Donnerstag, 8. August 2013

Zum Jagen tragen



Ja, doch, JA, ich WILL, daß die SPD endlich mal in den Wahlkampf startet und aus ihrer lethargisch-resignativen Stimmung aufwacht.
Steinbrück macht das an sich gar nicht so schlecht; ich finde ihn durchaus überzeugend.
Auch Thomas Oppermann legt sich ins Zeug. Und noch eine Handvoll anderer.
Für die große Mehrheit der Partei gilt das allerdings nicht.
Ein gewisser Sigmar Gabriel (ich habe im Moment gerade vergessen, ob der eine wichtiges Amt in der SPD hat) setzt als frisch gebackener Vater jedenfalls andere Prioritäten.

"Ich muss nicht mehr bei allen Terminen dabei sein, sondern bleibe lieber auch mal zu Hause bei meiner Familie", sagte der 53-Jährige der Zeitschrift "Bunte". Der Mittwochnachmittag gehöre Marie. "Die Zeit mit ihr ist der schönste Tag der Woche und gibt mir Kraft", sagte Gabriel.   So oft es gehe, fahre er abends von Berlin noch heim nach Goslar zu seiner Frau Anke und seiner 16 Monate alten Tochter, "damit wir wenigstens zusammen frühstücken können", sagte Gabriel weiter.

Ja, bloß nicht verausgaben. Es ist ja nicht so, daß die Bundestagswahl irgendwie wichtig wäre für die SPD.
Das ist umso schlimmer, weil die gesamte Journaille sowieso gebetsmühlenhaft wiederholt, Merkel bleibe ohnehin Kanzlerin und stattdessen mit Genuß auf Steinbrück eindrischt.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir eine funktionierende, kreative SPD-Kampa wünschen, die aktiv Wahlkampf macht, Themen setzt und die politabstinenten Merkel-Minister mit konkreten Vorschlägen überhäuft, sowie der Bevölkerung die Konsequenzen des Regierungsversagen verdeutlicht.
Aber wie sagen einst schon „Fettes Brot“?

 Hoff‘ nicht auf eine Fee mit der du weg fliegst –
 Es gibt dir niemand seine Hand wenn du im Dreck liegst.

Und so lande ich wieder auf dem brutal harten Boden der Realität.
Oberste SPD-Wahlkampfkoordinatorin ist die fromm-joviale Nahles, der es nicht nur schlicht und ergreifend an der Fähigkeit mangelt so ein Unternehmen zu managen, sondern die darüber hinaus offensichtlich auch noch a) doof ist und b) vor lauter Selbstzufriedenheit gar nicht bemerkt wie doof und ideenlos sie agiert.
Inzwischen ist sogar die Phase passee, in der man herzlich über die völlig verunglückten Nahles-Auftritte lachte, die bestenfalls zum mitschämen anregten.
Mittlerweile ist die schwer frömmelnde SPD-Generalsekretärin komplett abgetaucht und findet in der deutschen Presse gar nicht mehr statt.
Zuletzt sorgte sie für hunderttausendfaches Facepalming, als sie ausgerechnet den Werbespruch einer ausbeuterischen Zeitarbeitsfirma als Wahlkampfmotto erkor.
Dieser Satz ist nicht nur inhaltlich belanglos, sondern vergewaltigt den grammatikalischen Anstand so brutal, daß ich jedes Mal einen stummen Schrei ausstoße, wenn ich über dieses Ungetüm stolpere. Das geht mir durch Mark und Bein.
Hinter den Kulissen wird man als SPD-Mitglied unterdessen von Frau Nahles zum Mitmachen aufgefordert.
Unter „das WIR“ versteht die fromme Pfälzerin offenbar nicht nur Genossen, sondern  alle Wahlbürger und ruft zur Bürgerabstimmung auf:
„Sie entscheiden, was die SPD nach der Wahl sofort anpackt“
Was für ein Blödsinn!
WENN die SPD die Regierung stellt – was ich mir ja wünsche – wird sie mit einer großen Mannschaft und einem üppigen Regierungsapparat dastehen, so daß hoffentlich ALLE Baustellen, die Merkel unerledigt liegen lassen hat, angepackt werden.
Einige Punkte, wie zum Beispiel „Doppelte Staatsbürgerschaft“ lassen sich mit den entsprechenden Mehrheiten sicher schnell umsetzen. Andere Pläne sind teuer und hängen von der Finanzierung ab und die meisten Dinge liegen gar nicht unmittelbar in der Hand der SPD.
 „Soziale Standards in Europa“ ist so ein Programmpunkt, den ich natürlich auch unterstütze, der aber ähnlich wie „Finanzmärkte regulieren“ kaum mit einer Ukas von Steinbrück abzuhaken sein wird.
Im Übrigen hoffe ich doch sehr, daß ein Bundeskanzler Steinbrück kompetent und informiert genug ist, um selbst zu entscheiden was er zur Chefsache machen muß und wird seine Aktivitäten nicht von einer Online-Wahlkampfaktion bestimmen lassen.

