Ich weiß, für viele ist das der ganz normale Alltag, aber
ich arbeite üblicherweise eher im Grottenolm-Modus allein.
Daher schätze ich solche Termine gar nicht und mogele mich
möglichst daran vorbei. Heute musste es aber sein und dann wurde zu allem Übel
auch noch meine misanthropische Grundüberzeugung heftig erschüttert, weil die
alle nett und sozial engagiert waren.
Makler und Banker in diesen typischen Outfits: Superschmale
auf Figur geschnittene Maßanzüge, Louis-Vuitton-Schals, makellose Haut, akkurate
Frisur, spitze italienische hellbraune
Schuhe, Rolex und dann sind die heimlich linksgrünversifft, setzen sich
für Flüchtlinge ein?
Was ist los mit mir; wieso hege ich Sympathie für die?
Vielleicht bin ich doch kein richtiger Misanthrop.
Ich verachte Menschen eher allgemein, konzentriere meinen
Hass auf eine überschaubare Gruppe von Personen des öffentlichen Leben und klar,
auf diesen unfassbar lärmenden Nachbarn zwei Wohnungen über mir, der das ganze
Haus akustisch perfide molestiert. Oder Trump, oder Gauland, oder die Pfaffen.
Nach Pell, McCarrick und O’Brien nun also mit Barbarin der vierte Kardinal, der wegen
Kinderfickereien verknackt wird.
Glück für solche richtig miesen Typen wie Kardinal Groer,
der das über Jahrzehnte kontinuierlich selbst machte, daß er noch zu Zeiten
JPIIs aufflog. Damals wurden die Rotröcke noch konsequent vom Vatikan geschützt
und Groer musste nie in den Knast.
Solche Geschichten triggern meine Misanthropie so sehr, daß
alle Menschen in die Schublade stecken möchte.
Es gibt aber tatsächlich auf der Straße auch diese normalen,
netten Nicht-Üblen, denen gegenüber ich keinerlei Groll empfinde.
Nicht jeder Mensch ist schlecht.
Ich bin wohl viel eher Antinatalist als Misanthrop.
Ich mag es generell nicht, wenn Menschen leiden. (Klar, mit
der Ausnahme Trump – dem wünsche ich die Pest an den Hals.) Den Menschen sollte
es gut gehen, ich setze mich sogar aktiv dafür ein Qualen, Leid, Schmerz und
Angst zu reduzieren.
Es muss auch keine Megakatastrophe kommen, Menschen sollen
nicht umgebracht werden.
Mir reicht es völlig die Fertilität gen Null zu drücken. Einfach keine neuen Homo Sapiens mehr produzieren und die Alten in Ruhe älter werden lassen.
Mir reicht es völlig die Fertilität gen Null zu drücken. Einfach keine neuen Homo Sapiens mehr produzieren und die Alten in Ruhe älter werden lassen.
Das muss auch nicht schlagartig gehen. Es kann ja ruhig ab
und zu noch mal einer ein Kind bekommen. Aber eben Einzelne, die reichen aus.
Zwei Straßen weiter von mir war bis vor kurzen ein größeres
zweistöckiges Möbelgeschäft. Das ging Pleite und wurde von der norddeutschen Bäckerei
JUNGE übernommen. An sich ist das OK, weil JUNGE ein
nettes Bäckerei/Café-Dingsbums ist. Andererseits ist das für mich nicht
lebenswichtig, weil es in Hamburg seit einigen Jahren auch GAUES gibt und die
backen nun einmal unbestritten die allerallerbesten Brote, die es gibt auf der
Welt. Wer Zugang zu Gaues-Geschäften
hat, kauft natürlich nie mehr woanders Brot.
Eigenartig ist nur, daß gerade mal 30 Meter weiter die nächste
riesengroße Junge-Verkaufsstätte ist. Das machen die jetzt in Hamburg so;
Bäcker an Bäcker und sogar Filialen einer Kette direkt nebeneinander.
Heute Mittag war ich kurz in diesem neuen JUNGE und war ja
doch neugierig, was die mit diesem ganzen Platz machen. Wo sollen die Kunden
herkommen in einer Straße voller großer Cafés?
Aber da schlug das Klischee zu. Der neue Junge war auf beiden Ebenen bis auf den letzten Platz besetzt. 90% junge Mütter, die neben ihren Kinderkarren/Kinderwagen hockten und Latte Macchiato soffen.
Aber da schlug das Klischee zu. Der neue Junge war auf beiden Ebenen bis auf den letzten Platz besetzt. 90% junge Mütter, die neben ihren Kinderkarren/Kinderwagen hockten und Latte Macchiato soffen.
