Sonntag, 23. März 2025

Alte Säckinnen und Säcke.

Um Klaus von Dohnanyi (* 23. Juni 1928 in Hamburg) mache ich mir gerade ein bißchen Sorgen. Schon den zweiten Freitag tauchte er nicht mehr in seinem wöchentlichen Abendblatt-Gespräch auf, in dem er stets exzellent informiert und streitbar zu globalen Problemen Stellung bezieht. Seine Ansichten sind oftmals sehr modern; er plädiert entschieden für Klimaschutz, Demokratie, Unabhängigkeit von den USA und wider die Überbevölkerung.

[….] Etwas überraschend springt von Dohnanyi auch den Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ zur Seite, wenn er dieses sagt: „Die ‚Letzte Generation‘ hat in der Sache recht: Klimaschutz und die Folgen des Klimawandels sind die größten Aufgaben, vor denen die Menschheit steht. Aber Beschmutzen, Ankleben, Rechtsbrüche sind darauf keine zulässige Antwort. Doch während Berlin vor extremer Wasserknappheit steht, dürfen wir uns auch nicht ins Militärische verlaufen! Deutschlands größte Bedrohung kommt nicht von Putin, sondern von den sozialen, humanitären und demokratischen Folgen des Klimawandels.“   [….]

(Lars Haider, 23.06.2023)

Tatsächlich bemerke ich ihn ab und zu, weil eine gute Freundin genau gegenüber von ihm wohnt man ihn mit Ulla Hahn auf dem Balkon werkeln sieht. Wir sind in Hamburg aber Hanseaten; wenn man so einem Super-Promi begegnet, nickt man ihm dezent und höflich zu, rennt aber nicht hin und will Autogramme, oder Selfies. Ich habe über die Jahrzehnte schon einige ehemalige Bürgermeister beim Einkaufen getroffen; einmal stand ich gar hinter Christoph Ahlhaus und FILA in der Schlange bei REWE. Aber selbst diese unangenehm rechten Quiddjes, benahmen sich vollkommen normal und unauffällig, warteten, wie alle anderen auch, wurden von niemanden angesprochen, obwohl es während seiner Amtszeit war.

Helmut Schmidt habe ich leider nur ein einziges mal gesehen; in der Pause eines Brahms-Konzertes in der (damaligen) neobarocken Hamburger Musikhalle. (Jetzt Laeiszhalle.) Er war ohne Loki da, ging schwer auf einen Stock gestützt, die Treppe hoch, um im Brahms-Foyer etwas zu trinken. Das dürfte etwa 25 Jahre her sein. Ich erinnere mich an seine vier Bodyguards, die um ihn herum gingen, weil ich dachte, wie traurig es doch ist, daß so ein ehrenwerter Mann seine Leben lang Schutz benötigt, obwohl ihm sichtlich alle wohlgesonnen waren. Auch Schmidt ging ganz allein und stellte sich in der Schlange an; ohne angesprochen zu werden, obwohl ihn garantiert jeder erkannte. Es ist dieser unausgesprochene hanseatische Grundkonsens. Jeder weiß, wie sehr er klassische Musik liebte und wie wenig er Trubel um seine Person mochte. Also gewährte das Publikum ihm es genau so.

Schmidt starb zwei Monate vor seinem 97. Geburtstag und war bis zum letzten Tag völlig klar, konzentriert und aufmerksam. So wie es jetzt auch von Dohnanyi mit seinen 96 Jahren ist. Schmidt starb 2015 nur wenige Wochen nach Egon Bahr, dem vielleicht größten Denker dieser SPD-Generation. Bahr war „nur“ 93 Jahre alt, arbeitete aber bis zum Schluß in seinem Büro im Willy Brandt-Haus.

Deutschlands Feuilleton-Szene diskutiert gegenwärtig das aktuelle proeuropäische Essay von Jürgen  Habermas – er wird im Juni 96 Jahre alt.

Mögen sich auch der Tagesrhythmus verändern, die Sinne schwächen und die physischen Kräfte nachlassen, einige Menschen haben das Glück extrem lange geistig voll leistungsfähig zu sein. So berichtet der SZ-USA-Korrespondent Boris Herrmann über einen Besuch bei der Aktivistin Dorothy Gibbs in Colorado:

[….] Gegen fünf Uhr nachmittags, wenn Dorothy Gibbs erwacht, erwacht auch der Widerstand gegen die Staatsgewalt. Zuerst öffnen sich ihre grünlichen Augen, dann greift sie nach der Brille, ruckelt das Gebiss zurecht und kämmt einmal mit der Hand durch ihr weißes Haar. Sie erhebt sich von der Wohnzimmercouch, steigt in ihre Pantoffeln und setzt – ganz wichtig – ihr Dienst-Käppi vom Rocky-Mountains-Nationalpark auf. „Wo waren wir stehen geblieben?“, fragt sie. Richtig, „bei diesem Fiesling im Weißen Haus“.

Gut eine Stunde zuvor hatte sich Dorothy Gibbs mitten im Gespräch kurz entschuldigt, sie sei etwas müde und könne sich nicht mehr konzentrieren, sie müsse sich mal eben aufs Sofa legen. Man solle sich wie zu Hause fühlen, sich einen Kaffee oder einen Tee zubereiten, ihr Sohn Peter müsste gleich vom Einkaufen zurückkommen, die Hündin Nancy beiße nicht. Ach so, und irgendwo auf dem Küchentisch sollte auch die Lokalzeitung liegen.

„In meinem Alter lebt man wieder im Rhythmus eines Neugeborenen“, hat Gibbs noch gesagt, „zwei Stunden wach, eine Stunde Nickerchen, zwei Stunden wach, eine Stunde Nickerchen.“ Einen Augenblick später war sie eingeschlafen.  [….] Sollten die Proteste gegen Donald Trump also überhaupt irgendwo in Amerika so etwas wie ein Momentum haben, dann schreitet da offenbar diese Frau vorneweg, die jetzt frisch ausgeschlafen mit ihrem Rollator zurück zum Küchentisch kommt. „Das ist mit Abstand der schlechteste Präsident, den ich je erlebt habe“, sagt sie.

