Ein vielfach von Konservativen genutztes Argument gegen die „Ehe
für alle“ lautet, daß in einer gleichgeschlechtlichen Ehe keine Kinder geboren
werden und somit die Nation ausstürbe, wenn Männer Männer und Frauen Frauen
heirateten.
Das ist selbstverständlich in vielerlei Hinsicht maximaler
Unsinn, zumal das weltgrößte Problem die menschliche Überbevölkerung ist.
Davon abgesehen wachsen durchaus Kinder mit
gleichgeschlechtlichen Eltern heran. Außerdem wäre es absurd anzunehmen, daß
bei einem gesetzlichen Verbot der „Homo-Ehe“ alle Schwulen und Lesben
stattdessen gegengeschlechtlich heirateten. Ihre sexuelle Präferenz würde sich schließlich
gar nicht ändern.
Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr staunt man, daß
auch im Jahr 2019 noch Top-Politiker wie Angela Merkel, Annegret
Kramp-Karrenbauer oder Anja Karliczek, sowie die halbe CSU, zwei Drittel der
Katholiken und die gesamte AfD die Ehe für alle ablehnen.
Man sollte nie vergessen wie sagenhaft borniert und
verblödet große Teile unserer Gesellschaft immer noch sind.
Weder „Homo-Heiler“ noch Exorzisten sind in Europa geächtet,
obwohl sie es klar sein müssten.
Es gibt nicht das eine „Schwulen-Gen“ und es gibt keine
scharfe Abgrenzung zwischen „hetero“ und „homo“.
Wir bewegen uns vielmehr auf den groben acht Stufen der Kinsey-Skala.
Die sexuelle Orientierung liegt zwar nicht auf einem Gen,
ist aber dennoch angeboren. Es handelt sich allerdings um ein komplexes
Zusammenspiel von Genabschnitten, deren unterschiedliche hormonelle Aktivierung
wiederrum von verschiedenen Faktoren abhängt. Es gibt eine klare genetische Prädisposition
von mindestens 99,5% zur Homosexualität.
Ältere Brüder erhöhen die Wahrscheinlichkeit schwul zu sein;
anders ausgedrückt: Je mehr Kinder eine Frau bekommt, desto eher werden sie
schwul.
Vermutlich ist es der Benjamin, der homosexuell ist.
[….] Der "fraternal
birth order effect" FBO beschreibt einen Befund, mit dem Anthony Bogaert
und Ray Blanchard vor ziemlich genau zehn Jahren in der Fachwelt für einigen
Aufruhr sorgten. Die beiden kanadischen Psychologen entdeckten nämlich, dass
beim Mann die Wahrscheinlichkeit, schwul zu werden, mit jedem älteren Bruder um
fast ein Drittel ansteigt. [….]
Natürlich stellt sich die Frage welchen evolutionären Vorteil es Eltern bringt immer mehr schwule Söhne auf die Welt zu bringen, je mehr sie kopulieren.
Die Erklärungen liegen nah.
Vielfach reichen die Ressourcen nicht um eine beliebige
Anzahl Nachkommen zu versorgen.
Außerdem erhöhen Onkel und Tanten, die sich nicht selbst
fortpflanzen die Überlebenschance des Nachwuchses.
(….) Wenn ein Elternpaar viele
Kinder hat, muß der ererbte Acker möglicherweise in so kleine Teile
aufgespalten werden, daß die Enkel kaum noch davon leben können. Sind schwule
Onkel dabei entspannt sich die Lage, weil sie nicht durch eigene Kinder den
Kampf um Ressourcen verschärfen und nach ihrem Tod ihren Erbteil wieder an ihre
Neffen weitergeben. Das Prinzip funktioniert auch, wenn der jüngste Sohn Pastor
wird – wobei schwul und Pastor sich offensichtlich nicht gerade gegeneinander
ausschließen.
Auf die heutige Zeit übertragen
bedeutet ein schwuler Onkel oder eine lesbische Tante ebenfalls einen großen
Vorteil. Homosexuelle sind als „Dinks“ in der Regel wohlhabender und
gebildeter. So können sie ihren Neffen und Nichten helfen – sowohl durch
Zuneigung, als auch finanziell. Ein Kind mit Homo-Onkel/Tanten hat quasi
Co-Eltern, die einen Vorteil gegenüber Kindern mit bloß normalen Eltern
darstellen.
Dafür gibt es im Tierreich viele
Beispiele. Eine Blässhenne hält sich für ihr großes Gelege gern ein paar
weitere nicht sexuell aktive Blässhähne, die dann eifrig dabei helfen Futter
für die Küken zu suchen. So überleben mehr Blässhühner.
Homosexualität fördert also
Familien. (….)
Schwul, lesbisch oder irgendetwas dazwischen zu sein ist
also normal. Anormal sind Parteien, Politiker und Religioten, die dagegen
ankämpfen, wie die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die schon ihr Leben lang homophobe Christen und Konversionstherapien
unterstützt.
(….) Franziskus und die seinen sind
mindestens ein Jahrhundert hinter dem allgemeinen Erkenntnisstand hinterher.
Dabei müßten sie nur mal in einen
Brockhaus sehen; der nicht gerade als Organ der unseriösen sozialistischen
Umtriebe bekannt ist.
Im „Brockhaus Psychologie“
(Ausgabe 2001) heißt es dazu auf Seite 247f:
„In der Sexualforschung
geht man heute davon aus, dass die homosexuelle Orientierung ebenso wie die
heterosexuelle tief und unabänderlich mit der Persönlichkeit verknüpft ist.
