Ach, die
arme Malu Dreyer eben im Tagesthemen-Interview mit Caren Miosga.
Sie
musste das nicht zu Verteidigende verteidigen:
Wie konnte ihrer Pfälzer Landfrau Nahles entgehen, daß sie mit der Maaßen-Mauschelei das letzte bißchen Vertrauen in die SPD zerstört?
Wie konnte ihrer Pfälzer Landfrau Nahles entgehen, daß sie mit der Maaßen-Mauschelei das letzte bißchen Vertrauen in die SPD zerstört?
Tapfer
zählte die Mainzer Ministerpräsidentin mehrfach das wenige auf, das man sagen
kann:
Nahles
zeige Größe, indem sie ihren Fehler einsehe und nun die Kehrtwende im Fall Maaßen einleite. Außerdem
habe sie nur versucht die Groko zu retten, weil man doch so viel Gutes für die
Menschen tue: Gute Kita Gesetz, sozialer Wohnungsbau, Rente absichern.
Die
wichtigste Botschaft der SPD-Spitze ist heute aber ein kräftiger Whataboutism!
Nahles habe ja gar nicht allein entschieden, sondern auch Merkel und Seehofer. Alle drei hätten sich gleichermaßen geirrt.
Mimimi, wieso bekommt nur die SPD den Shitstorm ab?
Das ist
so ein Tag, an dem ich doppelt glücklich bin keine Parteifunktionen zu haben.
Muss das
unangenehm sein Gesicht dafür hinzuhalten, wenn der Vorgesetzte mal wieder
total versagt hat.
Dreyer
macht das so gut es eben geht.
Blickt
man nicht durch die SPD-Parteibrille stellt sich der Sachverhalt aber ein
bißchen anders dar:
1.)
Nahles hat natürlich nicht aus Einsicht oder Weisheit den Brief an Merkel und Seehofer mit der Bitte um Neuverhandlungen geschrieben, sondern weil sie innerparteilich so unfassbar unter Druck geriet, daß sonst andere diesen Brief geschrieben hätten und sich auf die Suche nach einem neuen Parteivorsitzenden gemacht hätten.
Nahles hat natürlich nicht aus Einsicht oder Weisheit den Brief an Merkel und Seehofer mit der Bitte um Neuverhandlungen geschrieben, sondern weil sie innerparteilich so unfassbar unter Druck geriet, daß sonst andere diesen Brief geschrieben hätten und sich auf die Suche nach einem neuen Parteivorsitzenden gemacht hätten.
2.)
Das für
die SPD so sagenhaft desaströse Ergebnis kam nicht in erster Linie durch
Seehofers Bockigkeit und Nahles‘ staatsbürgerliches Verantwortungsgefühl zu
Stande, sondern weil sich die die SPD-Chefin so unsäglich dumm anstellte.
[…..]
Und Du, Andrea? Ängstlich schaust Du auf
die Umfrageergebnisse, siehst mit Schaudern, wie die Prozente schwinden. Weil
Ihr fürchtet, dass die Sozialdemokratie bei Neuwahlen in der
Bedeutungslosigkeit versinken könnte, macht Ihr jetzt alles mit. Ihr habt im
Sommer dem unsäglichen Theater Seehofers schweigend zugesehen, als er darauf
bestand, dass er Flüchtlinge an der Grenze zurückweisen wird, egal was Merkel
sagt. Ihr habt seinen Rücktritt vom Rücktritt schweigend hingenommen. Und nun
lasst Ihr Euch aus Angst vor einem Koalitionsbruch erneut von dieser Flitzpiepe
über den Tisch ziehen: Maaßen wird als Verfassungsschutzchef zwar entlassen,
aber zum Dank für sein Verhalten zum Staatssekretär befördert. Unfassbar.
Als ich das hörte,
dachte ich im ersten Moment das, was wohl alle dachten: Das ist ein Witz. Das
macht doch die SPD nicht mit. Aber dann habe ich mich besonnen: Doch, macht
sie. Die macht ja jetzt alles mit … Ich schäme mich für Euch: Ihr habt kein
Rückgrat. Ihr seid schwach. Ihr seid peinlich. Ihr schadet der SPD, Ihr schadet
der Demokratie, Ihr schadet Deutschland. Ein Trauerspiel ist das. [….]
Genau
das, was eine nicht in die Kabinettsdisziplin eingebundene SPD-Chefin tun
sollte, nämlich parteitaktisch agieren, beherrscht Nahles augenscheinlich
nicht.
Statt
die Groko so zu beeinflussen, daß die SPD gut aussieht, tölpelt sie ihre
Genossen immer mehr in
den demoskopischen Abgrund.
