Sonntag, 31. Juli 2016

Unwissensgesellschaft.



Demokratie ist ja schön und gut, aber sie setzt theoretisch voraus, daß alle Wähler aufgeklärt und interessiert sind, daß sie kompetent entscheiden.
In der Praxis ist das aber nicht so. Im Gegenteil, es herrscht gewaltige Apathie, Desinformation und Stimmungsmache.

Man wählt Rajoy statt Zapatero, George W. Bush statt Gore, immer wieder Berlusconi und 16 Jahre Kohl.
Amerikanische Volksabstimmungen über Waffenrecht, Drogenkonsum und Homoehe waren in der Vergangenheit fast immer von Vorurteilen und nicht von Fakten beeinflusst.
Der Westen propagiert Demokratie, aber nur vor der Kamera.
Eigentlich hat man lieber eine schöne Diktatur mit einem verlässlichen Diktator/König/Papst/Führer, der alles im Griff hat.
So wie es vor der Arabellion war.
Oder Palästina. Jeder lobt Israel, als die „einzige Demokratie des Nahen Ostens“.
Als die Palästinenser auch wählten, fand man das dann nicht mehr so toll.
Insbesondere nicht mehr, nachdem 2006 die Hamas die Wahl gewann; also die sunnitische Befreiungsorganisation Palästinas, die sich quasi als Tochter der Muslimbruderschaft gegründet hatte.
Ähnlich sah es in Ägypten aus, nachdem die Hamas-Mutter „Muslimbrüderschaft“ die Präsidentenwahl gewonnen hatte und ihr Mann Mursi das tat, was er versprochen hatte.
Das gefiel Merkel und Obama überhaupt nicht und sie begrüßten den höchst antidemokratischen Regierungsumsturz, der nichts anderes als ein Militärputsch war und nun zu einer Gewaltorgie geführt hat.

Deswegen ist der Westen übrigens so unbeliebt in Nordafrika und im Nahen Osten: Die Glaubwürdigkeit der Nato-Staaten, die von Demokratie und Frieden reden, aber dann die Diktatoren bevorzugen und die Gegend mit Waffenexporten überziehen, ist nicht mehr messbar.

Der 19-Jährige analphabetische adipöse Zimmertemperatur-IQ-Sachse ohne Schulabschluß mit Alkoholproblem und eingepisster Jogginghose, der vor einer Flüchtlingsunterkunft Obszönitäten grölt, hat bei der Bundestagswahl genauso viel Einfluss wie ein 60-jähriger Bildungsbürger mit drei Doktortitel und lebenslangen ZEIT-Abo.
Aus diesem Grund plädiere ich auch bei jeder Gelegenheit gegen die Auswüchse der plebiszitären Demokratie. Bloß keine Volksbefragungen und Bürgerbegehren. Das ist die Diktatur der Inkompetenz.
So kommt es zum Brexit.
Überlasst die wichtigen Entscheidungen den Profis in den Parlamenten.
Wir haben aus gutem Grunde eine repräsentative Demokratie und sollten unseren gewählten Repräsentanten dementsprechend auch keine Kompetenzen entziehen.

Das Problem ist nur, daß man die Volksvertreter irgendwann auch mal wählen muß und dann ist wieder der gewöhnliche Urnenpöbel am Zug, der Alexander Gauland, Björn Höcke und Frauke Petry seine Vertreter aussucht.

Ich sympathisiere sehr mit der Idee eines Losverfahrens, wie sie der belgische Historiker David van Reybrouck im aktuellen SPIEGEL vorschlägt.

Wir töten die Demokratie, wenn wir sie auf diese archaischen Verfahren reduzieren.
Schauen Sie sich den Brexit an. In dieser Entscheidung bündelt sich alles. Was an unserem demokratischen System nicht stimmt.
Das Referendum gab es überhaupt nur, wie les ein Wahlversprechen David Camerons war – der insgeheim davon ausging. Die Briten würden mit Nein stimmen. Dann hat Boris Johnson das Referendum gekapert. In der Hoffnung, sich so in Stellung für die nächste Wahl zum Premierminister zu bringen. Auch er ging davon aus, die Briten würden mit Nein stimmen.
Und dann haben sie mit Ja gestimmt.
Dabei war das Thema denkbar komplex: Wie stellen wir uns die zukünftigen Beziehungen zur EU vor? Aber es gab nur zwei mögliche Antworten: Ja oder Nein. Remain oder Leave. Zwei Wahlen, ein Referendum, persönliche Eitelkeiten. Medien, die nicht gut genug informiert haben – kein Wunder, daß alles schiefgegangen ist.
(Van Reybrouck, der SPIEGEL, 31/2016 s.116f)

