Man
findet eben doch nicht alles im Netz.
Ohne
gedruckte Presse, die im Gegensatz zu den Online-Inhalten in der Regel
kostenpflichtig und damit auch professioneller ist, weil ausgebildete „Gatekeeper“
an den Artikeln sitzen, würde man nur allzu schnell in seiner eigenen
Informationsblase verloren gehen.
Im
aktuellen MIZ, den Materialien und
Informationen zur Zeit, fand ich einen Hinweis auf das
Evangelische Sonntagsblatt.
Die Ausgabe vom 26.06.2016 des frommen
Bayernblattes zitiert eine INSA-Conulare-Umfrage, welche die Parteipräferenzen
nach Konfessionen aufschlüsselt.
Das
interessierte mich natürlich brennend, weil ich bekanntlich seit Jahren die
zunehmende Christianisierung von Grünen und SPD scharf kritisiere.
Als „christlich“
werden in erster Linie aufgrund ihres Namens und der konservativeren Haltung
die „C“-Parteien CSU und CDU verstanden. Das ist naheliegend, weil sie das „christlich“
auch in ihrem xenophoben Kampf wider die Menschenrechte vor sich her tragen.
Die
AfD-artigen Ausfälle der Bayerischen C-Schwester brachten zuletzt allerdings mehrfach
ausgerechnet die Kirchen in Stellung gegen die Partei.
Kann man
also heute überhaupt noch sagen, daß die rechten Parteien die Kirchenfreunde
und die linken Parteien eher die der Aufklärung Verpflichteten sind?
Die
gesamte Bundesregierung ist christlich; es gibt keinen einzigen
konfessionsfreien Minister, evangelische Kirchentage gleichen einem
Grünen-Kongress, die ultrafromme SPD-Christin Kerstin Griese
setzt ihren religiotischen Kurs in der Frage der Patientenverfügungen und
Sterbehilfe im ersten Wahlgang gegen die überwältigende Mehrheit der
Bevölkerung durch und die ultrafromme damalige Generalsekretärin Andrea Nahles
verbietet zusammen mit dem gläubigen Parteichef Gabriel die Einrichtung eines laizistischen
Arbeitskreises in der SPD.
Unglaublich!
1998 schworen der atheistische Bundeskanzler und sein ebenfalls atheistischer
Vizekanzler demonstrativ mit weiteren sechs Ministern nicht die Formel „so wahr
mir Gott helfe“ bei ihrer Vereidigung.
Wenige
Jahre später, im September 2013 verbieten Nahles und Gabriel,
daß in der SPD überhaupt über sowas wie Konfessionsfreiheit und Atheismus nachgedacht
werden darf.
Offensichtlich
haben schwere Religioten wie Thierse und Nahles, die mal eher die Ausnahme bei
den Sozialdemokraten waren, inzwischen die Partei gekapert und tun alles dafür,
um die Säkularen zu verdrängen.
Die
bedeutenden sozialdemokratischen Intellektuellen Ingrid Matthäus-Maier (Rechtsexpertin,
Finanzexpertin, langjährige stellvertretende Vorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion) und Rolf Schwanitz (sieben Jahre Staatsminister im
Bundeskanzleramt) wurden also von der eher schlichten Denkerin Nahles
(keinerlei Expertentum) ausgebremst.
Wer ist
also im Jahr 2016 wirklich eine christliche Partei?
Und was bedeutet das für die Wählerpräferenzen?
Ich kann doch nicht der einzige eher links positionierte Mensch in Deutschland sein, den die Grieses-Nickels-Kretschmanns-Nahles-Thierses-Göring-Eckardts eher davon abhalten deren Parteien zu wählen.
Und was bedeutet das für die Wählerpräferenzen?
Ich kann doch nicht der einzige eher links positionierte Mensch in Deutschland sein, den die Grieses-Nickels-Kretschmanns-Nahles-Thierses-Göring-Eckardts eher davon abhalten deren Parteien zu wählen.