Und sie hat einige Präsidenten erlebt. Rückwärts betrachtet waren es vor Trump: Biden, Trump, Obama, Bush, Clinton, Bush, Reagan, Carter, Ford, Nixon, Johnson, Kennedy, Eisenhower, Truman, Roosevelt, Hoover und Coolidge. Dorothy Gibbs legt Wert darauf, dass sie nicht nur 97 ist, sondern 97 und dreiviertel. Aber sie erweckt immer noch den Eindruck, als sei sie jederzeit bereit, die Revolution gegen Trump anzuführen. „Wir müssen dieses Regime stoppen“, sagt sie. [….]

(SZ, 16.03.2025)

Für viele Menschen ist es die ultimative Traumvorstellung: Bis hoch in die Neunziger geistig fit und physisch vital zu bleiben. Tatsächlich gibt es diese Fälle. Aber sie erhalten gerade deswegen so viel Aufmerksamkeit, weil sie so extrem selten sind. Bei den Allermeisten geht es viel früher, körperlich, geistig oder mit beidem gleichzeitig, steil bergab. Aufgrund des medizinischen Fortschritts gibt es zwar sehr viel mehr Hochbetagte, als vor 50 oder 100 Jahren, aber das große Missverständnis besteht in der Annahme, diese Frauen und Männer wären extrem gesund. Man hat es heute eben gerade nicht mit einer so enorm angestiegenen Zahl Uralter und Millionen Pflegebedürftiger zu tun, weil die alle so lange gesund bleiben, sondern weil sie mit ihren Krankheiten leben. Als meine Urgroßeltern so alt, wie ich waren, gab es viel weniger schwer gebrechliche Alte, weil die Menschen in der Regel starben, bevor Herzkreislauferkrankungen und Krebs zuschlugen. Man starb schon an kurzen Krankheiten vergleichsweise sanft, so daß die Angehörigen einen weniger deutlich als hinfällig Uralte in Erinnerung behielten. Heute aber wird man mit 80 Jahren und einer schweren Pneumonie in eine Klinik transportiert und so lange an Maschinen und Dutzende Schläuche angeschlossen, bis die Lungenbläschen wieder einigermaßen frei sind. Das „Weaning“ – das mühsame Wiedererlernen des selbstständigen Atmens, nachdem man womöglich über Wochen künstlich beatmet wurde, mag zwar eine fürchterliche Quälerei sein, wird aber angesichts des Gewinns, nämlich dem Überleben, nicht in Frage gestellt. Die häufigen Alterserkrankungen, wie COPD, Diabetes, Arthrose oder kardiologische Beschwerden, oft auch Leiden, die mit schweren Schmerzen verbunden sind, erträgt nicht jeder gleich gut. Viele werden darüber depressiv. Über 100-Jährige zeichnet oftmals ein besonders stoischer Umgang mit ihren körperlichen Leiden aus, die sie besser ertragen, als früher Verstorbene. Sie sind nicht gesünder, sondern halten mehr aus.

Väterlicherseits stamme ich aus einer Familie, in der alle Männer extrem früh starben. Mutmaßlich Herzinfarkte. So genau kann man das, viele Generationen zurück betrachtet, nicht sagen. Mein Opa fiel als junger Mann einfach tot um, als mein Vater sieben Jahre alt war. Da mittlerweile aber Betablocker und Cholesterinsenker entwickelt wurden, erreichten mein Vater und seine Brüder als erste Generation jeweils das biblische Alter von über 70. Ihnen allen war bewußt, wie besonders das war und Zwei traten enorm tapfer und ausdauernd den Kampf gegen die tatsächlich dann in schneller Folge auftretenden neuen Krankheiten an. Mein Vater hingegen nicht. Wenn er (gegen seinen Willen) ins Krankenhaus musste, sagte er jedem klipp und klar „I am not a hero“. Er mochte nicht gepikst werden, vernachlässigte alle ärztlichen Auflagen, vergaß seine Tabletten.  Er pflege zu sagen „69 ist mein Limit“ und war merklich angesäuert, als er 70 wurde. Seine Brüder, insbesondere sein Zwillingsbruder, verachteten ihn dafür. Als Musterpatienten taten sie alles dafür, gesund zu werden, malträtierten sich jede Stunde des Tages. Sie waren Heros, durchlitten ohne sich ein einziges mal zu beklagen mehrere Nierentransplantationen und Jahrzehnte Dialyse. Ausgerechnet mein Vater hatte als einziger zwei funktionierende Nieren und sagte seinen Brüdern unumwunden, er täte sich an ihrer Stelle garantiert nicht die ewige Fahrerei zur Nephrologie an. Er wollte gar nicht so genau zuhören, daß sein Bruder längst eine Leih-Dialysemaschine zu Hause hatte, die seine Frau nach einem einwöchigen Kurs wie im Schlaf bediente.

Vielleicht war es nur Zufall, vielleicht war es ein genetischer Einfluss. Aber obwohl die Brüder auf verschiedenen Kontinenten lebten und völlig anders mit ihren Gebrechen umgingen, starben sie alle fast genau im selben Alter Mitte 70.

Mein Vater war allerdings mit 75 auch älter als Habermas, Schmidt oder Dohnanyi mit 95. Die Menschen altern nicht gleichsam. Es spricht gar nichts dagegen, wenn 80-jährige beruflich noch voll aktiv sind. WENN sie zufällig zu der Minderheit gehören, die in dem Alter noch besonders agil ist. Joe Biden zum Beispiel ist aber das Gegenteil. Er wirkte schon bei seinem Amtsantritt als Präsident, wie ein Hundertjähriger und war damit a priori der falsche Mann für den Job. Ja, das ist ungerecht. Aber wer Gerechtigkeit erwartet, ist falsch in der Politik. Ja, er stieß wichtige Reformen an, brachte die US-Wirtschaft erstaunlich gut wieder in Schuss, aber mit seiner Tattergreisigkeit und dem Festklammern an der Macht, bereitete er den Boden für den gegenwärtigen Trump-Faschismus.

Wenn ich vom Tod meiner Eltern erzähle, höre ich oft „Och, das ist doch wirklich kein Alter heutzutage“. Dazu sage ich ein klares Jein: Natürlich wünscht man sich rein emotional seine Eltern für ewig gesund und fit zu behalten, leidet an dem Verlust. Natürlich leben andere länger und bleiben länger fit. Aber insbesondere mein Vater hatte keine Konstitution für eine längere Lebenszeit. Da musste Schluss sein. Zudem bin ich wirklich froh, daß beide während der Obama-Präsidentschaft abreisten und annehmen konnten, die USA befände sich auf einem guten progressivem Weg. Trump hätte ihnen ohnehin den Rest gegeben.

