Mittwoch, 4. November 2015

Personeller Niedergang.



Warum geht die aktuelle SPD-Generalsekretärin Fahimi zur Ex-Generalsekretärin Nahles?
Wollte sie weg, oder wollte Sigmar Gabriel sie loswerden?
Man liest, Nahles habe sie regelrecht abgeworben, weil Staatssekretär Jörg Asmussen einen (wesentlich besser bezahlten) Posten bei der staatlichen Förderbank KfW angenommen habe und sie die Stelle neu besetzen mußte.
Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Und ward nicht mehr gesehn.
Es bleibt Spekulation was im Willy Brandt-Haus wirklich vorgefallen ist, aber es gehört zumindest nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen wie schwierig die Zusammenarbeit mit Gabriel ist, der seine Meinungen gelegentlich radikal ändert und damit engste Mitarbeiter brutal brüskiert.
Wenn sich Fahimi als Generalsekretärin total wohlgefühlt hätte und überzeugt gewesen wäre die kommenden Wahlkämpfe zu wuppen, hätte sie sicher nicht Nahles zugesagt.
Es gibt auch die Theorie, Gabriel denke strategisch an kommende Machtoptionen, schare nun Superwahlkampfprofis um sich. So angelte sich Gabriel PR-Mann Hüser, zu dem Fahimi einfach nicht gepasst habe.

(……) Und diesen Spin-Doktor hat Gabriel nun gefunden. Es ist ein Mann, der nicht nur das Ansehen der SPD beim Wähler ruinieren soll, sondern der dazu auch noch Gabriels Standing in seiner eigenen Partei möglichst nachhaltig zerstört.
Und was soll man sagen?
Der blinde Siggi pickte soeben das ideale CDU-Korn auf.

Sigmar Gabriel hat einen neuen Berater, der den SPD-Vorsitzenden zurück auf die Erfolgsspur führen soll. Doch der Essener PR-Anbieter Thomas Hüser könnte eher zum Problem für Gabriel werden. Wie die »Welt am Sonntag« berichtete, setzte Hüser noch vor ein paar Monaten auf eine SPD-Niederlage bei der Bundestagswahl 2017. [….]
Hinzu kommt: Hüser war bis vor kurzem noch Mitglied der Partei von Angela Merkel - gegen die Gabriel bei der Bundestagswahl antreten könnte. Nachdem er im Frühjahr die Beratung des SPD-Mannes übernommen hatte, war Hüser - Spitzname »Schwarzer Abt« - im Mai nach zehn Jahren aus der CDU ausgetreten. Das sei aber keine Bedingung Gabriels gewesen.

    »Kurt Schumacher, einer der Amtsvorgänger von Sigmar Gabriel, hatte die treffende Bezeichnung für die SED: ›rotlackierte Faschisten‹. Nun tragen die SED-Wölfe Gabriels frischgewaschene Schafspelze - und schalmeien gemeinsam in der rot-rot-grünen Einheitsfront. Der Wähler wird’s merken: Gabriel wird beim nächsten Mal wieder 20 plus x einfahren …. Und das ist gut so.«
 Thomas Hüser, 6. Dezember 2014


Ich glaube, Merkel ist gar kein Polit-PR-Genie, sie wäre vermutlich gar nicht so beliebt, wenn ihre Konkurrenz nicht so unfassbar dumm wäre.
Bravo Vizekanzler – falls noch ein paar SPD-Mitglieder übrig waren, die er beim VDS-Schwenk und der Demütigung Maas‘ noch nicht vergrault hat, wird das nun mit dem „schwarzen Abt“ Hüser klappen.