Offensichtlich
werden meine Bedenken in der SPD-Parteiführung auch nicht verstanden, sonst
würde irgendjemand schon mal den wie wild gegen Atheisten hetzenden Wolfgang
Thierse wegen parteischädigenden Verhaltens zur Raison gebracht haben.
Unglücklicherweise
finde ich keine Originalquelle für die oben erwähnte INSA-Consulare-Umfrage.
Wer hat das in Auftrag gegeben? Welche Methode wurde verwendet? Wie viele
Menschen wurden befragt?
Zudem ist INSA von den größeren deutschen Instituten sicher das Unseriöseste.
Zudem ist INSA von den größeren deutschen Instituten sicher das Unseriöseste.
Es gibt
aber wenig seriöse Zahlen zur konfessionellen Anhängerschaft der Wähler.
Gelegentlich
wird nachgewiesen, daß AfD-Fans rassistischer und antisemitischer als anderen
Wähler sind – so eine Überraschung.
Untersucht
man solche rechtsextremen Tendenzen, gibt es ebenso wenig überraschend den
Befund der Uni Leipzig, daß Christen generell ausländerfeindlicher sind.
[….]
Von den Befragten gehören 905 der
evangelischen und 773 der katholischen Kirche an. Keine Konfession haben 687
Personen. Die Erhebung zeigt, dass Katholiken mit Ausnahme der Dimension
„Sozialdarwinismus“ in allen anderen Bereichen häufiger rechtsextreme
Positionen vertreten. Personen ohne Konfessionen stimmten im Vergleich mit den
Angehörigen der beiden großen christlichen Glaubensrichtungen seltener
antisemitischen – also judenfeindlichen – Aussagen zu. Katholiken und
Protestanten lagen in dieser Dimension nahezu Kopf an Kopf. Einzig in der
Dimension „Sozialdarwinismus“ waren die Konfessionslosen einen Hauch
rechtsextremer eingestellt. [….]
Nach
INSA ist es nun so, daß CDU-Wähler sich aus 39% RKK, 32% EVG und 23% Konfessionsfrei
zusammensetzen.
Die
Betonung des „C“ nützt ihnen also tatsächlich, weil sie überdurchschnittlich
viele Stimmen von evangelischen und katholischen Wählern bekommen.
Die Konfessionslosen
sind hingegen heimatlos; sie werden von ostentativ frommen Führungsfiguren der SPD-
und Grünen-Parteiführung abgeschreckt.
Das
mickrige SPD-Wählerpotential setzt sich aus aktuell nur noch 17% RKK, 23% EVG
und 16% Konfessionsfreien zusammen.
Die
LINKE wird für Konfessionsfreie inzwischen fast genauso attraktiv; sie kommen
auf 5% bei den RKK, 9% bei den EVG und ganze 15% bei den Nichtreligiösen.
Die
Grünen werden nur von 14% der Konfessionsfreien gewählt.
Auch
hier gilt offensichtlich, daß sie ihr Potential bei weitem nicht ausschöpfen
können, weil Säkulare und Humanisten, die immerhin heute eine relative Mehrheit der Bevölkerung
bilden, angewidert von Typen wie Volker Beck sind, die im Bundestag das Alte
Testament schwenken, aus der Genesis zitieren und damit Genitalverstümmelungen
bei Säuglingen rechtfertigen.
Ich
kenne mindestens zwei langjährige SPD-Wähler persönlich, die nach Kerstin Grieses religiotischem Durchmarsch aus dem
November 2015 schworen nie wieder SPD zu wählen.
Die SPD
könnte also viel gewinnen, wenn sie mutig für die Trennung von Staat und Kirche
eintreten würde und ihre unterwürfige Haltung gegenüber
Kinderfickerorganisationen aufgäbe.
Ich
schätze mal, daß ich mit diesem Tipp allerdings nicht gerade bei den frommen
Ministern Steinmeier (designierter Kirchentagspräsident 2019), Gabriel und
Nahles durchdringe.
Wir Konfessionslosen sind zwar viele, aber niemand in Berlin will uns haben.
Wir Konfessionslosen sind zwar viele, aber niemand in Berlin will uns haben.