Statt des Brexit-Volksentscheids, bei dem ¾ der Wähler unter 30 erst gar nicht zur Wahl gingen und der Rest durch eine massive Desinformationskampagne der rechten Medien verwirrt wurde, hätte man lieber 1.000 Briten ausgelost, die für ein halbes Jahr zusammen in ein Hotel gesteckt worden wären, um dort das Thema ausführlich zu diskutieren, Experten zu hören, Informationen zu sammeln, sich gegenseitig zuhören.
Das Thema hätte es eigentlich erfordert so vorzugehen.

Die Bürger werden wie in Stichproben aus den verschiedensten Bevölkerungsgruppen ausgelost, um ein breites Spektrum abzubilden. Sie nehmen ihre Aufgabe meist sehr ernst, arbeiten sich gründlich ein, erarbeiten differenzierte, ausgewogene Ideen. Das Problem: weil sie ausgelost sind, gelten sie als nicht legitimiert, also wird anschließend per Referendum über ihren Vorschlag abgestimmt. Und da passiert dann oft, was Reybrouck mit der Redensart "If you don’t know, say no" zusammenfasst: Die kluge Arbeit der Bürgergremien landet durch eine Augenblicksentscheidung der Masse im Papierkorb.

Eine schöne Idee, wie ich finde.
Aber ich sehe keinerlei Möglichkeit, daß so etwas in absehbarer Zeit in Deutschland oder den USA etabliert werden könnte.

Also müssen wir mit unserer Form der repräsentativen Demokratie, die solche Gefahren wie Trump, Le Pen, Wilders und Petry beinhaltet, weiterleben.

Alle Rechtsradikalen leben von der Angst der Bürger.
Umfragen zeigen ganz klar, daß die AfD-Anhänger alle die Hosen voll haben. Keine anderen Parteigänger fürchten sich so sehr vor allem, wie sie.
In den USA ist es genauso. Trump-Fans fürchten sich vor Muslimen, dem Terror, den Atheisten, den Liberalen. Sie glauben festdaran, ihnen würde etwas weggenommen, ihre Waffen, ihre exklusiv heterosexuellen Ehen, ihr Land, ihre Sprache.
Trump, AfD, FN oder PVV tun daher alles, um Ängste zu schüren, Terrorgefahren hochzujazzen, Menschen zu Feinden und Gefahrenquellen zu machen.

Nun sind Terroristen in Europa und Amerika immer noch eine recht kleine Gefahr.

In den USA ist die Wahrscheinlichkeit versehentlich von einem Kleinkind erschossen zu werden größer, als Opfer eines islamistischen Anschlags zu werden. Aber Donald Trump verlangt deswegen nicht alle Toddler auszuweisen, sondern konzentriert seinen Hass auf Muslime.

You’re more likely to be fatally crushed by furniture than killed by a terrorist
Consider, for instance, that since the attacks of Sept. 11, 2001, Americans have been no more likely to die at the hands of terrorists than being crushed to death by unstable televisions and furniture. Meanwhile, in the time it has taken you to read until this point, at least one American has died from a heart attack. Within the hour, a fellow citizen will have died from skin cancer. Roughly five minutes after that, a military veteran will commit suicide. And by the time you turn the lights off to sleep this evening, somewhere around 100 Americans will have died throughout the day in vehicular accidents – the equivalent of “a plane full of people crashing, killing everyone on board, every single day.”

People are getting shot by toddlers on a weekly basis this year

Da wir nicht von den ausgelosten 1000er Gruppen bestimmt werden, sondern zum Beispiel von FOX-News glotzenden verblendeten Evangelikalen, werden die realen Gefahren radikal falsch eingeschätzt.

Zu meinem Erstaunen wendet sich SPON-Kolumnist Sascha Lobo in seinem letzten Artikel scharf gegen die besserwisserische Aufklärung mit Statistiken und bricht eine Lanze für gefühlte Gefahren.

