In deutschen
Krankenhäusern tut man gut daran einige Fremdsprachen zu beherrschen.
Einerseits erscheint die Fachliteratur nach wie vor in Englisch und
andererseits sind die Arbeitsbedingungen insbesondere in den privatisierten
Kliniken so schlecht, daß deutsche Mediziner zu Myriaden jedes Jahr ins Ausland
fliehen.
Wer
junger Assistenzarzt ist, streckt ganz selbstverständlich seine Fühler in den
angelsächsischen und skandinavischen Raum aus.
Ähnliche
Fluchttendenzen gibt es aus den ländlichen Gebieten hin zu den großen Städten.
Schuld
ist die völlig von Lobbyisten dominierte Gesundheitspolitik. Der Gemeinsame
Bundesausschuss (G-BA) ist so mächtig, daß sich auch Minister an ihm die Zähne
ausbeißen. Dort sorgt man stets dafür, daß Pharmaindustrie, Krankenhauskonzerne
und Medizintechnikhersteller große Gewinne machen, während das Patientenwohl
hintan stehen muß. So kam es zum Prinzip der Fallpauschalen, das dafür sorgt,
daß Kranke immer schneller durch das System gejagt werden und oft nur
halbversorgt wieder aus dem Krankenhaus geschickt werden. So kommt es dazu, daß
für Hygiene kein Geld und keine Zeit bleiben, so daß Zigtausende jedes Jahr an
Krankenhausinfektionen sterben. So kommt es dazu, daß Radiologen sehr reich
werden, während der Landarzt am Bettelstab geht und Hausbesuche aussterben. Die
Gerätemedizin wird gepampert, die Zeit mit dem Patienten wird kaum bezahlt.
So kommt es zum Facharzthopping mit vielen
überflüssigen extrem teuren Diagnosemaßnahmen, weil den Patienten selbst niemand
befragt. Der Patient tappt im Dunkeln und geht zu immer mehr Fachärzten, weil
sich der einzelne doch keine Zeit nimmt.
Ein
totaler Irrsinn.
In einem
derart ausblutenden System, in dem moralisch verkommene CDU-Politiker wie
Hamburgs Ole von Beust und Wolfgang Peiner Hamburgs Kliniken an einen
Milliardär verschenken, der inzwischen so viel Geld der Beitragszahler an sich
gerafft hat, daß er gar nicht
mehr weiß wohin mit all den Milliarden und sich neuerdings Luxushotels kauft.
Das Geld
stammt von uns allen und fehlt in Krankenhaus im Personaletat. Zu danken haben wir es der CDU, die
aber beim Urnenpöbel die mit weitem Abstand beliebteste Partei ist.
Legendär ist das Desaster, das Beust mit dem Verkauf
der Hamburger Krankenhäuser (LBK) an Asklepios anrichtete.
29.2.2004: Beim Volksentscheid stimmen 76,8 Prozent der Wähler gegen den LBK-Verkauf.
7.9.2004: Ole denkt sich „scheiß auf die Demokratie - Finanzsenator Peiner hat doch da diesen netten Vetter bei Asklepios“ und so beschließt der Senat den Verkauf des LBK an den privaten Betreiber Asklepios.
29.2.2004: Beim Volksentscheid stimmen 76,8 Prozent der Wähler gegen den LBK-Verkauf.
7.9.2004: Ole denkt sich „scheiß auf die Demokratie - Finanzsenator Peiner hat doch da diesen netten Vetter bei Asklepios“ und so beschließt der Senat den Verkauf des LBK an den privaten Betreiber Asklepios.
Neun Jahre später ist Aspklepios-Besitzer Broermann
zwei Milliarden Euro reicher und seine Angestellten haben teilweise nicht mal
einen Tarifvertrag.
Heute streikten die Mitarbeiter vor dem
Asklepios-Krankenhaus St. Georg.
