Dienstag, 8. September 2020

Sittenlosigkeit.

Das Schlimme ist, daß man sich schleichend an die ungeheuerliche Amoral unserer engsten Partner in Washington und London gewöhnt.
In Ankara, Moskau, Manila, Peking, Budapest und Brasilia sitzen auch keine liebenswerten Altruisten in den Präsidentenpalästen, aber mit ihnen bildet Deutschland auch keine traditionelle enge Wertegemeinschaft.
Es schmerzt anders und untergräbt die eigene Glaubwürdigkeit umso mehr, wenn die diplomatischen Neandertaler im eigenen Boot sitzen.

Whatabaoutism ist immer eine erbärmliche Verteidigungsstrategie, weil sie den argumentativen Widersacher nur mundtot machen soll und die eigenen Verfehlungen nicht rechtfertigt.
Aber wenn man mit Boris Johnson und Donald Trump im Bett liegt, muss man sich nicht wundern, wenn in Teheran die Samthandschuhe ausgezogen werden und wenn Populist Lafontaine lautstark die Heuchelei der Moskau-Kritiker beklagt.
Der ehemalige SPD- und Linken-Chef, der inzwischen im angebräunten Querfront-Lager sitzt und zusammen mit seiner Ehefrau Sahra Wagenknecht mit allen Mitteln eine Rotrotgrüne Regierung bekämpft, also unbedingt die CDU im Kanzleramt behalten will, packt in seine antiamerikanischen prorussischen Suaden viele Fakten, die schwer von der Hand zu weisen sind.

[…..] Der russische Regime-Kritiker Nawalny wurde vergiftet. Unterstellen wir mal - was nicht bewiesen ist - eine wie auch immer geartete Mitverantwortung der russischen Regierung.
Kanzlerin Merkel hat im Namen der Bundesregierung das Verbrechen verurteilt. Der russische Botschafter wurde einbestellt. Die EU sucht nach einer gemeinsamen Antwort.
Ja, die Bundesregierung hat Recht. Eine den Menschenrechten verpflichtete Demokratie darf solche Verbrechen nicht widerspruchslos hinnehmen.
Aber ist die Bundesregierung moralisch berechtigt, solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verurteilen? Eine Regierung, die sich selbst an völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligt, in denen viele Tausende Menschen grausam ums Leben kommen?
Eine Regierung, die zulässt, dass der US-Drohnenkrieg von deutschem Boden aus geführt wird?
Ist der Tod eines Kindes, das von US-Drohnen zerfetzt wird, nicht auch ein Verbrechen?
Wird ab jetzt jeden Tag der US-Botschafter einbestellt? Wird die EU Sanktionen beschließen, um die täglichen Verbrechen der US-Oligarchie zu ahnden?
Die Vergiftung des Regime-Kritikers Nawalny ist ein verabscheuungswürdiges Verbrechen. Und viele Menschen werden dieses Verbrechen verurteilen. Aber die Empörung der US-Vasallen in den europäischen Metropolen ist feige, erbärmliche Heuchelei. […..]

Die Lafo-Whataboutism-Argumentationsliste wird täglich länger.

Trump manipuliert die eigenen Wahlen, ruft seine Wähler zu massenhaften Wahlbetrug auf, hebelt die US-Verfassung aus.

Der Mann leidet so offensichtlich an einer schweren narzisstischen Persönlichkeitsstörung (Narcissistic personality disorder, NPD), daß sich niemand mehr wundert, wenn er wie ein drittklassiger Gangster in Paris Kunstgegenstände aus der US-Botschaft stiehlt, um sie mit ins Weiße Haus zu schleppen.
Der Mann ist so geschmacklos und ungebildet, daß er gar nicht bemerkte, daß es sich um Repliken handelt.


Boris Johnson will seinem Idol Trump in nichts nachstehen und lügt inzwischen so dreist und bricht derartig perfide das Recht, daß Jonathan Jones, der Chefjustiziar der britischen Regierung heute aus Protest gegen die Brexit-Verhandlungen seines Premiers zurücktrat.

