Mittwoch, 27. Juni 2018

Wenn selbst Gebete und Globuli nicht helfen.

Als ich vor zehn, fünfzehn Jahren das erste Mal schwarzrotgoldene Fähnchen an den Autos sah, weil irgendwelche 22 Multimillionäre einer in Leder gehüllten Kugel voll Luft nachrennen, wunderte ich mich noch woher das Zeug kommt.
Bestellen die das alle im Internet?


Inzwischen sind sämtliche Geschäfte auf den Zug aufgesprungen. Kein Kiosk oder Supermarkt, bei dem man nicht erst durch Berge von billigem Tand in Deutschland-Farben kämpfen muss, um zur Kasse zu gelangen.
Quengel-Ware für Erwachsene.

Zehntausende Tonnen Plastikmüll zusätzlich, um den Nationalismus zu fördern.

Fußball ist ohnehin grauenvoll ordinär und proletig, aber dieses unvermeidliche exzessive Frönen deutschnationaler Symbolik macht ihn erst richtig abstoßend.

Ein monotones Farbenmeer.

Angespanntes, vielstimmiges Gemurmel, das zu lauten Schreien aufbrandet
und nun für Wochen nicht mehr verebbt.

Es klingt barbarisch und dumm in seiner brüllenden Kehligkeit.
Nach einer Hexenverbrennung oder einem Gladiatorenkampf
in der Arena mit extra Becksbier und stinkendem Nylon unter den Achseln.

Die „Worte" Toaa ah ah ah oarrrrr sind erkennbar -
nur leider singt nicht Katy Perry, sondern Jan-Patrick und Uwe-Bent (vermutlich).

Sie tragen den gleichen Merch wie die Pegida und AfD - Dumpfbacken
und labern vom Zusammenkommen der Nationen,
während Seehofer (Mordskerl!) Geflüchtete an der Grenze abweisen möchte.
(Ist doch gar kein Platz mehr bei uns hier.)

Sorry not sorry. Aber: WM ist Haram!
Weil der Fake von der nationenübergreifenden
Freude am Sport nach Eiter schmeckt,
und an Ekeligkeit nicht zu übertreffen ist,
während AfD (-Wähler), CSU, Trump und Konsorten
de Facto wieder die Herrenrasse propagieren.

Niemand kann mit gutem Gewissen Schwarz Rot Scheiße tragen.
Niemand kann mit gutem Gewissen (für) Deutschland sein.
Lasst eure Nationalistischen Klamotten zu hause.
Kommt lieber nackt (weil am Speckbauch sind wir alle gleich)

(Tino Hahnekamp, Übel und Gefährlich Newsletter, 21.06.2018)

Medien wie CNN brandmarken xenophobe, rassistische oder Flüchtlings-feindliche Aktionen Trumps, seiner Regierung und seiner Anhänger stets als „unamerican“ und verkünden empört „we are better than that!“
Schön wäre es. Leider ist das was Liberale als unamerikanisch brandmarken aber für große Teile Amerikas absolut typisch.
63 Millionen Menschen haben Trump gewählt und noch viel mehr sind zutiefst von Amerikas Großartigkeit, seiner Überlegenheit überzeugt. Gods own country. God bless America. Land of the Free. Leader of the free world. Greatest nation on Earth. So reden leider nicht nur Teebeutler und GOPer.

Mit dem deutschen Fußball ist es ganz ähnlich.
So sicher wie das Amen in der Kirche, kommt es bei jedem internationalen und Bundesligaspiel zu gewalttätigen Ausschreitungen und nationalistischen Beleidigungen. Gewaltige Polizeiaufgebote müssen jedes einzelne Spiel begleiten, weil die „Fans“ eben sehr gern auf andere einschlagen.
Auch bei dieser Russischen WM zog sich das von unten bis ganz oben.
Selbst auf dem Spielfeld benahmen sich die Spielerbetreuer und Trainer abstoßend und herablassend gegenüber anderen.
Und genau wie CNN White Supremacists als „unamerican“ beschimpft, melden sich auch die deutschen Fußballjournalisten nach den obligatorischen Widerlichkeiten, um zu erklären, das habe nichts mit Fußball zu tun.