100 Servicemitarbeiter fordern einen
einheitlichen Haustarifvertrag. Doch die Unternehmensleitung lehnt weitere
Verhandlungen ab […] Wenn sich Wut in Dezibel messen lassen würde,
wäre die Obergrenze fast erreicht: Riesenwut. Gemeinsam mit etwa 100 anderen
Servicemitarbeitern der Asklepios Kliniken steht Schoop vor dem Eingang des AK
St. Georg an der Langen Reihe. Es sind Reinigungskräfte, Wachleute,
Küchenhilfen, Lagerarbeiter aus allen Häusern. […]
Bereits zum dritten Mal seit Mitte
Mai hat Ver.di zu einem Warnstreik aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert einen
Haustarifvertrag für die Tochterfirma Asklepios Services Hamburg (ASH). […]
"Nach wie vor gibt es keine Bereitschaft, die 900 Beschäftigten angemessen
zu entlohnen", kritisiert Björn Krings von Ver.di. […] Nach der
Privatisierung des Hamburger Landesbetriebes Krankenhäuser 2007 waren die
Servicebereiche in Tochterfirmen des Asklepios-Konzerns ausgelagert worden. Die
Folge: Der Tarifvertrag der Hamburger Krankenhäuser muss nicht angewendet
werden. […] Margerit Amori verdient 1100 Euro im Monat. Seit zwei Jahren
arbeitet sie als Servicekraft im Klinikum Nord, ist etwa für Essenverteilung
zuständig. Die Schichten gehen von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends - mit zwei
Stunden Pause. "Harte Arbeit, wenig Geld", sagt die 48-Jährige, während
sie mit den anderen Demonstranten über den Steindamm zieht. Viele Kollegen
hätten Zweitjobs oder seien auf Hartz IV angewiesen. Auch Amori denkt darüber
nach.
So geht es vielen. Küchenhelfer
Harald Lünstedts Bruttostundenlohn liegt bei 8,38 Euro.
In der
Not frisst der Teufel Fliegen.
Wie
schon in der ambulanten Pflege, baut man auch in den Krankenhäusern auf
Ausländer.
Deutsche
Reinigungskräfte gibt es ohnehin nicht mehr, weil sie zu mies bezahlt und
behandelt werden.
Aber
auch das Pflegepersonal wird inzwischen aus allen Teilen der Welt rekrutiert.
Die
perverse Logik dahinter:
Bevor wir den Gewinn der Konzern-Spitzen schmälern, drängen wir lieber die deutschen Arbeitnehmer aus dem Gesundheitsbereich, weil uns das das Wohl der Kranken und Pflegebedürftigen ohnehin kaum etwas wert ist. Wir setzen eben darauf, daß es Länder gibt, in denen die Arbeitsbedingungen noch schlechter sind, so daß die zu uns kommen und hier die Arbeit tun, die unter unserer Würde ist.
Bevor wir den Gewinn der Konzern-Spitzen schmälern, drängen wir lieber die deutschen Arbeitnehmer aus dem Gesundheitsbereich, weil uns das das Wohl der Kranken und Pflegebedürftigen ohnehin kaum etwas wert ist. Wir setzen eben darauf, daß es Länder gibt, in denen die Arbeitsbedingungen noch schlechter sind, so daß die zu uns kommen und hier die Arbeit tun, die unter unserer Würde ist.
Das gilt
aber keineswegs nur für den Pflegebereich, sondern auch für die Ärzteschaft,
die nur deswegen „funktioniert“, weil jährlich Myriaden junge Ärzte aus aller
Welt gezielt hierher gelockt werden.
Prinzipiell
ist natürlich nichts gegen einen hohen Ausländeranteil unter Krankenhausärzten
einzuwenden. Im Gegenteil, nach meiner Erfahrung profitieren die Patienten
sogar massiv, weil Menschen, die bereit sind ihre Heimat zu verlassen und in
einer neuen Sprache unter ganz andere Bedingungen neu anfangen motivierter und
enthusiastischer sind.
Außerdem
bringen Ärzte, die in verschiedenen Ecken der Welt ausgebildet wurden, neue
Perspektiven und zusätzliche Behandlungsmethoden ein.
So
staunen viele deutsche Ärzte in großen Kliniken über das chirurgische Geschick
ihrer osteuropäischen Kollegen, weil man sich hier viel stärker auf Geräte und
Medizinroboter verlässt.
