Dienstag, 12. Mai 2015

Bipartisanship


Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerd Schröder konnten gegen den Bundesrat regieren, weil die zweite deutsche Parlamentskammer nicht so stark ist, um die Bundesregierung völlig lahm zu legen.
Für Merkel ist die fehlende Mehrheit im Bundesrat auch kein Problem, da sie ohnehin nicht regiert, sondern nur tumb aussitzt. Als sie zu schwarzgelben Zeiten in beiden Kammern eine breite Majorität auf sich zählen konnte, war sie politisch genauso inaktiv wie jetzt.

In Frankreich gibt es den Begriff der „Cohabition“, der auf präsidentielle Systeme mit zwei Hauptparteien angewandt wird, wenn ein direkt gewählter Präsident mit einem andersfarbigen Kongress zusammenarbeiten muß.

Im Grunde ist Obamas gegenwärtige Situation auch eine Cohabition, aber in Amerika ist der Präsident selbst Regierungschef und benennt keinen Premierminister.
Man assoziiert dieses Modell eher mit dem Sozialisten François Mitterrand, der mit den konservativen Premiers Jacques Chirac und Édouard Balladur zusammen regierte.
 Als Premier Chirac später selbst französischer Staatspräsident mußte er ebenfalls fünf Jahre eine Cohabition mit dem Sozialisten Lionel Jospin als Premierminister führen.

In Amerika wird „das House“; gemeint ist das Repräsentantenhaus, also der andere Teil des US-Kongresses neben dem Senat, unglücklicherweise alle zwei Jahre gewählt. Das führt zu einer aufgeheizten Dauerwahlkampfsituation, die einerseits das Regieren gewaltig erschwert und andererseits dazu führt, daß bei den sogenannten „Zwischenwahlen“ (die Kongresswahlen, die NICHT mit den Präsidentschaftswahlen zusammenfallen) kaum Interesse beim Wähler geweckt wird.
Typischerweise entsteht dann so ein Ergebnis wie 2014, also der totale Durchmarsch der Opposition, der anschließend alle erschreckt.

Ein reines Mehrheitswahlsystem wie England und Amerika führt zwar meistens zu viel klareren Mehrheiten, ist aber zutiefst ungerecht, weil es die Bildung kleinerer Parteien verhindert und so das Artikulieren von Partikularinteressen blockiert.

Der Gedanke einer gewissen Überparteilichkeit ist im amerikanischen System notwendig, weil eine Partei leicht so stark werden kann, daß sie das ganze Land dominiert.
Amerikanische Wähler scheinen instinktiv Präsidenten mit einem anders gepolten Kongress zu nerven, so daß eine Bipartisanship erzwungen wird.
In der Theorie ist das eine fantastische Angelegenheit, weil alle an einen Tisch müssen und dann die Vernunft über die Ideologie obsiegt.
Wie gesagt, theoretisch.

In der Praxis sind GOPer und Teebeutler beim besten Willen nicht mehr zu Bipartisanship fähig.
Offensichtlich dachte Obama im Januar 2009 noch es gäbe auch Vernunft und Kompromissbereitschaft bei Republikanern. Durch diese Fehleinschätzung nutzte er die eigene Mehrheit in House und Senat nicht, holte einen Republikaner in sein Kabinett, warb um die Opposition und wollte offenbar unbedingt den weißen Faschisten die Angst vor dem schwarzen Mann im Oval Office nehmen.
Diese Strategie scheiterte fürchterlich.
Statt Obamas Freundlichkeit zu erwidern und auch auf ihn zuzugehen, verstanden die GOPer seine offenen Arme als Schwäche und zeigten sich fürderhin nur noch von ihrer negativsten Seite.
Obama wurde vorab zur Lame Duck kastriert. Das Fenster mit seinem riesigen Vertrauensvorschuss und seiner parlamentarischen Gestaltungsmöglichkeit ließ er tatenlos zuklappen, brockte sich bei den nächsten Wahlen einen immer feindlicheren Kongress ein und verärgerte zusätzlich noch seine ursprünglichen Anhänger, die sich fragten, wann der Präsident denn eigentlich zu regieren gedenke.

A posteriori ist man immer klüger.
Obama war bis 2008 vier Jahre US-Senator und wer bin ich, um zu behaupten, ich verstünde mehr von US-Politik als er?
Dennoch erschien es mir schon während der GWB-Jahre naiv anzunehmen man könne mit diesen rein ideologisch um sich schlagenden Republikanern zusammenarbeiten.

Nun traue ich inzwischen auch den Demokraten eine Menge Doofheit zu, aber daß im Jahr 2015 jemand wie Hillary Clinton immer noch an eine realpolitische Zusammenarbeit mit der GOPern zu Gunsten der Interessen des Landes glaubt, scheint mir unmöglich.

Der trotz seiner 90%-Dissapprovalrate genau so wiedergewählte US-Kongress ist zu einem Hort des Irrsinns geworden.


Während die Anzahl der WASPs (White Anglo-Saxon Protestants) an der amerikanischen Bevölkerung kontinuierlich sinkt, breitet sich liberales Gedankengut immer mehr aus.
Und umso verbissener wehren sich die christlichen fundamentalistischen Hassfanatiker gegen die Wirklichkeit.
Das Problem dabei ist, daß sie in einem sehr wahlmüden basisdemokratischen Mehrheitswahlsystem jeweils mit wenigen hundert oder tausend Menschen ultrakonservative Teebeutel-Kandidaten durchdrücken können.


