Franz-Josef
Strauß, 1915-1988, war 27 Jahre CSU-Vorsitzender, ab 1953 Bundesminister, 1980
Kanzlerkandidat der CDU/CSU und von 1978 bis zu seinem Tod legendärer
bayerischer Ministerpräsident.
Franz-Josef
Strauß, Wehrmachtsoffizier an der Ostfront, Rottenführer des
Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK), Referent beim NSKK-Sturm 23/M
86 und Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds (NSDStB).
Strauß war notorisch unehrlich, stolperte durch unzählige Sex- und
Bestechungsaffären. Er war so gierig und korrupt, daß er es aufgrund
seiner politischen Funktionen zum Multimillionär brachte. Firmen wie
Daimler-Benz, Bertelsmann, BMW und Dornier überwiesen kontinuierlich Geld auf
das Konto einer FJS-Briefkastenfirma.
[….]
Die Liste der Unternehmen, die Strauß
über das Büro Geld zahlten, reicht von BMW und Bertelsmann über Daimler-Benz
und Dornier bis hin zu Firmen aus dem Flick-Imperium und der Taurus-Film GmbH
des Medien-Moguls Leo Kirch. Allein in den Jahren 1964 bis 1968 addierten sich
die Zahlungen auf insgesamt 490.892 Mark. Eine für die damalige Zeit immense
Summe: Das Jahresgehalt eines Bundesministers betrug seinerzeit etwa 90.000
Mark. [….]
Er war
nicht nur der Rechtsaußen der Bundesrepublik, sondern weltweit Förderer und
Freund der faschistischen und rassistischen Regime in Südamerika und Südafrika.
Der
FJS-Bundestagswahlkampf 1980 war der erste, den ich bewußt miterlebte. „Stoppt
Strauß“ war nicht bloß irgendein Slogan, sondern die Furcht vor einem Bundeskanzler
Strauß war damals so real und bedrückend, daß viele (Nord)-Deutsche, unter
anderem meine Mutter, in dem Fall ausgewandert wären.
Ich war
Student und hockte nachts in einer schummerigen Kiez-Kaschemme, als die Musik
abgedreht und das Radio aufgedreht wurde: Der bayerische Ministerpräsident
liege im Sterben bei den „barmherzigen Brüdern“. Es brandete spontan Applaus
auf, wir tranken alle auf die gute Nachricht.
Er starb
seinem Leben entsprechend.
Seine
Adlaten Stoiber und Tandler hatten ihm wie üblich zu seinen Jagdausflügen nach
dem Ballern zwei Nutten und sehr viel Alkohol besorgt.
Ficken,
fressen, volltrunken – nach dem Motto krepierte er an seiner eigenen Kotze.
Im Zeitalter
vor dem Internet und der sozialen Medien galt Strauß Millionen Menschen als die
Inkarnation des Bösen, als ebenso gefährlich wie hässlich.
Nur
moralisch völlig Verkommene erwärmten sich für FJS, aber daran herrschte in
Bayern nie Mangel.
Ebenso
wie bei George W. Bush fehlte es mir bei Strauß schlicht und ergreifend an der
Phantasie, daß es noch schlimmer kommen könne.
Aber
ebenso wie bei GWB habe ich mich offenbar geirrt.
Die neue
braune Troika aus Bayern – Söder, Dobrindt, Seehofer – ist gefährlicher als
FJS. Den drei Radikalen fehlt es ganz offensichtlich an intellektueller Substanz,
um zu begreifen was ihr zersetzender Egotrip anrichtet.
Ich kann
es genauso wenig glauben das zu schreiben, wie ich mir angesichts Trumps gewahr
wurde mit GWB noch Glück gehabt zu haben; aber auch Strauß war immerhin klug genug,
um zu begreifen wie wichtig Europa und friedliche außenwirtschaftliche
Beziehungen für Deutschland sind.
Er war
sich durchaus bewußt darüber, daß es noch eine Welt außerhalb der deutschen
Grenzen gab.
Sein
einstmals junger Fan Markus S. ist noch erheblich skrupelloser als das korrupte
Mitglied der NSDAP-Studentenverbindung.
Anders
als sein Vorvorvorvorvorgänger ist Söder bereit aus purer Machtgier den ganzen
Kontinent zu sprengen.
[….] Vor dem
Plenarsaal des Bayerischen Landtags steht am Donnerstag eine an sich bedächtige
Frau, sie sagt: "Ich könnte so kotzen, das kann ich gar nicht sagen."
Die Frau ist Abgeordnete der Grünen, doch in diesem Moment steht sie Angela
Merkel näher als jeder Christsoziale. Alles, was die CSU da in Berlin
veranstalte, mache sie doch "nur wegen dieser blöden Landtagswahl" am
14. Oktober. Die milliardenschweren neuen Projekte des Ministerpräsidenten
Markus Söder, das harte Polizeigesetz, der Kreuzerlass - und dennoch verharrt
die CSU in Umfragen bei gut 40 Prozent. "Denen fällt nichts mehr
ein", vermutet die Grünen-Frau. Deshalb jetzt diese unglaubliche
Eskalation in Berlin.