[….] Der erstarkende Neonationalismus etwa arbeitet erfolgreich mit Untergangsszenarien. Zugleich provoziert dieser Eindruck auch Gegenreden, in denen es heißt, die Welt sei so großartig dran wie nie zuvor, gestützt von allerlei Statistiken.
In solchen positiv gemeinten Aussagen finden sich Spuren des Zynismus: Ja, die Welt mag schlimm sein, aber weniger schlimm als vor 30, 50 oder 400 Jahren. Herzlichen Glückwunsch, vor 100 Millionen Jahren wurden sogar null Menschen im Jahr ermordet.
Aber zum Ersten geht es auch um Empfindungen, weil Gefühle Handlungen auslösen können. Zum Zweiten lassen sich ebenso Statistiken finden, die das Gegenteil zu belegen scheinen. Und zum Dritten lässt sich mit dieser Argumentation jedes aktuelle Ereignis schönreden. Eine Verbesserung von einem katastrophalen Ausgangspunkt aus betrachtet ist nicht automatisch ein Grund zum Feiern: nur 1000 ertrunkene Flüchtlinge, nur 100 Opfer islamistischen Terrors, weniger als im Vorjahr, hurra, lasst uns ein rauschendes Fest geben.
Die dahinterstehende Haltung zeugt von einer überrationalen Sichtweise auf die Welt. Da hat jemand offensichtlich Angst, und als vermeintliches Gegenmittel wird ein Bündel Statistiken willkürlich aufeinandergestapelt und erklärt, die Angst sei ja rational gar nicht berechtigt. […]

Ich schätze Herrn Lobo, aber angesichts unserer völlig hysterischen Reaktionen auf so ziemlich alles – Gluten, Erdstrahlen, Spinnen, muslimische Überfremdung – ist „Überrationalität“ das geringste Problem der deutschen.
Im Gegenteil.
Es sollte mit Nachdruck und andauernd darüber aufgeklärt werden, welche realen Gefahren es gibt und wie groß sie einzuschätzen sind.
Wir sollten uns durchaus klarmachen, daß es Billigflugreisen und aus Südafrika importierte Erdbeeren sind, die unsere Atmosphäre ruinieren und das Klima verändern.
Es ist unsere Agrarpolitik, die tötet.
Es ist unsere Waffenexportpolitik, die Kriege ermöglicht.

Das bedeutet selbstverständlich nicht, daß man irgendetwas verschweigen oder verniedlichen soll.
Natürlich gibt es eine reale Gefahr in Europa Opfer eines Islamistischen Anschlages zu werden.
Es gibt aber keinen Knopf, mit dem man diese Gefahr einfach abschalten kann.

Wir können aber der Hysterie entgegen wirken und damit etwas dafür tun, daß Le Pen und Trump und Gauland nicht noch stärker werden.

Anders als Lobo intendiert, spricht man niemand sein Recht auf Angst ab, indem man sie in ein Verhältnis setzt.
Angst ist Angst, ob nun rational berechtigt oder nicht.
Hypochondrie ist ein Problem, das eben nicht durch Überrationalität beseitigt werden kann.
Aber Rationalität sollte doch dazu beitragen, daß nicht immer mehr Menschen zu Terrorchondrikern werden.

Insofern sage ich zu den Meldungen zu offenen Feuerstellen ja.

Nimmt man die Anzahl der Todesopfer als Kriterium für eine Gefahr, steht Terror recht weit hinten auf der Liste, generiert aber gigantische öffentliche Aufmerksamkeit.
Mücken und offene Herdfeuer hingegen stehen ganz vorn, aber es interessiert sich kaum jemand dafür.

Die Luftverschmutzung durch primitive Kochstellen tötet weltweit mehr Menschen als Malaria - das ist das erschreckende Ergebnis einer aktuellen Studie. Demnach sterben jedes Jahr fast zwei Millionen Menschen, weil sie verrauchte Luft in den eigenen vier Wänden einatmen.
Die Malaria tötet nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich etwa eine Million Menschen. Doch eine andere Gesundheitsgefahr, die ebenfalls vor allem arme Länder betrifft, hat noch schlimmere Auswirkungen: Rauch in Häusern. Fast zwei Millionen Menschen sterben jedes Jahr an Krankheiten, die durch verrauchte Luft ausgelöst werden. Das ist das Ergebnis einer Studie der US-amerikanischen National Institutes of Health.
Von den Folgen des Rauches besonders betroffen seien Frauen und Kinder in extremer Armut, schreiben Studienleiter William Martin und seine Kollegen im Wissenschaftsmagazin "Science". Seit Jahrzehnten werde an dem Thema gearbeitet - allerdings nur mit begrenztem Erfolg.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt in einem neuen Report, dass im Jahr 2012 weltweit mehr als 7 Millionen Menschen - das wäre ein Achtel aller Todesfälle - an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben sind.