[…..] Die dunkle Seite der WM - das hat mit Fußball nichts zu tun 
 In den vergangenen Tagen hat sich die dunkle Seite der WM gezeigt: Provokationen, Scharmützel, Beleidigungen, Hetzkampagnen, Hass bis hin zu Morddrohungen.
[…..] Die übelste Entgleisung von Teilnehmerseite hat sich Serbiens Nationaltrainer Mladen Krstajic (44) nach dem 1:2 gegen die Schweiz geleistet.
Auf die Frage, ob der langjährige Bundesliga-Profi Schiedsrichter Felix Brych die Gelbe oder Rote Karte für dessen Leistung zeigen würde, sagte Krstajic: „Ich würde ihm weder Gelb noch Rot geben, sondern nach Den Haag schicken, damit sie ihm den Prozess machen, wie sie ihn uns gemacht haben.“
Beschämend. Den Haag ist der Sitz des UN-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien. Im Balkankrieg wurde tausendfacher Völkermord begangen.
Hatte nicht Waldemar Hartmann gerade erst bei seinem inkompetent-peinlichen Auftritt bei „Lanz“ gedröhnt: „Fußball ist Krieg“? Unerträglich ist übrigens auch das platte Geätze und Gepöbel deutscher Ex-Nationalspieler rund um diese WM. So schlimm war das noch nie. Viele Sätze grenzten an Hetze. Aber wir, die Medien, sind mitschuldig, bieten die Plattform für ihre Plattheiten. […..] Noch viel übler sind Hetze und Hass im Netz. Jüngstes Opfer: Schwedens Jimmy Durmaz, der den Freistoß vor dem deutschen Siegtreffer verursacht hatte. Der Mittelfeldmann mit türkischen Wurzeln sieht sich mit Beschimpfungen, rassistischen Beleidigungen und sogar Morddrohungen konfrontiert, was seine Mitspieler schockt.
Kolumbiens Carlos Sanchez wird im Netz ebenfalls mit dem Tod bedroht, nachdem er gegen Japan die Rote Karte gesehen hatte. Die Polizei ermittelt. In Sanchez’ Heimat werden Erinnerungen an Andres Escobar wach, der zehn Tage nach seinem Eigentor bei der WM 1994 in seiner Heimat erschossen worden war. […..]

Irrtum, Mopo-Reporter Nils Weber, das hat sehr wohl was mit Fußball zu tun und ist geradezu typisch für Massenevent-taugliche Mannschaftssportarten.

Das ist auch alles andere als neu. 1998 hatten im französischen Lens die vier deutschen Fußballfans Andre Zawacki, Frank Renger, Tobias Reifschläger und Christopher Rauch den französischen Gendarmen Daniel Nivel am Rande der Fußball-Weltmeisterschaft um ein Haar umgebracht, nachdem sie in einen regelrechten Blutrausch gerieten, während sie seinen leblosen Körper zusammentraten.
Das ist eben Fußball!
Solche extrem gewalttätigen Fanausschreitungen gibt es bei Individualsportarten nicht, weil der nationalistische Aspekt wegfällt.
Fans von Eiskunstläufern, Golfspielern, Turmspringern, Marathonläufern, Triathleten oder Springreitern müssen nie von Hundertschaften schwer gepanzerter Polizisten in Schach gehalten werden.

Unnötig zu erwähnen, daß Deutschlands Vollzeit- und Möchtegern-Nazis, die ohnehin immer schwarzrotgold tragen, begeistert auf den Zug aufspringen.
Immer wieder hetzten Gauland, Storch, Berger und Co gegen deutsche Nationalspieler, deren Hautfarbe zu dunkel ist und deren Namen nicht arisch genug klingen.

Der ehemalige Deutschlehrer Dr. Berger ist in seinem rechtsextremen Pipi-Blog schwach in Rechtschreibung und weiß nicht wie man „widerspiegeln“ schreibt.
Aber dafür ist er ein großer Fußballexperte und hat erkannt, dass Deutschland verloren hat, weil Türken mitspielen und natürlich sind generell die linksgrünversifften Merkel und Löw Schuld.



Auch das ist Fußball.
Solchen Hass bringt deutscher Fußball hervor und daher bin ich heute sehr dankbar, daß der Spuk für diese WM vorbei ist.

Und dabei hatte der oberste Christenführer der Evangelen in Deutschland doch noch extra dazu ermutigt für die deutsche Mannschaft zu beten.

[….] EKD-Ratsvorsitzender ermutigt zum Gebet für die deutsche Mannschaft [….]

Gebete sind schließlich die radikalste Form der Einmischung. Wenn selbst Globuli und Gebete nicht halfen, muss Gott wohl tatsächlich ein US-Amerikaner sein.