Das
schockt sie, das schockt die Staatsspitzen, Medien und sonstige
Respektspersonen sichtlich, wenn sie von einem grölenden Mob ausgebuht werden
und als „Volksverräter“ angeschrien werden.
Daher
wurde „Volksverräter“ zum Unwort des Jahres. Zu Recht, wie ich meine.
Aber ist
es auch Elitenverachtung, wenn sich Minister und Promis mal einem Auditorium
gegenübersehen, welches sie nicht vorbehaltlos adoriert?
Heute
tobt auf Facebook und Twitter ein unglaublicher Shitstorm gegen Meryl Streep,
weil sie bei den Golden Globes Donald Trump kritisierte.
Das sei
ja wohl eine Frechheit, wenn so eine reiche Elitentusse auf die armen
Durchschnittswähler eindresche, die Autorennen und MMA mögen.
Trump
selbst war natürlich am meisten empört und zickte auf Sandkastenniveau zurück.
Er, das arme Opfer, das von einer völlig überbewerteten Frau ungerecht
behandelt werde.
Auf CNN
schlugen die Trump-Fans in dieselbe Kerbe. Dieses arrogante elitäre Hollywood
sei eben der Grund für Trumps Aufstieg. Der kleine Mann auf der Straße habe
keine Lust mehr sich was von den Eliten sagen zu lassen.
Was für
eine wirre Welt.
Trump
wurde eben nicht von einer Mehrheit gewählt, sondern landete geradezu
abgeschlagen drei Millionen Stimmen hinter Hillary Clinton.
Noch
viel erstaunlicher, daß es immer noch gelingt einen Typen wie Trump, der selbst
seit Jahrzehnten Celebrity ist und über Milliarden verfügt, nicht als Elite
wahrzunehmen.
Es gab
noch nie in der amerikanischen Geschichte so ein Elitenkabinett wie zukünftig
unter Trump. Es besteht ausschließlich aus weißen Milliardären und
Militär-Generälen.
Wer das
öffentlich kritisiert, wird dafür als Angehöriger einer Elite, der sich
arrogant über das einfache Volk erhebt, beschimpft.
Natürlich
liebt das Volk immer noch seine Eliten.
Es
bestehen allerdings große Unterschiede bei der Definition wer oder was
eigentlich Elite ist.
Fußballer,
Helene Fischer, Michael Schuhmacher und viele andere Multimillionäre mehr
werden weiterhin mit Ehrungen überhäuft und vom Volk bejubelt.
Klug,
integer, gebildet, vorbildlich zu sein ist kein Kriterium für die Zugehörigkeit
zur Elite.
Das
selbsternannte Intellektuellen-Magazin Cicero kürte auch dieses Jahr wieder
eine Rangliste der bedeutendsten Intellektuellen Deutschlands.
So eine
Rangliste ist grundsätzlich unseriös.
Ich
schätze Eliten - auch wenn ich solche Luftnummern wie Thilos Sarrazin und
Hans-Werner Sinn noch nicht mal unter die Top 500; geschweige denn unter die
Top 5 setzen würde.
Offensichtlich
werden die Begriffe Prominenz, Bekanntheit, Popularität, Bedeutung, Elite,
Wichtigkeit und Vorbildhaftigkeit munter miteinander verwechselt.
Das gilt
auch für Amtsinhaber.
Joachim
Gauck ist für mich in keiner Weise Elite. Er ist selbstzufrieden, intellektuell
desinteressiert, egozentriert und zudem auch noch einerseits ungepflegt (die
Zähne!) und gleichzeitig eitel.
Das sind
alles Begriffe, die in meiner Definition von „Elite, Intellektueller oder
Vorbild“ nicht vorkommen.
Es gibt
genauso wenig Grund Christian Wulff oder Horst Köhler zu achten.
Das Amt des Bundespräsidenten ist Mythen-umwoben;
die meisten Bundespräsidenten werden absolut zu Unrecht verehrt.
Eine
Bundespräsidentin, die im besten Sinne „Elite“ sein könnte, wäre Hertha Müller,
die aber bekanntlich keine Chance hatte, weil der völlig überschätzte
Steinmeier auf den Schild gehoben wurde.