Seehofer
wollte Maaßen unbedingt behalten, Nahles Job war es ihm entgegenzutreten. Das
schaffte sie nicht und verhielt sich nicht nur zukunftsblind, sondern taktisch
dumm. Dabei wäre es gar nicht so schwer gewesen Merkel den Schwarzen Peter
zuzuschieben.
[…..]
Liebe Andrea, Dein Kredit bei mir ist
aufgebraucht. Ich erwarte von meiner SPD-Chefin Verhandlungsgeschick und nicht
ein derart dummes und plumpes Auftreten, wie Du es an den Tag legst – es vor
allem im Zusammenhang mit Maaßen an den Tag gelegt hast. Es hat ja ganz markig
und nach Haltung geklungen, als Du morgens verkündet hast: „Maaßen muss gehen
und Maaßen wird gehen.“ Aber in Wahrheit hättest Du was Dümmeres nicht sagen
können. Denn von dem Moment an hatte Dich Seehofer in der Tasche. Er wusste:
Mit weniger als Maaßens Entlassung konntest Du nicht wieder vor die
Öffentlichkeit treten. Da hat er Dir einfach die Bedingung diktiert.
Das Ergebnis ist: Du
bist als Tiger ins Kanzleramt gesprungen und als Bettvorleger gelandet.
Seehofer hat Dich kalt lächelnd ausgetrickst. Mannomann. [….]
"Ich hätte mir
gewünscht, dass das gemeinsam in den Gremien der SPD beraten und dass das nicht
einsam an der Spitze entschieden wird."
[…..]
„Nahles hätte beim Treffen im Kanzleramt
nach Seehofers Vorschlag aufstehen müssen: Vielen Dank, liebe Leute, das muss
ich erstmal mit meiner Partei beraten“, sagt ein mit solchen Verhandlungen
vertrauter SPD-Mann. „Dann hätte sie sich vor dem Kanzleramt vor die Kameras
stellen und den Seehofer-Vorschlag einfach öffentlich machen müssen. Dann hätte
sich aller Unmut über Seehofer entladen und die Idee der Beförderung wäre tot
gewesen.“ So verwandelte Nahles einen erwarteten Sieg, den Rauswurf Maaßens, in
eine schwere Niederlage für die SPD. […..]
3.)
Nahles
ist uneinsichtige Wiederholungstäterin.
Immer
wieder verzapft sie einen Groß-Unsinn ohne die Folgen zu bedenken,
setzt sich dann fröhlich in die Pfalz ab und schaltet das Telefon aus.
Den
ganzen Dienstag verbrachte sie zu Hause in Weiler in der Vordereifel, wo sie auch jeden
Sonntag in die Kirche geht und mit ihrer siebenjährigen Tochter betet – und war
nicht zu erreichen. Sollte doch Klingbeil mit der Presse sprechen.
Liebe
Frau Nahles, nichts gegen Ihr Familienleben, aber als
Bundestagsfraktionsvorsitzende einer Regierungspartei und als
Bundesparteivorsitzende kann man eben nicht den größten Unsinn verzapfen
(Schulz wird Außenminister, Maaßen wird Staatssekretär, SPD-Staatssekretär
Adler wird geopfert) und sich anschließend in der tiefsten katholischen Provinz
die Decke über den Kopf ziehen.
Natürlich
kann und darf man Fehler machen.
Natürlich
ist es billiger Populismus, wenn die christliche Kollegin Kathrin
Göring-Kirchentag im AfD-Ton twittert: "Wie wäre es mal mit Regieren?"
Das ist
eine ganz miese Nummer, denn das fördert die Staatsverdrossenheit und ist
ungerecht. Alle sechs SPD-Minister regieren und sind sogar ausgesprochen fleißig.
Natürlich
stimmt es immer noch, daß angesichts der parlamentarischen Kräfteverhältnisse
und der stabilen AfD-Rekordzahlen in allen Umfragen
die Groko immer noch das kleinste Übel ist, daß man sie also retten sollte.
Man kann
aber die Groko nicht retten, wenn die eigene Parteivorsitzende die SPD
kontinuierlich schwächt.
Nahles
passiert nicht ab und an „auch mal ein Fehler“, sondern sie macht nur Fehler.
Sie hat
das SPD-Kind nun so viele Kilometer tief in den Brunnen geschubst, daß auch ein
neuer Maaßen-Gipfel kaum noch helfen wird.
Wenn
Andrea Nahles ihrer Partei wirklich helfen will, sollte sie unbedingt ihre
SPD-Ämter abgeben, sich auf ihr kirchliches Engagement konzentrieren und zu
Hause in Weiler beten bis Gott persönlich vom Himmel runtersteigt, um ihr mehr
Grips einzupflanzen.