Freitag, 12. Oktober 2012

Dirk Bach ist tot - Teil II





Einen deutlichen Drang ins Masochistische muß ich mir schon eingestehen.
Statt mal nette Bücher zu lesen, lustige Filmchen anzusehen und freundliche Menschen zu treffen, schlage ich mir die Nächte um die Ohren, indem ich das Schimpansen-artige Schlagmich-Gesicht von Paul Ryan anglotze.
Obwohl, man muß zugeben, daß Ryan geradezu moderat auftrat. Er hat nur gut alle zwei Minuten gelogen.
During last night’s debate, Vice Presidential nominee Paul Ryan told 24 lies during his 40 minutes of speaking time.
Damit blieb der Super-Lügner sogar noch unter der Marke von 27 Lügen in 38 Minuten, die sein Chef Romney am 03.10.12 zum Entzücken der Wähler losgelassen hatte.
He spoke for 38 minutes of the 90 minute debate and told at least 27 myths.
Es braucht auch Masochismus sich mit Merkels EU-Politik zu beschäftigen, den Untergang der FDP mit zu verfolgen und erst Recht die Nachrichten aus dem Vatikan zu verfolgen.

Das stärkste Brechreiz-Potential haben aber rechtsradikale Hetzwebseiten wie Kreuznet oder PI.
Das kann man eigentlich als Nicht-Perverser kaum aushalten

Darin liegt auch genau der Vorteil dieser professionellen Hasser: Sie ziehen ihres gleichen magisch an, geilen sich gegenseitig auf und stoßen jeden Vernünftigen ab.
Sie bleiben unbehelligt, weil beinahe jeder, den man auf konkrete Kreuznet-Aussagen aufmerksam macht, annimmt es handele sich um Satire. Oder falls es doch Ironie-frei gemeint sein solle, könne das ja niemand ernst nehmen.
Genau das ist aber ein Irrtum.  
Mit dem braunen Sumpf ist es so wie mit radioaktiven Material. Er heizt sich selbst immer mehr auf, ballt sich zusammen, bis irgendwann eine kritische Masse erreicht ist und es einen ganz großen Knall gibt.
Kreuznet hat immerhin deutlich höhere Leserzahlen, als die offiziellen Kirchenportale „evangelisch.de“ oder „katholisch.de“.
Viele der Besucher mögen von der Quallen-Fraktion sein. Für sie ist Kreuznet wie eine tote Qualle am Strand: Man weiß, daß es ganz ekelhaft ist, verspürt aber doch den Drang hinzugehen, genau zu gucken und mit einem Stöckchen rein zu pieken.

Es sind aber sicher auch genügend Interessierte dabei, die mit der Hassideologie übereinstimmen und sich bei so richtig ätzender Schwulenhetze vor Begeisterung einnässen.

Kreuznet kann Gewalttätige zweifellos dazu animieren zur Tat zu schreiten und wir wissen spätestens seit Anders Breivik was ein Einzelner anrichten kann, der zuvor im stillen Kämmerlein rechtsextreme Websiten studiert hatte.

Es braucht kein Psychologiestudium, um zu erkennen, daß die Betreiber offensichtlich keine „normalen Heteros“ oder „normalen Schwulen“ sein können.
Wer kein vollkommen gestörtes Verhältnis zu seiner eigenen Sexualität hat, reagiert nicht dermaßen hysterisch auf vermeidliche Sexpraktiken anderer Menschen.