Wir müssen uns generell von dem Irrglauben an den Wert des möglichst langen Lebens an sich verabschieden. Wer unbedingt uralt werden will und jeden Tag länger, prinzipiell ans Gewinn verbucht, soll das tun und dabei alle Unterstützung bekommen. Man darf das aber nicht allen anderen aufoktroyieren. Ich behaupte, die Mehrheit der Menschen will gerade nicht um jeden Preis weiterleben. Entweder wollen sie ohnehin nicht uralt werden, oder sie möchten zwar ganz gern 100 werden, aber nur, wenn sie dabei recht gesund bleiben. Um einen Schlaganfall-Patienten, der gelähmt und sprachlos für den Rest seines Lebens ein schwerer Pflegefall bleien wird, Jahre und Jahrzehnte künstlich am Leben zu erhalten, gibt es drei Erklärungen.

1.) Der Betroffene will leben. Das gilt es zu 100% zu respektieren.

2.) Konservative-religiöse Vorstellungen werden übergestülpt. Das ist zu verachten.

3.) Pekuniäre Interessen der Pharmaindustrie stehen im Vordergrund. Das ist zu verachten.

Das Leben an sich und die Länge des Lebens fallen aber nicht unter die Kategorie „Gerechtigkeit“. Das Leben darf keinesfalls gegen den eigenen Willen genommen werden und es darf auch nicht gegen den eigenen Willen gestreckt werden.

Ich freue mich, wenn Klaus von Dohnanyi 107 Jahre alt wird und weiterhin seine globalen Betrachtungen veröffentlicht. Ich bedauere bis heute unendlich den Verlust von Gräfin Dönhoff, Helmut Schmidt und Egon Bahr. Die haben für mein Bedürfnis viel zu kurz gelebt. Aber meine subjektive Empfindung ist irrelevant.

Meistens besteht die letzte Lebensphase aus viel Leid und das Sterben an sich wird zur Quälerei. Oft geht es mit widerlicher Atemnot einher. Abscheulich. Ich freue mich für jeden, der es hinter sich hat, denn nichts ist normaler und natürlicher, als zu sterben. Unnatürlich ist es, schwerste Krankheiten zu überleben und das Sterben an sich über Jahre in die Länge zu ziehen.

Als Atheist hege ich keinerlei Sympathien für Päpste, deren verbrecherische Kinderfi**erorganisation maßgeblich dazu beiträgt, Sterbehilfe in Deutschland illegal zu machen und Menschen gegen ihren Willen zum Leben zu zwingen.

Aber anders als Gläubige bin ich nicht zu purem Hass auf Andersgläubige fähig und so tut mir Jorge Bergoglio, der heute in einem elenden, maladen Zustand von seinem Zombi-Verein, wie eine morbide Trophäe der Öffentlichkeit ausgesetzt wird, LEID! Der arme 88-Jährige Mann. Was für Sadisten sind das bloß, in deren Hand er sich befindet und die ihn jetzt so vorführen! Es erinnert natürlich sehr stark an die Bilder vor genau 20 Jahren, als der ebenfalls nicht mehr sprachfähige, multimorbide Karol Wojtyła († 2. April 2005 in der Vatikanstadt) den Massen vorgeführt wurde. Die politischen und religiösen Gründe dafür, sich an so einem präfinalen Wrack zu ergötzen, statt ihm seine Ruhe zu gönnen, sind mir völlig klar. Und ich sollte Wojtyła und Bergoglio nicht bedauern. Sie wollten es ja so.

Christen lieben es zu leiden. Wojtyła schrieb eine ganze Leidens-Enzyklika und die Heilige Mutter Teresa war so begeistert davon, Todkranke besonders leiden zu sehen, daß sie hartnäckig in ihren Einrichtungen Medikamente und Schmerzmittel verweigerte. Je mehr ein Mensch an Krebs- oder anderen Schmerzen leide, desto näher wäre er ihrer Ansicht nach, dem leidenden Jesus.

Aber ich kann mir nicht helfen; ich denke nicht so grausam und hätte den beiden Elenden ein früheres Sterben mit weniger Leid gewünscht.

(…) Im Gegensatz zu normalen Menschen denken Katholiken, daß wir alle grundsätzlich mit Erbsünde geboren werden und deshalb fortlaufend demütig und büßend auf den Knien rutschend den Gott um Gnade anbetteln müssen.
Das Leiden gilt vielen Katholiken daher schon an sich als Ausweis von besonderer Spiritualität.
Manche Fanatiker wie die Opus Dei-Mitglieder peitschen und matern sich tagtäglich, um Jesus näher zu sein.
Der vorherige Papst hat extra eine Enzyklika des Leidens verfasst.
Die Masochistenfraktion der Soutanenträger sieht explizit darin eine Wertschätzung Gottes, weil er alles verursacht.
Immerhin hat er schon seinen eigenen geliebten Sohn bestialisch foltern und töten lassen - natürlich nur AUS LIEBE zu den Menschen.
Wenn es dem heutigen Homo Sapiens ähnlich ergeht, soll man dankbar sein.

Insbesondere die körperlichen Qualen, die ein Mensch erLEIDen kann - Schmerzen - sind den Christenexperten hochwillkommen.
„Unter Schmerzen wurdest du geboren, unter Schmerzen musst du sterben“ - das erklärte schon Gott persönlich in Gen, 3:

16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen.
17 Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens.
18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen, und die Pflanzen des Feldes musst du essen.
19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück.


Johannes Paul II, der Große, stellte schon zu einer frühen Phase seines Pontifikats klar, daß Leid generell zu begrüßen sei.
Im

APOSTOLISCHEm SCHREIBEN SALVIFICI DOLORIS SEINER HEILIGKEITPAPST JOHANNES PAUL II. AN DIE BISCHÖFE, PRIESTER, ORDENSLEUTE UND GLÄUBIGEN DER KATHOLISCHEN KIRCHE ÜBER DEN CHRISTLICHEN SINN DES MENSCHLICHEN LEIDENS

heißt es:

Paulus: »Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage«.(2)
………Die Kirche, die aus dem Geheimnis der Erlösung im Kreuz Christi geboren wird, muß die Begegnung mit dem Menschen vor allem auf dem Weg seines Leidens suchen.
…..6. Die Heilige Schrift ist ein großes Buch über das Leiden………


Stimmt die Theorie, daß erst in Leid und Schmerz eine innige Beziehung zu Gott entsteht, leistet „der Herr“ immerhin ganze Arbeit. (…)

(Fipsi dreht durch, 16.07.2012)

Samstag, 22. März 2025

Diktatoren-Liebe

Erinnert sich noch jemand an Karin Kneißl? Sie war in der rechtsextremen Kurz-Regierung auf FPÖ-Vorschlag von Dezember 2017 bis Juni 2019 Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres. International berühmt wurde sie mit diesem Foto, das sie auf ihrer eigenen Hochzeit 2018, entzückt tief in die Knie gegangen zeigt – vor Wladimir Putin.

