebenen, aber sie tun dies nicht wider besseres Wissens, sondern sie sind wirklich so extrem verblödet, den Schwachsinn zu glauben, den sie verzapfen.

Sie sind radikal ungebildet und stolz darauf. Sie sind borniert wir Trump und vollständig in der verschwörungstheoretischen Sphäre gefangen. Sie fühlen sich als Widerständler im „Endkampf gegen die Weiße Rasse“, orientieren sich an QAnon. (…..)

(Irre Irre und nicht-irre Irre, 25.01.2021)

Der Sachpolitik wurde auf GOP-Seite schon vor Jahren gekündigt. Typen wie Senator Hawley sagen ohnehin grundsätzlich zu allem Nein, das vernünftig klingt.

Es geht nicht mehr um Geld, Steuern, Wirtschaft, Umwelt oder Außenpolitik, sondern nur noch darum, im dunklen Verschwörungstheoretiker-Kosmos zu mäandern.

[….]  Wie viel Irrsinn duldet die Partei in den eigenen Reihen? Und, damit verbunden: Wie groß soll die Loyalität zu Donald Trump sein? [….]  Marjorie Taylor Greene [….]  tat das als Anhängerin der Verschwörungsmystik QAnon, nach der Politik und Medien von einem satanistischen Ring von Kinderschändern kontrolliert werden und nach der nur Trump die Nation von diesem Übel befreien kann. Greene schimpfte auch über Muslime und Schwarze, und sie stellte im Wahlkampf ein Bild von sich ins Netz, das sie mit einem Sturmgewehr neben den Fotos von drei demokratischen Politikerinnen zeigte. [….]  Der konservative Kommentator Erick Erickson nannte Greene im Herbst "bat-shit crazy", komplett durchgeknallt. "Aber sie ist nun auf dem Weg in den Kongress." Dort kam sie im Januar an, mit einer Maske, auf der stand: "Trump hat gewonnen."   In den vergangenen Tagen haben verschiedene Medien die Spuren der Abgeordneten im Netz nachgezeichnet. Sie stießen dabei auf Facebook-Kommentare von 2018 und 2019, in denen Greene ihren Gewaltfantasien freien Lauf ließ. Sie gab ihre Zustimmung zu Beiträgen, die nach einer Hinrichtung von Nancy Pelosi riefen, der Sprecherin des Repräsentantenhauses. Sie schrieb fieberhaft darüber, dass die Bühne für die Erhängung von Barack Obama vorbereitet werde. Und sie gab ihren Zuspruch zu der in rechtsextremen Kreisen verbreiteten Wahnvorstellung, wonach es ein Video gebe, dass Hillary Clinton dabei zeige, wie sie ein Mädchen getötet und verstümmelt habe. All dies tat Greene in sozialen Medien, öffentlich. Dort filmte sie sich auch dabei, wie sie einen Überlebenden des Amoklaufs an der Schule von Parkland konfrontierte und ihn als bezahlten Schauspieler bezeichnete.  Kein Zweifel: Von einer gesunden Partei wäre jemand wie Marjorie Taylor Greene längst diszipliniert worden. Doch der Chef der Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, hat nichts dergleichen getan.[….]  An der Basis der Partei sind Leute wie Greene populär. Nach einer Pew-Umfrage halten 40 Prozent der republikanischen Anhänger die Verschwörungsmystik QAnon für eine "gute Sache für das Land". Bei republikanischen Vorwahlen für Ämter aller Art melden sich zunehmend Kandidaten, die im Minimum mit einer Zustimmung zu QAnon kokettieren. Als das Repräsentantenhaus im Herbst eine Resolution verabschiedete, in der QAnon für gefährlich erklärt wurde, stimmte nur eine Handvoll von Republikanern dafür - wohl auch aus Angst, Wähler zu vergraulen. [….]  (Alan Cassidy, 29.01.2021)

Was sollen also die armen letzten verbliebenen GOP-Republikaner mit Gehirn tun?

Anders als Cassidy meine ich, die Frage stellt sich gar nicht mehr.

Wer in dem toxischen Umfeld bleibt, hat sich genau schuldig gemacht, wie die RKK-Unterstützer.

Die GOP kann man nur noch verlassen.

(…..) Wer das Kölner RKK-System durch seine Mitgliedschaft und die finanziellen Zuwendungen unterstützt, ist Komplize.

Komplize der Kinderficker.

[….]  Als Demokrat und Humanist halte ich aber die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Schwulen, genau wie die Ächtung von Sklaverei, Antisemitismus und Pädosexualität für Essentials und empfinde für Vereinsmitglieder, die dabei ein Auge zudrücken und es hinnehmen von Kinderfickern angeführt zu werden, nur Verachtung. (…..)

(Danke Köln, 29.01.2021)