Dienstag, 10. Juli 2018

17:1


Selten gab es in der alten Bundesrepublik einen CDU-Politiker, der so auf ganzer Linie versagte wie der Berliner Bürgermeisterkandidat von 2001:
Frank Steffel, 52, langjähriger Berliner Landespolitiker und seit 2009 Bundestagsabgeordneter.
Als 35-jähriger Spitzenkandidat ließ sich der Sohn eines Reinickendorfer Teppichhändlers als „Kennedy von der Spree“ vermarkten und reihte Peinlichkeit an Peinlichkeit.
Als Sozialdemokrat bin ich ihm sehr zu Dank verpflichtet, denn er beendete die schier endlose CDU-Ära Diepgen (1984-1989, 1991-2001) und begründete die seit 17 Jahren andauernde SPD-Herrschaft.
Während Steffels Mentor und Vorgänger Diepgen lange mit absoluter CDU-Mehrheit regierte, gelang es Steffel bei der Wahl von 2001 sagenhafte 17 Prozentpunkte für die CDU zu verlieren und hinter die SPD zu fallen.

Berliner Wahl zum Abgeordnetenhaus 1999: CDU 41%, SPD 22%.
Berliner Wahl zum Abgeordnetenhaus 2001: CDU 23%, SPD 30%.

Leicht war das nicht, aber Steffel gab sich auch viel Mühe.
Auf die im Wahlkampf gestellte Frage nach seiner Lieblingsstadt in Deutschland verkündete er den verblüfften Berlinern:

„München ist die schönste Stadt Deutschlands und heimliche Hauptstadt“.

Wie begeistert der Preuße von den Bayern ist, zeigte er bei mehreren Wahlkampfauftritten mit CSU-Größen wie Edmund Stoiber.


Während die Bayern mannhaft dem Eierhagel trotzten, duckte sich Steffel jämmerlich hinter Stoiber und produzierte eins der schädlichsten Wahlkampfbilder aller Zeiten.


In seinen Chef-Beraterstab „innere Einheit Berlin“ berief er den SED Chef-Propagandist der DDR Günther Schabowski.

Außerdem war bekannt geworden welchen Sprachschatz der CDU-Hauptstadtkandidat frönte.

(….) Frank Steffel, Jahrgang 1966, ist ein wandelndes Klischee.
Keiner verkörpert den Westberliner kleinbürgerlichen Spießer-Klüngel besser als der CDU-Vielfach-Funktionär, der schon mit 16 in die Partei Diepgens und Landowskys eintrat.

Von Papi erbte er eine Teppichverleger-Firma und fühlte sich allein dadurch seinen Mitbürgern überlegen.
Linke, Migranten, Künstler - kurzum die ganze Berliner alternative Szene hasste er schon immer wie die Pest und drückte dies auch in seiner eigenen Sprache aus:

Die Süddeutschen Zeitung vom 23. August 2001 berichtete als Erste darüber, er habe in seiner Zeit bei der Jungen Union Schwarze „Bimbos“ und Türken „Kanaken“ genannt.
Behinderte waren für ihn „Mongos“ und eine Lehrerin, die diese Ausdrücke bemängelte, bezeichnete Jung-Steffel als „Kommunistenschlampe“.

Die Kritik an seinen Manieren konnte er nicht verstehen und erklärte Michel Friedman:

„Einem Jugendlichen rutscht sowas schon mal raus!“

Im Intrigantengestrüpp der Berliner CDU hangelte er sich 2001 zum Bürgermeisterkandidat empor und forderte Klaus Wowereit heraus.

Nein Steffel, einem anständigen Menschen rutscht das nicht raus.

Bezeichnend für die Person Steffel ist die stetige Verschlimmbesserung seiner Lage, als er versuchte bei seinem Parteifreund Friedmann gute Stimmung für sich zu machen.

[….]  Frank Steffel hatte keine Chance und er nutzte sie auch nicht. Vielleicht war das sein Glück. Michel Friedman nahm am Mittwochabend in der ARD seinen Parteifreund, den CDU-Kandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters in Berlin, in die Zange. "Kanaken" und "Mongos" gehörten, sagte Steffel wieder einmal, zwar nicht zu seinem Sprachschatz, aber er konnte nicht ausschließen, sich solcher Beschimpfungen bei der einen oder anderen Gelegenheit mal bedient zu haben. Er sei schließlich ein ganz normaler Mensch, und da dürfe man nicht alles auf die Goldwaage legen. [….] .Er trug das mit Unschuldsmiene vor, seine Stimme ging betroffen eine Oktave in die Tiefe - aber niemand konnte ihm glauben. Denn dann mit einem Mal war es da, das Ressentiment, die mühsam zurückgestaute Wut: "Ich habe mit dreißig keine Polizisten geprügelt und ich will nicht Außenminister werden." Friedman wischte das weg. "Was unterscheidet einen guten von einem schlechten Türkenwitz?" Der Bürgermeisterkandidat erklärte umständlich, dass es gute und schlechte Witze gäbe, solche, über die man lache, und solche, bei denen man es bleiben lasse. Er hat noch immer nicht verstanden, worum es geht. [….]  Frank Steffel ist - an dieser Erkenntnis kam diesen Mittwochabend kein Fernsehzuschauer vorbei - ohne jede Einsicht. [….]

