Montag, 23. April 2012

Das kann einem ja schon mal rausrutschen.





Der einstige Berliner CDU-Spitzenkandidat, Christ des Tages Nr 10 und heutige Bundestagsabgeordnete Frank Steffel, Jahrgang 1966, ist die Inkarnation des Westberliner kleinbürgerlichen Spießer-Klüngels. 
Mit 16 trat er in die Partei Diepgens und Landowskys ein.

Von Papi erbte er eine Teppichverleger-Firma und fühlte sich allein dadurch seinen Mitbürgern überlegen.
Linke, Migranten, Künstler - kurzum die ganze Berliner alternative Szene hasste er schon immer wie die Pest und drückte dies auch in seiner eigenen Sprache aus:
Die Süddeutschen Zeitung vom 23. August 2001 berichtete als Erste darüber, er habe in seiner Zeit bei der Jungen Union Schwarze „Bimbos“ und Türken „Kanaken“ genannt.
Behinderte waren für ihn „Mongos“ und eine Lehrerin, die diese Ausdrücke bemängelte, bezeichnete Jung-Steffel als „Kommunistenschlampe“.

Die Kritik an seinen Manieren konnte er nicht verstehen und erklärte Michel Friedman:
„Einem Jugendlichen rutscht sowas schon mal raus!“

Nun ist mir in meinem Leben auch schon allerhand rausgerutscht, von dem ich a posteriori wünschte es etwas gewählter formuliert zu haben.

Ich will auch gerne einsehen, daß ein Politiker, welcher andauernd genötigt ist Statements abzugeben und dabei stets auf Wähler zu schielen hat, noch gefährdeter ist Blödsinn zu reden.

Gerd Schröder gab diese unsäglichen Sprüche von den sofort abzuschiebenden Ausländern und dem lupenreinen Demokraten von sich. 
Schlimme Schnitzer, die aber nicht üblich für ihn sind.   

Auch ganz links blinkt man immer mal wieder ganz rechts in der Annahme das gefalle dem Urnenpöbel. 

Oskar Lafontaine zeigt seine Unzuverlässigkeit und sein Hallodritum immer wieder mal, indem er am rechten Rand fischt. Beispielsweise 2005 in Chemnitz.

Vor rund 1.500 Zuhörern hatte der frühere SPD-Vorsitzende gesagt, weil der Staat verpflichtet sei, seine Bürger zu schützen, müsse er verhindern, „daß Familienväter und Frauen arbeitslos werden, weil Fremdarbeiter zu niedrigen Löhnen ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen“.

Unentschuldbar, weil nicht rausgerutscht, sondern immer wieder öffentlich verwendet.

Es gibt Dinge, die rutschen einem anständigen Menschen eben NICHT raus - weder heimlich, noch am Stammtisch, noch öffentlich, noch auf dem Klo.

 Die menschliche Selbstdisqualifikation zeigen die Beispiele Stoiber (Warnung vor „durchmischter und durchrasster Gesellschaft“), Martin Hohmann (Juden seien “Tätervolk” ), Oettinger (Hans Filbinger “war Gegner des NS-Regimes”) Rüttgers („Kinder statt Inder“, „faule Rumänen“), Koch (Bsirskes Reichenkritik sei “eine neue Form des Sterns auf der Brust”), Jenninger (“Faszinosum” des Nationalsozialismus ), Laschet (über Kinderkrippen: „Das erinnert mich wirklich an jemanden, der bei einer anderen deutschen Diktatur gesagt hat: Das war alles gar nicht so schlimm, die haben wenigstens die Autobahnen gebaut“), FJ Strauß (über Jusos: “schlimmsten Nazi-Typen in der Endzeit der Weimarer Republik”), Kohl (Goebbels-Gorbatschow-Vergleich, über Thierse: “schlimmster Präsident seit Hermann Göring”) und Hans Werner Sinn (“In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken. In der Weltwirtschaftskrise von 1929 “hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager“)

Nun ja, es gibt auch Nazisprüche, die nicht zwingend die häßliche braune eigene Seele zeigen, sondern womöglich nur überbordender Doofheit geschuldet sind.

Schäuble über die Klagen gegen die Vorratsdatenspeicherung: “Wir hatten den größten Feldherrn aller Zeiten’, den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten.”)

