Ganze zwei Republikanische Abgeordnete haben heute an der Schweigeminute zum Jahrestag des tödlichen Sturms auf das US-Parlament teilgenommen. Unfassbare 40% der US-Amerikaner sind durch die verschwörungstheoretischen faschistoiden Propagandamedien der Trump-Welt so gehirngewaschen, daß sie nicht an den Wahlsieg Joe Bidens im November 2020 glauben.
Das Land ist nicht einfach gespalten, wie es schon zu Zeiten George W. Bushs hieß, sondern die letzten Reste des Konsenses wurden inzwischen vollständig ausgemerzt. Es gibt nur noch blanken Hass von Amerikanern gegen Amerikaner. Man verachtet sich nicht nur, sondern will sich gegenseitig vernichten.
Die Skrupellosigkeit der Rechten hat jede denkbare Dimension gesprengt. Sie lügen, hetzen, verbreiten Hass. Aber sie arbeiten auch sehr systematisch daran die demokratische US-Verfassung zu zerstören und beteiligen sich aktiv an der Tötung möglichst vieler Landsleute, indem sie gegen Maskenpflicht, Abstandsregeln und Corona-Vakzine agitieren. 855.000 Todesopfer forderte Sars-CoV-II bis heute in den USA! Das halbe Land, 75 Millionen Wähler, arbeitet daran, die USA zu zerstören. Verglichen mit der GOP war Al Kaida eine Wohltäterin der USA!
[….] Am 6. Januar 2021 stürmte ein wild gewordener Mob von Donald-Trump-Anhängern das Kapitol in Washington, es war ein historischer Tiefpunkt in der amerikanischen Geschichte. [….] Einiges spricht dafür, dass der 6. Januar kein Ausrutscher war, kein Unfall der Geschichte. Auf Amerikas Demokratie warten in den kommenden Monaten weit größere Gefahren, es kann mehr Gewalt geben, mehr Chaos. Es kann noch schlimmer kommen als am 6. Januar vergangenen Jahres. Dass Amerika politisch gespalten ist, ist dabei gar nicht mehr das alleinige Problem. Gespalten war das Land auf unterschiedliche Weise schon häufig im Laufe seiner Geschichte. Viel schwerer wiegt heute, dass sich die unterschiedlichen Lager in einer Spirale des Wahnsinns wiederfinden: Es geht oft nicht mehr allein um das Erreichen eigener politischer Ziele, sondern darum, den Gegner niederzumachen. Da ist viel Misstrauen, das Bedürfnis nach Rache, sogar purer Hass. [….] Donald Trump und große Teile der von ihm beherrschten Republikanischen Partei sind dabei, sich aus dieser Demokratie mental zu verabschieden. [….] Die »Grand Old Party« hat sich unter Trump auf atemberaubende Weise ins Extreme entwickelt. Trump und seinen radikalsten Anhängern wäre zuzutrauen, dass sie die USA in ein autokratisches Regime verwandeln. Innerhalb der Partei ist Meinungsvielfalt schon jetzt nicht mehr vorgesehen. Stimmen der Vernunft, moderate Parteigrößen werden ausgeschlossen oder isoliert. [….]
(Roland Nelles, Spon, 06.01.2022)
Die
Corona-Vakzinierung ist in den USA eine Frage der Parteizugehörigkeit.
Weit über 90% der demokratischen Wähler sind geimpft; bei den Trump-Fans sind
es nur die Hälfte.
Bei der gegenwärtigen Omikronwelle, die im Lande Bidens über eine Million neue Infizierte pro Tag bedeutet, sterben also überproportional GOP-Fans. Da diese Hassfanatiker aber allesamt Christen sind, vermehren sie sich auch überproportional (keine Schwulen, keine Verhütungsmittel, keine Aufklärung, keine Bildung, Frau am Herd), so daß noch lange Karens und Kevin vorhanden sein werden.
Es muss also ein Modus Vivendi gefunden werden.
Glücklicherweise bewegen sich Trumpisten und Biden-Wähler ohnehin weitgehend in getrennten Sphären, so daß sie im Alltag kaum Berührungspunkte haben. Die einen sind am Schießstand, bei Nascar-Rennen, hören Countrymusik, gehen in die Kirche und fressen Fastfood. Die anderen findet man an Colleges und Universitäten, sie kaufen „organic food“, werden zunehmend atheistisch und rauchen Cannabis.
