Mittwoch, 30. Mai 2012

Amoral


Weiß einer eine gute Bank?
Also ich nicht.
Ich habe derzeit Girokonten bei zwei Banken und mit beiden habe ich so schlechte Erfahrungen gemacht, daß ich eigentlich wechseln möchte. Wenn ich nur wüßte wohin.
Sympathisch ist mir kein Institut.

"Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? 
Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? 
Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?" 
- Die Dreigroschenoper

Ich will ja keine Namen nennen, aber besonders nervig ist die Deutsche Bank, die scheinbar inzwischen auch gemerkt hat, daß die kleinen Privatkunden alle davon rennen und sich nachdem sie die Hälfte der Filialen geschlossen und das Personal und den Service zusammengestrichen hat, nun fragt woran das wohl liegen könnte.

Um diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, mußte ich nun schon mehrfach vor Benutzung des Banking-Terminals (an dem ich die Arbeit SELBST mache, für die ich die Bank bezahle) eine Befragung zur Kundenzufriedenheit mitmachen.
Perfide Masche. 
Denn wenn man ehrlich ist, also bestätigt, daß man höchst unzufrieden ist, folgt die Strafe auf dem Fuße - nämlich eine Einladung zum Kundengespräch, oder zumindest ein Anruf vom Kundenberater.
Was ist das denn für eine in Schilda geborene Idee?

Weil die sich nicht vorstellen können, wie ein Bankkunde zufrieden sein kann, soll ich extra dahin fahren und deren Job erledigen?
Allerdings ist mein Rückgrat bedauerlicherweise noch zu sehr ausgeprägt, um immer „Ja, ich bin voll und ganz zufrieden“ anzuklicken - damit ich meine Ruhe habe.

Es wäre jetzt unspannend mich in Details über Gebühren, Öffnungszeiten, Überziehungszinsen, etc auszulassen. 
Diese Antworten fand auch der mich anrufende Bankmensch nicht interessant.
Beim nächsten „wie kommt es denn bloß, daß sie nicht voll und ganz zufrieden mit uns sind?“-Anruf, sagte ich nur „Ackermann und Jain!“ und verwies auf die SPIEGEL-Titelgeschichte über die beiden, die just an dem Tag erschienen war.

Da war er baff.
Daß es einen Bankkunden interessieren könnte, wie die Führung des Instituts politisch tickt, war ihm ganz neu. "Sie sind der erste, der das erwähnt!"

Vielleicht bin ich auch einfach nur verrückt. 
Aber ich kaufe auch meine Autos nach politischen Gesichtspunkten. 
Wenn man schon mal so viel Geld ausgeben muß, sollte man auch seine Marktmacht zeigen und nicht gerade den Konzern (wie zum Beispiel einen gewissen Bayerischen) unterstützen, der jedes Jahr Millionen an die CDU spendet.

Und auch wenn es nur um Cents geht: Es stört mich gewaltig zu wissen, daß jede Überweisungsgebühr, die ich zu zahlen habe, letztendlich unter anderem in Herrn Ackermanns Privatschatulle landet und er dann mit Frau Merkel Geburtstagssausen im Kanzleramt veranstaltet.

Ich will auch keine Bank oder keinen Autokonzern unterstützen, der mit Waffendeals und Rüstungsexporten zu tun hat oder die Kirche unterstützt.

Bis heute habe ich nicht ein einziges mal etwas auf Ebay ge- oder verkauft, weil ich weiß, daß die langjährige und ultrareiche Chefin Meg Whitman, selbst GOP-Mitglied, Millionen aus den Erlösen an die US-Republikaner hinüber schaufelt.

Und Ackermann ist eher noch schlimmer.

Er habe den Ruf der Bank 'mit der Finanzierung von ökologisch und sozial unverantwortlichen Geschäften massiv beschädigt', kritisierte am Dienstag das Bündnis 'Andere Banken braucht das Land'. Es wird getragen von fünf Organisationen. Ihre Kritik richtet sich gegen die Finanzierung von Atom- und Rüstungsgeschäften sowie die Förderung der Spekulation mit Nahrungsmitteln.
(SZ 30.05.12)

In der SZ ist diese „Ackermann-Bilanz“ immerhin eine kleine Meldung auf s. 26.
Die meisten anderen Blätter erwähnen es gar nicht.

Für Informationen muß man in Blogs oder direkt zu den NGO-Webseiten gehen.