So wie auch Ratzinger höchstwahrscheinlich sein eigenes latentes Schwulsein mit zur Schau gestellter Homophobie sublimiert, können die Analsex-fixierten katholischen Fundis auch nicht von ihrem einen großen Thema lassen.
Man muss sich einmal anschauen, womit die sich beschäftigen: Mehr als 50 Prozent der Artikel behandeln das Thema Homosexualität. Wenn jemand Schwule eklig findet, hält der seine Distanz und hakt das Thema ab. Bei kreuz.net ist das anders, die Autoren wühlen ja geradezu genüsslich in homosexuellen Praktiken herum. Da werden stundenlang Sexdrogen aufgezählt oder der Geruch eines Glory Holes thematisiert. Würde da keine geheime Anziehungskraft der Homosexualität auf die Leute wirken, sähe die Seite – mitsamt ihrer Bildstrecken – anders aus. Das stelle ich doch alles nicht online, wenn ich das nur eklig finde, das ist eine Mischung aus Genuss und Abscheu. Wie der Theologe gerne sagt: "Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über."
Der homophobe Papst, der bei jeder Gelegenheit die Schwulen verdammt, trägt gerne bunte Kleider, rote Schühchen und liebt aufwändige Deko.
Just zu seinem Geburtstag ließ sich der Kämpfer für die Heteros ein speziell feminines Parfum kreieren, welches nur er allein benutzen darf. 
Die weltexklusivste Parfumista Silvana Casoli, die für Könige und Milliardäre arbeitet, verriet immerhin, daß sie Linde, Eisenkraut und Gras als Hauptingredienzen für das „Parfum Pontifex Maximus“ benutzt habe. Der Fachmann staunt.
Das erste Problem ist, dass Linde ein sehr süßer Duft ist. Den würde ich eigentlich eher einer Dame empfehlen und nicht einem Herrn. Eisenkraut ist gar nicht erlaubt in einem Parfüm, das wäre das zweite Problem. Gras ist in Ordnung.
Heute vor zwei Wochen starb Dirk Bach und die Aufmerksamkeit, die sich Kreuznet mit den postmortalen Verdammungsartikeln erschrieb, hält an.
Täglich kommen neue Hasstiraden gegen Bach oder gegen diejenigen, die sich gegen den Bach-Hass wenden.
Im Jahr Acht nach der Kreuznet-Gründung hat das Portal des Grauens offensichtlich den Durchbruch erreicht. Mehr Aufmerksamkeit war nie und dieser „Erfolg“ könnte nun womöglich auch das Ende sein.
Angeblich sind 1000 Strafanzeigen eingegangen und so dürfte die schiere Masse der Beschwerden die Deutsche Bischofskonferenz und Staatsanwaltschaften dazu animieren ernshafter als bisher nach den Hintermännern von Kreuznet zu forschen.



Getroffene Hunde bellen und so jaulte Hakenkreuznet ob der Anzeigen laut auf:
Der ‘Lesben- und Schwulenverband in Deutschland’ ist eine kirchenfeindliche Zusammenrottung von Kotstechern.
Gestern gab er sich mit einer deutschen Strafanzeige gegen die internationale Internet-Bastion ‘kreuz.net’ dem öffentlichen Gelächter preis.
[…] Von dem Homo-Verein geht ein großes verbales Gewaltpotential aus. […]
Die von braunen Kotstechern gesteuerte Maulkorb-SS gegen ‘kreuz.net’ wird das Schicksal der SS des braunen Dritten Reiches erleiden.
[…] Braune Kotstecher haben in der staatlichen Nachfolge-Organisation des Dritten Reiches die Freiheit ein weiteres Mal geknechtet.
[…] Wie ein Fels in der Brandung widersteht die Internet-Bastion ‘kreuz.net’ den Homo-Dämonen, die eine offene und freie Gesellschaft hassen.
[…] Denn Satan – der Mörder und Sittenverderber von Anfang an – hat gegen Gottes eigenes Portal keine Chance. Jeder Aufstand der Ohnmächtigen gegen den Allmächtigen zerbricht.
(Kot.net 09.10.12)

Bisher wissen wir, daß mindestens eine Person mit außerordentlichem technischem Sachverstand hinter Kreuznet steht, so daß man den Server kaum durch Hackerangriffe lahmlegen kann.

Unstrittig ist der volksverhetzende Charakter vieler Kreuznetartikel. Wüßte die Staatsanwaltschaft die Adressen der Dunkelkatholiken, wären die Vorladungen längst zugestellt.

Die im Grunde naheliegende Option eine Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der Kreuznet-Macher führen, auszusetzen, erfolgte diese Woche durch eine Kooperation des von Kardinal Meisner geschassten Theologen Dr. David Berger (Kreuznet-Kennern bekannt als „der Urinduscher“) und des schwulen Bruno-Gmünder-Verlags.

