Samstag, 9. Juni 2018

Stresemannstraße


Das mag ich ja nicht so gern, wenn Hamburg zum bundesweiten Gespött wird.
Nun lacht ganz Deutschland, weil an zwei Straßen bestimmte uralte Diesel nicht mehr fahren dürfen.


Das führt nun dazu, daß die beiden Straßen umfahren werden und es somit zu mehr Verkehr und mehr Dieselabgasen kommt.

[….] Beschränkung für Personenwagen in der Max-Brauer-Allee führt zu mehr Verkehr in der Stresemannstraße. [….]

Die Autos werden da weggeleitet, wo die Grenzwerte für Stickstoffdioxid von 40 Mikrogramm besonders deutlich überschritten werden.
Insofern ist die Maßnahme nicht ganz so lächerlich wie sie zunächst einmal wirkt.
Es gibt deutschlandweit tausende Todesfälle durch Stickoxide.
Der Hamburg Senat ist also gut beraten die Menschen, die an die stickoxidigsten Straßen leben – und es sind die Kleinkinder, die genau in Höhe der Auto-Auspuffe atmen – vor dieser Lebensgefahr zu schützen und schnell die Werte runterzubringen.

[…..] Auch niedrige Stickstoffdioxid-Werte verursachen bis zu 8.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Deutschland
In einer Studie des Umweltbundesamtes, die dem ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ exklusiv vorliegt, wurde nach Angaben der Forscher erstmals flächendeckend für Deutschland untersucht, welche gesundheitlichen Schäden durch Stickstoffdioxid verursacht werden können. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass auch sehr geringe NO2-Konzentrationen, wie in ländlichen Gebieten, gravierende gesundheitliche Folgen haben können – und zwar auch weit unterhalb des gültigen Jahresmittel-Grenzwertes von 40 µg / m³ Luft. [….]

Tatsächlich wirkt die Maßnahme des Senats; die Menschen in der Stresemannstraße und Max-Brauer-Allee werden weniger durch Dieselabgase belastet.
Der Grüne Umweltsenator Kerstan kann vermutlich gar nicht anders; die Grenzwerte müssen eingehalten werden.

Zieht man die Perspektive aber weiter auf, wird es aber schon lächerlich:
Um an den Messstationen mit besonders hohen Werten Entlastung zu schaffen, wird der Verkehr dahin umgeleitet, wo es etwas weniger Dieselabgase gibt. Insgesamt, über ganz Hamburg gemittelt, steigt also die Stickoxidbelastung.


Natürlich fühlen sich die Dieselfahrer verarscht; insbesondere wenn man weiß, daß die hofierten dicken im Hamburger Hafen vertäuten Kreuzfahrtschiffe, die noch nicht mit Landstrom versorgt werden, am Tag so viele Stickoxide rausblasen, wie 300.000 KFZs.
Da haben die Satiresendungen wirklich leichtes Spiel.


Ein typischer Fall von Urnenpöbelungerechtigkeit.
Die Stickoxid-Jahresmittel-Grenzwerte von 40 µg / m³ Luft gelten seit 2010.
Acht Jahre weiß die Bundesregierung was auf die Autoindustrie zukommt.

Acht Jahre CSU-geführtes Bundesverkehrsministerium.

2009-2013 Peter Ramsauer
2013-2017 Alexander Dobrindt
Ab 2018 Andi Scheuer

Acht Jahre totales politisches Versagen.
Acht Jahre Lobbyhörigkeit der bestens von der Auto-Industrie finanzierten C-Parteien.

Acht Jahre, in denen die Deutschen immer wieder mit großen Mehrheiten die C-Parteien in die Bundesregierung schickten.


Der kommunale Senator Kerstan muss nun das ausbaden, was auf Bundesebene Ramsauer, Dobrindt und Scheuer verbockt haben.

Das könnten die Satiriker bitte zumindest erwähnen, bevor sie über meine wunderschöne Heimatstadt lästern.