Allein zu den fünf weltweit größten Waffenherstellern und Exporteuren unterhält die Deutsche Bank Geschäftsbeziehungen in einer Größenordnung von über 3 Mrd. Euro. Die Geschäftsbeziehungen zu Streumunitionsherstellern summieren sich derzeit – und trotz mehrfacher Ausstiegsbeteuerungen seitens der Bank – auf 500 Mio. Euro. „Waffenhandel führt häufig zu Verstößen gegen Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht und fördert Korruption“, warnt Küchenmeister und verweist darauf, dass die Deutsche Bank der wichtigste Geschäftspartner der Herstellerfirmen des Kampfpanzers Leopard 2 ist, der an Saudi-Arabien geliefert werden soll. Die Financial Times Deutschland bezeichnete den Nachhaltigkeitsbericht des deutschen Bankenprimus als „unsägliche Augenwischerei“.

Beim Beackern der Finanzmärkte hat er jedoch viel verbrannte Erde hinterlassen. Der Ruf der Bank ist schwer beschädigt: Immobilienskandale in den USA; wachsende Präsenz in Steueroasen, in denen Milliarden Steuergelder verschwinden; spekulative Zinswetten, die Kommunen und Mittelständler in den finanziellen Ruin treiben; Agrarfonds, die auf steigende Nahrungsmittelpreise setzen und den Hunger von Millionen Menschen duldend in Kauf nehmen; Unternehmensfinanzierungen und Beteiligungen an Atom-, Kohle- und Rüstungsunternehmen, die die Umwelt und die Gesundheit von hunderttausenden Menschen aufs Spiel setzen.

[…]   Etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern. In einigen Ländern müssen Menschen bis zu 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben – wird Essen teurer, entsteht Hunger. Finanzmarktspekulationen mit Nahrungsmitteln sind daher unverantwortlich: Durch Wetten auf Agrar-Rohstoffe wie Mais oder Weizen treiben Investmentbanken die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe. Ein Problem, das uns alle angeht: Für die Zockerei im globalen Rohstoff-Kasino wird auch Geld eingesetzt, das Verbraucher in Publikumsfonds, Lebensversicherungen oder Stiftungen investieren.
Die Zusammenhänge hat foodwatch in dem Report „Die Hungermacher – Wie Deutsche Bank, Goldman Sachs & Co. auf Kosten der Ärmsten mit Nahrung spekulieren“ aufgezeigt.

[…]  Nach aktuellen Recherchen gehören die weltweit führenden Waffenhersteller allesamt zum Kundenkreis der Deutschen Bank. Die Top 5 – die vier US-amerikanischen Firmen Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, General Dynamics und das britische Unternehmen BAE Systems – stellen dabei nicht nur konventionelle Waffen aller Art her, sondern sind u.a. auch alle an der Produktion bzw. der Weiterentwicklung von Massenvernichtungswaffen wie Atomwaffen beteiligt. Darüber hinaus beliefern sie teils in großem Umfang die Streitkräfte in den Konfliktregionen dieser Welt, wie z.B. in Afghanistan, Indien, sowie die Golfstaaten Irak, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

[….]   Auf Druck von Nichtregierungsorganisationen haben zahlreiche Banken Streumunitionshersteller auf den Index gesetzt.
Nicht so die Deutsche Bank: Trotz zunehmender Kritik hielt sie jahrelang unbeirrt an ihren Streumunitionskunden fest. Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank im Mai letzten Jahres schien dann eine Wende in Sicht. Branislav Kapetanovic, selbst ein Opfer von Streumunition, rief die Bank dazu auf, sich aus diesem todbringenden Geschäft zurückzuziehen. Deutsche-Bank-Chef Ackermann zeigte sich  betroffen: „Streumunition finde ich persönlich auch nicht gut.“ Er versprach das Engagement der Deutschen Bank in diesem Bereich zu überprüfen. Im November lancierte die Deutsche Bank dann das lang erwartete Statement und verkündete, sie werde die Geschäftsbeziehungen zu Streumunitionsherstellern einstellen. Am Rande seiner letzten Bilanzpressekonferenz Anfang Februar 2012 bestätigte Ackermann höchstpersönlich nochmals, dass „...die Deutsche Bank aus dem Geschäft mit Streumunition ausgestiegen ist ...“
Doch – zu früh gefreut, denn die Realität sieht leider anders aus:
In den vergangenen zwei Jahren versorgte die Deutsche Bank Hersteller von Streumunition mit Krediten  und Anleihen in einer Größenordnung von fast einer Mrd. Euro. Die gegenwärtigen Beteiligungen der Deutschen Bank an den Herstellern belaufen sich auf über 400 Mio. Euro.
Und selbst nach der über die Presse lancierten Ausstiegserklärung im November 2011 schloss die Deutsche Bank neue Anleihe- und Kreditgeschäfte mit unterschiedlichen Herstellern von Streumunition in Höhe von mindestens 126 Mio. Euro ab. Zudem erwarb sie fast 7,5 Mio. zusätzliche Aktien dieser Unternehmen. Nur einen Tag (3. Februar 2012) nach Ackermanns Ausstiegserklärung auf der Bilanzpressekonferenz vergab die Deutsche Bank dann auch noch einen Kredit in Höhe von 47,5 Mio. Euro an den US-Streumunitionshersteller L-3 Communications.