Was für
ein Bundespräsidentenwahn mal wieder.
Die Mopo
zitiert den Zukünftigen und tut so als ob damit ein neues Zeitalter ausbreche:
„Als Bundespräsident
will ich ein Gegengewicht sein zu den Tendenzen der grenzenlosen Vereinfachung“
(Frank-Walter
Steinmeier)
Gaucks
Nachfolger sollte erst mal sein eigenes Denken auf bedenkliche Vereinfachungen
überprüfen.
Ich wage
aber zu bezweifeln, daß ein derart kirchenhöriger Frömmelnder wie Steinmeier
überhaupt zu echter Intellektualität fähig ist.
Seine
Doktorarbeit soll brillant gewesen sein; vielleicht leidet der Mann wie so
viele Religioten nur an einer Inselverarmung.
Für
meinen Geschmack hat der zukünftige Bundespräsident aber bereits viel zu viel von seiner schwer religiotischen Seite gezeigt,
um noch viel von ihm zu erwarten.
Steinmeier
ist aber der beliebteste Politiker Deutschlands – hier sind sich öffentliche
Meinung und VERöffentlichte Meinung offensichtlich einig.
Wie
immer bei Bundespräsidenten gibt es keine Elitenverachtung, sondern nur Jubel.
Die ARD
kniet ehrfürchtig vor Joachim-ich-bin-der-geilste-Gauck und widmet ihm eine kritiklose
Jubel-Doku.
[….]
Mit dem Film, für den Eva Lodde, Matthias
Deiß und Robin Lautenbach den Bundespräsidenten fünf Jahre lang begleitet
haben, beginnt am Dienstag der Reigen der Abschiedsporträts vom Bundespräsidenten
Joachim Gauck und seiner Gefährtin Daniela Schadt. [….] Wo bleiben zwischen all den schönen Bildern
und liebevollen Blicken kernige Fragen nach Gaucks Haltung zum deutschen
Nie-wieder-Krieg, zu Holocaust und Israel? Warum hat er sich in schwerster
Flüchtlingsstunde von der Kanzlerin distanziert? Warum sagt er so wenig zum
Terror? Die Autoren stellen kritische Fragen, aber Gauck darf sie allesamt
selbst beantworten. Der Präsident erklärt da den Präsidenten. [….]
Noch ein
aufgrund des Amtes in den Himmel gehobener Mensch ist der heute verstorbene
Roman Herzog.
Auch er
war Bundespräsident und wird somit automatisch über die Maße bejubelt.
Auch
hier keine Spur von Elitenverachtung.
Der Ruckruf-Präsident
[….]
Ein Mann - ein Wort, und das hieß Ruck.
Bundespräsidenten haben unterschiedliche Wege gefunden, um ihren Abdruck im
kollektiven Gedächtnis zu hinterlassen. Roman Herzog, der siebte im Amt nach
Richard von Weizsäcker, tat es auf seine Weise, doch kaum minder prägnant als
dieser. Jetzt ist er im Alter von 82 Jahren gestorben.
Es wäre nicht einmal
fair, in Herzog ein Gegenbild zu seinem Vorgänger sehen zu wollen. Dazu war er
zu eigenständig, zu originell im besten Sinne: ein Spitzenjurist mit
glanzvoller akademische Karriere bis hin an die Spitze des höchsten Gerichts,
versierter Politiker. Ein konservativer Protestant aus dem niederbayerischen
Landshut, hoch gebildet und weltläufig, unprätentiös, selbstironisch und
ausgestattet mit Drang und Gabe zu einer Deutlichkeit, die sich nicht immer um
Konventionen scherte. Ein Intellektueller, der es vermochte, so zu reden, dass
ihn jeder verstand.
[….]
Ruck, Ruck-Präsident, Ruck-Rede – das schreiben
sie heute alle voneinander ab.
Was für
ein Popanz.
Herzog
war ein durchschnittlich guter Redner mit starkem Akzent, der das Glück hatte,
daß eine seiner Reden offensichtlich in eine Medienflaute fiel, so daß jeder
das Wort „Ruck“ aufgriff.