[…..] Um ökonomische Realitäten schert sich der Premierminister nicht - und Skrupel hat er kaum. […..] Wie es aussieht, hat Boris Johnson sein Drehbuch für das Drama entworfen. Der britische Premier baut eine Drohkulisse auf, um Brüssel unter Druck zu setzen. Johnson verknüpft dabei Deadline und Drohung: Sollte bis zum 15. Oktober keine Einigung gelingen, werde es keinen Freihandelsvertrag geben. Das Datum ist geschickt gewählt, denn da findet ein EU-Gipfel statt. Johnson will die Staats- und Regierungschefs in die Pflicht nehmen, die sich bislang hinter ihrem Chefverhandler und den EU-Spitzen versteckt haben. […..] Diese Unberechenbarkeit ist Johnsons größter Vorteil in den Verhandlungen. Die EU täte jedenfalls gut daran, die No-Deal-Drohung aus London ernst zu nehmen. Denn Johnson könnte durchaus versucht sein, die wirtschaftlichen Folgen eines harten Brexit mit den weitaus schwerwiegenderen Folgen der Corona-Pandemie zu kaschieren. Das wäre zwar zynisch, aber es ist möglich.
Was Boris Johnson noch alles zuzutrauen ist, das zeigt ein Bericht der Financial Times. Demnach soll er vorhaben, Teile des Austrittsvertrags mittels nationaler Gesetzgebung auszuschalten. Sollte dies tatsächlich wahr sein, was man bei Johnson nie wissen kann, würde der Premierminister nicht nur einen Vertrauensbruch gegenüber der EU riskieren, sondern auch einen Vertragsbruch. […..]

Die britische Regierung wird von einem verlogenen Windei ins Desaster geführt, während der Kollege in Washington Demokratie, Kultur und Anstand planiert.

Eine Freude für die Lafontaines dieser Welt.

[…..] Pharisäer und US-Marionetten
[…..] Ohne Anspruch auf Vollständigkeit fallen einem sofort die CDU-Politiker Röttgen, Merz und Wadephul ein, die als treue Vasallen den Stopp von Nordstream 2 fordern. Bei der SPD ist an vorderster Front Außenminister Maas zu nennen, der tapfer an Guaidó als venezolanischem Präsidenten festhält und heute in „Bild am Sonntag“ Putin mit dem Stopp der Gasleitung droht. Von der FDP ist immer Alexander Graf Lambsdorff zur Stelle, wenn es darum geht, in „Bild“ die Russen niederzumachen. Bei den Grünen, die im Bundestag seit Joschka Fischer den verlängerten Arm des US-Außenministeriums geben, sind neben vielen anderen Bütikofer, Baerbock, Özdemir und Nouripour immer mit von der Partie. Aber jetzt schießt Katrin Göring-Eckardt wieder den Vogel ab: Sie fordert das Ende des Baus von Nordstream 2 und ruft Ex-Bundeskanzler Schröder auf, seinen Posten als Präsident des Verwaltungsrates der Nord Stream 2 AG zu räumen und sich zu entscheiden, „ob er auf der Seite der Demokratie und der Menschenrechte steht“.
Da kann man nur bedauern, dass die Grünen zur gerade beendeten Klausurtagung ihrer Fraktion nicht Jimmy Carter eingeladen haben, der sie mit seinem Urteil „die USA sind eine Oligarchie mit grenzenloser politischer Bestechung" vielleicht aufklären könnte. Stattdessen haben sie Madeleine Albright als Ehrengast zugeschaltet, die mit ihrem berüchtigten Satz zum Tod von 500.000 Kindern im Irak durch die US-Sanktionen („Wir glauben, es ist den Preis wert“) die menschenverachtende Politik der US-Verbrecherclique aller Welt vor Augen geführt hat.
Natürlich kommt Göring-Eckardt mit ihren Freunden von der grünen Menschenrechtspartei nicht auf die Idee, den ehemaligen Außenminister Fischer aufzufordern, seine Zusammenarbeit mit der ehemaligen US-Außenministerin in der Albright-Group aufzugeben und sich zu entscheiden, „ob er auf der Seite der Demokratie und der Menschenrechte steht“. […..]