Im Jahr 2003 war ich noch weniger abgestumpft als heute. Als Martin Sonneborn für die Titanic den Begriff „Hessen-Hitler“ für Roland Koch prägte, war ich ernsthaft entsetzt.
Über
Hitler, Auschwitz und einige andere Dinge macht man keine Witze.
Es
euphemisiert die Opfer des echten Hitlers, wenn man heute inflationär
NS-Vergleiche anstellt.
Meine
damalige Haltung ist inzwischen etwas aufgeweicht. Die sozialen Netzwerke
spülen derart viele Ungeheuerlichkeiten nach oben, daß einem weniger schnell
der Atem stockt.
Bis vor
wenigen Jahren war für mich beispielsweise das Wort „Neger“ ein absolutes Tabu.
Aber da
ich lange „Kreuznet“ gelesen habe und dort der Begriff ganz selbstverständlich
verwendet wurde, muß ich zugeben, daß ich auch hier hyposensibilisiert bin.
Vor einigen Tagen schluckte ich angesichts der
Ferguson-Proteste tatsächlich noch einmal über die Bemerkung einer (weißen)
Amerikanerin, die auf Twitter verbreitete, die Schwarzen sollten doch zurück
nach Afrika gehen, wenn es ihnen in den USA nicht gefiele und beklagte, man
hätte die Schwarzen nie kaufen sollen.
Man
stumpft wirklich ab.
„Hessen-Hitler“
war auch too much. Auf dieses Niveau hätte man sich nicht begeben sollen.
Allerdings,
das muß man zugeben, war die Roland-Koch-Gang aus Bouffier, Kanther und Casimir
Johannes Ludwig Otto Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg abstoßend wie
kaum jemals Nachkriegspolitiker.
Etwas
Unappetitlicheres als nach all den rechtsextremistischen tödlichen Übergriffen auf
Asylunterkünfte im Wahlkampf 1999 landesweit Antiausländer-Unterschriftenlisten
auszulegen, könnte einem nicht einfallen.
Noch 15
Jahre später ist diese Aktion, die eine Co-Produktion der Hessen-CDU und der
Bundesgeneralsekretärin Angela Merkel war, ein hinreichender Grund niemals
dieser Frau eine Stimme zu geben.
(Es
kamen freilich noch viele andere Gründe hinzu.)
Aber
Roland Koch und Co toppten ihre eigene Amoral munter weiter.
Während
sie sich mit Xenophobie die Macht erschlichen, verschoben sie fleißig illegale
Schwarzgeld-Millionen und heckten die nach wie vor ultraperfide Erklärung aus,
es handele sich dabei um „jüdische Vermächtnisse“.
Daß die
Hessischen Wähler bis heute kontinuierlich genau diese CDU in Wiesbadens Staatskanzlei
schickten, sagt viel über die Urteilskraft des Urnenpöbels aus.
Aber
Hessen ist bekanntlich nicht nur das Bundesland eines besonders linken und
frechen Flügels der SPD, sondern gleichzeitig auch Heimaterde der
dunkelbraunschwärzesten CDU überhaupt.
Dort
wuchsen Gestalten wie Bischof Dyba, Alfred Dregger, Jung, Steinbach, Krissi Schröder, Martin Homann, Koch,
Kanther, Tebartz-van-Elst und viele andere BähBäh-Typen heran.
Ob da
irgendwas im Grundwasser ist?
Kurioserweise
ist es nämlich das Nachbarbundesland Thüringen, welches auf der rechten Widerlichkeitsskala
ebenfalls ganz oben liegt.
Fast
alle Landes-Parteien haben schwer religiöse Theologen an der Spitze
und die CDU ist so radikal-christlich, daß sogar kreationistische Vereine und „Homo-Heiler“ hofiert
werden.
CDU-Ministerpräsident Dieter Althaus tötete 2009 beim Skifahren
eine Touristin,
befand daß Gott ihm verzeihe und wollte ernsthaft in Erfurt weiteramtieren, als
ob nichts geschehen wäre.
Die
Blockflöten-CDU Thüringens fand den Mann richtig gut.
Da
hatten sich Ost-SPD und Bündnis 90 ordentlich abzustrampeln, als sie komplett
ohne Infrastruktur und komplett ohne Personal den eben noch
staatssozialistischen Blocks von Kohl und Genscher bei Wahlen zu stellen
hatten.
In der SED/PDS/Linken blieb die Vergangenheit stets ein Thema, der publizistische Westwind blies in aller Schärfe.
CDU-Blockflötenpolitiker ließen sich nicht verdrehen und so schrieb beispielsweise der heutige Ministerpräsident von Thüringen, Kardinal Meisners Schüler Dieter Althaus am Tag des Mauerfalls:
In der SED/PDS/Linken blieb die Vergangenheit stets ein Thema, der publizistische Westwind blies in aller Schärfe.
CDU-Blockflötenpolitiker ließen sich nicht verdrehen und so schrieb beispielsweise der heutige Ministerpräsident von Thüringen, Kardinal Meisners Schüler Dieter Althaus am Tag des Mauerfalls:
"Als Tradition der freireligiösen Vereinigungen (seit 1859) sollte die JW wieder den Inhalt einer marxistisch-leninistischen Weltanschauung haben"
So steht es in einem Brief an den Bezirksausschuss für Jugendweihe (JW) vom 09. November 1989.
