Schlimm, schlimm, schlimm, wenn man in den norddeutschen
Niedrig-Niveau-Nachrichten wie „Himmel und Elbe“, „Abendblatt“ oder „Chrismon“ mit
den Schwafelattacken mittelalter evangelischer Theologinnen konfrontiert wird.
Natürlich hat es auch eine positive Seite; man versteht
sofort wieso die EKD trotz Frauenpriestertum und ohne Zölibat noch schneller Mitglieder
als die pädosexuellen Kollegen von der RKK Mitglieder verliert.
Diese Plapper-Protestantinnen sind in ihrer Oberflächlichkeit,
Beliebigkeit und intellektuellen Flachheit unerträglicher als jeder
schwulenhassende Hardcore-Bischof aus Bergoglios Reihen.
(….) Evangelische Theologie ist
heutzutage ziemlich weiblich, aber das ist wahrlich kein Aushängeschild für den
Feminismus. Da sich gebildete und intelligente Menschen beiderlei Geschlechts
ohnehin von der Kirche abwenden, bleiben offenbar keine durchschnittlichen
Frauen der rapide schrumpfenden Kirche als Pfarrerinnen erhalten, sondern es
sind die geistig Schlichtesten, die sich zu Geistlichen entwickeln.
(…..) Frappierend ist
insbesondere die Unfähigkeit dieser Kategorie der Plapper-Bischöfinnen über
ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken.
Genau wie Kollegin Käßmann, nimmt
auch Breit-Keßler stets sich selbst und ihr eigenes Leben zum Maßstab.
In ihren Texten erzählt sie aus ihrer Familie, ihrem Alltag, beschreibt was ihr
gefällt und überträgt das dann flugs auf alle anderen.
Die ganze bischöfliche Theologie
ließe sich auf den Kernsatz: „Seid alle so wie ich, dann wird alles gut!“
reduzieren.
Auch in der heutigen Kolumne geht
das so. (….)
Die frömmelnden Frauen im Norden
halten sich ebenfalls streng an dieses Muster.
Den Begriff Schuld kann man auf
viele Arten und Weisen betrachten [….] Ich
erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich als Kind einen Freund aus
Wut beschuldigt habe, etwas getan zu haben, und er dann eine Strafe von seinen
Eltern erhielt, die er eigentlich gar nicht verdient hatte. Ich hatte hinterher
Scham-und Schuldgefühle, konnte schlecht schlafen. Als mein Kumpel mir vergab,
fühlte ich mich wie von einer Last befreit. [….] Und vielleicht kann auch der Glaube helfen, wenn man sich sicher ist, dass
Gott immer zu einem hält, egal was man gemacht hat.
„Und wo bleibt das Positive?“,
wurde der Schriftsteller Erich Kästner seinerzeit immer wieder gefragt,
wenn er seine zeitkritischen Gedichte und Kolumnen veröffentlichte. [….] Witze, die mitunter gerade aufgrund ihrer
Arglosigkeit, in der sie daherkommen, umwerfend wirken, uns erheitern und im
selben Moment zum Nachdenken bringen. Zu diesen gehört für mich jener: „Was
sagt eine Schnecke, die auf dem Rücken einer Schildkröte sitzt? – Hui!“ Das ist
nicht nur einer der besten Schneckenwitze, die ich kenne. Er ist darüber hinaus
auch tiefsinniger, als er zunächst klingt. Ich sehe zumindest sofort die
Schnecke vor mir, der der Fahrwind die Fühler um die Ohren schlenkert. [….]
[….] wenn ich in die Kirche gehe, ist für mich der Segen am Schluss des
Gottesdienstes immer ein Höhepunkt. Weil er Kraft gibt, vielleicht
Auch beruhigend ist. Ich habe danach immer das Gefühl, unter Gottes
Schutz zu stehen – zumindest für den Tag oder den Anfang der Woche [….] Manche empfinden es als Segen, Freunde oder
eine nette Familie zu haben. Und das Schönste ist, jeder kann ihn geben: Die
Eltern ihrem heiratswilligem Sohn, die Ehefrau ihrem Mann auf den Arbeitsweg,
eine Kollegin einer anderen für eine Reise.