[…]   So einen hat es vielleicht noch nicht gegeben in den 150 Jahren der deutschen Sozialdemokratie. Thomas Hüser sitzt in der Düsseldorfer Kneipe "Zicke" und trägt ein blaues Hemd, in dessen Brusttasche seine Initialen eingestickt sind. Das sieht eher nach Arbeitgeberverband aus als nach SPD-Ortsverein. Und Hüser war bis vor Kurzem noch in der CDU. Er war auch gar nicht unzufrieden mit der Partei. […]  Das Verhältnis zwischen Gabriel und diversen weiteren Spitzengenossen ist seit einiger Zeit angespannt. Gabriels Agieren in den Debatten über die Vorratsdatenspeicherung und den Umgang mit Griechenland hat die Spannungen zuletzt noch verschärft. Als dann kürzlich der Name Hüser bekannt wurde, erregte das im Willy-Brandt-Haus erhebliches Misstrauen. Berater von außen sind in der Parteizentrale ohnehin nicht allzu hoch angesehen. Und solche mit dem politischen Hintergrund von Thomas Hüser erst recht nicht.
Hüser betreibt in Essen eine PR-Agentur mit einem ansehnlichen Kundenstamm. Heikel ist allerdings die Tatsache, dass nicht wenige Auftraggeber aus dem Dunstkreis von Bodo Hombach stammen, mit dem er gut befreundet ist. […]  Eine Freundschaft mit Hombach kann sehr einträglich sein, sie verhilft aber nicht unbedingt zu einer Karriere in der SPD - zumindest nicht in Nordrhein-Westfalen, wo Hombach verhasst ist, weil er gegen SPD-Landeschefin Hannelore Kraft stänkerte und mit deren CDU-Kontrahenten Jürgen Rüttgers fraternisierte. Wenn Gabriel Anlauf aufs Kanzleramt nehmen will, braucht er die NRW-Genossen und die Unterstützung von Kraft. Doch es war ausgerechnet Hombach, der ihm den PR-Mann Hüser empfahl. […] 

Kurioserweise ist Hüsers neuster Aufsatz, der seine zukünftige Arbeit für die SPD einleitet, eine recht zutreffende Bestandsanalyse.
Er hat natürlich recht mit seiner Verdammung der Merkelschen Nicht-Politik und prangert völlig richtig „die Selbstverzwergung der SPD“ an. (……)

Gegen Gabriels Professionalisierungs-Theorie spricht aber massiv, daß er mit Katarina Barley eine Fahimi-Nachfolgerin mit noch viel weniger Erfahrung als Fahimi aussuchte.
Es spricht nicht für Gabriels Charakter, daß er offenbar keine starke Führungspersönlichkeit neben sich duldet. Ralf Stegner, der schon vor zwei Jahren gern den Posten übernommen hätte, ließe sich nicht rumschubsen.

Parteien und ihre Generalsekretäre; ein Trauerspiel.

(……) Bei Deutschen Parteien haben Generalsekretäre den Parteiapparat zu leiten, Wahlkämpfe zu organisieren, die Parteiprogrammatik zu entwickeln und gleichzeitig Wadenbeißer zu sein, die den politischen Gegner in die Schranken weisen und die eigenen Standpunkte pointiert dem Wähler vermitteln.
Das waren einmal sehr wichtige Posten. Natürlich können Parteigeneräle nur dann dynamisch schalten und walten, wenn der Vorsitzende stark und selbstbewußt genug ist, um nicht verdrängt zu werden.

Helmut Kohl duldete einst noch selbstständige Denker und strategische Planer wie Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler.
Seit Merkel Chefin ist, fungieren sehr kleine Leuchten eher als Parteiverwalter: Ruprecht Polenz, Laurenz Meyer, Volker Kauder, Ronald Pofalla, Hermann Gröhe und Peter Tauber.

Es gab auch durchaus interessante und konstruktive FDP-Generäle; Karl-Hermann Flach, Günter Verheugen oder Cornelia Schmalz-Jacobsen zum Beispiel.
Aber irgendwann kamen nur noch Vollpfeifen.
 Nach der aktuellen Wahlkampfchefin Nicola Beer müssen vermutlich 99% der Deutschen erst mal googeln, weil sie so eine politische Null ist, daß noch niemand den Namen gehört hat. Aber damit passt sie ja zu ihren Vorgängern wie Werner Hoyer, Cornelia Pieper, Dirk Niebel oder Patrick Döring.

Die folgende Generalsekretär-Liste kommentiere ich lieber nicht, weil ich mich sonst strafbar mache:

Franz Josef Strauß | Josef Brunner | Heinz Lechmann | Friedrich Zimmermann | Anton Jaumann | Max Streibl | Gerold Tandler | Edmund Stoiber | Otto Wiesheu | Gerold Tandler | Erwin Huber | Bernd Protzner | Thomas Goppel | Markus Söder | Christine Haderthauer | Karl-Theodor zu Guttenberg | Alexander Dobrindt | Andreas Scheuer.