€ 15.000 Euro winken demjenigen, der Namen nennt. 
Dr. Berger koordiniert die Aktion auf einer eigenen Website und einer Facebook-Gruppe namens „STOPPT KREUZNET“.

Ich staune wie viele Unterstützer sich dort einfinden, die erst durch Bachs Tod das erste Mal von Kreuznet hörten. Das Entsetzen ist groß und es erfordert einige Mühe „die Neuen“ über die rechtliche Situation, das Server-Hopping, das Verhältnis zur RKK und FSSPX aufzuklären.

Während viele Schwule, die sich lange diskriminiert fühlen begeistert auf die Belohnung reagieren, blockieren vermeidliche potentielle Verbündete.

Die Internet-Aktivisten-Gruppe „Anonymus“ distanziert sich ausdrücklich von DDOS-Attacken auf Kreuznet. Den Server zu Fall zu bringen, verstieße gegen die Meinungsfreiheit im Internet. Anonymus ist also sehr tolerant gegenüber Intoleranz.

Auch von den im Schrumpfen begriffenen Piraten kam ein „Nein“; man werde die „Kopfgeld-Aktion“ nicht unterstützen.
"Kopfgelder" auf Personen auszusetzen ist eine sehr fragwürdige Angelegenheit, die sehr nach Selbstjustiz aussieht. Die Verfolgung von Rechtsverletzungen ist Sache der Polizei. Deshalb werden wir uns an solchen Aktionen nicht beteiligen.
Das heißt aber nicht, dass wir die Seite kreuz.net gutheißen würden oder das wir bezweifeln würden, dass die dortigen Äußerungen strafbar sind.
Martin Haug
Piratenpartei Deutschland
Bundesgeschäftsstelle  Pflugstr. 9a    10115 Berlin
Daß die Polit-Naivlinge, die denken man könne sich ja schon mal ohne Struktur, ohne Programm, ohne Organisation in die Parlamente hocken und müsse sich um die Realität nicht kümmern, auch zu Kreuznet nichts zu sagen haben, ist typisch.

Dabei hetzten diese abartigen misogynen, diskriminierenden, rassistischen, sexistischen, homophoben, antisemitischen, antiislamischen, ethnozentristischen, speziesitischen, antidemokratischen, antihumanen Pestbeulen schon acht Jahre gegen jeden und alles.
Viele können darüber lachen, aber ich sehe es durchaus als Gefahr, weil das potentiell Gewalttätige dazu animiert zur Tat zu schreiten und die vielen Tradis und Extremisten vereint und weiter radikalisiert.
Der Verweis des Piraten Haug auf die Polizei kommt Jahre zu spät.
Die juristische, bzw staatsanwaltschaftliche Einschätzung, daß man nämlich die Macher hinter Gitter (und nicht etwa einen Kopf kürze machen! Sic!) bringen sollte, ist schon lange Konsens.
Es hapert nur an der Zustellbarkeit eines Strafbefehls.
Daher ist es gewissermaßen eine aus der Not geborene letzte Maßnahme eine Belohnung auszusetzen.
Wenn die Nattern von Hakenkreuznet auch nur einen Funken Rückgrat und Anstand hätten, würden sie sich ja der Kritik stellen, öffentlich zu ihren Ansichten stehen, sich zu erkennen geben.
Es sind aber armselige Kriecher, die nur in der Anonymität und hinter dem Rücken anderer mutig tun.
In Wirklichkeit glauben sie den misanthropischen Dreck selbst nicht. In Wahrheit vertrauen sie kein bißchen auf ihren Gott, den sie vordergründig verteidigen. Sonst würden die kleingläubigen Scheinchristen auch offen für ihren Glauben eintreten.
Aber die miesen Kakerlaken verkriechen sich im Dunkel der überseeischen Server und scheuen das Licht der Verantwortung.
Das zwingt leider zu unschönen Methoden, die nach Kopfgeld aussehen, aber letztendlich nur eine Belohnung für Hinweise auf Verbrecher darstellen. 
Solche Belohnungen sind nicht unüblich und werden von Regierungen, Polizei und Privatpersonen überall und immer wieder ausgesetzt.
 Nur die Piraten begreifen es nicht.