Christian Wulff über Managergehälter: "Ich finde, wenn jemand zehntausend Jobs sichert und Millionen an Steuern zahlt, gegen den darf man keine Pogromstimmung verbreiten")

Aber Stoiber Multi-Warnung vor einer „durchmischten und durchrassten Gesellschaft“ ist eben nicht zu entschuldigen.

Nach so einem Klopfer kann man nur zurücktreten und von der politischen Bühne verschwinden.

Das gilt auch für den Piraten.

Martin Delius, Abgeordneter der Berliner Piratenpartei, ist einer der inzwischen ziemlich vielen „Einzelfälle“, der etwas raugehauen hat, das einem eben NICHT rausrutscht.

Martin Delius hatte in einem Spiegel-Interview gesagt, 
der Aufstieg der Piratenpartei verlaufe "so rasant wie der der NSDAP zwischen 1928 und 1933".

Keine Toleranz der Intoleranz. Kein Kleinreden des Rechtsextremismus.

Auch Menschen, die an sich nicht verdächtig sind, rechtsextrem zu denken, dürfen nicht so daher reden. 
Das ist kein Kavaliersdelikt und sollte einen gewissen politischen Bann nach sich ziehen.

Wie das geht, weiß ja selbst die völlig derangierte FDP, die sich gerade von einem braunen Mitglied in Guido Westerwelles Heimatverband Bonn trennt.

Der Eklat in der Deutschen Burschenschaft hat erste Konsequenzen: Die FDP in Nordrhein-Westfalen will jenen ranghohen Burschenschafter ausschließen, der Dietrich Bonhoeffer, den evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, als "Landesverräter" bezeichnet hat.  Ein Sprecher der Liberalen sagte SPIEGEL ONLINE: "Der Kreisverband Bonn hat bereits am Donnerstag beschlossen, ein Ausschlussverfahren zu beantragen." Als die Partei von den Äußerungen des Burschenschafters erfahren habe, sei sehr schnell klar gewesen, "dass sie mit den Werten einer liberalen Partei nicht vereinbar sind".  [….]  Recherchen von SPIEGEL ONLINE hatten zutage gefördert, dass Norbert Weidner - so der Name des Burschenschafters und FDP-Mitglieds - den Nazi-Widerstandskämpfer und Theologen Dietrich Bonhoeffer, der im KZ hingerichtet wurde, öffentlich als "Landesverräter" bezeichnet hatte - und zwar in einem Leserbrief an die Mitgliedszeitung der "Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn". Weidner verteidigte darin zudem die Hinrichtung Bonhoeffers: "Rein juristisch halte ich die Verurteilung für gerechtfertigt." Er schreibt über eine Verurteilung, die so zustande kam: Ein nicht zuständiges SS-Standgericht hatte Bonhoeffer in den Tod geschickt, ohne Verteidigung, ohne schriftliche Aufzeichnung, mit dem KZ-Kommandanten als Beisitzer. Bonhoeffer starb am Tag nach dem Urteil durch den Strang, wenige Tage vor Kriegsende.
Dieser Brief könnte auch strafrechtlich relevant sein. In ähnlichen Fällen verhängten Richter Geld- und auch Haftstrafen, wenn Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime als "Landesverräter" bezeichnet wurden. Erst vor knapp drei Jahren musste ein CDU-Mann eine Geldstrafe zahlen, weil er Bonhoeffer ebenfalls einen "ganz gewöhnlichen Landesverräter" genannt hatte.
Weidner hatte bei seinem Eintritt in die FDP eine durchaus einschlägige Vergangenheit, wie ein Blick in die Archive zeigt: Verschiedene Zeitungen und Magazine berichteten immer wieder über den Mann. Er war demnach bei mehreren inzwischen verbotenen Organisationen dabei, unter anderem bei der "Wiking-Jugend", der "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei" (FAP) und der Hilfsgemeinschaft für nationale politische Gefangene (HNG) - eine Organisation, die inhaftierte Rechtsextreme betreute. Er stieg auf zu einem der führenden Köpfe und zu einem der Vordenker der militanten Neonazi-Szene.

Wieso Norbert Weidner überhaupt Mitglied der Fast-Drei-Prozent-Partei werden konnte, sollen andere beurteilen.