Sonntag, 29. April 2012

Kamerageilheit.



Ein guter Politiker muß Eigenschaften haben, die ihn automatisch unsympathisch machen.
Das ist das Problem.
Ein bescheidener, rücksichtsvoller und hilfsbereiter Mensch hat eben nicht die „hoppla, jetzt komm ich“-Attitüde, um sich selbst immer in den Vordergrund zu schieben. 
Also wird er im Ortsverband hocken bleiben, nicht die Ellbogen ausfahren und sich auf der berüchtigten Partei-Ochsentour nicht nach oben kämpfen.
Und selbst die, die es bis ganz nach oben geschafft haben und beispielsweise einen Ministerjob ergattert haben, können den letzten Schritt an die Spitze nur durch massive Kamerageilheit erklimmen.
Geht man die Beliebtheitslisten der Top-Politiker durch, sind an der Spitze stets nur diejenigen, die eher unseriös arbeiten, durch die Talkshows tingeln, bei Wetten, daß auftreten, homestories für die BUNTE machen und die BILD mit privaten Sinnlosigkeiten füttern.
 Darauf stehen die Wähler und man kann nun mal nicht ohne das Wohlwollen der Wähler im Job bleiben.
Es gab schon sehr effektive Minister, die zweifellos Fachkompetenz hatten und fleißig arbeiteten, die aber stets ihr Privatleben aus den Medien raushielten und nicht jeden Schnickschnack in Unterhaltungsshows mitmachten. 
Sozialminister Scholz, Umweltminister Trittin oder der Hamburger Superminister Mirow waren solche Typen. Sie waren gute Minister - und deswegen fast automatisch auch nicht in den TopTen der Beliebtheitslisten zu finden.
 Sie hatten gar keine Zeit sich um ihre Beliebtheit zu kümmern, weil sie sattdessen ihren Job machten.
Gegenbeispiele sind die adeligen von und zu Guttenberg oder von der Leyen oder auch Christian Wulff, die sobald konkrete Politik gefragt ist, sofort in Deckung gehen, aber dafür zu gerne in Quizshows und bei Thomas Gottschalck Plattitüden absondern.
 Das mag das Volk. Die reinen Showminister, die nur Fassade sind und über keinerlei intellektuelle Tiefe verfügen.

Nicht anders ist es in der Kirche.
 Auch hier werden die Top-Jobs nicht an diejenigen vergeben, die sich uneitel und bescheiden in den Dienst der Sache oder gar für die „Nächstenliebe“ einsetzen. 
Ausnahmen, wie Bischof Franz Kamphaus bestätigen die Regel. 
Und die evangelische Kirche ist keinen Deut besser - auch hier schafften es mit Herrn Huber und Frau Käßmann die wohl selbstverliebtesten mediengeilsten und menschlich leichtgewichtigsten Typen an die EKD-Spitze.
Plappermäulchen Käßmann konnte es noch nicht mal unterdrücken die intimsten medizinischen Dinge, wie ihre einsetzende Menopause oder ihre Brustkrebserkrankungen sofort in der BILD auszuplaudern.

Ihre Mitteilungswut konterkariert notwendigerweise ihre geistige Schlichtheit.
 Ihr fortwährend erscheinenden Bücher (80 Stück bisher!) sind derart platt und inhaltsleer, daß professionelle Buchkritiker wie Denis Scheck vor echte Herausforderungen gestellt werden, wenn sie die neuesten Käßmannschen Plattitüden-Ansammlungen beschreiben müssen.

Aus groupiehafter Sehnsucht nach der medialen Wiederaufstehung einer wegen Trunkenheit am Steuer zurückgetretenen Landesbischöfin und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland ein grauenhaftes Mischmasch aus Sermon, Erbauungsliteratur und moralisierenden Textautomatenbausteinen über Monate an die Spitze der deutschen Bestsellerlisten zu jubeln – für solch merkwürdige Heiligenverehrung kennt man meines Wissens im Norddeutschen das schöne Wort "katholisch!"