Es ist
kein Nachteil Innere Medizin in einem Land zu studieren, in dem nicht so viele
Hightech-Pharmaka zur Verfügung stehen.
Also alles
gut?
Nein, keineswegs.
Nein, keineswegs.
Denn bei
dieser Betrachtung wird völlig ausgeklammert, daß die vielen polnischen,
rumänischen oder griechischen Ärzte in Deutschland in ihrer Heimat fehlen!
Das
deutsche Gesundheitssystem hat ein parasitäres Verhältnis zu Osteuropa.
Viel viel
ärmere Länder investieren Milliarden in die Facharztausbildung ihrer Studenten
und anschließend werden sind in speziellen Jobbörsen vor Ort abgeworben und
fliegen direkt nach Berlin oder München.
Extrem
übel ist die Lage in Rumänien, also dem Land gegen das CSU-Politiker ihre
widerliche Hetzkampagne „wer betrügt, der fliegt“-Kampagne richteten.
Nach
Angaben des rumänischen Ärzteverband-Präsidenten Vasile Astărăstoae haben in
den letzten 20 Jahren 21.000 rumänische Ärzte das Land verlassen. Für ihre
Ausbildung gab Bukarest umgerechnet fast vier Milliarden Euro aus.
In
deutschen Krankenhäusern arbeiten zurzeit knapp 4.000 rumänische Ärzte, noch
etwas mehr sind es in Frankreich und England.
In Rumänien
selbst ist die Ärzteschaft auf einen Minimalstand von gerade mal 14.000
abgesunken.
Dadurch
verschärft sich die Lage in Rumänischen Klinken so massiv, daß eine
unaufhaltsame Abwärtsspirale in Gang gesetzt wurde. Die noch verbliebenen
Mediziner stehen unter so gewaltigen Druck, daß sie nun erst recht ausreisen
möchten.
Kapitalismus
pervers.
Man
nutzt die Armen aus, weil man in den reichsten Ländern nicht bereit ist die
Milliardäre finanziell in die Pflicht zu nehmen.
Großkonzerne
zahlen keine Umsatzsteuern, zig Milliarden schwere Erben wie die Albrechts
zahlen keine Erbschaftssteuer und auch bei den Menschen sucht sich Deutschland nur die aus, die
finanziell interessant sind.
Die Bilder
gleichen sich in Osteuropa.
Auch das
kleine Tschechien verliert jedes Jahr hunderte ausgebildete Ärzte gen Nordwesteuropa.
Deutschland
nutzt das schamlos aus und war im November 2013 prominent bei einer
internationalen Jobmesse für Mediziner in Prag vertreten. Dutzende deutsche
Kliniken warben tschechische Mediziner für rund 500 freie Ärztestellen in ganz
Deutschland an.
In anderen Ländern ist
die Lage nicht viel anders als in Tschechien. Aus Polen sind nach einem Bericht
der Zeitschrift W Sieci seit dem Ende des Kommunismus 1989 schon
schätzungsweise 17 000 bis 22 000 Ärzte emigriert, vor allem nach Deutschland,
Großbritannien, Irland oder Norwegen. Dort lägen die Gehälter um ein Fünf- oder
Sechsfaches über dem polnischen Niveau, schrieb das Blatt. Diejenigen, die
bleiben, führen zähe Kämpfe, bis heute. In den vergangenen Tagen kam es wieder
zu Streiks und zur Schließung zahlreicher Polikliniken, weil ein Teil der
niedergelassenen Ärzte das Angebot des Warschauer Gesundheitsministeriums für
die Vergütung im Jahr 2015 nicht akzeptiert.
Auch Ungarn und die
Slowakei haben medizinisches Personal in hellen Scharen verloren, ebenso
Bulgarien. Besonders stark betroffen ist Rumänien, wo nach Angaben des dortigen
Ärzteverbandes seit 1990 rund 21 000 Ärzte die Flucht ergriffen, davon zwei
Drittel, 14 000, seit dem EU-Beitritt 2007. […]