Eins immerhin verwundert nicht.
Man ahnt wieso sich Herr Ackermann und die Kanzlerin (unter der deutsche Rüstungsexporte geradezu „explodierten“) so gut verstehen.

Es wächst zusammen, was zusammen gehört.

Wenn es um Töten und Morden und Verstümmeln und Unterdrücken geht, sind Guido und Angie, für die das Christentum Maßstab ihres Handelns ist, immer gern behilflich.

 Bei Dutzenden Reisen seit 2009 haben sich Kanzlerin Angela Merkel und andere Kabinettsmitglieder von hochrangigen Vertretern der Rüstungsindustrie begleiten lassen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor.
 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Mitglieder ihres Kabinetts lassen sich bei Auslandsreisen regelmäßig von Rüstungslobbyisten begleiten. Wie aus einer dem Tagesspiegel vorliegenden Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, gehörten seit der Wahl 2009 bei zehn Reisen Vertreter von Unternehmen zur Merkel-Delegation, die Produkte im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes herstellen. Ziele waren beispielsweise die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, Indien, Angola, Kenia und Nigeria.
[…]   Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nahm seit 2009 bei Reisen in 16 Länder Rüstungslobbyisten mit, etwa in den Jemen, nach Saudi-Arabien und nach Indien. Bei Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gehörten sie auf den Touren nach Brasilien, in die Türkei und nach Indien zur Delegation, bei dessen Nachfolger Philipp Rösler (FDP) im Oktober 2011 nach Libyen. Aufgelistet wurden von der Regierung nur Firmenvertreter, die an der jeweiligen Reise „ein erkennbares sicherheitspolitisches Interesse“ hatten. […]
Der Linken-Bundestagsabgeordnete Jan van Aken zeigte sich „total überrascht“ darüber, „wie viele da mitfahren“. Nach seiner Auffassung kann der Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern zwischenstaatliche Konflikte auslösen oder verschärfen, sich verheerend auf die Menschenrechtslage im Empfängerland auswirken.

 Übrigens ist der Verteidigungsausschuss des Bundestages regelrecht von Rüstungslobbyisten durchseucht.

„Dass Abgeordnete ihre Lobbytätigkeiten nicht für offenlegungspflichtig halten, illustriert die bedenklich enge Verzahnung von Parlament und Lobbygruppen“, kommentiert Paul Schäfer, verteidigungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, die Erklärungen von fünf Mitgliedern des Verteidigungsausschusses zu ihren bisher nicht veröffentlichten Verbindungen zur Rüstungslobby. Schäfer erklärt weiter:
„Ausgewiesene Vertreter der Rüstungslobby stellen offenbar mittlerweile fast ein Viertel der ordentlichen Mitglieder des Verteidigungsausschusses. Mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Kossendey sind sie gar in die Leitungsebene des Verteidigungsministeriums vorgestoßen. Das ist eine erschreckende Quote.
Das Verschweigen solcher Verbindungen mit der Rüstungslobby ist keine lässliche Sünde: Angesichts der schwindelerregenden Summen, die für neue Rüstungsprojekte bereitgestellt werden und der großzügigen Vertragsauslegungen bei Lieferverzug und Nachbesserungen haben die Wähler ein Recht darauf, zu erfahren, wer als Vertreter der Steuerzahler und wer als Sachwalter der Rüstungsindustrie abstimmt. Die Fraktion DIE LINKE fordert daher den Bundestagspräsidenten dringend auf, die geltenden Transparenzregeln scharf durchzusetzen und Sanktionsmöglichkeiten zu prüfen, statt Nachmeldungen stillschweigend zu Protokoll zu nehmen.“
(PM Paul Schäfer 07.08.2009)

Ich empfehle die Bundestagsrede des ehemaligen Greenpeace-Aktivisten und Biowaffeninspekteurs für die Vereinten Nationen Jan von Aken.