An mein Posting von gestern anschließend:
Herr Trump muss ungeheuer verzweifelt sein, daß er nun so ein Feuerwerk abbrennt, um bei seiner Basis zu punkten.
Herr Trump muss ungeheuer verzweifelt sein, daß er nun so ein Feuerwerk abbrennt, um bei seiner Basis zu punkten.
Nun also der heldenhafte Weihnachtsbesuch im Irak,
um von seinem gewaltigen Problemberg in Washington abzulenken.
Ein Problemberg, den er freilich selbst aufgehäuft hat.
Die Regierung steht still, die Aktienkurse brechen ein wegen Trump.
Aussicht auf Besserung besteht nicht. Die außenpolitischen
Probleme dürften sich durch Trumps Geschenke an die Türkei, Russland und den
Iran gewaltig verschärfen.
Wie soll die US-Administration das managen, wenn der Chef
noch nicht mal in der Lage ist nach zwei Jahren im Amt all die vakanten Stellen
zu besetzen?
Es herrscht Chaos in der US-Regierung; trump-Chaos.
Es herrscht Chaos in der US-Regierung; trump-Chaos.
[…..] The Plum Line
When the new year
begins next week, President Trump will have an acting chief of staff, an acting
secretary of defense, an acting attorney general, an acting EPA administrator,
no interior secretary, and no ambassador to the United Nations. The officials
originally in all those positions have either been fired or have quit in
various measures of disgust or scandal. His former campaign chairman, deputy
campaign chairman, national security adviser and personal lawyer have all
pleaded guilty to crimes. His campaign, his transition, his foundation and his
business are all under investigation. The United States’ allies are horrified
at the chaos Trump has brought to our foreign policy. The stock market is
experiencing wild swings as investors are gripped with fear over what might be
coming and what Trump might do to make it worse — a situation alarming enough
that the treasury secretary felt the need to call up the CEOs of major banks to
assure them that everything is under control.
And, oh yeah, the
government is shut down.
This, my friends, is
exactly what we were afraid of when Trump somehow managed to get elected
president two years ago. This is what we warned you about. [….]
Das sind keine Auflösungserscheinungen, sondern das ist full
turmoil. #45 reißt gerade alles in den Abgrund.
Über die Hälfte der Amerikaner lehnt nicht nur den Kurs der
eigenen Regierung ab, sondern sie schämt sich in Grund und Boden für die
peinliche Gestalt im Weißen Haus.
Aber was ist mit den anderen? Seiner core base, dem harten
Kern aus etwa 40 Millionen rechtsradikalen FOX-verseuchten Amis, die ihren
orangenen Erlöser immer noch frenetisch feiern, verteidigen und bejubeln?
Was ist los mit denen, daß sie sich ebenso hartnäckig wie
ihr Führer der Realität widersetzen?
Es gibt einige Hauptgründe. Einerseits gibt es keinen amerikanischen
Top-Politiker, der so klar rassistisch agiert und andererseits ist Trump kein
politischer Anführer, sondern vielmehr ein Religiöser.
Religionen sind das Mittel der Wahl, wenn man irrealen
Unsinn verkaufen will.
Was könnte unsinniger als das Christentum sein? Schlangen,
die sprechen, Frauen, die ohne Sex schwanger werden und leibhaftig zum Himmel hinauffliegen,
Männer, die 900 Jahre alt werden und dann auch noch der langhaarige Gammler,
der übers Wasser gehen kann und nach dem Tod wieder lebendig wird.
Das widerspricht alles eindeutig der Realität, aber indem
man es zum Glaubensgrundsatz erklärt und dann möglichst viele Menschen
zusammenbringt, die sich alle demselben Wahn verschreiben, bildet man eine zusammengeschweißte
Gemeinschaft, die dem Cult-leader schon deswegen nicht widerspricht, weil man
damit ausgestoßen wäre.
Je offensiver man sich zu der von ihm verkündeten Fiktion
bekennt, desto enger ist das Band der Epigonen, die ihm folgen untereinander.