Margot Kässmann "In der Mitte des Lebens"
Changierend zwischen Predigtentwürfen und autobiographischen Notizen, geschrieben in jenem anbiedernden theologischen Kauderwelsch, das zum Niedergang der protestantischen Predigt beigetragen hat, ist dieses in seiner Konzeption nicht nachvollziehbare, in seinen Gedankengängen sprunghafte Büchlein eher eine Art Promigucken als wirklich etwas zum Lesen.


Margot Kässmann: "Sehnsucht nach Leben "
In zwölf besinnungsaufsatzähnlichen Texten denkt die Ex-Vorsitzende der EKD über Leben und Liebe, Kraft, Heimat, Stille und ja, auch über Gott nach. Dabei schreibt sie Sätze wie: "Ein Nein ohne jedes Ja – das wurde auf lila Tüchern beim Kirchentag 1983 in Hannover gegen den Willen von Kirchentagsleitung und Evangelischer Kirche in Deutschland zum Symbol." "Ein Nein ohne jedes Ja", auf diesen wirren Nenner könnte man auch meine Meinung zu diesem Mischmasch von einem Buch bringen.

Lustig ist es natürlich, wenn das Hannoveraner Hohlgeschoss auf andere überzeugte Meinungsführer trifft, die keine Ahnung haben - davon aber sehr viel. 

Fetzen sich Käßmann und Matussek, kann man sich entspannt zurück lehnen und abwarten wie sich zwei intellektuelle Blasen gegenseitig die Luft rauslassen.

Ein anderes Beispiel war Käßmanns inzwischen legendärer Populismus-Kniefall beim Thema Afghanistan, als sie in Günter-Grass’scher „man wird doch wohl mal kritisieren dürfen…“-Attitüde großspurig verkündete, nichts sei gut in Afghanistan.

Als ob es irgendeinen Menschen auf der Erde gäbe, der das Gegenteil behauptet hätte!
 Aber Käßmann stellt sich ins Fernsehen, verkündet, daß zwei und zwei vier sei und läßt sich dafür als neue Margot Ries feiern. 
Das geht so lange gut, bis ein Grundschüler vorbei kommt und sich mit der IQ-Nebelgranate über das kleine Einmaleins unterhalten will. 
Da schrumpft die Frau von der Kanzel dann in Windeseile auf das Niveau einer geistigen Zwergin.
 Von Afghanistan hat sie natürlich keine Ahnung. Es stört sie aber auch gar nicht und so hörte man sie schon in Talkshows auf die Frage was sie denn am Hindukusch besser machen wolle, daß die „mit den Taliban“ beten wolle.
Guter Plan. Ich schlage vor Frau Käßmann über der Afghanisch-Pakistanischen Grenze mit einem Fallschirm abzuwerfen. Dort soll sie sich auf die Suche nach Mullah Omar machen, ein paar Gebete mit ihm sprechen und schon wird sie Afghanistan in ein blühendes Land ohne Ungerechtigkeit und Gewalt transformieren.

Die Dümmlichkeiten der beliebtesten deutschen Geistlichen haben sogar den nicht eben als Kriegsfanatiker bekannten ehemaligen Bremer Grünen-Chef und heutigen Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung Ralf Fücks die Füße über dem Kopf zusammen schlagen lassen. 
Er formulierte im Januar 2010 einen Offenen Brief „wider die Käßmannschen Afghanistan-Banalitäten“