..Die Homosexualität wird inzwischen von allen mit ihr befassten Disziplinen
als ein häufig vorkommendes sexuelles Normalphänomen angesehen.“
Gleichgeschlechtlich Liebende
gibt es in der Tat überall, es gab sie immer und seitdem Biologen darauf
achten, fanden sie Tausende Spezies im Tierreich, die ebenfalls homosexuelles
Verhalten zeigen. Vor dem Auftauchen der Abrahamitischen
Diskriminierungsreligionen war Homosexualität auch unter Menschen so natürlich,
daß christliche Missionare in Afrika gewaltige Anstrengungen
unternehmen mußten, um einem ganzen Kontinent Hass und Homophobie zu bringen.
(….)
Bei Säugetieren wie dem Homo Sapiens funktioniert
erfolgreiche Vermehrung der eigenen Spezies nicht so simpel, daß jede Frau
möglichst viele sich wiederum maximal vermehrender Kinder bekommt.
Menschliche Frauen sind keine Mondfische, die den Tod fast
aller Nachkommen mit maximaler Fertilität kompensieren.
[….] Mondfische sind extrem fruchtbar. Ein Weibchen kann pro Laichvorgang
bis zu 300 Millionen Eier ablaichen, die höchste Zahl aller Fischarten. Die
Eier haben einen Durchmesser von einem Millimeter. Die Larven sind beim
Schlüpfen 3 mm lang und besitzen noch eine normale Schwanzflosse. Fünf
lange Stacheln sollen sie vor Fressfeinden schützen. Über verschiedene
Larvenstadien, von denen die beiden ersten denen der verwandten Kugel- und Kofferfische
ähneln, wandeln sie sich zum erwachsenen Tier um. […..]
Bei Mondfischs und den meisten anderen Tierarten haben
Individuen jenseits der Zeugungsfähigkeit keinen evolutionären Sinn. Es gibt
kein Klimakterium, nach dem es sich lohnen würde als Nahrungsmittelkonkurrent
der eigenen Kinder weiter zu leben.
Insekten und Spinnen wie die in Südafrika heimische Art
Stegodyphus dumicola gehen sogar gelegentlich soweit sich vom Nachwuchs
auffressen zu lassen.
[….] Sobald die Spinnen aus den Eiern schlüpfen, beginnen die Mütter und die
Jungfernweibchen damit, eine nahrhafte Flüssigkeit zu produzieren, mit der sie
den Nachwuchs füttern.
„Das ist ein sehr intensiver Prozess. Am Ende verflüssigen sich die
Weibchen im Grunde und brauchen fast all ihre Ressourcen auf“, sagt die Co-Autorin
der Studie Anja Junghanns, eine Evolutionsbiologin von der Universität
Greifswald.
„Wenn das Weibchen fast völlig ausgelaugt ist, kriecht der Nachwuchs in
es hinein und fängt an, es aufzufressen.“ [….]
Eine faszinierende Methode, die sich dennoch nicht zur
Nachahmung durch Menschen eignet.
Je komplexer das Tier, desto komplexere Methoden führen zum
Erfolg des Nachwuchses.
Menschen erreichen
das durch schwule Onkel und lesbische Tanten.
Außerdem gehört Homo Sapiens zu den äußerst seltenen Spezies,
die nach dem Ende der weiblichen Fruchtbarkeit noch viele Jahre weiterleben
können.
Omas, die selbst keine Kinder mehr bekommen können gibt es
nach heutigem Wissenstand nur bei vier Walarten - Orcas, Belugas, Narwalen und
Kurzflossen-Grindwalen und bei balinesischen Staren.
Bei weisen Tier-Omas denkt man instinktiv an matriarchisch
geführte Elefantenherden, aber dort gebären auch die Groß- und Urgroßmütter
noch.
Schwertwal-Omas helfen dem Nachwuchs genau wie schwule
Verwandte so signifikant, daß sie auch ohne eigene Kinder zu bekommen einen
evolutionären Vorteil darstellen.
[….] Für Heranwachsende ist jede Unterstützung willkommen, die das Leben
leichter macht. Nicht immer können die Eltern helfen, denn erstens wissen sie
auch nicht alles und sind zweitens oft zu beschäftigt damit, den Familienalltag
am Laufen zu halten. Wie gut, wenn dann eine Großmutter in der Nähe ist. Deren
Anwesenheit kann derart wirkungsvoll sein, dass sie die
Überlebenswahrscheinlichkeit der Enkel deutlich steigert. Hinweise auf diese
sogenannte Großmutter-Hypothese haben Forscher bereits bei mehreren
Säugetier-Arten gefunden, etwa bei Elefanten, verschiedenen Walen und auch bei
Menschen in präindustriellen Gesellschaften.
Im Falle von Schwertwalen zeigen Biologen um Stuart Nattrass von der
Universität York nun zudem: Eine besonders entscheidende Rolle spielen die
Orca-Omas, wenn die Nahrung knapp ist (PNAS). Offenbar sind die jüngeren
Schwertwale vor allem in solchen harten Zeiten auf das Wissen um ergiebige Lachsvorkommen
und die Führungsqualitäten der Alten angewiesen.
Die Biologen hatten die Sterblichkeitsdaten zweier Schwertwal-Gruppen
vor der Küste des US-Staates Washington und vor British Columbia aus 40 Jahren
mit den Lachsvorkommen abgeglichen. Die Forscher kannten die Lebensgeschichten
der knapp 380 untersuchten Orca-Jungen sowie ihrer jeweiligen Großmütter. Aus
diesen Daten ließ sich ableiten: Die Sterbewahrscheinlichkeit eines Enkels
erhöhte sich in den zwei Jahren nach dem Tod der Großmutter deutlich. Besonders
auffällig war der Zusammenhang, wenn es gleichzeitig wenig Lachs gab, von dem
sich die untersuchten Tiere hauptsächlich ernährten. [….]