Donnerstag, 18. April 2019

Die fromme Vorsitzende.


Es gibt so gut wie nichts, das ich politisch an Andrea Nahles schätze.
Aber auch darüber hinaus ist die SPD-Chefin nach meinem Geschmack in nahezu jeder Hinsicht die negativste Version einer Spitzenpolitikerin:
Katholikin, Rheinische Närrin, Pfälzer Landei, hundsmiserable Taktikerin, laut, proletige Aussprache, mangelnde Bildung, grauenvoller Klamottengeschmack, ungeniert, extrovertiert, sagenhaft naiv, sich unverständlicherweise extrem überschätzend und insbesondere ohne jedes Gespür für Stimmungen und Notwendigkeiten.






Sicher, vieles davon ist irrelevant für die Qualität eines Politikers und entspringt nur meinem persönlichen, ebenfalls irrelevanten Geschmack.
Zum Teil führt ihre religiotische Persönlichkeit aber eben auch nicht nur zu persönlicher Ablehnung durch norddeutsche einfach Parteimitglieder, sondern führt wie im Beispiel Sterbehilfe zu extremer Grausamkeit gegenüber Menschen in größter Not.

Das einzig Positive, das ich über Nahles denke, ist daß ihre schlechte Politperformance lediglich ihrer Minderbemittlung zu verdanken ist. Sie ist einfach nicht intelligent genug, um zu durchschauen was sie anrichtet.
Das ist immerhin sympathischer als schlechte CDU/CSU/FDP-Politik, die eher einem schlechten Charakter, Korruption oder schlichter Bösartigkeit entspringt.

Lindner will Reiche reicher machen, Nahles verursacht das vermutlich eher unabsichtlich. Ich glaube ihr, daß sie sich ernsthaft mehr Gerechtigkeit und Solidarität wünscht. Die soziale Schere in Deutschland ging während ihrer vierjährigen Amtszeit als Sozialministerin nicht deswegen weiter auf, weil sie es wollte, sondern weil sie sich übertölpeln ließ und schlicht nicht in der Lage ist taktisch und strategisch so Politik zu machen, daß sie sich durchsetzt und das erreicht, was sie will.

Diese immer wieder zur Schau gestellte Dämlichkeit und ostentative grinsende Selbstgefälligkeit, verleitet mich leider immer mal wieder dazu beleidigend über Nahles zu denken oder mich öffentlich über ihre primitive Sprache und die grottigen Outfits zu echauffieren.


Schande über mich; dazu sollte ich mich natürlich nicht hinreißen lassen.
Das ist unfair gegenüber einer Frau mit einem Knochenjob, die sich bemüht.

Aber andererseits ist Nahles eine extrem mächtige Frau, die ihren Job nicht nur freiwillig macht, sondern sich seit Jahrzehnten massiv nach vorn drängelt.
Sie muss mit Spott rechnen und bietet diese enorme Angriffsfläche.

Urban Priol wechselte in seinem üblichen Jahresrückblick zwischen Fassungslosigkeit und echter Besorgnis, als es um Nahles Plan ging die SPD zu erneuern und er fortfuhr zu schildern, sie habe dazu extra einen Parlamentskreis gegründet.
„Parlamentskreis Pferd, zusammen mit Ursula von der Leyen, um die Interessen reicher Gestütsbesitzer zu vertreten“
Nein, das ist kein Witz.


Natürlich lacht man sie aus. Weil man anderenfalls weinen müsste.

Kein Mensch hat etwas dagegen, daß Nahles Pferde mag, aber es ist wieder einmal ihre sagenhafte Instinktlosigkeit, die sie gar nicht erkennen lässt, wie verheerend das auf die sogenannten „kleinen Leute“ wirkt, wenn sich die SPD-Chef während der größten Krise der Partei ausgerechnet auf ein Thema setzt, das mit reichen Adeligen assoziiert wird. Guido Westerwelles Ehemann, Herr Mronz, verdiente sein Geld mit Pferdesport, brachte seinen Minister-Ehemann dazu weiterhin Brandzeichen auf Pferden nicht als Tierquälerei ahnden zu lassen. Das ist glasklare Klientelpolitik.
Priol hat Recht: Eine SPD-Chefin mit halbwegs intakten Instinkten, hätte den „Parlamentskreis Pferd“ genutzt, um zumindest ein bißchen gegen die Pferde-affine Multimillionärs-Fraktion aus dem Adel zu sticheln.

Andrea Nahles hingegen ist nach 30 Jahren in der Politik noch immer völlig überrascht von solchen Anwürfen.