Putin, der vier Jahre zuvor die Krim annektiert hatte, erschien nicht nur persönlich, sondern schenkte ihr 50.000 Euro-Saphircreolen, einen Don-Kosaken-Chor, Blumen und einen Samowar. Kneißl war hin und weg; liebte sie doch sexy Wladimir Wladimirowitsch sogar noch mehr, als ihren eben Angetrauten.

Wie wir heute wissen, geschah dieser devote Kniefall vor dem Kreml-Kriegsverbrecher nicht etwa nur aus dem flüchtigen Moment der emotionalen Aufwallung heraus; nein sie ist wirklich sein ganz großer Fan. Nach ihrem Amts-Aus, jobbte sie zunächst bei Putins Propagandasender RT, wurde 2021 in den Rosneft-Aufsichtsrat berufen und verließ Österreich schließlich im Juni 2023 ganz, um in Putins Geburtsstadt St. Petersburg zu leben und einen Putin-Fan-Thinktank zu leiten.  Kneißl meint es also wirklich ernst und plappert nicht nur unüberlegt Kreml-Propaganda nach. Kneißl geht es nicht allein so.

Viele lieben den heißen Wladimir. Wagenknechts erster Ehemann Ralph T. Niemeyer reiste 2022 als Reichsbürger und selbsternannter Vertreter einer deutschen „Exil-Regierung“, bzw als „Exil-Kanzler“ nach Russland, um Putin zu umschwärmen. Heute stellt er sich mit voller Überzeugung gegen die BRD.

[…]  "Wie echte Nazis" seien die Polizisten aufgetreten, die sein Haus gestürmt hätten, schreibt Ralph T. Niemeyer auf Telegram. Der selbsternannte Chef einer deutschen "Exilregierung" und Ex-Ehemann von Sahra Wagenknecht nennt die "Reichsbürger"-Razzia vom Mittwoch "Staatsterror". Im russischen Propagandamedium Russia Today, das Niemeyer am Mittwochabend als den angeblichen Anführer einer deutschen Oppositionsgruppe live interviewte, stellte der ehemalige Bundestagskandidat wilde Behauptungen auf, warum er ins Visier der Fahnder geraten sei: weil er an der Bundesregierung vorbei versucht habe, Verträge für die Öffnung der Gaspipeline Nord Stream 2 auszuhandeln. [….]

(SZ, 23.03.23)

Die ihm demonstrativ weiter eng freundschaftlich verbundene Sahra Wagenknecht, oder auch Putin-Propagandist Michael Kretschmer, reden womöglich zukünftig nicht nur verliebt von Putin, übernehmen dessen Propaganda, sondern sind potentiell bereit noch viel weiter für ihr Idol zu gehen.

[….] Ost-CDU Politiker #Kretschmer spricht gerade in den #Tagesthemen von der "mutwilligen Erhöhung der Energiepreise durch die vorherige Regierung".

Mutwillig? Es ist tragisch, wenn man sich so in einer Parallelrealität verliert und die politische Debatte mit Falschinfos flutet. [….]

(Dr. Ole Wintermann, 21.03.2025)

 

[…] Ein ebenso großer Putin-Troll wie die Wagenknechte; er würde seinem geliebten Tyrannen am liebsten noch heute wieder Gas abkaufen. Genau das meint er mit "mutwillige Erhöhung": dass Alternativen zu russischem Gas gesucht und gefunden wurden. Auch die Koalitionsverhandlungen führen z.T. solche Leute.  [….]

(Sascha Kersken, 22.03.2025)

Leider reicht meine küchenpsychologisches Ausbildung nicht, um wissenschaftlich zu erklären, wieso rechte Politiker, rechtsextreme Diktatoren nicht nur bewundern, sondern regelrecht in einen Teenager-artigen Verliebtheitsrausch geraten, so daß sie sich gegenüber dem Rest der Welt völlig lächerlich machen.

Trump ist natürlich das beste Beispiel dafür. Immer wieder prahlte er auf seinen zahlreichen Rallys über den Massenmörder Kim Jong Un – „and then we fell in love“!

Geradezu verschossen aber reagiert er auf Putin, den er so sehr liebt, daß er ihm ohne zu zögern und ohne Gegenleistung alle Wünsche erfüllt. Trump braucht gar kein Spray-Tan mehr, weil der Ober-Russe ihn so sehr erregt.

[…..]  Wenn zwei der mächtigsten Männer der Welt telefonisch um Krieg und Frieden ringen, geht es heftig zur Sache – so auch bei dem mit großer Spannung erwarteten Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Nachdem bezüglich der Ukraine innerhalb weniger Minuten Einigkeit herrschte, weil Trump ohnehin jedem Wunsch Putins nachgab, führte schließlich die Frage, wer das Gespräch zuerst beendet, zu einer knallharten Auseinandersetzung.

"Ich leg nicht auf", säuselte Donald Trump, während er das Telefonkabel verspielt um seinen Finger wickelte. "Leg DU zuerst auf!"

Doch darauf ließ sich der russische Präsident nicht ein. "Aber nicht doch, Donnilein!", so Putin. "Leg DU zuerst auf!"

Dann kicherten beide, um anschließend zu schweigen und dem jeweils anderen beim Atmen zuzuhören.

"Aber jetzt musst DU wirklich auflegen, Wladi", so Trump nach einer ganzen Weile. "Wir können doch nicht ewig so weitermachen."

"Können wir nicht?", fragte Putin. "Ich kann jedenfalls nicht zuerst auflegen. Ich würde mir ewig Vorwürfe machen."

"Och, duuu! Hihihi", kicherte Trump wieder. "Ich kann ja auch nicht. Ich würde deine Stimme ja auch einfach zu sehr vermissen."