[….]
„Ich musste sofort an die Worte meiner Mutter denken: Auch in
brenzligen Situationen ruhigbleiben.“ Entscheidend ist zudem ein festes
Wertegerüst, ein Glaube oder eine Hoffnung. Kürzlich erzählte mir eine
Freundin, sie stecke in Gedanken jede gute Erfahrung in ihrem Leben in einen
imaginären „Mutmachkoffer“. Bei Bedarf schöpfe sie aus diesem Fundus, wenn sie
verzagt sei und sich selbst Mut zuspreche. Ganz ähnlich ist es mit unserer
christlichen Tradition:
Sie ist ein unerschöpflicher Fundus von Mutmachgeschichten.
Ich lese gerade begeistert ein Buch über Hummeln. [….] Nicht nur, dass die pummeligpelzigen Tierchen
die Gesetze der Erdanziehung überlisten und darin ein Wunder sind. Wie viele
Abermillionen von Tomaten, Gurken und Johannisbeeren werden jährlich durch sie
bestäubt! Was für einen riesigen Nutzen wir von diesen putzigen Lebewesen
haben, war mir bis dahin nicht bewusst.[….]
Die norddeutschen
Top-Theologinnen erstaunen nicht nur mit der sagenhaften Banalität ihrer
Gedanken, sondern auch mit einer geradezu unheimlichen Unfähigkeit zur
Abstraktion. Sie scheinen allesamt überhaupt nicht über ihren eigenen Horizont
hinausblicken zu können und sehen die Gesellschaft als glückliches Abziehbild
der 1950er Jahre, als der Mann arbeiten ging, die glückliche Hausfrau ihm auf
dem Weg ihren Segen wünschte und alle zufrieden in die Kirche gingen.
Andere Lebensentwürfe, die nicht
der Bilderbuchfamilie entsprechen kennen sie gar nicht; echte Probleme wie
Drogen, Depressionen oder Gewalt kommen ihnen gar nicht in den Sinn. (….)
Vor zwei Wochen lief mir aber ausgerechnet im Meinungsteil
der Süddeutschen Zeitung Skydaddys Lieblingstheologin Petra Bahr über
den Weg.
Dr. Bahr, 52, Landessuperintendentin in Hannover,
echauffiert sich gar fürchterlich über das weltliche Fasten.
Dabei handele es sich um eine Mode der Einfältigen und
Doofen, die irgendwie ihre innere Leere zu füllen trachteten.
[…..] Keine Schokolade, kein Netflix und keine negativen Gedanken. "Sieben Wochen ohne" passen zum Partytalk und an den Rand des Elternabends. Manche Gespräche klingen wie ein Bieterwettbewerb. Fasten zwischen Aschermittwoch und Ostern ist zur Mode geworden, ein selbstauferlegter Rigorismus mit unheiligem Ernst. Es geht nicht mehr nur um Konsum, Kalorien und Komfort. Es geht um Lebenssteigerung, ja Erlösung. Viel ist vom Ich die Rede, das unter der Lebensstil-Adipositas des "Zuviel" ächzt. Die Fastenzeit gehört in dieser Deutung dem abgelenkten, schwachen, faulen, schwerfälligen Geist. Das Ich muss leiden. [….]
Eine typische Evangeliban-Herangehensweise: Eine Beobachtung
aus ihrem persönlichen Umfeld wird als empirische Studie angesehen und
verallgemeinert.
Ich kenne zum Beispiel niemand, der fastet. In meinem Hamburger
Umfeld tut das keiner. Daraus würde ich aber nicht ableiten, daß generell
niemand auf der Welt fastet.
Anders Frau Bahr, die flugs einen regelrechten Hype durch
alle Gesellschaftsschichten ausgemacht haben will.
Nun ist die Frau „Landessuperintendentin“ und bei so einem
Superlativ-Ungetüm ist das christliche „Ätsch, ihr Atheisten!“ natürlich nicht
weit.
Netflix- und Schokoladen-Fasten ist nämlich nicht nur
irgendeine Mode, sondern auch noch eine Schlechte. Das Original-Fasten der
Christen sei viel angenehmer und besser. Das wäre weniger brutal und gnadenlos.