„So rasch wie möglich“ sollen die deutschen Truppen abziehen (wer sollte da widersprechen?), aber „nicht völlig überhastet“, nein, vielmehr sollte über einen „ruhigen und geordneten Rückzug nachgedacht werden“. Irgendjemand soll freilich den „Waffen- und Drogenschmuggel“ unterbinden, alldieweil „religiös motivierte Vermittler“ zwischen den Fronten pendeln und eine friedliche Lösung stiften. So malt sich die Ratsvorsitzende der EKD den Weg zum Frieden aus.
[…] Dass „Afghanistan nicht allein mit Waffen zu befrieden ist“, ist eine Binsenweisheit. Aber wie soll der Rückfall in eine menschenverachtende Gewaltherrschaft verhindert werden, ohne jenen auch mit Waffengewalt entgegenzutreten, die ihre Ziele mit Bomben und Gewehren verfolgen?
[….]  Sie haben „große Mühe zu akzeptieren, dass deutsche Soldaten außerhalb des Landes, der Nato eingesetzt werden“, und stören sich daran, „dass Deutschland nach den USA und Großbritannien die drittstärkste Militärmacht im Rahmen der Eingreiftruppe Isaf ist“. Sehen wir davon ab, dass es sich bei der „International Security Assistance Force“ nicht um eine „Eingreiftruppe“ handelt, sondern um den Auftrag, ein sicheres Umfeld für den zivilen Aufbau zu schaffen: Sollen andere Nationen das Leben ihrer Soldaten riskieren, während die Deutschen aus ihrer Geschichte das Privileg ableiten, sich von Auslandseinsätzen im Rahmen der Vereinten Nationen fernzuhalten? Wie halten Sie es mit der „Responsibility to Protect“, der Verpflichtung zu internationalem Handeln, wenn Menschenrechtsverletzungen und Völkermord drohen?

Käßmann kann aber nicht ohne Amt und ohne Kamera und so drängelt sie sich immer noch vor jedes Rotlicht, um ihre Kindergarten-Niveau-Binsen von sich zu geben.

Ihr neustes Amt ist das der „Lutherbotschafterin“, genau gesagt: "Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017". 
Ein schöner Titel. Ein Titel, der aber kaum interessiert und so stand die heilige Margot bei ihrer Amtseinführung in der Berliner Gedächtniskirche vor vielen leeren Reihen.

Bei deren Anblick sah die zurückgetretene Landesbischöfin und ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, die sonst jeden Saal füllt und mit vielen ihrer gut 80 Bücher auf die Beststellerlisten kommt, einmal die christliche Normalität.
[…]  Zudem haben die leeren Stühle auch insofern etwas Gutes, als sie das Ende des Rummels um die Pastorin signalisieren könnten, die spätestens nach ihrem Rücktritt wegen der Trunkenheitsfahrt 2010 zum evangelischen Popstar wurde.
[…]  Käßmann zeigte, dass der jüdisch-christliche Gott ein redender, durchs Wort wirkender Gott ist: "Gott spricht, tut sich kund", sagte Käßmann und hob ihn damit klar ab von anderen Vorstellungen, nach denen Gott ein "unergründlicher Weltenherrscher" oder eine "diffuse Seinskraft" sei.
 Danach entfaltete sie, wie sehr die Reformatoren im Bezug aufs Wort das "Denken, Reflektieren, Nachdenken, Verstehen und Fragen-Dürfen" betont hätten. […Sie mokierte] sich über jene, "die der Intellektualität des Protestantismus nachtrauern". Sie feierte das Körper-Erleben beim Joggen und lobte die "Spiritualität" des Musizierens, als sei dieses nur eine Sache des Gefühls und nicht des Verstandes.   Ja, Käßmann verfiel sogar darauf, die derzeit in Berlin ausgestellten Bilder des Malers Gerhard Richter dem "Sinnlichen" in Abgrenzung vom "Kopflastigen" zuzuordnen. Als seien Worte nicht sinnlich und als seien Richters Bilder nicht auch intellektuell.

Wieder so ein Fall à la Käßmann versus Matussek, bei dem zwei Religioten aufeinander eindreschen.
 Matthias Kamann, Springers Mann für „Grüne, Bioethik und Evangelische Kirchepromovierte über das griffige ThemaEpigonalität als ästhetisches Vermögen2 und fällt stets mit besonders absurden Ansichten zur Religion auf.

Interessanter wäre es meiner Ansicht nach aber zu hinterfragen, ob sich Käßmann eigentlich gar nicht daran stört als Botschafterin für das sexistische Schwein, für den antisemitischen Großhetzer und Liebling Adolf Hitlers als Botschafterin zu wirken.

"Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams!"
(Martin Luther, Tischreden)

Daß sich Deutschlands beliebteste Bischöfin so für Luther (1483-1546), einen der übelsten Antisemiten der Weltgeschichte, dessen eleminatorischer Juden-Ausrottungswahn Hitler inspirierte, begeistert, sollte eigentlich verwundern, verwundert aber nicht.

So wenig wie sich Fleisch und Blut, Mark und Bein ändern können, so wenig können die Jüden sich ändern. Sie müssen bleiben und verderben.
(Martin Luther)

Im offiziellen Lebenslauf des Reformators, herausgegeben von der EKD, findet sich nicht ein einziger Hinweis auf sein Verhältnis zu den Juden, die er in zahlreichen Schriften zu vernichten trachtete.

Der Stammvater aller Protestanten, den die Käßmanns und Göring-Eckhardts dauernd loben und preisen, war einer der fanatischsten Antisemiten der Weltgeschichte.

Luthers 7-Punkte-Plan zur Judenverfolgung: Originaltext
1.
"Erstlich, das man jre Synagoga oder Schule mit feur anstecke und, was nicht verbrennen will, mit erden überheufe und beschütte, das kein Mensch ein stein oder schlacke davon sehe ewiglich Und solches sol man thun, unserm Herrn und der Christenheit zu ehren damit Gott sehe, das wir Christen seien"
2.
“Zum anderen, das man auch jre Heuser des gleichen zerbreche und zerstöre, Denn sie treiben eben dasselbige drinnen, das sie in jren Schülen treiben Dafur mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall thun, wie die Zigeuner, auff das sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Lande“
3.
“Zum dritten, das man jnen nehme all jre Betbüchlein und Thalmudisten, darin solche Abgötterey, lügen, fluch und lesterung geleret wird“
4.
“Zum vierten, das man jren Rabinen bey leib und leben verbiete, hinfurt zu leren“
5.
“Zum fünften, das man die Jüden das Geleid und Straße gantz und gar auffhebe“
6.
“Zum sechsten, das man jnen den Wucher verbiete und neme jnen alle barschafft und kleinot an Silber und Gold, und lege es beiseit zu verwaren“
7.
“Zum siebenden, das man den jungen, starcken Jüden und Jüdin in die Hand gebe flegel, axt, karst, spaten, rocken, spindel und lasse sie jr brot verdienen im schweis der nasen“
(Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen)

Es ist und bleibt eine Schande ersten Ranges, daß sich die protestantischen Kirchen nicht entschieden von diesem Apologten des Hasses distanzieren und immer noch stolz an jeder dritten Kirche „Lutherkirche“ prangen haben.

Darum wisse Du lieber Christ und zweifle nicht daran, daß Du nähest dem Teufel keinen giftigeren, bittereren, heftigeren Feind hast, denn einen rechten Juden.
(Martin Luther)
"Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volk wird ... die Macht der Juden auf wirtschaftlichem Gebiet im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottgesegnete Kampf des Führers zu völligen Befreiung unseres Volkes gekrönt. In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jahrhundert einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden."
(Der evangelisch-lutherische Landesbischof Martin Sasse aus Eisenach im Vorwort zu seiner Schrift "Martin Luther und die Juden - Weg mit ihnen!", Freiburg 1938)

Als „Stürmer“-Herausgeber Julius Streicher sich kurz vor seiner Hinrichtung in Nürnberg 1946 rechtfertigte, bezog er sich ganz selbstverständlich auf Luther.
STREICHER: Antisemitische Presseerzeugnisse gab es in Deutschland durch Jahrhunderte. Es wurde bei mir zum Beispiel ein Buch beschlagnahmt von Dr. Martin Luther. Dr. Martin Luther säße heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn dieses Buch von der Anklagevertretung in Betracht gezogen würde. In dem Buch »Die Juden und ihre Lügen« schreibt Dr. Martin Luther, die Juden seien ein Schlangengezücht, man solle ihre Synagogen niederbrennen, man soll sie vernichten...
(29.04.1946)

"So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn."
(Der Katholik Adolf Hitler)