Derzeit laufen die Gespräche noch. Wie die Verhandlungen ausgegangen sind und wer am Ende zuerst aufgelegt hat, wird wohl erst im Laufe des Abends bekannt.  [….]

(dpo, 18.03.2025)

Realität und Satire lassen sich hier schwer unterscheiden. Ex-FOX-Starmoderator Tucker Carlson erging es ebenso, als er nach Russland reiste und gar nicht mehr aufhören konnte, aus kindlicher Verliebtheit Putins Hintern zu küssen.

Trumps Golfpartner Steve Witkoff, der im Auftrag des Weißen Hauses Frieden in der Ukraine aushandeln soll, war ebenfalls sofort, wie eine 11-Jährige auf einem Boyband-Konzert, schockverliebt in den Kreml-Herrscher.

[….] Für Trump sollte Witkoff dafür sorgen, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin eine Waffenruhe in der Ukraine unterstützt. [….] Offenbar liefen die Gespräche jedoch anders, als man es normalerweise erwarten würde. Denn nach seiner Rückkehr gab Witkoff nun ein Interview, in dem er regelrecht vernarrt in den Kremlherrscher zu sein scheint. Geführt wurde es von Tucker Carlson. Der frühere Fox-News-Moderator sorgte in der Vergangenheit bereits selbst für Aufsehen, als er bei einem Russlandbesuch begeistert durch einen Supermarkt lief und Putin in einem Interview  unkritische Stichwörter lieferte.

Auch der Regierungsgesandte scheint nun dem Charme seines Gesprächspartners erlegen zu sein. Witkoff schwärmt in dem Interview etwa davon, dass der Kremlherrscher ihm erzählte, wie er nach dem Anschlagsversuch im Wahlkampf für Trump gebetet habe. Getan habe er dies gemeinsam mit seinem Priester in der »örtlichen Kirche«, so Witkoff mit sichtlich bewegter Stimme: »Nicht weil Trump Präsident der Vereinigten Staaten werden könnte, sondern weil er mit ihm befreundet war und für seinen Freund betete.«

Bei frommen Wünschen im Stillen beließ es Putin dabei jedoch offenbar nicht. Wie Witkoff weiter berichtet, habe er im Kreml auch ein »wunderschönes« Geschenk erhalten. Dabei handele es sich um ein Porträtgemälde von Donald Trump. Dieses habe er dem US-Präsidenten bereits übergeben, so Witkoff weiter. »Er war davon sichtlich berührt.« [….] [….]

(SPON, 22.03.2025)

Freitag, 21. März 2025

Eine moralische Institution positioniert sich

Es ist zweifellos die abscheulichste und menschenverachtendste US-Regierung seit George Washington.

Der Trumpismus zerschlägt die demokratischen Strukturen, setzt die ganz grobe Axt an die US-Verfassung. Der US-amerikanische Rechtsstaat wird nicht nur korrumpiert, sondern vollständig zugunsten der Willkür des Diktators abgewickelt. Alliierte werden vergrault, die Umwelt massiv zerstört, das Bildungsministerium zerschlagen.

[…] Die Zerschlagung des Bildungsministeriums erlaubt es ihm, willfährige Statthalter einzusetzen und gefestigte Abläufe zu zerschlagen. Er will Millionenbeiträge an Bildungseinrichtungen nach seinem Gutdünken auszahlen oder auch blockieren, mehrere Eliteuniversitäten bekamen das bereits zu spüren. Den Kongress hat Trump auf Linie gebracht, auch die Justiz und die Medien schüchtert er ein. Nun sind die Schulen und die Universitäten an der Reihe. [….]

(Fabian Fellmann, 21.03.2025)

Forscher werden des Landes verwiesen, Nazi-Verbrecher begnadigt, die Presse auf Linie gebracht. Jeder, der nicht weiß, cis, christlich, hetero und stramm rechts ist, wird gefeuert.

[….] Sie sitzt da und kann es nicht fassen. Hinter ihr das Bildungsministerium, das noch vor wenigen Stunden ihr Arbeitsplatz war. Ein ockerfarbener Kasten, vier Stufen geht es hoch zum Haupteingang. Normalerweise würde Sarah Newman gleich wieder raufgehen in ihr Büro, Daten analysieren, Stipendien prüfen, seit dreizehn Jahren macht sie das. Aber für sie und Hunderte andere sind diese Türen jetzt versperrt.   Am Nachmittag zuvor wurde sie von der Leitung des U. S. Department of Education darüber informiert, dass sie das Haus bis sechs Uhr abends zu räumen hat. Später kam dann eine E-Mail: Ab Freitag in einer Woche sei sie beurlaubt. Administrative leave nennt sich das. In Wirklichkeit wurden 1300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des US Department of Education faktisch gefeuert, ohne offensichtlichen Grund. „You’re fired“, wie Donald Trump einst in seiner Reality-Show „The Apprentice“ sagte. Nur ist das hier keine Show.  [….] Die ganze Welt starrt auf Washington, D.C., seit der US-Präsident von hier aus die Welt umpflügt. Er will Grönland, Gaza, Kanada und den Panamakanal übernehmen oder kaufen, je nachdem. Er schmeißt den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij aus dem Oval Office und wanzt sich an den russischen Machthaber Wladimir Putin ran. Er lässt Häftlinge aus Venezuela ohne Anhörung nach El Salvador fliegen und dort in einen Riesenknast stecken, obwohl ein Bundesrichter genau solche Abschiebungen untersagt hat.  Wenn er sich gerade nicht selbst lobt, hetzt Trump gegen seine Gegner und unterschreibt ein Dekret nach dem anderen, meist vor ausgewählten Journalisten und vergoldeten Ornamenten. Initiativen seines Vorgängers Joe Biden für Sozialpolitik und Umweltschutz hat er gleich in den ersten Tagen gestrichen, die Wiedereinführung von Plastikstrohhalmen angeordnet. Und gleichzeitig räumt er ganze Behörden leer. Erst wurde USAID geschreddert, eine der größten Hilfsagenturen der Erde, mit Personal und Programmen weltweit. Am Hauptquartier an der Pennsylvania Avenue ist nicht mal mehr der Schriftzug über dem Portal geblieben, auf Wegweisern ist er mit Klebeband verdeckt. [….]