Etwa drei Mil­li­ar­den Men­schen – drei Mil­li­ar­den! – ko­chen und hei­zen in ih­ren Häu­sern oder Hüt­ten noch im­mer mit Fest­brenn­stof­fen wie Koh­le, Holz, Vieh­dung und Ern­te­ab­fäl­len. Mehr als vier Mil­lio­nen jähr­lich ster­ben an Krank­hei­ten, die auf ver­schmutz­te In­nen­raum­luft zu­rück­ge­hen: Atem­wegs­er­kran­kun­gen, Schlag­an­fäl­le, Herz­krank­hei­ten. Vier Mil­lio­nen: Das sind fast vier­mal so vie­le, wie heu­te pro Jahr an Aids ver­ster­ben. Es sind über hun­dert­mal mehr Op­fer als 2014 bei Ter­ror­ak­ten ihr Le­ben lie­ßen.

Nimm das, Lobo.

Samstag, 30. Juli 2016

Irrer als Trump?



Was soll man zu Donald Trump noch sagen; dem Mann, der über Behinderte herzieht und vor ein paar Tagen unter dem Jubel seiner Anhänger davon phantasierte seine Kritiker brutal zu verprügeln – „hit this guy so hard, his head would spin“?

Nun, dieser Mann ist der Meinung er sei bisher „nice“ gewesen, aber das sei nun vorbei.

[…..] Bei seinem Auftritt in Colorado Springs im US-Bundesstaat Colorado holzte Trump am Freitag im beleidigt-aggressiven Stakkato wie folgt: "Ich habe ihre Rede am Donnerstagabend geschaut, so viele Lügen, ich war immer nett zu ihr, aber jetzt bin ich nicht mehr Mr. Nice Guy."
Während man noch versucht, das im Kopf zusammenzubringen, Trump und Mr. Nice Guy, ruft er schon: "Ich ziehe jetzt die Samthandschuhe aus." Ohrenbetäubender Jubel im Auditorium der University of Colorado. Wie immer, wenn es gegen Hillary geht.
Es ist gerade ein interessanter Zeitpunkt, Veranstaltungen mit Trump zu besuchen. Der Wahlkampf ist nach den Parteitagen offiziell eröffnet. Trump wurde halbherzig gekrönt, und auf der Convention der Demokraten mit Angriffen und Witze überzogen. Als Reaktion gibt sich der schrille Kandidat in diesen Tagen noch eine Spur schriller. [….]

Tatsächlich gibt es aber noch wahnsinnigere Amerikaner.
Das sind in erster Linie diejenigen, die nun durch die Talkshows ziehen und Trump in rosaroten Farben malen.

Trump-Fan Chris Christie

Während Trumps offizielle politische Unterstützer Jeffrey Lord, Kayleigh McEnany oder Paul Manafort eher bösartig und verlogen daherkommen, gibt es daneben reine Opportunisten wie Newt Gingrich und Chris Christie, sowie als dritte Kategorie noch die psychiatrischen Fälle.

Dazu gehört zweifellos Paula White, die im US-Fernsehen als Trumps „Spiritual Adviser“ auftritt und ihn als sehr gläubigen und warmherzigen Christen darstellt.
Der rasende Rassist, der Frauen öffentlich als „fat pigs“ bepöbelt, Prügel androht, Menschen gegeneinander aufhetzt und nahezu in jedem Satz lügt, ist für Pastorin White ein frommer, vorbildlicher Gläubiger.

Nun, willkommen Paula White, Trump passt auch in mein Christenbild.
Es ist aber schon eigenartig, daß die Pastorin selbst einen sexistischen und betrügerischen Rüpel so sehr preist.

Paula Michelle White, 50, ist „senior pastor“ des New Destiny Christian Center in Florida. Die zum dritten Mal verheiratete Teleevangelistin tritt gemeinsam auf mit den sicher nicht weniger wahnsinnigen Benny Hinn und Joyce Meyer.

Im zarten Alter von 18 Jahren erschien ihr Jesus und befahl ihr Predigerin zu werden.