Die Sozis hatten von allen Altparteien am längsten selbst denkende, strategisch fähige Generalsekretäre. Da sind eine Menge gute Namen auf der Liste.

Hans-Jürgen Wischnewski, Holger Börner, Egon Bahr, Peter Glotz, Anke Fuchs, Günter Verheugen, Franz Müntefering und Olaf Scholz.
Aber mit Benneter und Heil zog auch in der SPD die C-Klasse in das Generalsekretärsamt, bevor es dann 2009 zum GAU kam und die frömmelnde Verwirrte Andrea Nahles vier Jahre lang die Mitglieder aus der Partei trieb.
Die heutige Arbeitsministerin hatte echt ein Händchen, das mich bis heute beeindruckt: Was sie anfasste, ritt sie sofort knietief in die Scheiße.
Man erinnere sich an ihr totales Scheitern beim versuchten Sarrazin-Parteiausschluss, ihr bockiges Verbot einer säkularen AG innerhalb der SPD oder das verblödete Wahlkampfmotto „Das wir entscheidet“ – welches sie ausgerechnet bei einer ausbeuterischen Zeitarbeitsfirma gestohlen hatte.
Schlimmer als Nahles geht einfach nicht; da kann sich die unerfahrene Nachfolgerin Yasmin Fahimi noch so große Mühe geben. (……)

Wer kann eigentlich ohne zu googeln aus dem Stehgreif sagen wie die Generalsekretäre, bzw Bundesgeschäftsführer der FDP, Linken und Grünen heißen?
Michael Kellner ist seit Oktober 2013 im Amt, Matthias Höhn bereits seit Juni 2012 und Nicola Beer wurde im Dezember 2013 gewählt.
Erinnert sich jemand an einen einzigen bedeutenden Beitrag dieser drei zur aktuellen Politik?
Was für ein Armutszeugnis!

CDU-Kollege Peter Tauber, auch bereits fast zwei Jahre im Amt, war unterdessen schwer damit beschäftigt seiner alten, schwerfälligen Partei eine grundlegende Strukturreform zu verpassen.
Da auch Tauber keinerlei inhaltliche Beiträge zur Politik ausbrütet und ganz offensichtlich nicht in der Lage ist strategisch zu denken, weiß man wenigstens was er die vergangenen 23 Monate angestellt hat.
Parteistrukturreform!

Und wie sehen seine Ergebnisse aus?

Nach nur einem Jahr kassiert die CDU eine von Generalsekretär Peter Tauber eingeführte Strukturreform für die Parteizentrale. Die neue Kommunikationsabteilung unter Leitung von Taubers Vertrautem Frank Bergmann, die vor allem für das Internet zuständig war, wird abgewickelt und anders im Konrad-Adenauer-Haus verteilt.

Glückwunsch! Immerhin passt Tauber zu den anderen Führungsfiguren seiner Partei. Die kommen auch nie zu Ergebnissen und beeindrucken mit sinnloser Zeitverschwendung.

Aber ich will nicht ungerecht sein und deshalb Taubers mutigen Sprung in die sozialen Netzwerke ausdrücklich loben.

Die CDU präsentierte unter seinem Kommando überragende Werbeclips auf Youtube. Endlich wieder klare politische Aussagen!


Der Youtube-Kanal CDU-Land Bremen brachte es inzwischen auf beeindruckende 14 Abonnenten! Da müssen sich Adele und Smosh warm anziehen! Der Europa-Wahlspot der CDU wurde sagenhafte 43 mal angeklickt!

Andere CDU-Verbände können das auch.
So wird die CDU bei den jungen, Computer-affinen Usern wieder attraktiv.


Sachsen-Anhalts CDU ist ebenfalls total netzaffin, auch wenn ihr eigener Youtube-Kanal bisher erst Null Abonnenten hat, aber es gibt ihn ja auch erst fünf Jahre. So schnell geht das nicht.


Ähnlich wie Palin oder Bachmann hat es die CDU-Bundespartei noch nicht begriffen, daß ihre Youtube-Aktivitäten als reine Satire wahrgenommen werden und produzieren fleißig weiter Gaga-Clips.


Extrem innovativ. Aber immerhin bekommen Comedians etwas zu tun.



Danke, Peter Tauber!