[…..] Beim US-Präsidenten Donald Trump ist unterdessen der Lügenzähler der »Washington Post« – Stand vom 30. Oktober – auf 6420 nachweislich falsche oder irreführende Behauptungen geklettert. Trump lügt sich fast schon wahllos durch den Tag. Als nach den US-Zwischenwahlen in Florida nachgezählt werden musste, behauptete er, Betrüger hätten sich verkleidet, um mehrmals abzustimmen und seiner Partei den Wahlsieg zu rauben.
Und dennoch: Die Zustimmungswerte für Trumps Karneval der politischen Verwahrlosung sind unter den amerikanischen Republikanern stabil. Seine Gefolgsleute erklären jeden aus der Luft gegriffenen Aberwitz im Nachhinein vehement für wahr. [….]
(SPIEGEL Nr. 50, 08.12.2018,
s.108 ff)
Die unzähligen Menschen, die abstruser Hass-Propaganda à la
Trump, Berger, AfD, PI frönen, die Verschwörungstheorien anhängen, Merkel für
eine Reptiloidin halten, annehmen eine „jüdische Verschwörung zur Umvolkung
Deutschlands“ existiere und sinistere Mächte übten Einfluss durch Chemtrails
aus, tun das nicht aufgrund wissenschaftlicher, politischer oder
journalistischer Überzeugung.
Dahinter stecken vielmehr religiöse, psychologische und
metaphysische Aspekte.
Deswegen funktionieren ganz offensichtlich unsinnige
PP/PI/AfD-Lügen gegen den rechtlich nicht bindenden Uno-Migrationspakt.
Trump lügt ohne sich Mühe zu geben, widerspricht sich
wahllos selbst und versucht gar nicht erst den hanebüchenen Quatsch irgendwie
plausibel aussehen zu lassen. Seine Jünger halten das für mutig und
erfrischend. Sie fühlen sich endlich von den lästigen Fakten befreit und
überziehen die armen irdischen Wesen, die auf der Realität beharren mit Hass
und durchaus realen Drohungen.
[…..] Für eine Spezies, die sich in einer komplizierten Welt zurechtfinden
muss, ist kollektiver Realitätsverlust eigentlich kein gutes Rezept.
Aber Menschen haben schon immer von gemeinsamen Fiktionen profitiert.
Das zeigt die Geschichte der Religionen. Anthropologen haben herausgefunden:
Gerade der Glaube an Unglaubliches war es, der mächtige Gemeinwesen
hervorbrachte.
Und warum ist diese Strategie so erfolgreich? Weil das Bekenntnis zur Fiktion Überwindung kostet. Es fällt nicht leicht, unerschrocken Widersinniges zu behaupten. Gottlose und Andersgläubige kringeln sich: Wie kann man nur! Stehe ich trotzdem zu meiner Überzeugung, ist das ein starkes Signal an die Mitgläubigen: Sie sehen, dass auf mich Verlass ist. Als Beweis meiner Loyalität bringe ich das Opfer meines Verstands.
Religionsforscher sprechen von »kostspieliger Hingabe«. Der Glaube erweist sich als umso stärker, je mehr er den Seinen abverlangt. Der amerikanische Anthropologe Richard Sosis hat nachgewiesen, dass strenge, fordernde Glaubensgemeinschaften besonders langlebig und somit erfolgreich sind. Auf die Art des Opfers kommt es dabei kaum an. Ob die Mitglieder sich umständlichen Fastenregeln unterziehen oder, wie die Katholiken im Mittelalter, mehrstündige lateinische Messen durchstehen – es dient alles dem gleichen Zweck: Die Menschen zeigen öffentlich, wie weit sie zu gehen bereit sind, nur um ihrer Gemeinschaft willen. […..]
Und warum ist diese Strategie so erfolgreich? Weil das Bekenntnis zur Fiktion Überwindung kostet. Es fällt nicht leicht, unerschrocken Widersinniges zu behaupten. Gottlose und Andersgläubige kringeln sich: Wie kann man nur! Stehe ich trotzdem zu meiner Überzeugung, ist das ein starkes Signal an die Mitgläubigen: Sie sehen, dass auf mich Verlass ist. Als Beweis meiner Loyalität bringe ich das Opfer meines Verstands.