[…..]  Vor ein paar Monaten gründete Nahles mit Abgeordneten von CDU und FDP im Bundestag den „Parlamentskreis Pferd“. Etliche Genossen zerrissen sich das Maul. Wie kann eine Vorsitzende, die gern reitet, mitten in der SPD-Krise eine Pferderunde aufmachen? Hätte ein SPD-Mann einen Fußball-Fanclub gegründet, hätte es Freibier und Applaus gegeben. Nahles, deren Friesen-Wallach in Weiler in einem Reiterverein versorgt wird, hat lange auf der Sache herumgekaut. „Ich war persönlich wirklich verstört. Richtig verstört.“ […..]

In dem Artikel berichtet das Abendblatt darüber hinaus Bekanntes, das ich seit Jahren auch in diesem Blog schreibe. Sie lebt, denkt und fühlt immer noch in ihrem winzigen Dorf in der Vulkaneifel, hat sich habituell nie darüber hinaus entwickelt. Sie merkte nicht wie die Maaßen-Affäre und die §219a-Absprache die Parteibasis schockierte.
Daß Nahles in einer hermetisch abgeschlossenen Politblase lebt, in der sie nur von ihr zustimmenden Fans umgeben ist und daher immer wieder vollkommen überrascht ist, wenn sie beispielsweise auf Parteitagen auf die Realität in Form von Wahlergebnissen trifft.
Offenbar ist sie aber auch völlig unfähig daraus Konsequenzen zu ziehen und rühmt sich wie der sprichwörtliche Gegen-die-Wand-Renner auch noch damit, es immer wieder zu versuchen. „Ich habe Steherqualitäten.“ Ein politischer Alptraum für die SPD, der nun sogar so weit geht, daß sich konservative Medien darin ergehen Andrea Nahles zu bedauern, weil sie so viel Häme aushalten müsse.

[…..][…..] Beim politischen Aschermittwoch im thüringischen Suhl stand sie mit dem SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee auf der Bühne. Sehr oft haben Nahles’ Berater ihr den Spruch ans Herz gelegt: „Don’t sing, don’t dance.“ Nicht singen, nicht tanzen. Der Frohnatur ist das schnuppe. Sie redet manchmal eben so, wie sie es aus der Eifel kennt . „Bätschi“, „Fresse“ , „Kacke“, „Wurst“. Bei der Karaoke in Suhl trällerte sie „Humba humba humba tätäräää“, „Wollibolli“ und „Mindestlohniii“.
Im „Spiegel“ folgte ein Verriss. Nahles sprenge die Grenzen der Peinlichkeit. Im Dienstwagen darauf angesprochen, verengen sich ihre Augen zu Schlitzen. Knurrendes Schweigen. […..]

Jeder halbwegs vernünftige Parteivorsitzende würde verstehen, daß er verloren hat, wenn er bundesweit bedauert wird.
Als Vorsitzender darf man keine trübe Gestalt sein, die Mitleid auslöst.
Mit solchen Konnotationen ist man nur noch Urnengift und muss sofort zum Wohle der Partei verschwinden.
Unnötig zu erwähnen, daß Nahles auch dafür jegliches Gespür fehlt.
Und so ist es nach wie vor ihre eigene Partei, die darüber nachdenkt wie man sie bloß schnell wieder loswird.

 […..] Die SPD ist in den Umfragen weiter abgesackt, und der Niedergang nimmt existentielle Züge an. Nur noch 16 bis 17 Prozent der Deutschen würden heute SPD wählen. Unter Nahles haben die Genossen also noch einmal 20 Prozent der verbliebenen Stammwähler verloren. Die SPD kommt in den Kraftzentren der Republik (Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen) nur noch auf einstellige Werte. […..]  Ein Wahlergebnis von deutlich weniger als 20 Prozent dürfte den Stolz der Genossen tief erschüttern und einem gefühlten Abstieg in die zweite Liga der Politik gleich kommen. Erschwerend kommt hinzu, dass Nahles katastrophale persönliche Umfragewerte hat. Gegenüber Annegret Kramp-Karrenbauer liegt sie seit Monaten hoffnungslos zurück. Nach einer neuen Umfrage trauen ihr nur noch 9 Prozent der Deutschen das Kanzleramt überhaupt zu. Der Grünen-Politiker Robert Habeck kommt immerhin auf respektable 20 Prozent. […..] In der SPD mehren sich nun die Stimmen, die eine personelle Neuaufstellung mit Blick auf die Bundestagswahlen 2021 haben wollen. Berliner Genossen-Zirkel beraten emsig, wie man Nahles zum freiwilligen Rückzug bewegen könnte. Sie möge Fraktionsvorsitzende bleiben, aber den Parteivorsitz abgeben, raunt es. […..]