Aber um kein Spielverderber zu sein, habe ich auch meine fünf  Projekte angekreuzt. Drei meiner wichtigsten Ziele standen dabei gar nicht auf der Liste.


WAS man ankreuzt, ist vermutlich ohnehin irrelevant – es geht mir nur darum bei der Feedback-Quantität mitzumachen, damit die Sozen in Zukunft bei Wahlkampfdiskussionen darauf verweisen können wie sie die Basis einbinden und wie erfolgreich ihre Kampagne ist.

Lustig ist es natürlich schon, daß ausgerechnet Nahles, die in der Partei die Religionskeule schwingt und gnadenlos Atheisten bekämpft, ihnen sogar verbietet überhaupt in einer AG innerhalb der SPD zu diskutieren, nun so tut, als ob die Wünsche der Basis die Agenda beeinflussen könnten.
Was führende Sozis süddeutscher Prägung von der VERFASSUNGSGEBOTENEN Trennung von Staat und Kirche halten, wissen wir ja: Nichts.
Auch die Bayern-SPD schießt scharf. Ganz auf der Linie des Bundestopreligioten Thierse:

Kein laizistischer Arbeitskreis in der SPD

Der SPD-Fraktionsvorsitzende und Oppositionsführer im Bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, hat sich vom laizistischen Arbeitskreis der SPD und Forderungen nach der Abschaffung von Religionsunterricht und Kirchensteuern distanziert.

 „Es ist ein Zu­sam­men­schluss ei­ni­ger we­ni­ger Po­li­ti­ker, die lai­zis­ti­sche Pa­ro­len for­mu­lie­ren nach fran­zö­si­schem Vor­bild. Das hat in der SPD nicht nur keine Mehr­heit, son­dern es ist eine so ver­schwin­dend ge­rin­ge Min­der­heit, dass ich schon fast gar nicht dar­über reden will“, sagte Rin­der­spa­cher bei einem Re­dak­ti­ons­be­such des Sankt Mi­cha­els­bun­des in Mün­chen. In der SPD sei Platz für ver­schie­dens­te Grup­pen wie die Ar­beits­ge­mein­schaft SPD 60 Plus oder die Ar­beits­ge­mein­schaft Les­ben und Schwu­le in der SPD (Schwu­sos). „Aber es gibt kei­nen Ar­beits­kreis lai­zis­ti­scher Po­li­tik oder wie auch immer er sich nennt“, so der SPD-Po­li­ti­ker. Ein lai­zis­ti­scher Ar­beits­kreis sei nie bei einem SPD-Bun­des­par­tei­tag for­mal zu­ge­las­sen wor­den.

Rin­der­spa­cher be­ton­te mit Blick auf die Land­tags­wahl im Sep­tem­ber, dass ka­tho­li­sche Wäh­ler be­son­ders in Fra­gen der so­zia­len Ge­rech­tig­keit gut bei der SPD auf­ge­ho­ben seien. So seien sich Kir­che und SPD einig, dass die Fi­nanz­märk­te ge­bän­digt wer­den müss­ten.