(Peter Burghardt, 19.03.2025)

Gerichte, Opposition und Medien knicken vor Angst ein. Es gibt keine Massendemonstrationen. Sie nehmen es nahezu klaglos hin, wie nach 250 Jahren US-Demokratie, Gewaltenteilung und Rechtsstaat zugunsten eines Mad Kings fallen.

Mögen sich die Demokraten noch mit der Hoffnung auf anderen Wahlergebnisse bei den Midterms 2026 oder den Präsidentschaftswahlen 2026, bei denen Trump nicht mehr antreten darf, trösten: Offensichtlich lässt sich der orange Diktator eben nicht von der Verfassung aufhalten. Er wird entweder zu einer dritten Amtszeit antreten, oder aber sich vorher schon auf eine Art selbst ermächtigen, daß es gar nicht mehr zu Wahlen kommt.

Die einzige Hoffnung, die ich mir noch mache, ist Trumps fanatische Debilität, die ihn jeder ökonomischen Vernunft beraubt. Keine Wirtschaft der Welt ist so dynamisch und kapitalstark, wie die US-Amerikanische. Man kann sie kaum in die Knie zwingen. Aber möglicherweise gelingt Trump genau dies eben doch; in nur sechs Wochen fügte er der US-Ökonomie so schwer Schäden zu, daß Trillionen Dollar verloren gingen und das Wort Trumpcession in aller Munde ist.

[….] Wo eben noch Ratio herrschte, regiert nun Ideologie. Wo Verlässlichkeit galt, ist jetzt Chaos. Wo die Wirtschaft zuvor noch robust wuchs, prophezeit die regionale Notenbank von Atlanta für das erste Quartal 2025 ein Minus von 2,4 Prozent. Der Präsident selbst schließt inzwischen nicht mehr aus, dass das Land in eine Rezession schlittern könnte, also in einen länger anhaltenden wirtschaftlichen Abschwung. »Trumpcession« statt »Trumponomics«. […]

(DER SPIEGEL, 14.03.2025)

Nur eine massive Wirtschaftskrise mit Massenverelendung vermag es noch, das Volk gegen den Diktator auf die Barrikaden zu bringen.

Das womöglich augenfälligste Merkmal des Trumpismus besteht in dem perfiden und sadistischen Menschenhass. Trumps Junta gefällt es Menschen zu quälen, Familien auseinander zu reißen, Unschuldige in Folterknäste zu schieben. Krebskranken wird ihre Therapie gestrichen, ja sogar an Krebs erkrankten Kindern wird mit maximalen Sadismus begegnet.

[….] 'Devastating': 6-year-old's cancer treatment could be immediately impacted by Trump's proposed funding cuts

CNN's MJ Lee speaks to the family of a 6-year-old boy with a rare and aggressive form of cancer. His current treatment is through doctors and researchers who rely on funding from the National Institutes of Health for much of their work - funding that the Trump administration has proposed slashing.  [….]

(CNN, 26.02.2025)

Der Trumpismus ist ein grotesk nächstenhassender Kult, der sich daran ergötzt, wenn die Schwächsten in Not geraten und sterben.

Frauen mit Komplikationen während ihrer Schwangerschaft werden in US-Krankenhäusern dank der Trump-Politik abgewiesen und zum elendigen Verbluten raus auf das Parkdeck gejagt.

Bei so drastisch menschenfeindlicher und familienzerstörender Politik, kann auch die katholische Kirche der USA nicht länger schweigen und positioniert sich jetzt mehr als eindeutig: Die Katholiban sind entzückt und stellen sich demonstrativ an Trumps Seite; er ist ein Mann nach ihrem Geschmack!

[….] In Donald Trumps Resort Mar-a-Lago in Florida haben sich 100 katholische Priester versammelt, um für den US-Präsidenten zu beten. Das Gebet fand im Rahmen der jährlichen Veranstaltung „Katholisches Gebet für Amerika“ statt, unter der Leitung von Bischof Joseph Strickland aus Texas. Das berichtet die katholische Nachrichtenseite LifeSiteNews.

Die Priester sprachen aber nicht nur irgendein Gebet: Laut Bericht beteten sie konkret dafür, dass Trump zum katholischen Glauben findet. Die Veranstaltung sei von der Vereinigung „Catholics for Catholics“ organisiert worden, anlässlich des katholischen Josefstag am 19. März. Bischof Joseph Strickland habe während der Veranstaltung außerdem eine Marienstatue gesegnet, die Trump und seine Familie als Präsent erhalten sollen. [….] Die Gala sei nicht von Trump organisiert oder veranlasst worden, berichtet die britische katholische Zeitschrift „The Catholic Herald“. Jedoch hätten schon im Wahlkampf viele Katholiken und katholische Vereinigungen hinter Trump gestanden. [….]

(Swanhild Brenneke, 21.03.2025)

Donnerstag, 20. März 2025

Zickzack-Markus

Ach ja, man muss ihn einfach lieben, den Markus Söder.

Der Nürnberger Protestant inszeniert sich natürlich als oberster Kirchenfreund Bayerns. Weil er selbst so fromm ist und so viel Wert auf den Glauben legt.

Und nur deswegen. 

Deswegen auch sein Kreuz-Erlass; jede bayerische Amtsstube soll ein Kruzifix zieren. Trennung von Staat und Kirche soll es in Bayern niemals geben. Schließlich hatte die CSU nicht ohne Grund die Zustimmung zum deutschen Grundgesetz verweigert.

Über Jahrzehnte bildeten CSU-Staat und Bayern-Katholiken eine perfekte Symbiose. Die Pfaffen erklärten ihren Schäfchen von der Kanzel, wo sie ihr Kreuz zu machen hatten – nämlich bei der CSU. Und die Partei sorgte für die großzügige Kirchenfinanzierung, sowie die Aufrechterhaltung ihrer antidemokratischen Privilegien. Zusammen ergötze man sich daran, die gemeinsam verachteten Frauen, Schwulen, Muslime, Atheisten klein zu halten. Schulter an Schulter focht man gegen das Verbot Kinder zu verprügeln, gegen die Selbstbestimmung über den eigenen Uterus, gegen Verhütungsmittel, gegen Sexualaufklärung.