Im Sommer 2016 fand ein großes Treffen all meiner noch so entfernten Verwandten in New York statt. Ich habe mich natürlich wie üblich jeder Einladung widersetzt, telefonierte aber anschließend mit dem New Yorker Cousin, der das größte Haus hat und in dessen Garten das Familien BBQ stattfand. Solche Nachfragen sind in den USA nur so mittelergiebig, weil sie am Telefon nie schlecht über andere reden und alles immer „nice“ finden. In Deutschland würde man als erstes erfahren, daß Tante Käthe sich betrunken hat, das Kind von Schwager Franz dick und häßlich ist und die Ehe von Cousin Erwin kriselt.
In NY war aber alles harmonisch. Aber, so viel konnte ich entlocken: Es wurde die stricke Regel „no politics, no religion!“ ausgegeben. Darüber durfte niemand sprechen. Für mich war es naheliegend. Die meisten Verwandten sind Demokraten, gerade die von der Ostküste. Aber die dicken Cousins aus Kalifornien sind stramm rechts. In den USA werden solche Hintergründe aber gar nicht ausgesprochen, da es ohnehin üblich ist solche Themen zu vermeiden. Immer alles easy going.
2016 war das Wahljahr Trumps. Im Sommer hielt man seine Siegeschancen noch für gering, aber die Konservativen hassten Hillary Clinton wie die Pest. Für Zündstoff war also a priori gesorgt.
Fünf Jahre später ist so ein Familientreffen gar nicht mehr möglich, selbst wenn man noch so eine strikte Tabu-Themenliste erstellt. GOPer und Dems haben sich nicht nur politisch, sondern auch habituell und kulturell so weit von einander entfernt, daß sie sich im besten Fall nie mehr sehen wollen. In schlechteren Fällen gehen sie sich gleich an die Gurgel. Die eigene politische Verortung wird auch nicht mehr kaschiert (um keinen Ärger zu bekommen), sondern in Form von MAGA-hats und Bumper-Stickern laut rausgeschrien. Zu den politischen Unterschieden von 2016 kommen nun noch die Giga-Streitthemen Trump-Präsidentschaft, Biden-Wahl, Insurrection am 06.01.2021, „Stop the steal“ und Corona.
Ungeheuerlichkeiten also, über die kein Konsens erzielbar ist.
In Deutschland entfernen sich die Aluhüte, Pegidioten, „Spaziergänger“ und Covidioten ebenso rasant vom gesellschaftlichen Konsens. Auch mit ihnen ist keine Diskussion mehr möglich, weil sie so sehr in ihren Verschwörungstheorien aufgehen, daß sie extrem aggressiv auf Fakten reagieren. Zum Glück gibt es mit diesen Subhumanen üblicherweise keine Berührungspunkte. Und wer weint schon den ungeimpften AfD-Parlamentariern nach, die aufgrund ihres Fanatismus letztlich im Krematorium landen?
Während mir sympathische Menschen aber kaum jemals zu Antisemiten, Homohassern oder Xenophoben werden, schlägt Covidiotie willkürlicher zu und so muss man immer wieder die bittere Erfahrung machen, daß nicht nur Politiker und Journalisten, die man ohnehin schon immer verachtete – Kubicki, Maaßen, Poschardt, Döpfner, Reichelt – riesige Aluhüte aufsetzen, sondern auch manch eben noch vernünftig Wirkender beginnt zu schwurbeln. Sogar Heribert Prantl und Franziska Augstein sind gefährdet.
(….) Es ist so frustrierend zu sehen, dass neben den Usual Suspects – niemand kann sich ernsthaft über das Covidioten-Geschwurbel von Xavier Naidoo, Til Schweiger, Nena und Attila Hildmann wundern – leider auch Menschen, die man zuvor für hochvernünftig und sympathisch hielt.