Die Unionsschwestern
CDU und CSU haben im Streit um die Zurückweisung von Flüchtlingen das Stadium
maximaler Zerrüttung erreicht. Seit Donnerstag steht der Bruch der
Fraktionsgemeinschaft im Bundestag im Raum. Und das Ende von Merkels
Kanzlerschaft. [….]
Die CSU
des Jahres 2018 ist zu einer ausschließlich destruktiven, debilen und
dämonischen Kraft retardiert. Verglichen mit den grenzdebilen Gestalten, die derzeit
die Parteiführung in München stellen, wirkt Strauß wie ein besonnener weiser
Mann.
[…..] Es gab eine Zeit, da war die CSU eine große
Europapartei, konservativ und weltoffen zugleich. Sie arbeitete kraftvoll an
der Einigung des Kontinents, und Franz Josef Strauß, ihr bedeutendster
Politiker, sagte: "Ein geeintes Europa soll die Vorstufe zu den Vereinigten
Staaten von Europa sein."
In diesen Tagen
fordert kein Führungspolitiker der CSU mehr den europäischen Bundesstaat,
jedenfalls nicht vernehmlich. Im Gegenteil. Die Partei legt unter dem
bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, Bundesinnenminister Horst
Seehofer und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt die Axt an den Baum, den sie
selbst mit gepflanzt hat. Und nun verarbeitet sie den Stamm zu Schlagbäumen.
Das ist Kahlschlagpolitik.
[….]
Multilateralismus ist ein sperriges Wort
für eine einfache Idee: Probleme lassen sich eher miteinander als gegeneinander
lösen. Und Konflikte bereinigt man besser durch Kompromisse als durch
Konfrontation. Die Geschichte Europas gibt dieser Idee recht. [….] Seither erleben die Europäer, trotz aller
Probleme im Einzelnen, die längste und reichste Friedenszeit ihrer Geschichte.
Das alles wird gerade
von einer Allianz der Zerstörer angegriffen, deren Paten in Moskau und
Washington sitzen, deren Mitglieder aber auch bereits in Warschau, Budapest und
Rom regieren. Und womöglich auch schon in München. Diese Kräfte nähren sich -
so wie der Monsterclown in Stephen Kings Horrorroman "Es" - an den
Ängsten der Menschen. Sie greifen diese auf und verstärken sie, um dann den
starken Nationalstaat als Lösung zu präsentieren, der die vermeintlichen
Interessen des Volkes kraftvoll gegen die anderen Länder durchsetzt. Das
Problem ist nur: Wenn alle so handeln, gibt es am Ende wieder Krieg. [….]
Noch freie Staaten wie
Deutschland und die anderen EU-Länder stehen heute mit dem Rücken zur Wand. Sie
werden von den USA unter Handelskrieger Trump, vom Sowjetnostalgiker Wladimir
Putin und der totalitären Weltmacht China bedrängt. In dieser Lage die
Bundesregierung aufs Spiel zu setzen, Europa kaputtzureden und auf nationale
Alleingänge zu setzen, ist verwerflich. Markus Söder und Horst Seehofer sind
zum Sicherheitsrisiko für die Zukunft Deutschlands geworden. [….]
Natürlich,
auch Merkels Führungsversagen ist eklatant. Drei
Jahre hat sie Däumchen drehend verstreichen lassen, international zu keiner
Einigung gefunden, kontinuierlich durch ihre Politik die Fluchtursachen rasant
weiter angeheizt – Stichworte Waffenexporte in Krisenregionen, Aufgabe aller
Klimaschutzziele, katastrophale EU-Agrarpolitik zu Lasten Afrikas, Leerfischen
der afrikanischen Meere, Nichteinhaltung der Entwicklungshilfezahlungen, - und
sich schließlich aus Angst vor der AfD sukzessive auf eine völlige
Grenzschließung eingelassen.
Drei
Jahre zu spät dämmert ihr nun die Erkenntnis endgültig die EU zu sprengen, wenn
Deutschland als stärkstes Land wie von Seehofer gefordert alle Flüchtlinge auf
die unglücklich im Süden liegenden EU-Grenzstaaten Griechenland, Italien und
Spanien abwälzt.
Denn
anders als AfD- und CSU-Anhänger kann sich auch ein Grundschüler ausmalen, was
passiert, wenn man den Plan der sofortigen Grenzschließung des senilen Bundessuperinnenminister
umsetzt:
Schengen stirbt, die deutsche Wirtschaft erleidet massive Schäden, Österreich wird sofort auch seine Grenzen hermetisch schließen, weil die Rechts-Rechtsextrem-Regierung in Wien nicht riskieren will allein alle Flüchtlinge aufzunehmen.