(….) Daher findet man die christlichen Kirchen seit Konstatins Tagen fast immer an der Seite von Monarchen, Diktatoren, faschistischen Anführern. Je abscheulicher und absolutistischer der Herrscher, desto inniger die Unterstützung durch die Kirchen: Ob Ivan, der Schreckliche, Queen „bloody“ Mary I, Benito Mussolini, Augusto Pinochet, Mugabe, General Franco, Hitler, Orbán, Putin, Trump: Die christliche Kirche war immer die wichtigste Unterstützerin. Christentum und Tyrannei bilden eine perfekte Symbiose.

Staat zur Kirche über das Volk:

"Ich halte sie arm - Du hältst sie dumm!

Und morgen machen wir´s andersrum!"

Putin sichert den orthodoxen Popen die Privilegien und den Reichtum, dafür rufen sie zu seiner Wahl auf und rechtfertigen seine Verbrechen.

Nach dem Prinzip waren die christlichen Kirchen in Deutschland, nachdem sie damit fertig waren, für den Führer zu beten und die Menschen an die Front zu zitieren; nach 1945 wichtige Unterstützerin der CDUCDU. Die Pfaffen riefen zur Wahl der Unionskandidaten auf, wetterten in ihren Sonntagspredigten gegen Emanzipation, Schwule, Abtreibung, Mitbestimmung, Sozis. Dafür garantierten ihnen die Konservativen Kirchenprivilegien und Milliardenzahlungen aus dem Staatshaushalt.

Das funktioniert prinzipiell auch im Jahr 2025. Nur mit der Protektion der CDUCSU konnte es gelingen, als weltgrößte Kinderfi**erorganisation Myriaden Jungs und Mädchen zu vergewaltigen, ohne dabei eine einzige staatliche Untersuchung oder den Verlust der Gemeinnützigkeit zu riskieren.

Dummerweise schlagen aber Aufklärung und Bildung ganz schön ins Kontor.

Die Hälfte der Deutschen sind schon aus der Kirche ausgetreten, die nun unter Einflussverlust und Personalmangel leidet. Derart ausgezehrt, lassen die Kirchen vermehrt Frauen und zu allem Übel auch noch Grüne- oder Sozi-Frauen in ihre Gremien. Das stopft zwar Personallöcher, führt aber unausweichlich zu Konflikten mit der erzkonservativen Bischofsbruderschaft, die ihre politische Agenda am liebsten auf dem Stand der 1950er lassen würde:

Für das Recht Kinder zu schlagen.

Schwule ins Gefängnis.

Straffreie Vergewaltigung in der Ehe.

Verbot von Scheidung.

Verbot von Verhütungsmitteln.

Verbot von Schwangerschaftsabbruch.

Verbot von Masturbation.

Verbot von vorehelichem Sex.

Der Mann bestimmt über die Frau.

Linkshänder schlagen.

Uneheliche Kinder ihren Müttern wegnehmen.

Berufsverbot für Atheisten.

Das gefiel nicht nur der CDUCSU, sondern befand sich im schönen Einklang mit Bibel und dem Katechismus. (…)

(Wenn Konservative zickig werden,12.02.2025)

Hach, wenn es doch nur ewig so weitergehen könnte.

Aber so wie die Straußsche Zielvorgaben „55%+X“ für 34%-Söder unerreichbar geworden ist, rennen auch der Katholischen Kirche die Mitglieder weg. 2023 waren weniger als sechs Millionen der 13,2 Millionen Bayern katholisch.

Chauvinismus, Homophobie und Heuchelei kommen selbst im erzkonservativen Bayern nicht mehr über die Hälfte des Volkes.

Mit dem „Kreuzerlass“, dem Söderschen Verwaltungsakt der bayerischen Staatsregierung von 2018, wollte der neue Ministerpräsident noch mal die Reihen schließen und die Gläubigen an sich binden. Schließlich wechselt der tumbe Foodblogger so oft die politischen Positionen, daß einem schwindelig wird. Mal für Atomausstieg, dann dagegen, mal für das Verbrenner-Aus, dann strikt dagegen, mal für grüne Politik, dann wieder pures Grünen-Bashing. Die treuesten CSUler haben Mühe zu folgen. Zumal Söder sowohl der Ministerpräsident ist, der am häufigsten Bundesratssitzungen schwänzt, am meisten die CDUCSU-Ministerpräsidentenrund sausen lässt, als auch die meisten Fehlzeiten im Landtag von allen Ministerpräsidenten verantwortet. Für die eigentliche politische Landschaft hat er keine Zeit mehr, weil er 24/7 auf Social Media geradezu groteske Selbstbeweihräucherung betreibt. 

Dann doch wenigstens Klarheit bei der Religion. Markus versteht sich als der oberste Beschützer der Kirchen in Bayern.
Und dann das: 2024 wagten es die Soutanen-Teufel ihn, den heiligen Markus, wegen seiner radikalen Ausländerfeindlichkeit zu kritisieren.

(….) Was bilden die Pfaffen sich ein, nun die C-Parteien zu kritisieren? Man beißt doch nicht die Hand, die einen füttert, empört sich Markus Söder ausnahmsweise mal völlig ehrlich.

[….] CSU-Chef Markus Söder präsentiert sich gerne als gläubiger Christ. Mehrmals war er schon beim Papst, im Dienstwagen hat er eine Bibel, und auch bei politischen Entscheidungen gibt er sich kirchennah. [….] Die endet aber offenbar, wenn aus Kirchenkreisen allzu laute Kritik kommt an der Politik der Union. Auf dem CSU-Parteitag am Samstag in Nürnberg warnte Söder die Kirchen vor einem drohenden Ende seiner Zuneigung und legte diesen mehr Zurückhaltung in politischen Fragen nahe. Damit zeigt der bayerische Ministerpräsident, dass seine christliche Haltung doch Grenzen kennt. Sie hört offenbar auf, wenn es ungemütlich wird. [….] Im Austeilen ist Söder gut, das erlebt normalerweise die politische Konkurrenz. Nun trifft es die Kirchen. Deren unbequeme Kritik will er sich nicht anhören, und so verwies er in Nürnberg unverhohlen auf den Grundsatz: Wer zahlt, schafft an. „Bayern steht zu den Kirchen wie kaum ein anderes Bundesland. Wir sind wohl das kirchenfreundlichste Bundesland in Deutschland“, sagte Söder. Und übrigens bezahle der Freistaat die Gehälter der Kirchen, soll wohl heißen, dafür dürfe er bitteschön mit Wohlwollen rechnen. [….] Einen „Merkposten“ hatte Söder noch an die Adresse der Kirchen: „Nicht vergessen, wer am Ende noch an der Seite der Institution Kirche steht. Das sind nämlich wir. Nicht, dass man irgendwann ganz plötzlich allein steht. Denkt mal darüber nach.“ [….] Das klingt nicht nur nach einer unverhohlenen Drohung, sondern ist gleich doppelt unverschämt. Söder rät den Kirchen, sie sollten sich um „mehr christliche Themen“ kümmern, als Beispiel nennt er den Paragrafen 218, in dem die Strafbarkeit von Abtreibungen geregelt ist. Diese Kategorisierung ist interessant, denn welches Thema könnte urchristlicher sein als die Menschenwürde, die Nächstenliebe, der Schutz der Schwachen? [….]