Religionsforscher sprechen von »kostspieliger Hingabe«. Der Glaube erweist sich als umso stärker, je mehr er den Seinen abverlangt. Der amerikanische Anthropologe Richard Sosis hat nachgewiesen, dass strenge, fordernde Glaubensgemeinschaften besonders langlebig und somit erfolgreich sind. Auf die Art des Opfers kommt es dabei kaum an. Ob die Mitglieder sich umständlichen Fastenregeln unterziehen oder, wie die Katholiken im Mittelalter, mehrstündige lateinische Messen durchstehen – es dient alles dem gleichen Zweck: Die Menschen zeigen öffentlich, wie weit sie zu gehen bereit sind, nur um ihrer Gemeinschaft willen. […..]
(SPIEGEL Nr. 50, 08.12.2018, s.108 ff)
Es macht keinen Sinn sich wie die Anhänger des Opus Dei
selbst zu geißeln, sich die Neunschwänzige zum Gefallen Gottes auf den Rücken
zu knallen, einen Bußgürtel mit nach innen gerichteten rostigen Stacheln zu
tragen, auf Knien tagelang zur Fatima in Portugal zu rutschen, oder auf Knien
die unzähligen Stufen zur Schwarzen Madonna von Częstochowa (Tschenstochau)
hochzukraxeln. Vier Millionen Katholiken tun es aber dennoch jedes Jahr, weil
sie damit in ihrer Gemeinschaft beweisen welche Strapazen sie für den Glauben
auf sich nehmen.
In Manila lassen sich Katholiken sogar mit echten Nägeln zu
Ostern an ein Kreuz nageln, um Jesus zu ehren.
Derlei Leidensbeweise gibt es in allen Religionen.
Schiiten fügen sich blutige
Verletzungen durch Peitschen und Säbel zu, um ihre
Zugehörigkeit zum Kult zu demonstrieren. Erst wenn
alle blutig sind hören sie auf.
Trumps aberwitzige Lügen zu glauben, ihn kollektiv
anzufeuern, auf seinen Rallys in einen Massenwahn zu geraten folgt dem gleichen
psychologischen Prinzip.
[…..] Das Signal der kostspieligen Hingabe schafft einen starken Zusammenhalt.
Es ermöglicht Fremden der gleichen Fiktionsgemeinschaft, einander
mit Vertrauen zu begegnen; und es hält Trittbrettfahrer fern, die nichts
beitragen und im Zweifelsfall schnell wieder weg sind. Unter günstigen
Umständen können auf diese Weise große verschworene Gruppen heranwachsen
– und die geteilte Fiktion wird zur historischen Macht.
Davon profitieren nicht nur Religionen, sondern in gleichem Maß politische Sekten. Denn auch die Bereitschaft, gegen jede Evidenz zu lügen, ist ein fälschungssicheres Signal der Hingabe – je krasser, desto besser.
Absurde Geschichten sind in der Anhängerschaft immer gefragt, und sie verbreiten sich auch noch besonders gut. Das ist kein Zufall. Das Unglaubliche erstaunt, es bleibt leicht hängen – bester Erzählstoff, solange es noch irgendwie stimmig scheint. […..]
Davon profitieren nicht nur Religionen, sondern in gleichem Maß politische Sekten. Denn auch die Bereitschaft, gegen jede Evidenz zu lügen, ist ein fälschungssicheres Signal der Hingabe – je krasser, desto besser.
Absurde Geschichten sind in der Anhängerschaft immer gefragt, und sie verbreiten sich auch noch besonders gut. Das ist kein Zufall. Das Unglaubliche erstaunt, es bleibt leicht hängen – bester Erzählstoff, solange es noch irgendwie stimmig scheint. […..]
(SPIEGEL Nr. 50, 08.12.2018,
s.108 ff)
So wenig man einen überzeugten Christen/Juden/Muslimen mit
wissenschaftlichen Fakten und klaren Beweisen dazu bringen kann sich aus seiner
andere extrem exkludierenden Fiktionsgemeinschaft zu lösen, so sehr ist es auch
zum Scheitern verurteilt Impfgegner, Homöopathie-Anhänger, Aldebaraner-Jünger,
Soros-Verteuflern, Gauland-Fans oder Trump-Wählern von ihrem offensichtlichen
Irrsinn abzubringen. Wer sich die „Beweise“ für eine gefakte Mondlandung oder
eine Unterwanderung durch extra-terrestrische Reptilien einmal als
Beitrittsgeschenk zu einer Hassgruppe verinnerlicht hat, bleibt auch dabei,
weil er die Sphäre des Realen für seinen Glauben verlassen hat.