Es ist strenge Gewissenspflicht eines jeden Christen, das entartete Judentum zu bekämpfen.
(Bischof Gföllner von Linz)

Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher.
(Der Katholik Adolf Hitler)

Die heutige EKD kann an dem judenhassenden Mönch, der so gern vom fressen, furzen und ficken dozierte, nur Gutes finden.
"Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, daß die Männer durch sie geboren werden."
(Martin Luther, dt. Theologe)

"Will die Frau nicht, so komm' die Magd!"
(Martin Luther, Frauenfreund)

"Darum hat das Maidlein ihr Punzlein, daß es dem Manne ein Heilmittel bringe."
(Martin Luther)

"...wer mag alle leichtfertigen und abergläubischen Dinge erzählen, welche die Weiber treiben...es ist ihnen von der Mutter Eva angeboren, daß sie sich äffen und trügen lassen."
(Martin Luther)

Ehe ist Arznei für Hurerei.
(Martin Luther)

"Ob sie sich aber auch müde und zuletzt todt tragen, das schadet nichts, laß' sie nur todt tragen, sie sind darumb da."
(Martin Luther, Schwangerschaftsberater)

Luther hatte aber nicht nur Fans unter Evangelischen:

"Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung, sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen."
(Der Katholik Adolf Hitler)

Frau Käßmann scheint das alles nicht zu stören.

Die Offenen Briefe schreiben wieder einmal andere. 
Zum Beispiel Reinhold Schlotz.

Liebe Frau Käßmann,
heute treten Sie ihr Amt als „Lutherbotschafterin“ für das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 an, […]  Sie setzen sich aber auch ein für einen Mann, der die „Freyheith eines Christenmenschen“ eben nur als Freiheit eines Christenmenschen verstand und in den Anhängern des jüdischen Glaubens ein von Gott „verdammtes Volk“ erblickte. Es war Martin Luther, der in seinem Buch „Von den Jüden und iren Lügen“ (1543) seinen treuen Rat gab, wie mit den Juden umzugehen sei: er ruft u.a. auf zum Niederbrennen ihrer Synagogen, sie unter ein Dach oder Stall zu tun, ihnen ihre Religion zu verbieten, ihren Besitz abzunehmen und die jungen Juden und Jüdinnen zur Arbeit zu zwingen. Der heidelberger Philosoph Karl Jaspers schreibt 1962 hierzu (1): „Luthers … Ratschläge gegen die Juden (die Hitler genau ausgeführt hat)“ und weist darauf hin, dass Luthers „treuer Rat“ in der Zeit des Nationalsozialismus in seinem Sinne Punkt für Punkt umgesetzt wurde.
[…]  Es ist sicherlich schwer für Sie, ihren eigenen Kirchenvater als Judenhasser und geistigen Brandstifter zu erkennen und als solchen öffentlich zu benennen. Dennoch soll dies ein Appell an Sie sein, den ganzen, und nicht nur den zensierten Luther in der Öffentlichkeit darzustellen und ihre Einschätzung, Feierlichkeiten zu Ehren Martin Luthers seien eine „Erinnerung für die Zukunft“, zu überdenken. Sie sagen: „Martin Luther ist Vorbild für uns heute, aus dem Glauben heraus, Standpunkte zu finden“. Wenn Sie aus Luthers Lebenswerk eine Gesamtbilanz ziehen, dann gehört neben der Reformation und der Bibelübersetzung eben auch sein Verrat an den Bauern, seine Befürwortung der Hexenverfolgungen, seine menschenverachtende Einstellung zu Behinderten und, nicht zuletzt, sein abgrundtiefer und folgenschwerer Hass gegen die Juden mit hinein. Auch der Dreißigjährige Krieg als Folge der Reformation darf hier nicht vergessen werden. Martin Luther als ein Vorbild für uns heute darzustellen, wäre in der Tat ein fatales Signal für die Zukunft. In Luthers eigener Sprache kann das Gesamturteil über ihn nur lauten: Summa, wir haben einen rechten Teufel an ihm!
(Reinhold Schlotz 27.04.12)