Berger und der Bruno-Gmünder-Verlag versuchen in einem Offenen Brief die katholischen Bischöfe in das Antikreuznet-Boot zu holen.
Eminenzen und Exzellenzen; sehr geehrte Herren der Deutschen Bischofskonferenz,

wie Sie vielleicht mitbekommen haben, hat der Bruno Gmünder Verlag vor einigen Tagen 15.000 Euro Belohnung für Informationen über die Macher des sogenannten katholischen Nachrichten-Portals kreuz.net ausgesetzt. Anlass war die gegen alle Regeln der Menschlichkeit und zahlreiche Gesetze der Bundesrepublik verstoßende, perfide Bloßstellung Dirk Bachs kurz nach seinem Tod.

Der Zuspruch zu der dadurch entstandenen Kampagne STOPPT KREUZ.NET war immens. Schnell haben wir auch von vielen engagierten Christen beider Kirchen, besonders aber natürlich der katholischen, zahlreiche solidarische Zuschriften bekommen – Sehr häufig verbunden mit der Bemerkung: "Eigentlich tun Sie das, was zuerst Aufgabe unserer Kirche wäre. Die Rufschädigung, die die katholische Kirche durch ein solches Hass-Portal erleidet ist immens!" Vom einfachen Gläubigen bis hin zu den Klerikern hören wir immer wieder, dass sich viele Menschen von der katholischen Kirche abwenden, weil sie vermuten, dass es eine heimliche Zustimmung der katholischen Kirche zu den auf kreuz.net proagierten Inhalten gibt. […]    In diesem Sinne möchten wir Sie einladen, unser Anliegen zu unterstützen. Eine eindrucksvolle Möglichkeit wäre, die angesetzte Belohnung so zu erhöhen, dass die Macher dieser Seite ausfindig gemacht und der Staatsanwaltschaft übergeben werden können. […] Da auch die Verärgerung darüber groß ist, dass der Vatikan in der Sache anscheinend tatenlos bleibt, schicken wir eine Kopie dieses Schreibens auch an Papst Benedikt XVI.
Tino Henn Michael Taubenheim Nik Reis.
(BGV 11.10.12)
Tricky.
Die DBK wird sich kaum auf die Seite eines Verlages stellen, der schwule Softpornos vertreibt. Wenn sie dies aber nicht tut, muß sie mit dem Stigma leben sich nicht von den der Homohetze zu distanzieren, sie womöglich gar heimlich zu unterstützen.
Eine No-Win-Situation für die Bischöfe.

Ganz ähnlich erging es dem Berliner Kardinal Woelki, der als Homoschreck in die Hauptstadt kam, es dann über sich brachte dem schwulen Wowereit die Hand zu reichen ohne sich zu übergeben und prompt vom „Bündnis gegen Homophobie“ für den "Respektpreis" nominiert wurde.

Reflexartig lehnte der Berliner Oberkatholik die Nominierung ab. 
Er wird ohnehin schon seit Monaten von Kreuznet als „Homo-Freund“ denunziert und würde sein Ansehen im Vatikan endgültig ruinieren, wenn er mit dem „Bündnis gegen Homophobie“ paktierte. 

Peinlich vermeidet er seit den Kreuznet-Attacken gemeinsame Auftritte mit dem Berliner Bürgermeister und das könnte schwierig werden, wenn er Preise annehmen müßte.

Schon die Co-Nominierten sind ein Graus für den Ratzinger-Vatikan.
Neben Woelki wurden die Kabarettistin Gaby Decker, der Buchautor David Berger und die Bürgerrechtlerin Seyran Ates für den Preis nominiert, der am 4. Dezember verliehen werden soll.
Vielleicht sollte man Homophobe wie Bischof Overbeck oder Kardinal Marx in Zukunft nicht mehr der Homophobie bezichtigen, da das in ihrer Welt als Lob aufgefasst wird.

Richtig getroffen fühlen sie sich hingegen, wenn man ihnen Schwulenfreundlichkeit unterstellt.

Da flattern den Männern in den bunten Kleidern die Rockschöße vor Angst!