Kompromisse sind das Wesen der Demokratie.
Unglücklicherweise wird das im Zeitalter der
Informationsfilterblasen und der immer rüderen Artikulation von
Maximalforderungen immer weniger verstanden.
Legendär ist die Aussage des damaligen
SPD-Parteivorsitzenden Müntefering nach der Abwahl Gerhard Schröders, als er
sich beklagte wie unfair es sei die SPD an ihren Wahlversprechen zu messen.
Bis heute wird das den Sozis höhnisch und voller Häme als
Eingeständnis der Unzuverlässigkeit ausgelegt.
(…..) Mir tut heute noch Franz
Müntefering Leid, den vor der Erfindung des Ausdrucks „Shitstorm“ ein solcher
ereilte, nachdem er 2005 beklagt hatte es sei unfair die Parteien immer an den
Wahlversprechen zu messen.
Das wollten alle nur zu gerne
falsch verstehen. In der „Heute-Show“ von letzter Woche wurde Müntefering unter
dem Gejohle des Publikums erneut mit diesem Spruch vorgeführt.
Gemeint hatte der damalige
SPD-Chef natürlich nicht, daß Parteien generell lügen.
Vielmehr beklagte er die Zwänge
einer großen Koalition, in der die SPD zu allem Übel auch nur Juniorpartner
war.
ALLE Wahlversprechen kann und muß
man umsetzen, wenn man die absolute Mehrheit bekommen hat. Eine absolute
Mehrheit der SPD wollte der Wähler aber ganz offensichtlich NICHT.
Natürlich kann ein Koalitionsvertrag
nicht zu 100% dem Wahlprogramm einer Partei entsprechen.
Viele Köche haben in den
Koalitionsverhandlungen die Chance den Brei zu verderben.
Es ist tatsächlich unfair vom
Wähler eine Partei an den Wahlversprechen zu messen, wenn er diese Partei durch
ein mickriges Stimmenergebnis selbst daran hindert diese Versprechen 1:1
umzusetzen. (….)
Im Checks-and-balance-System USA mit de facto nur zwei
Parteien ist es noch wichtiger, daß man stets mit der gegnerischen Partei
kompromissfähig bleibt.
Wem aber ein grundsätzliches Verständnis von Demokratie
abgeht, wer autokratische und absolutistische Herrschaftsformen präferiert, wer
insbesondere keinen blassen Schimmer davon hat, wie amerikanischer
Parlamentarismus funktioniert, wer unfähig ist Deals herbeizuführen, weil er
Donald Trump heißt, wird zu einem riesigen das Land lähmenden Problem.
Politische und parlamentarische Kompromisse, vulgo „Deals“,
setzen voraus, daß man seine eigenen Ziele klar benennt, daß man bereit
ist auch den Gegnern Erfolge zuzubilligen und daß man als verlässlicher
Vertragspartner agiert.
Trump versagt in allen drei Punkten und stellt sich daher als
deutlich schlechtester Negotiator aller bisherigen US-Präsidenten dar.
Im Wall-Wahn gefangen talibanisiert er Land und Verfassung.
Trump versagt aber nicht
nur als Verhandler, sondern schafft es darüber hinaus sich öffentlich
mit seinen sinnloseren Plappereien zum Gespött der Welt zu machen.
Den Notstand wegen einer Einwanderungswelle zu
erklären, die sich seit 20 Jahren kontinuierlich abschwächt und in den 24
Monaten der republikanischen Mehrheit im Kongress nie ein Thema war, zeigt
zunächst einmal den malignen Wahn dieses gemeingefährlichen Psychopathen, legt
aber noch erschreckender offen, wie Realitäts- und Moral-entkoppelt zig Millionen
Amerikaner und weite Teile der US-Presse sind.
Immer noch bejubeln sie den lobotomierten Nero im höchsten
Staatsamt, statt die Männer im Weißen Kittel zu rufen.
(….) Die Grenells dieser Welt
machen Trump möglich. Denn sie sind es, die übrig bleiben, nachdem die härtesten Generäle alle jammernd das Weite gesucht
haben.
Und so kann Trump ungehindert
sein Volk mit Nonsens talibanisieren.
January 2017 - GOP majority
January 2017 Wall not an emergency
February 2017 Wall not an emergency
March 2017 Wall not an emergency
April 2017 Wall not an emergency
May 2017 Wall not an emergency
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July 2017 Wall not an emergency
August 2017 Wall not an emergency
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November 2018 Wall not an emergency
November 2018 Democratic majority elected in House
January 2019 EMERGENCY!!!!!
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Nicht, daß man irgendeine Form
von Anstand erwartet hätte bei den GOP-Parlamentariern des 21. Jahrhunderts,
aber wie devot sie den Wahnsinn wegstecken, raubt einem die allerletzten
rudimentären Hoffnungsschimmer auf menschliche Vernunft unter Konservativen.
Schon jetzt sind vernunftbegabte
Beobachter am Rande es eines Nervenzusammenbruches. Nicht nur wegen Trump,
sondern insbesondere, weil die USA sich so einen gefallen lassen. (…..)
Ja, das Wesen der Demokratie ist der Kompromiss, aber Trump
ist kein Demokrat, sondern ein Nepotist, Usurpator, Despot und Kakistokrat.
Mit so einem darf man eben keine Kompromisse machen, weil ihn
das stärken und somit die demokratische Verfassung der USA weiter schwächen
würde.
[…..] Der US-Präsident […..] geht
jetzt soweit, einen nationalen Notstand auszurufen, obwohl es diesen gar nicht
gibt. Nur weil er auf demokratischem Weg nicht bekommt, was er will: Geld vom
Kongress, um endlich seine Mauer zu Mexiko bauen zu können. Von der er
behauptet, sie sei schon fast fertig, auch wenn noch nicht ein Meter der Mauer
gebaut ist.
[…..] Solange es seiner Basis gefällt,
ist ihm nichts zu schäbig. Da greift er auch zu unlauteren Mitteln, um ein
Wahlversprechen umzusetzen, das die Hälfte der US-Bevölkerung für ausgemachten
Unsinn hält.
Was sonst als Amtsmissbrauch soll es sein, wenn Trump einen Notstand an
der Grenze zu Mexiko ausruft, den es faktisch nicht gibt? Eine Krise ist ein
vorübergehendes Notfallereignis, das sofortiges Handeln erzwingt. Seit Jahren
aber geht die Zahl illegaler Grenzübertritte in die USA massiv zurück. Von über
1,6 Millionen Migranten im Jahr 2000 auf unter 400 000 im Jahr 2018. Und von
denen reisten auch noch die meisten gar nicht über Land ein. Sondern per
Flugzeug.
[…..] Trump kriminalisiert unschuldige Menschen, um seine Fans bei Laune zu
halten. Er missachtet demokratische Regeln und die US-Verfassung, wenn er jetzt
einen nationalen Notstand ausruft. Er dehnt und biegt dafür das Gesetz. […..]
Trumps Verhalten ist nicht nur absurd. Es
ist gefährlich. […..] Die USA waren
mal eine stolze Demokratie. Trump regiert sie gerade auf Ramschniveau hinunter.
[….]