Es ist über zehn Jahre her; da sah ich zum ersten mal eine
ausführliche anderthalbstündige Dokumentation darüber wie eine
englisch-finnische Familie mit zwei kleinen Kindern ihr Leben plastikfrei
gestaltete. Fertiggestellt wurde der
Film im Jahr 2007.
Sie wurde Anfang 2009 im deutschen TV ausgestrahlt und blieb
mir auch deswegen in Erinnerung, weil das Paar ausgesprochen sympathisch und
wenig fanatisch war. Üblicherweise sind Reality-ähnliche TV-Formate von eitlen
Selbstdarstellern bevölkert, denen man nicht begegnen möchte.
Ganz anders bei den Websters.
[….] The
witty, thought-provoking film portrays Webster's awakening concern over global
warming and his decision to put his family on a carbon diet. Not surprisingly,
his wife Anu and two young sons are not so enthusiastic about his plans for
them to get rid of their car and stop buying anything made of -- or packed in
-- plastic. Life in the suburbs of Espoo without petroleum products is no
picnic, they find.
The resulting tale
veers from comedy to sermon, from reality TV to deadly-serious documentation of
the causes and results of climate change. Along the way, there also revealing
peeks into multi-cultural family life in Finland.
Webster is the
41-year-old son of two British academics who settled in Finland. He and his
sister attended Swedish-language Steiner schools. Reflecting his background,
the film is mostly in English with dialogue in Finnish and a bit of Swedish.
Completed in late 2007
and premiered last August, the film was a co-production by three small film
companies in Finland and Denmark, with backing from YLE, Channel 4, CANAL+ and
public broadcasters in Denmark, Norway, Canada and Israel. [….]
Vor zehn Jahren war ich längst soweit mich über die vielen Plastikverpackungen
zu ärgern – schließlich gab es die Horrordokumentationen über in Plastikschnüren
verendete Meerestiere, Wale mit Mägen voller Plastik und regelrechten
Kunststoffdünen an den Stränden der Welt schon lange.
Greenpeace und anderen Umweltschutzorganisationen schlugen
schon lange vor 2007 Alarm.
Außerdem kannte ich von meiner Studienzeit das an meiner
Universität beheimatete „Sonderforschungsprojekt ZISCH“ (Zentrale
Immission Schwermetalle in die Nordsee.)
Das war noch in den 1980ern. Es ging nicht nur um die
berüchtigte Dünnsäureverklappung, sondern natürlich um alle Schadstoffe, die
ins Meer gekippt werden.
Bis vor zehn Jahren hatte ich zwar allgemein versucht im
Zweifelsfall kein Plastik zu benutzen – also lieber das Pulverwaschmittel in
der Pappverpackung kaufen, statt des Flüssigen in der dicken Plastikflasche,
lieber ein Stück in Papier eingeschlagene Seife, statt Flüssigseife im
Plastikpack, Plastiktüten hatte ich schon längst aus meinem Haushalt verbannt –
aber so richtig packte mich 2009 die Familie Webster.
A posteriori verstehe ich gar nicht, wieso ich nicht schon
vorher viel konsequenter war, aber irgendeinen emotionalen Zugang benötigt man
vielleicht.
Es war jedenfalls klar: Plastikmüll ist kein abstraktes
Problem ist, sondern man muss bei sich selbst im Alltag anfangen und aufhören
diese Kunststoffe zu kaufen.
Scheinbar ging es nicht nur mir so.
Weltweit nahmen sich Familien die Websters als Vorbild.
Überall luden Familien ihren plastikfreien Alltag in die
sozialen Netze hoch, begannen Zeitungsredakteure die „ein Monat ohne
Plastik-Challenge“ und dazu erschienen jede Menge Ratgeber-Bücher zum Thema.
Die österreichische Familie Krautwaschel wurde ebenfalls
schon vor zehn Jahren mit dem Thema populär.
[…..] In
a new book published in German, titled "Plastikfreie Zone," or
"Plastic-Free Zone," Sandra Krautwaschl details how her family of
five got rid of many of their plastic items and now rarely buys anything made of
the petroleum-based material.
It began as a
month-long experiment, but has since turned into a way of life, says
Krautwaschl. During a 2009 vacation to Croatia, the 40-year-old physical
therapist was struck by how often her three children asked where all of the
trash on the beach came from. The experience led her to consider her own
responsibility for the problem.
"Though we
recycle in Austria, it doesn't work around the world. The fact that we still
buy these things contributes to the continuation of their production," she
told SPIEGEL ONLINE.
Shortly after the
family vacation, Krautwaschl also saw the 2009 film "Plastic Planet,"
a documentary by Austrian filmmaker Werner Boote on how the glut of plastic
produced around the world has become toxic to the environment. […..]
In Kalifornien ist es die Familie Jasper and Vjera Watts,
die ihre „pastic-free journey“ erklärt.
Die Bewegung bekam so viel Zuspruch, daß es immer leichter
wird plastikfrei einzukaufen.
[….] Bettina Maidment hasn’t emptied the kitchen bin since the beginning of
November. The time before that was in August. “You can reduce your rubbish a
lot,” she insists, pointing to her recycling and food compost bins. “I have two
kids and they’re pretty anti-plastic – I am their mother after all – but it is
do-able.”