Schengen stirbt, die deutsche Wirtschaft erleidet massive Schäden, Österreich wird sofort auch seine Grenzen hermetisch schließen, weil die Rechts-Rechtsextrem-Regierung in Wien nicht riskieren will allein alle Flüchtlinge aufzunehmen.
In der
Folge würden aufgrund der brachialen Fluchtursachen-verstärkenden Brüsseler und
Berliner Politik Griechenland, das so pleite ist, daß die staatlichen
Strukturen schon zusammengebrochen sind und außerdem Italien, das bereits von
irren Rechtsextremen regiert wird, allein den ganzen Migrationsdruck auf die EU
abbekommen und sich verweigern, indem sie die EU lahmlegen.
Die AfD
hätte noch mehr Auftrieb.
[…..] Donald Trump zerstört gerade den Westen, wie man ihn seit dem Zweiten Weltkrieg gekannt hat. In Europa breiten sich die Rechtspopulisten aus. Und auch in Deutschland schwindet das Vertrauen in die Demokratie. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat das kraftvoll beschrieben: Längst nicht mehr alle Bürger seien davon überzeugt, dass das westliche, europäische Modell überlegen sei. Stattdessen würden sie sagen: "Ihr kriegt nix hin." Und was machen Merkel und Seehofer in dieser Lage? Sie riskieren ohne Not, dass die Regierung platzt. Denn inhaltlich ist der Dissens zwischen Merkel und Seehofer gar nicht so unüberbrückbar, wie oft behauptet wird. [….]
In
Brüssel kann man es nicht fassen was Seehofer und Söder anrichten.
Als
Strauß das legendäre Kreuth-Desaster anrichtete, in Windeseile wieder umfiel und
vor Helmut Kohl kuschte, war er vermutlich betrunken oder aus sonstigen Gründen
kurzzeitig verwirrt.
Er
riskierte damals die Existenz der CSU, was er auch sehr schnell einsah. Es wäre
aber ein regionales deutsches Ereignis geblieben. Die EG wäre nicht tangiert
worden; in Bonn hätten weiterhin europafreundliche CDU/FDP- oder SPD/FDP-Regierungen
geherrscht. Strauß hätte seinen Hals und seine Partei auf’s Spiel gesetzt. Heute
ist die gesamtpolitische Situation erheblich gefährlicher.
Sollte die Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU 2018 platzen, weil sich die drei bayerischen
Blöden gegenseitig aufstacheln, würde Merkels CDU bei der bayerischen
Landtagswahl im Oktober 2018 antreten und der CSU endgültig den Nimbus der
Partei für absolute Mehrheiten nehmen. Söder schlimmster Alptraum; er müsste
fortan auch zu Hause auf seine verhasste Schwester Rücksicht nehmen. Er wäre
extrem geschwächt und würde auf Dauer die CSU überflüssig machen.
In meinen
Augen also ein positives Szenario.
Vorher
wäre aber die Bundesregierung implodiert und damit Macron als letzte EU-Kraft
der Vernunft übrig bleiben.
Europa
wäre womöglich am Ende.
[….] Im Moment ist nur eines klar: Bekäme die
CSU ihren Willen, wäre es schnell vorbei mit dem Europa ohne Grenzen. "Den
Schaden hätten alle", warnt der niederländische Migrations-Staatssekretär
Mark Harbers, "Pendler, Touristen, Lkw-Fahrer."
Außerdem entstünde der
befürchtete Domino-Effekt: Wenn Deutschland zusperrt, folgt Österreich, und am
Ende bleiben Griechen und Italiener auf den Migranten sitzen. "Deshalb
können wir uns nicht nur auf die Außengrenzen konzentrieren", sagt ein
EU-Diplomat, "sondern müssen auch die Verteilungsfrage lösen." Das
soll auf dem Gipfel gelingen, ist aber höchst unwahrscheinlich. Eine echte
Lösung werde es wohl erst nach den Europawahlen im kommenden Jahr geben können,
heißt es in Brüssel.
Bis dahin kann alles
anders sein. Sollte Merkel stürzen, gewännen die illiberalen Kräfte in der EU,
die Grenzschließer und Durchgreifer, wohl endgültig die Oberhand, befürchten
viele - nicht zuletzt die französische Regierung, die den Berliner Vorgängen
mit offenem Mund zuschaut.
Die andere Sorge ist
noch größer, sie bezieht sich auf das gesamte europäische Projekt, das in
Gefahr gerät. "Das Letzte, was die EU angesichts der Lage in der Welt
gebrauchen kann, ist eine Regierungskrise in Deutschland", sagt ein
zweiter EU-Diplomat. "Was gerade passiert, können wir uns nicht
leisten." [….]