Leider traf es nun auch den Musiker Michy Reincke, der nach ein paar mittelgroßen Hits in den 1980ern zwar nie den großen Durchbruch erreichte, wohl aber in Hamburg eine lokale Größe blieb und musikalisch immer besser wurde. Ein zutiefst sympathischer, intelligenter Kerl, der ganz in der Nähe von mir seit Jahrzehnten in derselben kleinen Wohnung lebt und ohne Plattenvertrag von seiner selbst vermarkteten LIVE-Musik lebt. Das sind keine Welthits, aber er ist sozial engagiert und ein begnadeter Unterhalter. Er gibt traditionell mehrere „Weihnachtskonzerte“ im Schmidts Tivoli, die immer ausverkauft sind, weil jeder, der da war, wiederkommt. [….] Nach einem Jahr ohne Auftritte, verbreitet er nun über seine sozialen Medien einen endlosen Text, der im Gegensatz zu den meisten öffentlich auffälligen Aluhut-Elaboraten in perfekter Orthographie und Grammatik daher kommt und durchaus davon zeugt, daß er sich mit der Pandemie-Thematik beschäftigt hat. (…)
(Auf der schiefen rechten Bahn, 08.04.2021)
Nun traf es auch einen der wenigen Sportler, den ich wirklich so sehr mag, daß ich mich als Fan bezeichnen könnte. Das Jahrhundert-Tennistalent Novak Djokovic. Der beste Tennisspieler aller Zeiten bringt nicht nur physisch alles mit – das ist ohnehin Voraussetzung – sondern ist ein richtig schlauer Kerl.
Der Mann sprach schon als 19-Jähriger sechs Sprachen fließend und lässt immer wieder auch außerhalb des Sports erstaunliche Talente aufblitzen. So ist er ein begnadeter Imitator und Parodist, der jeden anderen Spieler mit wenigen Gesten und Bewegungen treffsicher darstellen kann. Ein Zeichen von Intelligenz und Beobachtungsgabe. Sein Tennisspiel ist intelligent. Er kann sich an jede Situation anpassen und Strategien entwickeln. Er ist auf dem Platz klüger als die anderen.
Und nun das, ausgerechnet Novak Djokovic ist ein Hardcore Impfverweigerer, der als Nummer 1 der Welt, peinlich an der Einreise nach Australien gehindert wird.
[….] Der beste Tennisspieler der Welt sitzt in einem Quarantänehotel in Melbourne fest. [….] Das stundenlange Warten Novak Djokovics im Flughafengebäude von Melbourne hat ein Ende - es wird nun in einem Quarantänehotel der Stadt fortgesetzt. Nachdem der australische Grenzschutz das Visum des serbischen Tennisprofis zurückwies, legten seine Anwälte eiligst Einspruch gegen die umgehende Abschiebung ein. Ob der Weltranglistenerste, der neunmalige Sieger der Australian Open, mitwirken darf an diesem Turnier in der Rod Laver Arena, der Stätte seiner großen Triumphe, die nur drei Kilometer entfernt am Yarra River liegt, werden nun am Montag die Richter am Federal Circuit Court entscheiden. So ist aus Novak Djokovics Impfstatus, der zunächst eine Privatsache, dann eine Einreiseformalie war, die sich in Australien zum Politikum weitete, nun ein Rechtsfall geworden. Die diplomatischen Verwicklungen haben unterdessen bereits die höchste Staatsebene erreicht. So unterstellte der serbische Präsident Aleksandar Vučić den australischen Behörden Schikane; alle Bemühungen Serbiens seien darauf ausgerichtet, "die Drangsalierung des weltbesten Tennisspielers zu einem sofortigen Ende zu bringen". Er habe "unserem Novak" persönlich erklärt, "ganz Serbien" stehe hinter ihm. Medienberichten zufolge wurde sogar der australische Botschafter in Belgrad einbestellt. In Canberra wiederum wies Australiens Regierungschef Scott Morrison derlei Vorwürfe mit dem Hinweis zurück, sein Land habe "souveräne Grenzen" und klare, nicht-diskriminierende Vorschriften, die für alle gelten. [….]
Was für ein Jammer. Es war seine Chance alle statistischen Rekorde zu brechen, Nadal und Federer zu enteilen.
Aber es hilft ja nichts. Nun stellt er sich quer zu mir. Dann kann ich kein Fan mehr sein.