(Katja Auer, 09.02.2025)

Das „C“ im Namen war immer ein Werbe-Schachzug und hatte nichts mit Glauben zu tun. Man sollte sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam die Linken vom Leib halten.

An diesem Arrangement zu rütteln, empfinden Söder und seine rechtsradikalen AfD-Freunde der dumpfen Döpfner-Gruppe als unverschämt. (…)

(Wenn Konservative zickig werden, 12.02.2025)

Aber nach dem Zick (Kreuzerlass), Zack (Migrationsschelte), kommt nun wieder das Zick: Es gibt nämlich Kritik wegen der Kinderfick*rvertuschung der Kirche. Da sind sie sich wieder ganz einig. Beim Schutz der Pädosex-TÄTER vor den OPFERN, halten CSU und RKK fest zusammen! Die nervigen von Priestern vergewaltigten Kinder sollen mal die Klappe halten!

[….] Dass im Eingangsbereich der bayerischen Staatskanzlei ein Kreuz hängt, ist nicht überraschend. Schließlich ist seit dem sogenannten Kreuzerlass von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das christliche Symbol in jeder bayerischen Amtsstube Pflicht. [….] Das Kreuz in der bayerischen Staatskanzlei ist ein Geschenk des ehemaligen Münchner Kardinals Friedrich Wetter. Diesem war im Januar 2022 im Münchner Missbrauchsgutachten Fehlverhalten im Umgang mit 21 Fällen vorgehalten worden. Kardinal Wetter räumte ein, sich vor 2010 nicht eingehend mit den fatalen Folgen von Missbrauchstaten für Kinder und Jugendliche auseinandergesetzt zu haben. Die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Landau gab Wetter kurz nach Veröffentlichung des Gutachtens zurück.  Nach öffentlicher Debatte wurde in Landau am Straßenschild des Kardinal-Wetter-Platzes ein Zusatzschild mit dem Hinweis angebracht, auf dem es heißt: "In seiner Amtszeit wurden schwere Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch begangen, für die er im Amt verantwortlich war."

Timo Ranzenberger ist Betroffener des kirchlichen Missbrauchsskandals. Er ist in den 1990er Jahren von einem katholischen Geistlichen sexuell missbraucht worden. Ranzenberger beklagt gegenüber dem hpd: "Für mich ist es eine Provokation und Missachtung der Betroffenen, dass sich ausgerechnet ein Kreuz, das ein Geschenk von Kardinal Friedrich Wetter ist, in der Bayerischen Staatskanzlei befindet. Wetter hat selbst Verantwortung für Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen übernommen. Es ist für mich unzumutbar, wie ein kirchlicher Pflichtverletzer derartig gewürdigt wird. Mittlerweile werden Straßen, Plätze und Gebäude umbenannt, die bislang die Namen von kirchlichen Pflichtverletzern trugen. Dies geschieht allein schon aus Respekt gegenüber den Opfern der Täter der katholischen Kirche. Warum sollte also ausgerechnet in einem staatlichen Gebäude weiterhin ein Geschenk von jemandem hängen, der nachweislich schwere Versäumnisse im Umgang mit Missbrauchsfällen zu verantworten hat?" Timo Ranzenberger sieht es "als ein Zeichen des Respekts gegenüber den Opfern an, dieses Kreuz zu entfernen".

Der hpd konfrontierte die bayerische Staatskanzlei mit diesem Wunsch eines Betroffenen: "Ist die Frage, das Kreuz in der Staatskanzlei wenn nicht zu entfernen, so doch jedenfalls auszutauschen, ein Thema in der Staatskanzlei mit Blick auf die Perspektive der vom Missbrauch Betroffenen?" Nachdem die Bitte um Stellungnahme von der Söder'schen Staatskanzlei zunächst nicht beantwortet worden war, hieß es auf weitere Nachfrage nur kurz und knapp: "Vielen Dank für Ihre Anfrage. Für Sie zur Planung: Wir werden uns hierzu nicht äußern."

[….] Eine Reaktion, die Timo Ranzenberger erzürnt. Er sagt: "Ich empfinde es als respektlos gegenüber den Betroffenen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche, dass die Staatskanzlei nicht einmal den Versuch unternimmt, sich der Kritik zu stellen. Ein Geschenk von Kardinal Wetter anzunehmen und es prominent zu präsentieren, während gleichzeitig sein Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen dokumentiert ist, ist schon problematisch genug. Aber sich dann jeder Diskussion darüber zu entziehen, unterstreicht nur, dass man sich mit der Verantwortung nicht auseinandersetzen will." Dieses Verhalten sei für Betroffene sexualisierter Gewalt durch die römisch-katholische Kirche freilich nichts Neues. Die Annahme eines solchen Geschenks von einem kirchlichen Pflichtverletzer und das anschließende Ignorieren einer sachlich fundierten Frage dazu entspreche genau dem Umgang, den viele Missbrauchsbetroffene von der katholischen Kirche selbst erfahren haben. Ranzenberger: "Schweigen und Ignorieren gehören zur DNA dieser Institution – und nun scheint sich die Bayerische Staatskanzlei in Bezug auf dieses Thema genau dasselbe Muster zu eigen zu machen. Das Ignorieren des Themas verdeutlicht, dass hier nicht die Perspektive der Betroffenen, sondern der Schutz des eigenen Images an erster Stelle steht. Das ist nicht nur enttäuschend, sondern aus meiner Sicht auch respektlos gegenüber allen, die unter dem jahrzehntelangen Vertuschen und Verharmlosen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche gelitten haben." [….]

(Peter Kurz, 20.03.2025)