Diese Rede
hatte aber wie auch der Rest von Herzogs Präsidentschaft keinerlei Wirkung
erzielt. Sie blieb politisch folgenlos und sozial irrelevant.
Wenn ich
an Roman Herzog denke, fällt mir eine für meinen Geschmack
unangemessene Hemdsärmeligkeit ein – gleich bei einem seiner ersten öffentliche
Auftritte, zog er sich das Sakko aus, ergriff auf einem Bahnsteig eine Maß Bier
und schlang sie so gierig runter, daß ihm das Bier über die feisten Bäckchen
lief.
Unverkrampft
und so. Aber eben auch unappetitlich und proletenhaft.
Schlimmer
ist aber seine mangelnde Sensibilität in den Fragen der deutschen
Vergangenheit.
Als
Martin Walser am 11.10.1998 in seiner skandalösen Paulskirchenrede verkündete,
die Juden seien schuld, wenn er leide, blieben Ignatz und Ida Bubis, geschockt
und versteinert sitzen. Sie hatten es nicht für möglich gehalten so öffentlich
als Juden wieder gedemütigt zu werden.
Roman
Herzog, der nur zwei Plätze weiter saß, hatte natürlich nicht im Geringsten die
Brisanz der Walser-Keule begriffen und sprang begeistert applaudierenden von
seinem Sitz.
Man möge
sich das gerade gestern in der ARD gelaufene „Letzte Gespräch“ Ignatz Bubis‘ noch einmal
ansehen, um diese entsetzliche Kaltherzigkeit des Bundespräsidenten noch mal
vor Augen zu halten.
Unfassbar
peinlich auf Herzogs Fauxpas bei seinem Staatsbesuch 1994 in Polen, als er,
ausgerechnet der DEUTSCHE Präsident scheinbar gar nicht den Unterschied
zwischen dem Aufstand im Jüdischen Ghetto Warschaus und dem Warschauer Aufstand
kannte.
Der Warschauer
Aufstand fand statt vom 01. August bis 03. Oktober 1944, als die deutschen
Truppen die gesamte Polnische Hauptstadt dem Boden gleichgemacht, 20 % aller
Polen getötet und dabei noch nie dagewesene Grausamkeiten begingen.
[….]
Himmler hatte im Sinne Hitlers bereits
Tage zuvor den Befehl gegeben, sämtliche nichtdeutschen Einwohner Warschaus
ohne Ansehen von Alter, Geschlecht oder Beteiligung am Aufstand zu töten und
die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Durch diese Anordnung wollte er den
Widerstand des polnischen Volkes gegen die NS-Herrschaft ein für alle Mal
brechen. Infolgedessen endete der Angriff der „Kampfgruppe Reinefarth“
gegen den westlichen Stadtteil Wola mit einem Massaker an der Zivilbevölkerung.
Schätzungen zufolge töteten die deutschen Einheiten zwischen 20.000 und 50.000
polnische Zivilisten. Die Einheiten vermieden es sogar, den Kampf gegen die
Heimatarmee aufzunehmen. Der Kommandeur der in Wola liegenden AK-Einheiten
bezeichnete seine Verluste an Soldaten mit 20 Toten und 40 Verwundeten.
Reinefarth beschwerte sich unterdessen bei seinen Vorgesetzten, dass die ihm
zugeteilte Munition nicht ausreiche, um alle gefangenen Zivilisten zu
erschießen. [….]
Wieso
ausgerechnet der 03.10. später zum deutschen Nationalfeiertag erhoben wurde,
weiß wohl nur der Historiker Helmut Kohl.
Der
Aufstand des Jüdischen Ghettos in Warschau fand zwischen dem 19. April 1943 und
dem 16. Mai 1943 statt. Die Warschauer Bevölkerung hatte damals noch relativ
teilnahmslos zugesehen wie die deutschen Besatzer das gesamte Ghetto zerstörten
und alle Juden umbrachten.
Roman
Herzog kannte aber den Unterschied gar nicht so genau.
Er
verkündete er werde „am 1. August 1994 aus Anlass des 50. Jahrestages im
Warschauer Ghetto" nach Polen reisen.
Er hätte
zurücktreten müssen.