[…..] Nicht minder einprägsam ist die Fabel,
dass in Deutschland die Flüchtlinge in Luxusherbergen schwelgen und zum
Dank sich auch noch Ziegen aus dem Streichelzoo grillen. Auf solche Mirakel
ist die Hassreligion des rechten Randes fixiert; Gegenbelege tut sie
als Blendwerk ab. Sie verteufelt die Migration als Mutter aller Probleme
– der bösartige Sonderfall eines Glaubens. Seinen Anhängern ist keine
höhere Seligkeit verheißen, nur das hässliche Vergnügen, Schwächere
zu malträtieren.
Auf überzeugte Rechtsextreme mag speziell diese Aussicht euphorisierend wirken. Mitläufer genießen wohl einfach nur die Freiheit zum Krakeelen. Denn seien wir ehrlich: Lügen macht frei. Es ist beflügelnd, sich an Fakten nicht mehr gebunden zu fühlen. [….]
Auf überzeugte Rechtsextreme mag speziell diese Aussicht euphorisierend wirken. Mitläufer genießen wohl einfach nur die Freiheit zum Krakeelen. Denn seien wir ehrlich: Lügen macht frei. Es ist beflügelnd, sich an Fakten nicht mehr gebunden zu fühlen. [….]
(SPIEGEL Nr. 50, 08.12.2018,
s.108 ff)
Die vielen Trump-Epigonen im Weißen Haus haben sich für alle
anderen späteren Jobs außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft verbrannt.
Sarah Sanders und Kellyanne Conway sind so schlimme, amoralische
Lügnerinnen, daß kein seriöser Politiker sie jemals wieder einstellen wird. Wer
sich im Dezember 2018 noch von Trump anheuern lässt, verspielt seine
bürgerliche Reputation. Daher sind viele Stellen unbesetzt; Menschen, die noch
mit Fakten leben, können nicht für ihn arbeiten.
Aber diejenigen, die sich ihm völlig hingeben, die Abermillionen
Rednecks, Hillbillies, Fox-Hörer und Rassisten sind schon so weit in den Sog
der Trump-Sekte geraten, daß sie nicht mehr zu erreichen sind für die Außenwelt
der Ungläubigen.
[….] Donald Trump bietet den Anhängern besonders reichlich Gelegenheit
zur Unterwerfung, wenn er beispielsweise das Gegenteil einer Behauptung
vom Vortag zur neuen Wahrheit erklärt. Trump hat die Realitätsverleugnung
nicht erfunden, aber zur Serienreife geführt. Lügen bringt er quasi
schon vollautomatisch hervor, die Faktenchecker kommen kaum noch hinterher.
Seine bisherige Bestleistung erreichte der US-Präsident am 7. September
mit einem Ausstoß von 125 falschen oder irreführenden Behauptungen.
Dennoch ist Trump kein politischer Lügner neuen Typs, er kennt nur keinerlei Scham. Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, worum sein Denken kreist: um die Fiktion seiner Unbesiegbarkeit. Jede Wahl, die er nicht gewonnen hat, müsse demnach irgendwie gefälscht sein. [….]
Dennoch ist Trump kein politischer Lügner neuen Typs, er kennt nur keinerlei Scham. Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, worum sein Denken kreist: um die Fiktion seiner Unbesiegbarkeit. Jede Wahl, die er nicht gewonnen hat, müsse demnach irgendwie gefälscht sein. [….]
(SPIEGEL Nr. 50, 08.12.2018,
s.108 ff)
Man stellt seinen Gott nicht in Frage, so wie man sich nicht
von Jesus abwendet, weil er (=Gott=HeiGei) bei der Sintflut nahezu die gesamte
Erdbevölkerung killte.