Für
Europäer sind die amerikanischen Sportvorlieben schwer zu verstehen, weil die
USA anders als alle anderen Länder ticken.
Soweit
ich es verstehe, wird Fußball = Soccer nicht so gern wie im Rest der Welt
gemocht, da man es als irgendwie elitär und europäisch ansieht.
Gemocht
werden Football, Baseball und Basketball.
Ersteres
ist grober, ländlicher und patriotischer aufgeheizt, als die urbaneren,
multikulturelleren Sportarten der Großstädter.
In
stockkonservativen Staaten wie Alabama haben sich die Rednecks immer noch nicht
so recht damit abgefunden, daß überhaupt Schwarze beim Football mitspielen
dürfen.
Daher
kam es bei den tobenden Trump-Fans vor einer Woche sehr gut an, als er einige
schwarze Spieler „son of a bitch“ nannte und loshetzte, man solle sie
rauswerfen.
Das
Publikum johlte vor Begeisterung als es wieder mal gegen „die Neger“ ging.
Trump
ist hochzufrieden mit der Welle der Empörung, die er auslöste und feuerte über
20 bösartige Tweets gegen schwarze NFL-Profis ab, die sich nicht patriotisch
genug zeigten und daher aussortiert gehörten.
Football
ist Patriotismus pur; pathetisch wird die Nationalhymne abgesungen.
Es gilt
in Amerika ebenfalls als sehr patriotisch sich hinter die Armee zu stellen.
Deswegen
stellt sich Trump so gern hinter das Militär.
Jedenfalls
den weißen, heterosexuellen Teil.
40% der
US-Army-Angehörigen gehören zu Minderheiten.
Die
gefallen ihm nicht.
Für die
Dreamers in der Armee will sich Trump nicht einsetzen.
Für die
Transgender in der Armee will sich Trump nicht einsetzen.
Trumps
Einsatz für den Patriotismus in Armee und NFL lohnt sich für ihn, weil er damit
gleichzeitig gegen Minderheiten agitieren kann, die ultrarechte republikanische
Basis an sich bindet und insbesondere die öffentlich diskutierten Themen nach
Belieben dominiert, während es für ihn an der politischen Front extrem schlecht
läuft.
Aus und
vorbei für Trump-Care, die Russian-ties-Schlinge zieht sich zu, es gibt einen
Email-Skandal im Trump-Team und zudem ist seine Außenpolitik gegenüber
Russland, dem Iran und Nordkorea ein einziger Scherbenhaufen.
Das
schlägt sich aber nicht auf sein politisches Ansehen nieder, so lange die Frage
ob irgendwelche Sportler bei der Nationalhymne knien oder sich stehend die Hand
aus Herz drücken, die Debatte bestimmt.
Als
Europäer fragt man sich wie sowas möglich ist. Niemand könnte sich vorstellen,
daß Frau Merkel tagelang auf Fußballspieler eindrischt, die nicht patriotisch
genug bei der Nationalhymne mitsingen.
Selbst
der rechtsliberale Christian Lindner beklagte nur einmal die mangelnde
Nationalhymnen-Singerei von Sportlern.
In den
USA funktioniert das, weil es sich in Teilen um ein unzivilisiertes Pegida-Volk
handelt.
Wir
sehen das mustergültig in Alabama. Dort gab es eine republikanische Vorwahl, um
de facto den neuen US-Senator zu bestimmen – Demokraten haben schließlich in
dem ultrarechten Südstaat ohnehin keine Chance.
Trump
machte Wahlkampf für den stramm konservativen Kandidaten Luther Strange, den er
für dessen bedingungslose Treue zu ihm, Trump, pries.
Strange
unterlag aber dem klar rassistischem Rechtsextremisten Roy Moore.
[….] Roy Moore, a former State Supreme Court
chief justice, defeated Senator Luther Strange on Tuesday in the Republican
runoff to fill the United States Senate seat vacated by Jeff Sessions, now the
attorney general. Mr. Moore will face the Democratic nominee, Doug Jones, a
former United States attorney, in the general election on Dec. 12. [….]
Nach der
Veröffentlichung des Ergebnisses, knickte Trump schnell ein, stellte sich hinter
Moore und wünschte ihm via Twitter viel Erfolg für die Wahl im November.
Die Wahl
findet zwar im Dezember statt, aber Trump hält sich strikt an seine Maxime
niemals die Wahrheit zu sagen.
Strategisch
gesehen ist es nicht so schlecht, wenn völlig Wahnsinnige wie Trump die
republikanische Partei prägen.
Langfristig
wird eine zerfasernde GOP die Mehrheitsfähigkeit
verlieren und den Demokraten wieder Mehrheiten in beiden Kongresskammern
ermöglichen.
Sie
könnten sich dann auch wieder ein bißchen nach links orientieren – so wie es
sich die Basis wünscht.
Dann
könnte es wieder voran gehen in Amerika.
Insofern
bin ich froh über jeden rechtsextrem-religiösen
Spinner im GOP-Lager, der sich und seine Partei mehr ins Aus schießt.
Der
siebzehnte geistige Gigant des Konservatismus
(GGK), den ich in dieser neuen Reihe besprechen
möchte, hat sich genau wie die radikale Lügnerin Carly Fiorina
komplett der Realität entkoppelt: Donald Trump.