Maidment, 38, is the
founder of Plastic Free Hackney, a campaign to rid the east London borough of single-use plastic and
has been serious about committing her family to plastic-free, zero-waste living
for two years now. First to go was milk cartons. “That was an easy switch, we
got a milkman.”
Then came bamboo
toothbrushes, swapping out supermarket shopping for the local greengrocer, and
making deodorant, cleanser, moisturiser and handsoap at home. [….]
Das ZERO WASTE MOVEMENT
ist rund um den Globus eine große Sache.
Inzwischen klärt schon die Sendung mit der Maus Kleinkinder über das
Thema auf.
Plastic-free-shops sprießen aus dem Boden, Friendsoftheearth erklärt wo man sie
findet.
Vor drei, vier Jahren kam in weiterer weltweiter Megatrend
hinzu: Müll sammeln.
Auch da gibt es seit Jahrzehnten Pioniere, zu denen zum
Beispiel der großartige Schriftsteller David Sedaris gehört, der seit vielen
Jahren praktisch seine gesamte Freizeit damit zubringt mit einem Piekser durch
die Landschaft zu laufen, um menschlichen Plastikmüll einzusammeln.
Nun ist das zur Touristenattraktion geworden.
Überall an den Stränden dieser Erde finden sich Urlauber
zusammen, die die kontemplative Kraft des Müllsammelns entdecken.
(….)Was ich lange Jahre nur von
als sehr verschroben geltenden Sonderlingen kannte, daß sie sich wie David Sedaris privat daran machen Wald und Watt aufzuräumen,
wird neuerdings zum echten „Movement“.
Mehrere Jahre später sprang sogar
die Hamburger CDU auf den Trend auf und inszenierte sich für ihre hinter dem
Mond lebende Anhängerschaft als moderne Großstadtpartei mit Ökogewissen.
[…..] Plogging heißt der Trend aus Schweden, mit dem die CDU den Elbstrand
sauberer machen will. [….]
Etwas erbärmlich natürlich, wenn
die Mitglieder der Partei, die am hartnäckigsten ökologische Politik in Deutschland
behindert in ihrem Habitat, dem teuersten Stadtteil Hamburgs, am Blankeneser
Strand, vor der Kamera einer konservativen Zeitung posierend diese
offensichtliche Inszenierung abzieht, aber immerhin.
Auch das deutsche Mülltrennen
bringt nicht viel, wenn wir weiterhin Europameister im Müllproduzieren sind, aber
es ist dennoch wichtig das geschaffene Problembewußtsein der Menschen zu
erhalten.[…..]
Was bringen nun diese weltweiten Megatrends in Deutschland
ein?
Wir müssten doch eigentlich schon nahezu plastikfrei leben,
oder?
Aber da verkennen wir die völlig phlegmatische Natur der Deutschen und die Beharrungskräfte der Regierung Merkel, die tief im Hintern der Verpackungsindustrie sitzend gar nicht daran denkt einzuschreiten.
Aber da verkennen wir die völlig phlegmatische Natur der Deutschen und die Beharrungskräfte der Regierung Merkel, die tief im Hintern der Verpackungsindustrie sitzend gar nicht daran denkt einzuschreiten.
Das erbärmlich träge Teutonenvolk produziert mehr Verpackungsmüll
als je zuvor. So viele Aktivisten es auch geben mag, der großen Majorität ist
Klimaschutz genauso egal wie die Umwelt.
Sie kaufen Billigfleisch, fliegen mehr
denn je mit dem Flugzeug und interessieren sich offenbar kein bißchen für
Nachhaltigkeit.
Nach uns die Sintflut, lautet das Motto Merkels und ihres
Volkes.
[….] Deutsche produzieren so viel Verpackungsmüll wie nie zuvor
[….] Die Menge an Verpackungsmüll in Deutschland ist erneut auf ein
Rekordhoch gestiegen. Im Jahr 2017 fielen insgesamt 18,7 Millionen Tonnen davon
an, wie das Umweltbundesamt am Montag mitteilte. Das entspricht drei Prozent
mehr als noch im Vorjahr. Insgesamt ergibt sich aus der Müllmenge ein
Verpackungsaufkommen von 226,5 Kilogramm pro Person - private Verbraucher haben
daran einen Anteil von 107 Kilogramm pro Kopf. 47 Prozent aller
Verpackungsabfälle fallen also unmittelbar im Haushalt an.
Gründe für das steigende Müllaufkommen sind dem Umweltbundesamt zufolge
unter anderem der anhaltende Trend, sich Produkte aller Art vor die Haustür
liefern zu lassen. Hinzu komme, dass sich Verbraucher trotz aller
Sensibilisierung weiterhin kleine Portionen Essen und Trinken in Einwegboxen
und -bechern aushändigen ließen, statt auf langlebigere Mehrwegbehälter
zurückzugreifen. Die Umweltbehörde macht außerdem gewisse Konsumgewohnheiten
für die Zunahme verantwortlich, beispielsweise den Wunsch nach zusätzlichen
Funktionen der Verpackungen wie Wiederverschließbarkeit oder Dosierhilfen.
Diese seien häufig unnötig aufwendig ausgeführt, was wiederum den
Materialverbrauch erhöhe und das Recycling schwieriger mache. [….]
Menschen im Allgemeinen sind offenbar unbelehrbar und
borniert.
Es hilft nur die Zahl der Menschen auf der Erde drastisch zu reduzieren.