Seine inzwischen von Papi geerbte Teppichlegefirma musste Steffel 2015 verkaufen. Auch andere JU-Größen fallen durch rassistische Peinlichkeiten auf, immer wieder zeigen sie welches Pack die C-Parteien anlocken.
Dies ist übrigens einer der wesentlichen Unterschiede zwischen SPD und Union. Bei den Jusos gibt es keine Xenophoben und Rassisten,
Aber auch als Bundespolitiker schafft es der Berliner Steffel fast mühelos alle seine Kollegen an Peinlichkeit zu übertreffen.
Der Diplom-Kaufmann wurde 1999 promoviert und trug bis 2018 stolz seinen Doktortitel.
Dieser ist nun aber weg – wie bei so vielen anderen Konservativen, die im akademischen Betrieb mauscheln und schummeln.

(….)  Mit penetranter Ehrlichkeit macht man sich das politische Leben schwer. Honoriert wird es schon gar nicht. Die größten Lügner wie Schäuble oder von der Leyen sind die beliebtesten Minister überhaupt.

Eine echte Konservativen-Domäne ist aber das Erschleichen von Titeln. 

Als ich das letzte Mal zusammenfasste, kam ich auf 14, bzw 12 Namen:
Siegfried Haller (SPD) (?) Leiter des Leipziger Amtes für Jugend, Familie und Bildung
Uwe Brinkmann (SPD) ehemaliger Juso-Chef Hamburgs
Karl-Theodor von und zu Guttenberg (CSU) ehemaliger Polit-Gott
Veronica Saß (Parteilos?) Edmund Stoibers (CSU) Tochter
Silvana Koch-Mehrin (FDP) Europaabgeordnete
Jorgo Chatzimarkakis (FDP) Europaabgeordneter
Margarita Mathiopoulos (FDP), Westerwelle-Beraterin
Bijan Djir-Sarai (FDP) Bundestagsabgeordneter
Kai Schürholt (CDU) Bürgermeisterkandidat Landau
Matthias Pröfrock (CDU) Landtagsabgeordneter BW
Andreas Kasper (CDU), viele regionale Parteiämter in NRW
Bernd Althusmann (CDU), ehemaliger Niedersächsischer Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK)
Roland Wöller (CDU) Sachsens Kultusminister
Johannes Hahn (ÖVP) EU-Kommissar für Regionalpolitik
A posteriori aus der Liste herausnehmen werde ich hiermit Siegfried Haller (kein Politiker) und Veronica Saß (kein politisches Amt; sie kann ja nichts dafür wer ihr Vater ist).

(Nicht mitgezählt sind bisher die nicht unbedingt selbstgeschriebenen Promotionen:
Für die bürgerliche Aura der größeren Kompetenz wird einiges getan. So schmücken sich ungleich mehr Konservative mit Dr.-Titeln.
Natürlich sind fast alles sogenannte „Klasse 2-Promotionen“, wie die von Ministerin Kristina Schröder (Hilfe von ihrem Bundestagsmitarbeitern) , Staatssekretär Ole Schröder (Kristinas Ehemann, promovierte an einer dubiosen Fern-Uni in Südafrika in Jura) und Guido Westerwelle (Fern-Uni Hagen, möglicherweise mit größerer Hilfe seines Vaters), bei denen zum einen nicht sicher ist wer alles daran mitgewirkt hat und bei denen zum anderen niemals auch nur in Erwägung gezogen wurde eine akademische Laufbahn damit zu begründen.)
Damit steht es nun offiziell 11:1 beim Dr.-Fälschen für Schwarzgelb. 
Rot hat lediglich einen Fall (und auch das ist ein sehr unbekanntes Parteimitglied).

