Nun habe ich mich schon zwei Tage nonstop über meine
fellow americans aufgeregt, mich mitgeschämt und mitgegrämt.
Aber die Heul-Videos von den ganz großen
amerikanischen Youtubern machen mich fertig.
Nun weinen sie.
Wo ward Ihr den bitte in den letzten 18 Monaten?
Es ist wirklich ein Brexit 2.0.
Die Millennials interessieren sich nicht für Politik,
sind zu faul und zu bequem zum Wählen, weil ihnen aufgrund ihrer kurzen
Lebensspanne offenbar das Verständnis dafür fehlt, daß die Zeiten nicht immer
so nett sein müssen wie sie jetzt sind.
Aber nach einer richtig schief gelaufenen Wahl
herrscht dann Heulen und Zähneklappern. Das habe man ja nun nicht gewollt.
Die
schöne neue Internet-Medienwelt hat auch Vorteile.
Die
Interessen werden internationaler, man kommuniziert mehr und das Internet
nivelliert.
Während
über Generationen nur die Reichen und Schönen der Highschool beliebt waren und
die Kinder ohne Markenklamotten eine demütigende Schulzeit erlebten, kann jetzt
jeder mit seinem Twitter-Account, Instagram-Profil oder Youtube-Channel selbst
bekannt und bedeutend werden. Die Außenseiter, die Dicken, die Schwulen und die
Merkwürdigen müssen nicht mehr einsam leiden, weil sie an ihrer Schule keine
Gleichgesinnten finden.
Aus
der Socialmedia-Trickkiste lassen sich für jeden noch so bizarr aussehenden
Topf die passenden Deckel fischen.
Die
einzige Lesbe an der Dorfschule? Kein Problem; mit einem Klugtelefon findet man
beliebig viele Mädchen in der gleichen Situation.
Hunderte
„Youtuber“ sind inzwischen so Klick-stark, daß die davon leben können, von der
Werbeindustrie hofiert werden. (……)
Die
Zahlen ihrer Kanal-Abonnenten sind so gewaltig, daß jeder Fernsehmacher, der
auf Einschaltquoten achten muß, vor Neid erblasst.
Die
nette kleine „Zoella“ aus
Brighton,
bürgerlich Zoe Sugg, *1990, hat fast elf Millionen Abonnenten, die ihren
Schmink- und Modetipps lauschen.
Das
sind jeweils nur ihre Haupt-Youtube-Kanäle. Daneben betreiben sie noch
Vloging-, Gaming-, Prank- und sonstige Kanäle, die es auch jeweils auf
siebenstelligen Abo-Zahlen bringen.
Joe
Suggs Mitbewohner Caspar Lee bringt es auf
6,4 Millionen Follower
und Zoellas Boyfriend, Alfie Deyes, 22, kann auf stolze 5,2 Millionen
Anhänger verweisen.
Alfies
beste Kumpel sind natürlich auch alles britische Youtuber:
Marcus Butler mit 4,5 Millionen Followern, Jim Chapman (2,6 Mio), Oli White (2,4 Mio) und Joe Weller (3,5 Mio).
Marcus Butler mit 4,5 Millionen Followern, Jim Chapman (2,6 Mio), Oli White (2,4 Mio) und Joe Weller (3,5 Mio).
Wayne Goss begeistert 3,5 Millionen Anhänger
mit Make-Up-Tutorials; der 23-Jährige Conor Maynard, ebenfalls aus Brighton singt gern
auf Youtube; vor 2,3 Millionen Fans.
Die
Liste ließe sich lange fortsetzen. Ihre Marktmacht ist gewaltig; ich habe
jeweils nur die Abonnentenzahl ihres wichtigsten Kanals genannt. (….)
Aber niemand von ihnen kam je auf die Idee irgendetwas
zum EU-Referendum zu filmen.
Schminktipps, Haarfarben und die neuesten Videogames
waren immer wichtiger.
Nun dasselbe Bild in Amerika.
