Spräche ich morgen auf der Straße zehn Leute mit der Bitte an, mir zu in drei Sätzen zu erklären, was gerade im Sudan los ist, bekäme ich vermutlich nicht eine qualifizierte Antwort.
Das Sterben dort ist zu weit weg und betrifft „nur“ schwarze und arme Menschen. Dafür empfindet der westlich-industrielle Christ keine Empathie.
Im ostafrikanischen Hunger-Land Sudan bekriegen sich seit zwei Jahren die Rapid Support Forces (RSF) und die Armee des Militärherrscher al-Burhan. Es gibt mutmaßlich an die HUNDERTTAUSEND Tote bisher, mehr als 21 Millionen Menschen sind laut UN-Angaben von akutem Hunger betroffen. Kinder sterben wie die Fliegen.
Dem Fritzekanzler und Joe Wadephul ist es Wurscht. Die frommen CDU-Männer interessieren keine schwarzen Kinder. Noch nicht einmal beim G20-Gipfel in Südafrika spielte das Thema Sudan eine Rolle.
Seit 2015 greifen unsere geschätzten Energielieferanten und Handelspartner Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und weitere Golf-Monarchien den Jemen an. Das Martyrium der verhungernden Bevölkerung lässt sich kaum in Worte fassen. Alle 13 Minuten stirbt ein jemenitisches Kind. Mutmaßlich gab es bisher rund 500.000 Tote im Jemen. Das Elend ist apokalyptisch.
[….] Seit Beginn des Krieges hat sich die humanitäre Lage im Jemen weiter dramatisch verschlechtert. Laut Angaben der Vereinten Nationen gibt es derzeit 4,5 Millionen Binnenflüchtlinge. Über 18 Millionen von insgesamt ca. 30,5 Millionen Menschen benötigen humanitäre Unterstützung. Circa 17,6 Millionen Menschen haben keinen sicheren Zugang zu Nahrung. Fast die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren leiden an moderater bis schwerer akuter Unterernährung. [….]
Auch die Lage im Jemen interessiert den Sauerländer Popelfresser nicht im Geringsten.
Das Ausmaß der Kriegsverheerungen, die Zahl der Toten, das Leiden des Bevölkerung lässt sich üblicherweise nur grob schätzen. Es gibt kaum verlässliche Quellen, weil der Horror und Zahlen gepresst, immer auch ein Teil der Kriegspropaganda ist.
Die menschlichen Gehirne sind ohnehin nicht in der Lage, die Dimensionen einzuschätzen. Wir erleben es tagtäglich, wie tragische Einzelschicksale, verbunden mit einem Bildern, einem Gesicht, weltweit enorme Emotionen auslösen können. Versieht man so ein Verbrechen aber mit einem großen Multiplikator, ebbt das Mitgefühl ab. Deswegen werden einzelne Kindervergewaltiger gehasst. Aber 100.000 sexuell missbrauchte Kinder, die Opfer der katholischen Kirche sind, nehmen wir achselzuckend hin.
Die Leiche des dreijährigen syrischen Jungen Alan Kurdi, die am 2. September 2015 an der türkischen Mittelmeerküste angeschwemmt wurde, schockte die Weltgemeinschaft. Aber seither sind über 30.000 Menschen im Mittelmeer auf der Flucht ertrunken. 30.000 mal Alan Kurdi stört uns nicht. Im Gegenteil, der deutsche Urnenpöbel findet die Typen toll, die besonders martialisch gegen Kinder und Frauen vorgehen, Grenzen abriegeln und legale Fluchtrouten kappen. Söder (Platz 2) und Dobrindt (Platz4) stehen ganz oben im Beliebtheitsranking der Politiker.
Langsam gibt es seriösere Zahlen über die Vernichtungstaten der Netanjahu-Armee in Gaza.
[…] Im Gazastreifen sind während des Krieges mehr als 100 000 Menschen getötet worden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Berechnung des Max-Planck-Instituts für Demografie in Rostock. Das sind weit mehr als bisher angenommen. Es ist die erste Schätzung für den kompletten Zeitraum zwischen dem 7. Oktober 2023, an dem die Hamas Israel überfallen und den Krieg ausgelöst hatte, und dem 10. Oktober 2025, an dem ein – seither recht löchriger – Waffenstillstand zustande kam.
Die Zahl bezieht sich dabei nur auf Tote durch direkte Gewalteinwirkung, darunter sowohl Kämpfer als auch Zivilistinnen und Zivilisten. Die möglichen Todesfälle durch einstürzende Gebäude, mangelndes Trinkwasser, Hunger sowie fehlende Gesundheitsversorgung sind nicht mitgerechnet.
Insgesamt haben im Gazastreifen vor dem Krieg etwas mehr als 2,1 Millionen Menschen gewohnt. Wenn man die neuen Zahlen zugrunde legt, ist etwa jeder 20. Bewohner des Gazastreifens im Krieg getötet worden. Auf die deutsche Bevölkerung hochgerechnet würde das mehr als vier Millionen Kriegstoten entsprechen. [….]
(Leonhard Scharfenberg, 30.11.2025)
Katholik Merz stört sich nicht daran und liefert wieder Waffen an Netanjahu, der fleißig weiter Palästinenser damit umbringt.
[…] Israel droht längst keine Gefahr mehr, trotzdem lässt die Regierung Netanjahu immer wieder die Nachbarn angreifen. Ausgerechnet jetzt liefert Deutschland seiner Armee wieder Waffen.
Vor zwei Wochen hat die Bundesregierung den teilweisen Stopp von Waffenlieferungen nach Israel wieder aufgehoben. In ein Land, dessen Armee in Gaza gerade die Brüder Fadi Abu Assi und Goma Abu Assi tötete, acht Jahre und elf Jahre alt, weil sie Feuerholz gesammelt hatten. Dessen Soldaten zwei junge Tatverdächtige im Westjordanland exekutierten – auf einem Video sieht man, wie sie erschossen wurden, nachdem sie die Hände in die Höhe gestreckt hatten, unbewaffnet. Die Waffen gehen an eine Armee, die gerade wieder auf syrisches Territorium vordrang und dort 13 Menschen tötete. Obwohl es von dort gar keinen Angriff gab.
Als die Bundesregierung den Waffenstopp aufhob, sprach sie davon, dass sich der Waffenstillstand in Gaza stabilisiert habe. Eine interessante Sichtweise, da die Waffen ja entweder stillstehen oder eben nicht. In Gaza sollen seit der Verkündung des Waffenstillstandes am 9. Oktober 347 Palästinenser getötet worden sein, sagen die örtlichen Behörden, darunter 136 Kinder. Die Lage ist also höchstens stabil schlecht.
Dass Deutschland wieder Waffen liefern will, hat wenig damit zu tun, was in Gaza passiert, im Westjordanland, in Syrien und in Libanon, aber viel mit der Lage innerhalb der CDU. In der Partei übten viele Kritik an der Entscheidung von Bundeskanzler Friedrich Merz, im August die Lieferungen teilweise auszusetzen. […] Die israelischen Truppen an den Grenzen sind gerade wieder in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, obwohl weit und breit kein Angriff droht, außer durch Netanjahu, der den ständigen Krieg will, um sich an der Macht zu halten. Die Bomben fallen fast jeden Tag. Nun wieder mit freundlicher Unterstützung der Bundesregierung. [….]