2011 hatte die ZEIT berichtet, Althusmann habe in seiner Doktorarbeit vielfach fremdes geistiges Eigentum verwendet, ohne dies in der notwendigen Weise kenntlich zu machen. Die ZEIT berief sich dabei auf ein Gutachten, das sie nach einem Anfangsverdacht in Auftrag gegeben hatte. Seitdem läuft die Diskussion, ob es sich bei Althusmanns Zitationsweise nur um Pfusch oder bereits um Betrug handelt.
(ZEIT, 27.07.11)

Kultusminister Wöller, 41, wird zur Last gelegt, in seiner im Jahr 2002 abgeschlossenen Doktorarbeit längere Passagen aus der Magisterarbeit eines Studenten übernommen zu haben, ohne diese stets als Zitate zu kennzeichnen. Der Christdemokrat, der zurzeit Urlaub macht, reagierte mit einer schriftlichen Stellungnahme auf die Verdächtigungen. Der zufolge gab es bereits in 2008 Plagiatsvorwürfe gegen Wöller.
(SZ 28.07.11)

Erschreckend ist aber, daß die beiden neuesten Fälle, die beiden Kultusminister Althusmann und Wöller, nach all den Monaten der Promotionsdiskussion nach wie vor REIN GAR NICHTS gelernt haben und unter Erzeugung maximaler Politikerverdrossenheit geradezu Adolf-Sauerland-artig an ihren Posten kleben.
Salamitaktik, Dementieren, Vertuschen.

Bisher kapitulierte  lediglich Uwe Brinkmann (der von allen Erwischen am wenigstens plagiierte) ohne Umschweife und gab den Dr.-Titel schuldbewußt ab.

Hinzuzufügen sind inzwischen noch der CSU-Bezirksrat Dominic Stoiber, der Sohn des berühmten Edmunds.

Der spektakulärste Fall ist sicher die plagiierte Direktpromotion der Bundesbildungsministerin Annette Schavan, die heute noch den Titel „Prof.“ führt, aber in Wahrheit als höchsten akademischen Abschluß ihr Abitur vorzuweisen hat. 
Außer ihrem Dr.-Titel wurde sie wie Kollege Guttenberg auch ihren Ministerjob los.

Im März 2013 gesellte sich der CSU-Landrat Jakob Kreidl* aus Miesbach zu den anderen CDU/CSU/FDP-Titelbetrügern.

Damit sind die Konservativen beim Dr.-Titel-Fälschen auf 14:1 davon gezogen!
Respekt!

Da der alte CSU-General Dobrindt vor vier Wochen ins Bundeskabinett wechselte, mußte ein neuer Titelbetrüger her, den Seehofer für das Amt aussuchte, obwohl der xenophobe Andreas Scheuer („Wer betrügt, der fliegt!“) schon seit neun Jahren mit den Vorwürfen lebt unberechtigt einen windigen DrPH aus Prag fälschlicherweise als Dr.-Titel in Deutschland zu führen. Erlaubt ist das als Ausnahmeregelung nur in den Bundesländern Berlin und – wie überraschend – Bayern. 2005 gab es bereits staatsanwaltliche Ermittlungen wegen Titelmissbrauchs gegen Scheuer. Erst 2014 ließ er von dem Titel ab.

Damit sind die Konservativen beim Dr.-Titel-Fälschen auf 15:1 davon gezogen!

Inzwischen schaffte es Ursula von der Leyen (CDU) ihre mangelhafte Dr.-Arbeit zu retten, obwohl sie nachweislich weite Teile plagiierte, weil rein zufällig ihr Ehemann in der Kommission saß, die den Fall untersuchte. Ich zähle sie aber dennoch als 16:1.

Steffel ist schon einen Schritt weiter. Sein akademischer Titel ist so gut wie futsch.

[….] Das Rechtsamt der Freien Universität will dem Berliner CDU-Politiker Frank Steffel die Doktorwürde entziehen - wegen „Fehlern in der Zitiertechnik".[….]

Frank Steffel besitzt eine geradezu Trumpsche Fähigkeit sich niemals zu schämen.
Noch immer sieht er nicht den geringsten Grund sich aus der Politik zurückzuziehen, hält sich offenbar selbst für ganz fabelhaft.
Gegen die Aberkennung seines Titels will er nun klagen.

[….] Frank Steffel ist sich offenbar keiner Schuld bewusst. [….]. Er stelle sich auf eine lange gerichtliche Auseinandersetzung ein – wenn denn die Entscheidung der Freien Universität vorliegt, ihm den Doktortitel abzuerkennen.
Dass das FU-Präsidium diesen Beschluss fassen wird, ist wahrscheinlicher geworden. Der zuständige Promotionsausschuss hat sich – nachdem die Vorwürfe öffentlich geworden sind – für die Aberkennung ausgesprochen.
Wer Steffels Dissertation mit den Originalquellen verglichen hat, kann den vier Wirtschaftsprofessoren nur zustimmen: Steffel sind nach gängigen wissenschaftlichen Maßstäben nicht lässliche Fehler bei der Zeichensetzung unterlaufen. Er hat systematisch lange Textpassagen aus mindestens fünf Quellen übernommen und die Urheberschaft nicht deutlich gemacht. [….]