"When I was just eighteen years old, the Lord gave me a vision that every time I opened my mouth and declared the Word of the Lord, there was a manifestation of His Spirit where people were either healed, delivered, or saved. When I shut my mouth, they fell off into utter darkness and God spoke to me and said 'I called you to preach the gospel"





Ob diese Teleevangelisten selbst gläubig sind, kann niemand sagen. Jedenfalls kann man so Multimillionär werden.
Ihre zahlreichen Affären deuten darauf hin, daß sie privat eher nicht nach strengen Geboten leben.

Die offensichtlich plastic-surgery-besessene Paula White hingegen sieht immer so aus, als ob sie jeden Moment von den Männern in den weißen Kitteln abgeholt werden würde.
In ihrem Fall bin ich geneigt wirklich anzunehmen, daß sie überzeugt ist von dem Schwachsinn, den sie predigt.

Gut möglich, daß die stets grell geschminkte Blondine mit der Knallerbse im Kopf wirklich glaubt, Trump sein ein vorbildlicher Christ.

In an exclusive interview with the Brody File, Televangelist Paula White tells us that Donald Trump’s presidential run has the hand of God on it. Pastor White has been a close friend and spiritual mentor to Trump for close to fifteen years. During our interview, she also talked about how Trump “knows God” and enjoys watching Christian television.

Freitag, 29. Juli 2016

Vierter DNC-Tag



Rückblickend auf die bisher so erfolgreiche demokratische Konvention muss man insbesondere einen Namen erwähnen:
Donna Brazile, 56, aus Louisiana, Autorin, Politanalystin, Professorin in Harvard und der Georgetown University, ehemalige Wahlkampfmanagerin der demokratischen Kandidaten Al Gore, Jesse Jackson, Walter Mondale und Richard Gephardt ist der demokratischen Partei lange verbunden.
Am Tag vor der 2016 DNC stolperte Parteichefin Debbie Wasserman Schultz über den Emailhack brisanter Anti-Sanders Akten.
Die 43% der Delegierten, die Sanders verpflichtet sind, waren (verständlicherweise) stinksauer.
So entschloss man sich Wasserman-Schultz‘ Kopf rollen zu lassen.
Sie durfte sich auf dem gesamten Parteitag nicht mehr blicken lassen.
Als Interimsvorsitzende und designierte Nachfolgerin wurde Donna Brazile bestimmt, die von eben auf jetzt einen gewaltigen Nominierungsparteitag managen mußte.
Ohne Vorbereitungszeit hatte Brazile unter den Argusaugen der gesamten Weltpresse eine sehr unbeliebte Kandidatin ins beste Licht zu setzen und dabei auch noch 43% der eigenen Parteimitglieder zu versöhnen, die erbittert gegen Clinton standen.
Wie man an der republikanischen Convention eine Woche zuvor sehen konnte, kann so etwas gewaltig schief gehen.
Der republikanische Gouverneur von Ohio, John Kasich, der die Ehre hatte diese so bedeutende Convention in seinem Bundesstaat zu Gast zu haben, weigerte sich die Halle zu betreten.
Alle lebenden ehemaligen GOP-Präsidenten und Vizepräsidenten boykottierten ebenso die RNC, wie die vorherigen Kandidaten John McCain und Mitt Romney.
Ted Cruz trat zwar auf, erklärte aber zumindest indirekt man solle lieber nicht Trump wählen.
RNC Chairman Reince Priebus, immerhin schon fünf Jahre im Amt, war die Kontrolle völlig entglitten.
Statt der versprochenen Celebrities sprachen sich nur vergessene C-Promis, wie der ehemalige Seriendarsteller Antonio Sabato Jr. öffentlich für Trump aus.

Brazile, die ich als langjähriger CNN-Gucker sehr gut kenne, gelang hingegen quasi aus dem Stand ein Meisterstück.
Ihre Parteitagsregie war geradezu genial und machte aus einer völlig verfahrenen Situation mehr als selbst Optimisten erwarten konnten.

Um mit dem Unwichtigstem zu beginnen, sei erwähnt, daß die Demokraten im diametralen Gegensatz zu GOP auch hier wieder eine beeindruckende Zahl von echten A-Promis auf die Bühne bekamen.

