Und
schon wieder einmal zeigt der Kalender einen „01.01“ - hohe Zeit für mich den
Blödmann des Jahres zu küren.
Da kann
es natürlich angesichts des neuen US-Präsidenten Trump nur einen geben,
nämlich: Amerika.
Amerika,
als die ganz große globale Enttäuschung des Jahres 2016 hat es zugelassen,
diesen widerlichen, dummen, egomanen, verantwortungslosen Hetzer zum mächtigsten
Mann der Welt werden zu lassen.
Einige
ruhen sich schon darauf aus Trump als Minderheitenphänomen zu sehen, der durch
eine extreme Verzerrung des Mehrheitswillens trotz des 3-Millionen-Stimmenrückstands
auf Hillary Clinton US-Präsident werden konnte.
Aber das
ist eine billige Ausrede.
63
Millionen Stimmen für Trump zeigen das kollektive kulturelle und moralische Versagen
der gesamten Nation USA.
Ja,
Trump lügt wie gedruckt, aber es gehören auch diejenigen dazu, die diese Lügen unwidersprochen
stehen lassen, weiterverbreiten und so dazu beitragen, daß immer mehr Menschen
dem dreckigen Hass auf den Leim gehen.
„Postfaktisch“ im Trumpschen Sinne, ist aber das was
ich seit sechs Jahren als „Post Truth Era“ in Bezug auf die US-Republikaner
benenne.
Willkürliche Lügen, um Wählerstimmen zu generieren,
sind ein alter Hut. Mit Postfaktizität ist aber gemeint, daß man keine Mühe
mehr aufwendet, um die Lüge zu tarnen, weil das Auditorium a) viel zu
ungebildet ist die Lüge zu durchschauen und es b) so stark ideologisch verzerrt
denkt, daß es denjenigen, die Lügen enttarnen ohnehin nicht glaubt.
Die Teaparty agiert schon seit der Präsidentschaft
Obamas auf diese Weise.
Trump perfektionierte die Methode, indem er so massiv
und kontinuierlich log, daß er damit nicht nur in seinem ureigenen
rechts-rassistischen Biotop reüssierte.
Da ihm auf großer Bühne immer mit dem Vorwurf er sei
ein Lügner begegnet wurde, wurden diese Klagen langweilig. Die
„Mainstreammedien“ wollten nicht mehr wie eine Platte mit Sprung klingen. News-Sender können schließlich nicht
immer alte Hüte verkaufen.
Man sendete fürderhin Trump im O-Ton und ohne
Factchecks, da es in der Medienwelt common sense war, es mit einem Lügner zu
tun zu haben.
So erlebten die mäßig an Politik Interessierten beim
zufälligen Hineinzappen einen unkommentierten Donald Münchhausen und hielten
das für authentisch.
Und selbst wenn die innerparteilichen und
demokratischen Gegner ihn der Lüge bezichtigten, so war das definitiv weniger
unterhaltsam als die immer neuen Absurditäten Trumps.
Post-Truth-Era/Postfaktizismus heißt also, daß man mit
Lügen politisch erfolgreich ist, sich aber keinerlei Mühe mehr beim Lügen gibt.
(…..)
Wenn der
mächtigste Mann der Welt, der über die schlagkräftigste Atom-Armee des Planeten
seine 140 Zeichen lostwittert, verzückt das eben nicht nur die 18 Millionen
Doofen, die ihn abonniert haben, sondern kann in Minuten gewaltige ökonomische und politische Schäden
auslösen. Als Teenager sorgte ich mich, ein Atomkrieg könne versehentlich
durch irgendeinen betrunken Offizier ausgelöst werden, bevor die jeweilige
Regierung reagieren kann.
Inzwischen
ist der Kopf der Regierung selbst die Unsicherheitsquelle Nummer Eins.
Trump
ist aber von Fakten gar nicht mehr einzukreisen.
Seine
Tweets werden inzwischen quasi in Echtzeit widerlegt. Aber so ist Amerika an
der Schwelle zum Jahr 2017 – wahrhaftig zu sein ist irrelevant geworden.
Im
Gegenteil, die rasanten destruktiven Auswirkungen der Trumpschen Tiraden werden
inzwischen wie unberechenbare Naturkatastrophen betrachtet, aus denen findige
Spekulanten noch finanziellen Gewinn zu ziehen versuchen.
[….]
Schon beginnen Börsen-Insider mit den
digitalen Ausbrüchen zu spekulieren. "Nutze Trumps Tweets wie jede andere
Datenquelle", rät der Investmentstratege Keith Fitz-Gerald auf seinem
Blog. Mit speziellen Trading-Programmen könnte man sofort erkennen, wenn ein
Konzern zum Ziel der nächsten "sozialen Rakete" Trumps werde - und
dann mit clever getimtem Aktienhandel Kasse zu machen.
Ein anderes Programm
hat die "Washington Post" entwickelt: Mit einem
eigenen Twitter-Konto stellt sie Trumps Tweets automatisch in
den Kontext - und enthüllt sie als meist "inkorrekt oder falsch".
Ob's etwas ändert, ist zu bezweifeln. [….]
Aber
Amerika, das alles kommt keineswegs überraschend.
Trump
ist seit Jahrzehnten als schlimmer Prolet bekannt.
Seine
politischen Bösartigkeiten kennt die Welt seit zwei Jahren.
Devot
ließen die US-Medien während all der Zeit die One-Man-Shitstorms über sich
ergehen und luden zudem täglich Trumps kleine Gülleschleudern
(Jeffrey Lord, Kayleigh McEnany, Kellyanne Conway, Corey
Lewandowski, Katrina Pierson) ein, gaben ihnen kostenlose Trump-Werbezeit und
ließen sich dafür noch masochistisch als „liberal, biased media“ beschimpfen.
Für die
Zukunft sehe ich schwarz, und zwar dunkelschwarz.
Das
optimalste Szenario – Trump begnügt sich damit Putins Hintern zu lecken, löst
aber keinen Weltkrieg aus, sondern ruiniert nur die Wirtschaft und den sozialen
Frieden der USA nachhaltig, bevor er 2020 abgewählt wird – dürfte die 63
Millionen Deplorables derart angeheizt haben, daß die Nation ohnehin
unregierbar wird.
Vergessen
wir nicht, daß Trump kein grotesker Einzelfall ist!
Das
gesamte Personal der GOP ist fanatischer Abschaum, 50% der Demokraten sind
ebenfalls zum Davonlaufen, das Wahlsystem ist völlig untauglich, der oberste
Gerichtshof wird 2020 mit hoher Wahrscheinlichkeit von Rechtsradikalen
dominiert sein und die Presse taugt nichts mehr; sie versagte wie 2003 beim Irakkrieg
auch 2016 im großen Stil, indem sie zum Lügenmultiplikator wurde.