[…..]Selbsterlösung ist im Christentum unmöglich. Deshalb sind Bußzeiten
Zeiten der Gnade, nicht der selbstverordneten Gnadenlosigkeit. Wer in
christlichem Geist fastet, genießt die Ausnahmen von den Regeln: auf Reisen,
bei Festen, in Trauer oder am Sonntag. Die säkular-religiösen Fastenregeln sind
da viel strenger als jede klösterliche Vorschrift. […..]
Diese Kurve bekommt jede Theologinnen-Kolumne:
Erhobener Zeigefinger, IHR macht es falsch und ich Christin bin viel besser. Ätsch.
Erhobener Zeigefinger, IHR macht es falsch und ich Christin bin viel besser. Ätsch.
Besonders ärgerlich ist so ein apodiktischer Satz wie Die säkular-religiösen Fastenregeln sind da
viel strenger als jede klösterliche Vorschrift, da es sich dabei um reine
Erfindung handelt, die auch noch schwurbelig unsinnig daher kommt.
Das Bahr-Oxymoron „säkular-religiös“ impliziert, daß wir
Atheisten und heimlich immer noch an die überlegene Religion anlehnen. Damit
verknüpft sie aber auch noch eine völlig aus der Luft gegriffene „Fastenregel“.
Als ob es einen Papst-artigen Ober-Atheisten gäbe, der sich
Fastenregeln ausdenke, denen wir nun alle zu folgen hätten.
Blanker Humbug. Es gibt keine Regeln für den temporären
Verzicht auf Schokolade und Netflix.
Theologin Bahr versteht grundsätzlich nicht, was Freiheit
des Individuums bedeutet, so sehr ist sie in ihr kirchliches Regelwerk
verstrickt.
Um ihre eigene erbärmliche Abhängigkeit von einem Märchenbuch
voller menschenfeindlicher und absurder Regeln schönzureden, postuliert sie
einen phantastischen Popanz: Die
Säkularen haben noch viel bösere Regeln als wir!
Whataboutism – die letzte Rettung, wenn einem Ideologen gar
kein positives Argument für seinen eigenen Wahn mehr einfällt.
Und hier kommen wir zum Kern der Bahr-Kolumne: Sie schreibt
aus einer tiefen Verletzung heraus. Sie führt sich auf wie eine enttäuschte
Verkäuferin eines Markenprodukts, die hilflos zusehen muss wie ihre ehemaligen
Kunden zu den NoName-Produkten wechseln.
Dabei nimmt sie irrigerweise an, ihre Produkte wären
generell unverzichtbar. Wer die Kirchen verlasse, fühle eine innere Leere, sei
unausgefüllt, suche nun verzweifelt nach einem anderen Lebenszweck, müsse die
hinterlassene Lücke unbedingt irgendwie füllen. Ohne das metaphysische Gerüst kann
im Bahr-Oberstübchen niemand existieren und daher wäre er gezwungen sich ein
unzureichendes Substitut zu suchen.
So mildern Kirchisten den Trennungsschmerz gegenüber den
vielen Hunderttausenden, die jedes Jahr ihren Verein verlassen.
Aus Bahrs Sicht gehen
die nicht, weil sie die Kirche nicht brauchen. Nein, wer die Kirche verlasse,
werde von anderen minderwertigen Lehren angezogen.
Theologen betrachten Atheismus immer gern als Alternative
zur Religion. Als einen anderen quasi religiösen Player. Das ist
selbstverständlich auch blanker Unsinn. Atheismus ist so sehr eine Religion wie
Asexualität eine Sexpraktik ist.
Ich bin nicht verzweifelt, weil ich Atheist bin und suche
nun händeringend nach Halt.
Bahr begreift es nicht und kann als typische Christin
natürlich nicht anders, als auch noch nachzutreten: Ihr seid doof und müsst nun
zur Strafe leiden, weil ihr die tolle Kirche verlassen habt, Ätschi!