Die Jugendlichen leben in ihrer poppig-bunten Socialmedia-Welt,
fühlen sich zu nichts verpflichtet und meinen auf mysteriöse Weise sorge
irgendjemand anderes für ihr Wohlergehen.
Die amerikanischen Social-Media-Personalities haben im
letzten Jahr täglich ihre fröhlichen lustigen Postings veröffentlicht, gevloggt,
sich zu "Meet-Ups" getroffen und sind alle strikt unpolitsch
geblieben.
In den USA hätte Trump bei den 18-24Jährigen nur vier
Staaten geholt.
Aber die konnten sich ja nicht aufraffen zu wählen.
Tyler Oakley (schwul, über 8 Millionen Follower), der
größte Star unter ihnen, hat ein einziges Mal die
Wahl erwähnt – bei einem Q&A.
Shane
Dawson, bi 8,4 Millionen Follower hat nicht einmal die Wahlen oder Trump erwähnt:
Marc
Miller, schwul, 600.000 Anhänger, hat Trump nie erwähnt.
Joey Graceffa, schwul, sieben Millionen Follower,
erwähnt die Wahl am
09.11.2016 das erste mal und ist ganz geknickt vom Ergebnis.
Connor Franta, schwul, sechs Millionen Fans, erwähnte
einen Tag vor der Wahl bei einem Q&A einmal kurz wie er wählen wird.
Wichtiger war ihm aber erst mal über seinen Doughnut-Geschmack
zu sprechen und über ein neues Tattoo zu orakeln.
Was sind denn das für LGBTI-Luschen?
Glauben die, Homorechte fielen einem einfach in den
Schoß und man müsse sich nie um irgendwelche Bürgerrechte bemühen?
Glauben sie, es gäbe keine Kräfte in den USA, die das wieder zurückdrehen wollen?
Glauben sie, es gäbe keine Kräfte in den USA, die das wieder zurückdrehen wollen?
Vielleicht ist das einer der erschreckendsten Aspekte
der Trump-Wahl. Nach einem kurzen Aufjaulen der Enttäuschung geht die Linke
gleich wieder in ihren gewohnten Tiefschlaf über.
Einer meiner Verwandten in den USA, der mit einer
schwarzen Frau verheiratet ist und schon quasi aus familiärer Vorbelastung
heraus ein strikter Trump-Gegner ist, sogar eifrig für Hillary Clinton geworben
hatte, verkündete heute pathetisch auf seiner Facebook-Seite, nun sei es an der
Zeit das Land zu heilen, man dürfe nicht mehr geteilt sein, man wäre „one
nation under god“ und solle sich nun hinter den president elect stellen.
Ich finde nicht, daß Trump automatisch Respekt
verdient hat, nur weil er mit Stimmenminderheit das Amt bekleiden wird.
Außerdem halte ich den Glauben an eine friedliche
Zusammenarbeit von GOPern und Demokraten für naiv. Daher antwortete ich:
Well, in 2009 House GOP whip Eric Cantor (in
December 2008) and Senate minority leader Mitch McConnell (in early January
2009) promised to block everything Obama would do to make his presidency a
complete failure. There was only one goal: He should have been a one term potus - even
if the USA would go down the toilet.
Meanwhile Trump himself was challenging Obamas
citizenship and kept on saying he was a Kenyan man.
And Obama had been a nice guy. He didn’t insult millions of Americans.
Plus he was elected by a majority of the people.
Trump NOT – Hillary got more popular votes. Only because of the crazy
American system the second time in 16 years a democrat gained more votes than
his opponent and the Republican becomes president.
(Impossible in Europe)
Therefore I am pessimistic. Trump won’t unite the USA.
Mein
lieber Neffe löschte mein Posting sofort und schrieb mir als Privatnachricht,
daß er keine amerikafeindlichen Töne dulde.
Auf seiner Facebook-Seite sollten nur „love and peace“ herrschen.
Auf seiner Facebook-Seite sollten nur „love and peace“ herrschen.