Dabei war ich schon geflohen, weil ich eigentlich bei dem
näher gelegenen DAT BACKHUS diesen tollen italienischen
Nusskuchen kaufen wollte, aber nicht zum Tresen vordringen konnte, weil der
gigantische Laden bis zum Bersten mit jungen Müttern und ihren Kreischblagen
gefüllt war.
Das meine ich. Es kann ja gern mal einer ein Kind bekommen,
aber muss das immer noch so massenanfallweise passieren? Wieso rotten die sich
Dutzendfach überall öffentlich zusammen? Und das in einem Land wie Deutschland,
welches neben dem Vatikan und Japan die niedrigste Geburtenrate hat.
Wie sieht es denn bloß in anderen Ländern aus, in denen die
Frauen gleich vier oder sechs Leibesfrüchte ausbrüten? So viel Latte Macchiato
gibt es doch gar nicht auf der Welt!
Schade, daß ich meine Mutter nicht mehr fragen kann, wie sie
eigentlich damals die Zeit totschlug, als ich ein Baby war. Da gab es noch gar
keinen Latte Macchiato und keine Starbucks-Filialen. Was haben die Mütter
damals bloß mit dem Tag angefangen, wenn sie sich nicht in diesen Stadtcafés
Stunde um Stunde mit dem Klugtelefon spielend den Hintern plattsitzen konnten,
während die ADHS-Gören armen Geronten-Bloggern auf die Nerven gehen?
Da muss was passieren. Wenn es hier schon so schlimm ist.
Die Menschen lebten mal im Einklang mit der Natur, ohne
Flora, Fauna und Atmosphäre zu verpesten. Das war vor ein paar Myriaden Jahren.
Da haben wir uns dezent zurück gehalten und waren nur wenige Tausend in ganz
Europa.
Ich bin begeistert. In ganz Europa so viele Menschen wie
heute in Sankt Goarshausen (Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz), nämlich 1302
oder Großenehrich (Kyffhäuserkreis, Thüringen, 2356 people) oder gar Pleystein
(2421 Leute, Landkreis Neustadt an der Waldnaab in Bayern)
[….] Der Homo sapiens hatte Glück, es war einige Male sehr knapp. Viele
seiner Verwandten sind längst von der Bildfläche verschwunden: der Homo erectus
etwa, oder der Neandertaler. Aber der anatomisch moderne Mensch hat überlebt.
Und das, obwohl seit seinem Auftreten vor 300 000 Jahren immer wieder nur
verschwindend wenige seiner Art die Erde bevölkerten. Eine Studie zeigt nun,
wie nah das Aussterben auch für den Homo sapiens einst war: Vor rund 40 000
Jahren lebten demnach in ganz Mittel- und Westeuropa nur etwa 1500 Menschen -
noch weit weniger als bislang angenommen. [….]
Das waren auch Homo Sapiens. An sich sind die nicht so
schlimm; es müssen nur viel weniger sein. Offenbar reichen ein paar Tausend
aus, um zu überleben.
[….] Aus sogenannten ethnografischen Analysen, also vor allem dem Vergleich
mit heutigen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften, ergibt sich eine
durchschnittliche Gruppengröße von etwa 40 Personen. Daraus errechneten die
Forscher um Schmidt die absolute Anzahl der Menschen. So ergab sich ein Wert
von etwa 1500 Personen, mit einer Untergrenze von 800 und einer Obergrenze von
3300. Nicht eben viel für Mittel- und Westeuropa - so viele Menschen werden
heute in sechs Minuten weltweit geboren.
Nur in fünf Regionen gab es überhaupt eine dauerhaft überlebensfähige
Population von 150 Personen oder mehr: in Nordspanien, Südwestfrankreich,
Belgien, in Teilen Tschechiens und im Tal der Urdonau in der Schwäbischen Alb.
Im Südwesten Frankreichs mit seinen Karsthöhlen lebte dabei mit 440 Personen
die größte Gruppe. Die Zentren lagen rund 400 Kilometer voneinander entfernt,
dazwischen lagen große Landschaftsräume, die nur kurzfristig, saisonal oder gar
nicht besiedelt waren. Das sei ein europaweit einheitliches Muster, so die
Forscher.
[….] "Auch wenn regionale Populationen wiederholt ausstarben, ist
dieses System durch die hohe Mobilität, flexible Anpassung an unterschiedliche
Naturräume sowie die Leerräume sehr resilient", erklärt Schmidt.
"Vieles deutet darauf hin, dass die menschliche Besiedlung nicht ausschließlich
Umwelteinflüssen, sondern auch soziokulturellen Mustern folgt."
Entscheidend für den Erfolg war also die Art, Intensität und Beständigkeit der
Vernetzung über große Distanzen. [….][….]