Bei der
Ankündigung eines großen Lottojackpots Lotto zu spielen ist kein Problem.
Verwerflich
wird die Aktion nur, wenn man sich nicht darüber im Klaren ist, daß staatliche
Lotterien eine Dummensteuer sind, um die Länderhaushalte zu fluten und noch
dümmer ist es, wenn man tatsächlich erwartet derjenige unter zig Millionen
Mitspielern zu sein, der den Millionenjackpot gewinnt.
Es ist
fast unmöglich, daß mich Kirchen, die CDUCSU oder die US-Republikaner negativ
überraschen.
Von
ihnen erwarte ich ohnehin nur das Schlimmste.
Es ist
schon eher mal möglich, daß mich ein Unionspolitiker oder Pfaff mal positiv
überrascht, indem er etwas Vernünftiges von sich gibt.
Das erwarte
ich nämlich auch nicht und so ist die Schwelle für diese Leute mich angenehm zu
überraschen relativ niedrig.
Nun hat
es aber ausgerechnet die relativ liberale evangelische Nordkirche
fertiggebracht, daß ich mir ernsthaft an den Kopf fasse und sie sogar noch mehr
als gestern verachte.
Chapeau.
Rückblick;
es ging um die mögliche Akzeptanz von Juden und Atheisten bei der Diakonie.
Nach
nur 152 Jahren haben sich die Jungs und Mädels zu einem REVOLUTIONÄREN SCHRITT
durchgerungen!
Sie wollen in Zukunft das „Juden unerwünscht“-Prinzip bei den Arbeitsverträgen fallen lassen.
Sie wollen in Zukunft das „Juden unerwünscht“-Prinzip bei den Arbeitsverträgen fallen lassen.
Bisher
konnte man dort nur als Mitglied der Kirche einen Job bekommen.
Obwohl,
wie üblich in Krankenhäusern in kirchlicher Trägerschaft, das Haus von Kranken-
und Pflegekassen, sowie den Patienten und eben NICHT von der Kirche finanziert
wird, galt bisher, daß Juden, Moslems, Atheisten, Buddhisten und Co dort nicht
arbeiten dürfen.
Im
Zeitalter der extremen Personalnot in Gesundheitseinrichtungen und das auch
noch in einer Stadt, die mehrheitlich von Atheisten bevölkert wird, konnte sich
die Evangelische Stiftung Alsterdorf ihre Politik offensichtlich nicht mehr
länger leisten.
Was
für ein Treppenwitz der Geschichte.
Die
Kirchen schwimmen gerade im Geld und können doch nicht weiterhin ihre
Einrichtungen unter Ausschluss von Juden, Moslems, Atheisten, Buddhisten und Co
führen, weil ihnen die Mitarbeiter einfach zu wenig werden.
Wer bei der
Evangelischen Stiftung Alsterdorf arbeiten möchte, muss in Zukunft nicht mehr
Mitglied einer christlichen Kirche sein. [….] Bisher
hätten Konfessionslose, Muslime oder Buddhisten allenfalls Chancen auf eine
befristete Anstellung gehabt.
Ausgenommen von der
Regelung sind der Vorstand und die erste Leitungsebene. Für sie bleibt die Kirchen-Mitgliedschaft
Pflicht. Man könne das Profil einer kirchlichen Einrichtung nicht mehr formal
an der kirchlichen Zugehörigkeit festmachen, sagte Vorstandschef Hanns-Stephan
Haas im Interview mit der Zeitung.
Stattdessen müsse die
Stiftung deutlich machen, wofür sie stehe. Zudem sei es schwierig, Fachpersonal
etwa für die Pflege etwa von Epilepsiepatienten zu finden. Die bisher verlangte
Kirchenzugehörigkeit habe die Suche zusätzlich erschwert.
Wenn
das nicht lieb ist. Nach gerade mal 152 Jahren überwinden sich die
evangelischen Christen großzügig dazu auch eine Jüdin bei ihnen putzen zu
lassen oder eine Muslimin die Bettpfannen leeren zu lassen!
Dabei
haben wir gerade erst das Jahr 2015.
Sie
könnten mit solch revolutionären Schritten doch noch etwas abwarten!
Zum
Glück sind die wichtigen Jobs in der oberen Ebene weiterhin nur für zahlende
Kirchenmitglieder.
Hier
gilt weiterhin: Juden unerwünscht!
Eine
jüdische Putzfrau? Ein konfessionsloser Ergotherapeut? Eine muslimische
Krankenschwester?
Diese
Sache war nun in der Welt und tatsächlich gibt es genügend Kirchenfunktionäre,
die so schambefreit sind, daß sie sofort ihre häßlichen Ansichten kundtun mußten.
Die 6000
Mitarbeiter in 180 Standorten der Diakonie Nord mögen doch bitte auch weiterhin
unter sich bleiben.
Die
Türen für Juden müßten auch zukünftig geschlossen bleiben.
So
stellte es der frühere niedersächsische Diakonievorstand Rolf-Jürgen Korte in einem
handschriftlichen Fax an die Diakonie fest. Er selbst ist so empört über die
Vorstellung, daß ein Jude oder Atheist auch nur ein Klo einer
Diakonieeinrichtung putzen dürfe, daß er auf der Stelle seinen Austritt aus dem
Förderkreis der Evangelischen Stiftung Alsterdorf verkündete.
Korte muß
es wissen; er ist schließlich Autor mehrerer Bücher über die Führung konfessioneller Sozialunternehmen.
Kortes Fachgebiet sind ethische Positionen im Markt sozialer Hilfen.
Noch einmal zur Verdeutlichung: Es geht
um Unternehmen, die eben NICHT vom Geld der Kirche leben, sondern vom Staat
finanziert werden und zudem in einer Stadt wie Hamburg auch weit überwiegend
von nicht christlichen Menschen genutzt werden.
Nicht nur Dr. Korte maßt sich im Jahr
2015 an dort auch in Zukunft eine judenreine, atheistenfreie und
muslimbereinigte Belegschaft einzufordern.
Der Landesbischof springt ihm bei.
[…]
Auf
Abendblatt-Anfrage bekräftigte der Landesbischof der Nordkirche, Gerhard
Ulrich: "Die Kirchenmitgliedschaft der Beschäftigten in Einrichtungen von
Kirche und Diakonie wird der Regelfall bleiben. […] Bis
heute bringt die Kirchenmitgliedschaft auch die Zustimmung zu den inneren
Zielen der Gemeinschaft der Getauften zum Ausdruck. Für kirchliche und
diakonische Einrichtungen bedeutet das auch, die christlich-diakonische
Identität weiterzuentwickeln und so die Identifikation der Mitarbeitenden mit den
Zielen und Werten ihrer Einrichtung zu stärken", betont der Landesbischof
und fügt hinzu: "Eine solche innere Bindung wird in der Evangelischen
Stiftung Alsterdorf weiterhin erwartet."
[…]
Auch
die EKD bekräftigte ihre Position von der verbindlichen Kraft des christlichen
Profils. EKD-Rechtsexperte Detlev Fey sagte dem Abendblatt: "Unsere
Einrichtungen haben immer schon auch andersgläubige Menschen zur beruflichen
Mitarbeit eingeladen. Diese Einladung gilt auch künftig. Dennoch setzen wir –
auch nach unseren rechtlichen Grundlagen – für die kirchlich-diakonische Prägung
der Einrichtungen darauf, dass in ihnen überwiegend Christinnen und Christen
tätig sind." […]