So
schreibt und handelt nun ein halbwegs gebildeter und persönlich sehr netter Demokrat,
der selbst schwarze Kinder hat, wenn Rassisten die Regierungsmacht übernehmen.
Das ist
schlimm, denn ich habe die destruktive Kraft der Trump-Wähler bisher ganz außer
Acht gelassen.
Doch
schon die Trump-Gegner bieten ein so desolates Bild, daß man allen Grund zur
Sorge und zur Panik hat.
Die eine
Hälfte der Menschheit reißt, getrieben von Bos- und Dummheit die Macht an sich,
während die andere Hälfte es lethargisch geschehen läßt.
Was ist
schlimmer?
So traurig es ist, auch in Deutschland stehen an der Spitze der eher linken Kräfte underperformande Frömmler und Merkel-Liebchen wie Gabriel und Göring-Kirchentag.
So traurig es ist, auch in Deutschland stehen an der Spitze der eher linken Kräfte underperformande Frömmler und Merkel-Liebchen wie Gabriel und Göring-Kirchentag.
Das
macht keinen Spaß sich für solche Typen zu engagieren.
Aber auf
der anderen Seite stehen Seehofer, Söder, Petry, Gauland, Höcke und Storch.
Da ist
phlegmatisch zurücklehnen und Abwarten keine Option.
[….]
Wie können so viele Millionen Wähler
nicht erkennen, wie viel heiße Luft hinter all den hohlen Phrasen lauert – und
wie viel Gefahren hinter der heißen Luft?
Können so viele
Menschen wirklich so dumm sein?
Yes, they can!
[….]
Egal in welches Land wir schauen, fast
überall fühlen sich die Menschen aka Wähler betrogen, unverstanden, ausgenutzt
und machtlos.
Und möchten dagegen
protestieren.
Dagegen ist rein gar
nichts einzuwenden, im Gegenteil.
Denkzettel oder offene
Worte sind mehr als nötig.
Nur war es leider
schon immer der falscheste aller Wege, gegen Ungerechtigkeit, Korruption und
Missstände mit Wut, Hass, Plattitüden und Egoismus vorzugehen.
Denn was die Welt in
diesen Zeiten dringend brauchen würde, wären Ehrlichkeit, Weisheit und
Vernunft.
Doch was wir bekommen
und was die Menschen aus Frust wählen, ist das genaue Gegenteil.
Wer am lautesten
schreit und die Realität am unterhaltsamsten vereinfacht, dem folgen die
Enttäuschten am schnellsten – denn wichtiger und beruhigender als wirkliche
Lösungen sind bei großem Frust und angestauter Verzweiflung zuerst einmal immer
simple und laute Versprechungen einer stark erscheinenden
Führungspersönlichkeit, dass alles jetzt endlich besser wird und die Anderen
dafür bezahlen werden.
Bis man bemerkt, dass
man selbst zu den Anderen gehört...
Niemand soll mit
Hitler verglichen werden, das ist zu platt und einfach.
Allerdings gemahnt uns
die Geschichte daran zu erkennen, dass eine ähnliche Mischung aus Enttäuschung
und Frust bei den Wählern gepaart mit großen Gesten, markant wütenden Worten
und Schuldzuweisungen an einzelne Bevölkerungsgruppen in der Vergangenheit mehr
als nur einmal zu katastrophalen Folgen für die Menschheit geführt haben.
Denn dazu ist die
Geschichte da – um aus ihr zu lernen und nicht immer wieder die gleichen Fehler
zu machen.
Schaut man sich in der
Welt um, scheinen die Menschen jedoch genau dies überall und wiederholt zu tun,
fast so als läge ein tückischer Virus des Wahnsinns und der nationalen
Selbstüberschätzung in der Luft.
[….]
Ich gebe offen zu, die Weltlage macht mir
Angst wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.
Wut, Frust, Hass und
große Fressen mit dicken Hosen bestimmen das Weltgeschehen.
Könnte ich in eine
angenehmere, menschlichere und vernünftigere Parallelwelt auswandern, ich würde
es tun. [….]