Es
ist eigentlich müßig den orangehaarigen Milliardär der Mobs noch vorzustellen.
Der
groteske Presbyterianer ist inzwischen
weltweit bekannt wie ein bunter Hund. Er ist so eine Art amerikanische
Ein-Mann-Pegida mit Geld: Politisch kloaken-artig müffelnd erzeugt er bei
halbwegs moralischen Menschen einen überwältigenden Drang schreiend
wegzulaufen.
Aber
die Journalisten verhalten sich wie bei verwesenden Quallen am Strand: Sie
wissen zwar, daß es ekelig ist, gehen aber doch hin und stochern am Kadaver
herum.
Der 20. Geistige
Gigant des Konservatismus ist also der mutmaßliche neue US-Senator aus Alabama,
Roy Moore.
Der
ultrareligiöse Waffenfanatiker hasst Schwule, Muslime, Schwarze und Atheisten
wie die Pest. Und er hat einen guten Freund – den Paten der amerikanischen „White
Supremacy“-Bewegung, Steve Bannon.
[….]
Er zieht bei Veranstaltungen gerne mal
den Revolver. Er findet, Homosexualität sollte verboten werden. Er ist dafür,
keine Muslime ins amerikanische Parlament zu lassen. Und seit Dienstagabend hat
er gute Chancen, trotz der Unterstützung von Donald Trump für seinen
Gegenkandidaten neuer Senator für den US-Bundesstaat Alabama zu werden: Der
ehemaliger Richter Roy Moore, 70, hat eine parteiinterne Vorwahl der
Republikaner für einen Senatssitz gegen den von Trump unterstützten Amtsinhaber
Luther Strange gewonnen. Das Ergebnis aus der Provinz könnte ganz Amerika
erschüttern. Denn hinter Moore steht Steve Bannon, der frühere Chefberater von
Trump, der das Establishment der Republikaner entmachten will.
Erzkonservativ zu
sein, gehört bei vielen Politikern aus dem amerikanischen Süden zum guten Ton,
doch Roy Moores Konservativismus ist von einem anderen Stern. [….] Zur Stimmabgabe am Dienstag erschien Moore zu Pferde. [….]
Moore
ist wie sein Klan-freundlicher Kollege Sessions so rechtsradikal, daß er selbst
im ultrakonservativen Alabama aus dem obersten Gerichtshof des Staates entfernt
werden mußte. Zweimal.
[……] But Mr. Moore, 70, has proved himself to be
a political survivor. He has been effectively removed from the State Supreme
Court twice — the first in 2003, over his refusal to remove a statue of the Ten
Commandments in the courthouse; the second last year, when he urged the state’s
probate judges to defy federal orders regarding same-sex marriage.
And in recent days, both the president and Vice President Mike Pence had
campaigned for Mr. Strange. Mr. Trump, an enormously popular figure in Alabama,
cast aside the tradition of presidents treading carefully in contested
primaries, as well as the warnings from his own advisers regarding a candidate
trailing in the polls. [….]
Toll,
dachten sich die republikanischen Alabamesen. Die Scheiß Verfassung ist eh liberaler
Unsinn. Den wählen wir!
Immer
weiter so, liebe GOPer. Mit solchen Typen im Senat macht ihr die politische
Kultur Amerikas endgültig kaputt und verhindert nachhaltig, daß eine Regierung
lösungsorientiert arbeiten kann.
[….]
Wenn bereits Sessions als Hardliner galt,
muss für Moore eine Steigerung erfunden werden. Der Mann ist im
christlich-konservativen Teil des Bundesstaats im tiefen Süden ein Held, weil
er fanatisch religiös ist - und er deshalb zwei Mal als Richter entlassen
wurde.
2003 ließ er im
staatlichen Justizgebäude eine zwei Tonnen schwere Skulptur mit den zehn
Geboten aufstellen - ein Zeichen religiöser Bevorzugung, das ihn das Amt
kostete. 2013 wählten ihn die Bürger Alabamas zurück auf den Posten, von dem er
2016 suspendiert wurde: Er hatte sich geweigert, auf Anweisung eines
Bundesgerichts gleichgeschlechtliche Ehen (Moore: "abnormal, unmoralisch,
verabscheuungswürdig, ein Verbrechen gegen die Natur") anzuerkennen.
Muslime, erklärte Moore 2006, sollten nicht für den Kongress kandidieren dürfen.
Der 11. September, so Moores Analyse im Februar dieses Jahres, sei eine
"göttliche Strafe" für die USA gewesen.
[….]
Moore [….] erhielt Unterstützung von
Rechtsauslegern wie Sarah Palin, dem ehemaligen Trump-Berater Stephen Bannon,
Trumps Wohnungsbau-Minister Ben Carson oder dem Briten Nigel Farage.
Beide Kandidaten
hatten sich als wahre Vertreter des Trumpismus zu inszenieren versucht -
Strange bezeichnete Trumps Wahl sogar als "biblisches Wunder". Dass
er trotzdem verlor, lag neben der Nähe zum verhassten Senatsführer McConnell. […]