Paul Simon, Katy Perry, Eva Longoria, Tony Goldwyn, Elisabeth Banks, Jason Collins, Debra Messing, Lady Gaga, Lenny Kravitz, DJ Jazzy Jeff, Snoop Dog, Cyndi Lauper, Bryan Cranston, Alicia Keys, James Cameron, Arnold Schwarzenegger, Sigourney Weaver, Jack Black, America Ferrera, Angela Bassett, Don Cheadle, Idina Menzel, Audra McDonald, Kristen Bell, Darren Criss, Rosie Perez, Sheila E., Meryl Streep und Sarah Silverman warben für Clinton.

Jeder Tag der Convention hatte sein besonderes Thema und seine Star-Redner.
Am letzten Tag ging es noch verstärkt um das hochgejazzte Thema „innere Sicherheit“.

Trump, der immer wieder betont hatte mehr als alle Generäle vom IS zu verstehen löst das Problem bekanntlich, indem er „die Scheiße aus dem IS rausbomben“ will, elf Millionen Menschen deportieren lässt, eine Mauer um die Vereinigten Staaten baut und keine Muslime mehr einreisen lässt.

Brazile setzte dem ganz andere Bilder entgegen, ließ Dutzende US-Generäle auf die Bühne kommen, um sich klar gegen Trump zu stellen, um klar zu machen, daß die Militärs absolut nicht Trumps Meinung sind, nach der „our military a mess“ oder „a desaster“ wäre.


Sehr beeindruckend auch, daß sich die Demokraten so demonstrativ auf die Seite der Muslims stellten, sie vor Trump in Schutz nahmen.
Khizr Khans Auftritt war ein Fanal.


Hillary Clinton, die entgegen der landläufigen Meinung eine der ehrlichsten Politikerinnen Amerikas ist, beendete diese Convention mit einer guten bis sehr guten Rede.
Sie ist kein rhetorisches Ausnahmetalent wie Bill Clinton oder Barack Obama, aber sie fand eine gute ruhige Tonlage, zeigte überdeutlich die gewaltigen Unterschiede zwischen ihrem Amerika und dem Trumps auf.
Insbesondere konterkarierte sie aber Trumps faktenfreie und planlose Pöbel-Rede von vor einer Woche, indem sie ausgesprochen konkret und detailliert darlegte was sie zu tun gedenke.


Sie hatte es nicht leicht nach den extrem starken Vorrednern vor ein Auditorium zu kommen, in dem immer noch tausende Bernie-Delegierte saßen, die sie radikal ablehnten.
Es gelang ihr aber doch fast alle auf ihre Seite zu ziehen.
Am Ende war die demokratische Partei von sich selbst begeistert.

Es bleibt abzuwarten wie sich das in den nächsten Tagen in Umfragen niederschlagen wird. Werden die meiner Ansicht nach überzeugenden Gründe demokratisch zu wählen auch über das klassische demokratische Milieu hinaus wirken?

Das ist keineswegs sicher, denn die Trump-Anhänger sind die dümmsten Amerikaner überhaupt. Und Dumme gibt es reichlich in den USA.

American idiots. Poll Proves Trump Supporters Are The Stupidest People In The US. A new poll revealed that depth of bigoted stupidity of Republican voters who are supporting Donald Trump. [….]

Trump zeigte inzwischen mal wieder seinen Mangel an Souveränität, indem er Michael Bloombergs Attacke äußerst bösartig konterte. Bloomberg sei dieser „little guy“….

I’m gonna hit them so hard.’ I was gonna hit one guy in particular, a very little guy.
I was gonna hit this guy so hard, his head would spin. He wouldn’t know what the hell happened. And he came out of nowhere. He came out of nowhere. They made deals with me. ‘Would you help me with this? Would you make this deal and solve this problem?’ I solved the problem. I do a great job. I was going to hit a number of those speakers so hard, their heads would spin, they’d never recover. And that’s what I did with a lot of people — that’s why I still don’t have certain people endorsing me. They still haven’t recovered, okay, you know?


Es ist verdammt noch mal nicht egal, wer in Amerika regiert.

[…..] Ein Zyniker würde sagen: Es ist egal, was Parteien und Kandidaten versprechen. Aber das ist falsch. Es hat natürlich Bedeutung für ein Land, ob die politische Führung den Menschen Angst einredet oder ihnen Mut zuspricht und Hoffnung gibt; ob sie die Hetze gegen Minderheiten salonfähig macht oder den Zusammenhalt sucht; ob sie Nationalismus predigt oder Verantwortung in der Welt übernimmt. Europa hat ja seine Erfahrungen mit derlei Führern gemacht. Zumindest damals wusste Amerika es besser.