Meine
mangelnde christliche Prägung hat zur Folge, daß ich kaum in den Kategorien Strafe,
Rache und Schadenfreude denke.
Bestrafte,
eingesperrte, gefolterte Menschen tun mir immer Leid; ich kann nie Genugtuung
dabei empfinden, weil sie es verdient haben.
Ich sehe
Gefängnisse als generelles Übel, das noch mehr Kriminalität produziert.
In
Norwegen gibt es Experimente mit sehr viel freieren Bestrafungsformen, die dazu
führen, daß es klar niedrigere Rückfallquoten gibt. Ich wünschte, das könnte man generell
einführen. Bastøy
für alle Knastis!
[…..] Bastøy prison is the largest low-security
prison in Norway. The prison is located at Bastøy island in the Oslo Fiord,
belonging to Horten municipality. The prison uses the whole island, but the
northern part with the beach Nordbukta is defined as open to the public.
The prison is organized as a small island community with about 80
buildings, roads, beach zones, cultural landscape, football field, agricultural
land and forest.
In addition to the prison functions, there is a shop, library,
information office, health services, church, school, NAV (government social
services), dock, ferry service (with its own shipping agency) and a lighthouse
with facilities to let for smaller meetings and seminars. [….]
Unglücklicherweise
gibt es Menschen, die so gefährlich sind, daß sie eingesperrt werden müssen, um
andere vor ihnen zu schützen.
Ich bin
nicht so naiv zu glauben, daß es immer ohne Mauer und Zellen geht.
(….)
Natürlich ärgert es mich als Liberalen (nicht im FDP-Sinne!), wenn rechte
Parteien tragische Vorkommnisse ausnutzen, um sich als tatkräftig zu
inszenieren, indem sie höhere Strafen und schärfere Gesetze fordern.
Das
ist so billig und durchschaubar.
Das
tut man wenn das Kind im Brunnen ist.
Schärfere
Gesetze kosten nichts und lenken davon ab, daß die aktiven Politiker
offensichtlich bei der Prävention versagt haben.
Ganz
ohne Strafgesetzbuch und Jugendknäste geht es leider nicht.
Aber
ich erwarte, daß Politiker nicht wie 2001 CDU und Schillpartei in Hamburg dafür
gewählt werden mehr Jugendliche einzusperren, sondern wünsche mir Bildungs-,
Sozial- und Justizpolitik, die verhindert, daß Jugendliche überhaupt auf die
schiefe Bahn geraten.
Nach
„schärferen Gesetzen“ zu krakeelen, ist ein Armutszeugnis und zu allem Übel
wird das auch noch vom Wähler belohnt.
Mein
persönlicher Liberalismus gebietet es Freiheiten nur dort einzuschränken, wo
sie Dritte gefährden.
Waffen
müssen für den Privatgebrauch verboten sein, weil man mit Waffen andere
verletzt. Man darf nicht mit drei Promille Autofahren, weil man sich damit
nicht nur selbst umbringt, sondern andere gefährdet. (…….)
(Das gehört verboten, 03.01.2018)
(Das gehört verboten, 03.01.2018)
Es wäre
aber für alle Beteiligten besser und billiger, wenn man viel weniger Menschen
einsperren würde.
OK, so
gestört wie die Amis (330 Millionen Menschen) sind die Deutschen nicht.
In
Amerika sitzen etwa 2,3 Millionen Menschen im Knast. Mehr als ein Prozent der
erwachsenen Bevölkerung, während Deutschland bei 82 Millionen auf gerade mal
80.000 Gefangene kommt. Die amerikanische Gefangenenrate (Gefangene pro 100.000
Einwohner) von knapp 700 ist nach den kaum vergleichbaren Seychellen die mit
Abstand höchste der Welt.
Aber auch die deutsche Gefangenenrate von ~ 70 ist absurd hoch, wenn man an all die auf Abschiebung Wartenden, die psychisch Kranken und die in Beschaffungskriminalität verstrickten Menschen denkt, die eigentlich in einem geschlossen Knast nichts zu suchen haben.
Damit
aber nicht genug – Deutschland gibt mehrere hundert Millionen Euro jährlich für
die sogenannten „Ersatzfreiheitsstrafen“ aus.
Also
Menschen, die wegen geringer Vergehen zu Geldstrafen verurteilt sind, diese aber
nicht zahlen können und daher ersatzweise im Knast schmoren – im Extremfall
wegen Falschparkens und Schwarzfahrens.
[….]
Um in Deutschland ins Gefängnis zu
kommen, muss man kein besonders schweres Verbrechen begehen. Es reicht, ein
paar Mal mit dem Zug von Berlin nach Nordrhein-Westfalen zu fahren. Ohne
Ticket. Wie der 58-jährige Obdachlose, der das Grab seiner Frau besuchen
wollte. Weil er dabei nie eine Fahrkarte löste, kam er vor Gericht und wurde zu
16 Monaten Haft verurteilt. Oder der 29-Jährige, der mehrmals in Düsseldorf
unterwegs war, ohne zu bezahlen: 247 Tage Freiheitsstrafe. Oder ein 35-jähriger
Pole: Bei einer Polizeikontrolle erfuhr er, dass er per Haftbefehl gesucht
wurde. Weil er schwarzgefahren war und die Strafe nicht bezahlt hatte.
Anfang des Jahres
brachen neun Gefangene auf spektakuläre Weise aus der Berliner
Justizvollzugsanstalt Plötzensee aus. Fünf von ihnen waren dort wegen
Ersatzfreiheitsstrafen gelandet, unter anderem, weil sie ohne Fahrkarte
unterwegs gewesen waren. Ist Schwarzfahren wirklich ein derart großes Problem
für die Gesellschaft, dass Menschen dafür ins Gefängnis müssen? Ist das
verhältnismäßig? [….]
[….]
„Acht Monate Haft wegen Schwarzfahrens.
Das ist kein Witz, das kommt vor in Deutschland, und das sogar immer häufiger.
Wer in Deutschland eine Geldstrafe nicht bezahlen kann, dem droht nämlich
Gefängnis. Jeder zehnte Gefangene sitzt mittlerweile wegen einer solchen
Ersatzfreiheitsstrafe im Knast, zum Beispiel weil er ohne Führerschein
unterwegs war oder weil er eben schwarzgefahren ist. Für die Betroffenen ist
das eine Katastrophe, die den Staat zudem jährlich auch noch Hunderte Millionen
kostet. Dabei sind viele Gefängnisse ohnehin völlig überfüllt, und Personal
fehlt an allen Ecken und Enden. Ralph Hötte über eine der wohl absurdesten
Vorschriften im deutschen Strafrecht.“ […..]