Das ist nun die Situation Amerikas: Der Irrsinn kennt keine Grenzen, die Stars der GOPer sind so weit jeglicher Vernunft entrückt, daß man sie aus Europäischer Sicht nur für Comedians halten kann.

Nur ein paar ganz kleine Beispiele; willkürlich aus der aktuellen Tagespresse gegriffen:

 […] Ann Coulter, who is busy promoting her new book “Adios, America! The Left’s Plan To Turn Our Country Into A Third World Hellhole,” found a friendly audience in Florida radio host Joyce Kaufman on Friday.
Kaufman complained to Coulter about refugees from Muslim countries seeking asylum in America: “I got Syrian and Somalian refugees coming in by the tens of thousands, I’ve got people from Pakistan”. […] Coulter responded: “We are bringing in the most backward peasants across the globe, across the globe. It’s utter madness. No other country would be like this, but this is being run by the far left that wants to destroy America. They always have, they hate America, and the big businessmen go along with it because they want the cheap labor. So, there goes America!” […]


[…] Bryan Fischer spent two segments on his radio program today reading from his latest column, in which he warns that if the Supreme Court strikes down state bans on gay marriage, Christians will be turned into pariahs and find their churches and ministries stripped of their tax exempt status and shut down.
But the first order of business, Fischer warned, would be to "turn the Bible into Mein Kampf" and prohibit it from being studied or read in schools or public places.

"Anyone who opposes the normalization of homosexuality will be treated as a racist," Fischer warned. "Anyone, from that day forward, in America who opposes the normalization of homosexuality, who opposes same-sex marriage, will be lumped together by the Supreme Court with the Nazis, with the KKK, with slave holders, and with Aryan supremacists. The Bible will be classified as hate speech from the beginning to the end and it won't be long before efforts are made to ban the Bible in public schools, to ban it in school libraries, to ban in it public libraries and to forbid the study of the Bible or the reading of the Bible on any campus in any public setting":



[…]     [Conservative journalist Bill Koenig] suggested that the drought in California is a result of the state’s support for same-sex marriage and abortion rights: “We’ve got a state that over and over again will go against the word of God, that will continually take positions on marriage and abortion and on a lot of things that are just completely opposed to the scriptures and unfortunately a lot of times when it starts in California it spreads to the rest of the country and even spreads to the rest of the world. So there very likely could be a drought component to this judgment.”
The end-times crowd always does this whenever there is a natural disaster or terror attack or anything. They always finger the same suspect. Gay people. 9/11? Gays. Katrina? Gays. Drought? Gays.
[…] The thing is, the lunatic premise that God is punishing California for being less inhospitable to gays than Bill Koenig would like wouldn't even lead to the conclusion that the drought is the fault of gays and LGBT allies in California. The conclusion it would lead to is: it's God's fault. […]

[…]  On April 30, 2015, an Alabama Republican introduced legislation to allow the state’s public school teachers to substitute lessons in the assigned science curriculum with religious teachings.
The bill’s sponsor is Mack Butler, who represents the interests of Alabama’s 30th District at the state Capitol. Formally titled H.B. 592, the bill would see approved science surrounding “biological evolution, the chemical origins of life, and human cloning” subject to religious scrutiny by teachers in Alabama’s public schools.
[…] The National Center for Science Education states on its website that, if enacted, Butler’s proposed legislation would “undermine the integrity of science education in the state by encouraging science teachers with idiosyncratic opinions to teach whatever anything they pleased and prevent responsible educational authorities from intervening.”
[…] The lawmaker wrote on Facebook that his new bill would “encourage debate if a student has a problem learning he came from a monkey rather than an intelligent design!” See screenshots of his Facebook posts below:



Ted Cruz’s Father Says LGBT Rights Will Lead To Football Teams Showering With Girls
[…] In what may well turn out to be one of the most utterly ridiculous statements yet issued from the far right of the Republican Party, Rafael Cruz, Texas Senator Ted Cruz’s father, is attempting to stir up fear with the assertion that LGBT nondiscrimination ordinances will lead to boys football teams deciding “that they want to shower with the girls.”
Speaking to a Baptist church in Edmond, Oklahoma, last week, Rafael Cruz, began his speech by asserting that the Supreme Court’s actions striking down the Defense of Marriage Act (DOMA) last year has led to horrible things in towns across America:

“In Houston, Texas, in the heart of the Bible Belt, that city has a lesbian for a mayor. Well, a few months ago that mayor and that city council passed an ordinance that if a man, today, feels like a woman, he has the right to walk into a women’s bathroom. And if a woman is in there and she complains, she can be sued for that man because she is violating his civil rights.”

Does anyone really care who happens to be in a public restroom with them? Personally, I just go in, do my business, wash my hands, and leave. […]

MIT WEIBERN DUSCHEN?????????????????????
DAS ist nun wirklich für immer und endgültig der Untergang des Abendlandes!
OK; damit daß Obama uns Amis alle durch Chemtrails schwul macht und der viele Homosex dann Tsunamis und Dürren auslöst, hatte ich mich ja abgefunden.
Aber gemeinsames Duschen mit minderen Weibsbildern geht nun echt zu weit.