[…..] Die
wechselseitige Kontrolle der Fastenprogramme in Freundeskreisen hat bisweilen
etwas Sektiererisches. "Wie, du fastest nicht?", bekommt zu hören,
wer fröhlich zum Weinglas greift. Die Offenheit, mit der über die
Fastenprogramme geredet wird, scheint proportional zur artikulierten
Kirchenfremdheit zu wachsen. Kaum ist der Mensch der Kirche als vermeintlicher
Moral- und Strafanstalt mit großer Geste entkommen, wird die Bestrafungsapp
fürs Smartphone zum maßgeschneiderten Strafgericht. […..] Der
Abschied vom Christentum hinterlässt eine diffuse Sehnsucht nach
Lebensintensivierung und ein neues Flagellantentum im Namen der gesteigerten
Selbstwahrnehmung. Hart und unerbittlich wird der alte zum neuen Menschen perfektioniert,
Fasten ist die neue Bußübung. Buße ist ein Wort aus der abgelegten Welt des
Christentums, das der Sache nach aber seine beste Zeit noch vor sich hat. Das
Christentum stört nämlich die Selbsterlösungshoffnungen, welche die neuen
Bußprediger schüren, die sich heute Life-Coaches nennen. Buße meint: weniger
bequem, weniger satt, weniger abgelenkt von den zentralen Lebensfragen zu sein.
Wer will ich sein, wer könnte ich sein, was ist aus mir geworden? Buße als
Übung muss nicht in gedrückter Stimmung passieren, mit Chorälen in Moll und
verordneter Traurigkeit. Die Zeit vor Ostern ist kein auf Dauer gestellter
Karfreitag, keine Zeit der Angstlust, die sich aus sicherer Distanz in wohligem
Schauer dem Bild des gefolterten Christus aussetzt.
[….]
Deswegen lobe ich mir den kernigen Kardinal, der mir klar
sagt, wie er mich hasst und daß ich in die Hölle komme. Da sind die
Verhältnisse geklärt.
Müller oder Burke würden mir nicht andichten aus lauter
Trauer über die Abkehr von Katholizismus „ein
neues Flagellantentum im Namen der gesteigerten Selbstwahrnehmung“ zu
betreiben.
Bahr ist da (möglicherweise unbewußt) perfider und
bösartiger, indem sie mit lauter völlig falsche Annahmen unterstellt, die
allein ihrer eingeschränkten Phantasie entspringen.
Sie kann keinen Millimeter über ihren eigenen Tellerrand
gucken und interpretiert dümmliche Apps ernsthaft zu Ersatzdrogen um, die den
Kirchenentzug drosseln sollten.
Facebook-Verzicht als Methadon der Säkularen?
Das was Bahr jetzt als Kirchenersatz-Drogen ausfindig macht,
um ihre These von der schrecklichen Lücke, die ein Kirchenaustritt hinterlasse,
zu bestätigen, sind in Wahrheit nur Moden wie es sie schon immer gab.
Selbstwahrnehmungs-Übungen, Life-Coaching, Lebensintensivierung
gab es in Wahrheit schon mindestens hundert Jahre bevor die Menschen anfingen
massenhaft aus der Kirche auszutreten.
Das war das Ansinnen der Naturalisten um 1900, die
FKK-Bewegung, das war Ausgangspunkt für Samuel Hahnemanns Homöopathie in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, darum ging es bei Freud in den 1930ern, bei
den frühen Drogenerfahrungen mit Kokain und Heroin in den 1920ern, beim Opium,
bei den Bhagwan-Jüngern in den 1970ern, beim Aerobic der 1980er, bei unendlich
vielen anderen Gurus, bei den extrem populären Wassertret-Kuren der
katholischen Pfarrers Kneipp in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder
auch bei dem Electric Light Bath von
1891 mit der der berühmte John Harvey Kellogg die Masturbation besiegen
wollte.
Menschen sind anfällig für solche Heilversprechungen und
Moden.
Das gab es auch, als noch nahezu 100% der Europäer Christen
waren.
Sehr erbärmlich, wenn im Jahr 2019 eine Superintendentin
daraus abliest, wie sehr Menschen angeblich unter der Abkehr von ihrer Kirche
leiden.