Dieser marxistisch-leninistischen Weltanschauung ist Althaus auch heute, im Jahr 2008 in gewisser Weise noch treu; just wurde er mit einem typischen DDR-Blockparteienergebnis „gewählt“:
In Heiligenstadt wurde CDU-Vorsitzender Dieter Althaus mit 100 Prozent im Amt bestätigt. Er wurde per Akklamation auch zum Spitzenkandidaten seiner Partei für die Landtagswahl am 30. August 2009 bestimmt. Als CDU-Landesvorsitzender wurde ebenfalls Althaus wiedergewählt - mit dem Traumergebnis von 100 Prozent. 122 von 122 Delegiertenstimmen.
Die
Noch-Ministerpräsidentin Lieberknecht, selbstverständlich ist auch sie
Theologin, taugt nicht so ganz für den Schmäh-Begriff „Thüringen-Hitler“.
Sicher,
auch sie nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau, zeichnet für den Erfurter
NSU-Verfassungsschutz-Sumpf verantwortlich und steht für Versorgungsskandale in
ihrer Staatskanzlei.
Ihr Gemauschel,
um ihren Sprecher Pater Zimmermann mit Staatsgeld zu überschütten, führte sogar
dazu, daß sie als amtierende Regierungschefin ihre Immunität verlor.
Das
konnte „Hessen-Hitler“ besser.
Auch
phänotypisch ist Lieberknecht keine „Hitler“.
Da kommt
eher Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD im Thüringer Landtag in Frage,
der in der Wahlnacht sein Hitler-Imitationskunst zum Besten gab und wie der Fööhrer wild fuchtelnd die
Machtübernahme in Aussicht stellte.
Höcke
glaubt immer noch daran mit der CDU zu regieren.
Allerdings
ist ihm Lieberknecht zu lasch.
"Wir werden den
Postkommunisten Ramelow nicht wählen", sagte Fraktionschef Björn Höcke der
ZEIT. "Wir werden aber auch die Politikverwalterin Christine Lieberknecht
nicht mittragen, weil sie für all das steht, was uns die Merkel-CDU zu einem
roten Tuch macht", sagte Höcke. Es gebe allerdings durchaus
Unionspolitiker, auf die sich die AfD-Fraktion einigen könnte.
"Ich denke, wenn
CDU-Fraktionschef Mike Mohring gegen Ramelow antritt, kann er nach menschlichem
Ermessen mit allen elf Stimmen der AfD-Fraktion rechnen", sagte Höcke.
"Mohring ist ein profilierter Konservativer. Er ist ein junger Stürmer und
voll im Saft", sagte Höcke.
Da hat
Höcke wohl Recht. CDU-Rechtsaußen Mohring passt zu ihm.
Der Mann
lügt, hetzt und mauschelt.
Auch er
ist, wie vor ihm Lieberknecht und Althaus, in Konflikt mit der
Staatsanwaltschaft.
Die Erfurter
Staatsanwaltschaft prüft derzeit eine anonyme Strafanzeige. Darin heißt es, der
CDU-Kreisverband Weimarer Land habe seit mehr als zehn Jahren gegenüber der
Landespartei überhöhte Mitgliederzahlen gemeldet.
Der Fraktionschef im
Thüringer Landtag, Mike Mohring, führe "mindestens 119
Scheinmitglieder", darunter 19 Verstorbene. Die Namen wurden den
Ermittlern in einer Tabelle geliefert, jeweils mit Vermerk:
"Austritt", "verzogen" oder "verstorben". Mehr
Mitglieder bedeuten für Kreisverbände mehr Delegierte auf Landesparteitagen und
höhere Finanzzuschüsse.
[…]
Die Thüringer CDU hatte entschieden,
einen eigenen Kandidaten gegen den Fraktionschef der Linken, Bodo Ramelow, ins
Rennen zu schicken. Ob dies die amtierende Regierungschefin Christine
Lieberknecht oder Fraktionschef Mike Mohring sein soll, ist offen. […]
Das
mutmaßlich kriminell-rechtsextreme Potential Mohrings sollte AfD-Höcke also
gefallen.
Auf die Blockflöten-durchwirkte Erfurter CDU-Fraktion sollte er sich allerdings am 05.
Dezember 2014 nicht zu sehr verlassen. Lieberknecht ist in ihrer eigenen Fraktion extrem unbeliebt
und wird mit Sicherheit nicht alle Stimmen bekommen.
Dies ist
übrigens auch ein entscheidender Grund für R2G in Erfurt: Rot-Schwarz bekäme
keine Mehrheit.
2009
schaffte es Lieberknecht trotz deutlicher Mehrheit nur ganz knapp in ihr Amt –
weil die LINKE ihr mit einer Kampfkandidatur half die Reihen zu schließen.
Erst im dritten Anlauf
reichte es für eine Mehrheit: […]
In den ersten beiden
Wahlgängen bekam sie jeweils eine Stimme zu wenig, nur 44 von 87 Stimmen. CDU
und SPD verfügen über 48 Mandate. Der Landtag hat 88 Abgeordnete - deshalb
brauchte sie 45 Stimmen, denn in den ersten beiden Wahlgängen war eine absolute
Mehrheit aller Stimmen nötig. […]
PS: